Inhalt
- Welche Wärmebildkamera für die Jagd?
- Wieviel kostet eine Wärmebildkamera?
- Wie weit sieht eine Wärmebildkamera?
- Welches Zielfernrohr für das Wärmebildvorsatzgerät?
- Wärmebildkamera oder Nachtsichtgerät?
- Testberichte und Erfahrungen zu den besten Wärmebildkameras für die Jagd
Welche Wärmebildkamera für die Jagd?
Für den jagdlichen Allround-Gebrauch sollte eine Wärmebildkamera Wild auch auf größere Distanzen entdecken (man sagt auch “detektieren”) können. Dabei geht es in erster Linie nicht darum, das Wild anzusprechen zu können, sondern zunächst darum, das Wild zu entdecken. Dann ist man vorbereitet, sobald beispielsweise eine Rotte Schwarzwild in Schussentfernung kommt. Oder man kann eine Strategie planen, das Wild unbemerkt anzugehen. Im Nahbereich, spätestens auf Schussentfernung, sollte eine Wärmebildkamera für die Jagd Geschlechtsmerkmale, Rottenstrukturen und Größenunterschiede eindeutig erkennbar machen. So kann man das Wild waidgerecht ansprechen und erlegen.
Das gilt bei Wärmebildgeräten sowohl für Handgeräte als auch für Wärmebildvorsatzgeräte. Geschlechtsmerkmale werden in geeigneten Geräten gut durch die Temperaturunterschiede erkennbar. Am Beispiel des Schwarzwilds: Die Striche einer Bache oder die Klötze eines Keilers erscheinen im Wärmebild deutlich wärmer und setzen sich dadurch im Bild erkennbar vom restlichen Wildkörper ab. Selbst die Kontur des Pinsels kann man mit guten Wärmebildkameras auf entsprechende Entfernung eindeutig erkennen und den Keiler so sauber ansprechen.
Die benötigte Leistungsfähigkeit einer Wärmebildkamera für die Jagd ist aber auch von den gegebenen Revierverhältnissen und den persönlichen Anforderungen abhängig. In einem reinen Waldrevier, in dem Detektionsreichweiten durch die Bäume ohnehin extrem kurz sind, reich eventuell bereits eine günstigere Wärmebildkamera für den handgeführten Einsatz. In einem Misch- oder Feldrevier, in dem das Wild auch regelmäßig angepirscht werden muss und mittlere bis große Feldstrukturen vorherrschen, sind eher leistungsfähigere Modell nötig.
Wieviel kostet eine Wärmebildkamera?
Günstige handgeführte Wärmebildkameras für die Jagd bekommt man bereits für unter 1000 Euro. Bei diesen Modellen muss man durch die kleineren Durchmesser der Linsen und der Leistungsfähigkeit der Sensoren Abstriche in der Bildqualität und der Detektionsreichweite machen.
Kleine Displays erschweren bei diesen Geräten außerdem die Handhabung für den Jäger. Allerdings können sie für jemanden mit einem reinen Waldrevier, in dem viele Dickungen und ein enger Baumbestand dominieren bereits interessant sein, da hier meist keine weiten Detektions- und Schussentfernungen nötig sind. Vorteil von “leistungsschwachen” Wärmebildkameras: Oft hat man ein größeres Sichtfeld und das Entdecken von Wild gelingt schneller als bei leistungsstarken Kameras.
Für Mischreviere oder gar reine Feldreviere sollte jedoch lieber etwas mehr in eine Wärmebildkamera investiert werden. Zwischen 1500 bis 3000 € sollten hier für handgeführte Modelle eingeplant werden.
Wärmebildvorsatgeräte für die Jagd beginnen preislich ab ca. 1600 € und enden bei ca. 6500 € für Premium Modelle, die meisten Wärmebildvorsatzgeräte liegen preislich zwischen 2000-3500 € und sind in der jagdlichen Praxis weit verbreitet. Außerdem ist zu beachten, dass ein passender Klemmadapter für das Zielfernrohr zusätzlich benötigt wird. Der Preis für ein Klemmadapter für das Vorsatzgerät liegt bei ca. 150-250 €. Wie auch bei handgeführten Wärmebildkameras unterscheiden sich die Wärmebildvorsatzgeräte in den Objektivdurchmessern, den verbauten Sensoren und Displays und damit in der Leistungsfähigkeit.
Wie weit sieht eine Wärmebildkamera?
Der Begriff Reichweite einer Wärmebildkamera muss zunächst in die drei folgenden Bestandteile zerlegt werden
Detektion: Das erkennen eines Objekts mit einer definierten Größe
Erkennung: Das Objekt kann erkannt und zugeordnet werden (Tier, Mensch, Auto)
Identifikation: Einzelne Merkmale des erkannten Objekts können identifiziert werden (Keiler/Bache, Ricke/Bock, Mann/Frau)
Besonders ausschlaggebend für möglichst weite Detektions-, Erkennungs-, und Identifikation-Entfernungen ist der Pixel Pitch und die Brennweite der Linse einer Wärmebildkamera. Je kleiner der Pixel Pitch, desto geringer ist der Abstand der einzelnen Pixel auf dem Sensor. Sobald beispielsweise auf der Jagd ein Stück Schwarzwild auf 1000 m erscheint, werden auf einem 12 µm Pixel Pitch mehr Pixel auf der gleichen Sensoroberfläche angeregt als auf einem 17 µm Pixel Pitch Sensor, dadurch wird das Wild bereits eher detektiert.
Technischen Merkmale einer Wärmebildkamera
Die technischen Merkmale einer Wärmebildkamera, welche für die Qualität und Leistung maßgeblich sind auf einem Blick:
Pixel Pitch: Der Pixel Pitch gibt Auskunft über den Abstand einzelner Pixel auf dem Wärmebild Sensor. Je kleiner der Pixel Pitch, desto weiter lässt sich detektieren (Brennweite beachten).
Brennweite: Die Brennweite ist der Länge des Abstands zwischen Linse und dem Punkt wo einfallendes Licht gebündelt wird. Er wird in Millimetern angegeben. Eine große Brennweite in Kombination mit einem niedrigen Pixel Pitch ermöglicht weite Sicht mit einer Wärmebildkamera. Ideal für Feldreviere sind Brennweiten über 25 mm mit 12 µm Pixel Pitch
NETD: Der NETD Wert beschreibt die Wärmeempfindlichkeit in milliKelvin des verbauten Sensors. Ein Sensor mit einem NETD: < 50 mK kann demzufolge noch Temperaturunterschiede von 0,05 °C in der Umgebung detektieren.
Bildwiederholrate: die Bildwiederholrate gibt an, wie oft in der Sekunde ein neues Bild auf dem Display erscheint, bei einer Wärmebildkamera mit 25 Hz heißt das, jede Sekunde werden 25 Bilder bereitgestellt. Je höher die Bildwiederholrate in Hertz, desto ruhiger erscheint das Bild für den Betrachter.
Sensorauflösung: Die Sensorauflösung gibt an, wieviel Pixel auf dem Sensor der Wärmebildkamera sitzen. Je höher die Auflösung des Sensors, desto detailreicher erscheint das Bild.
Der Digitalzoom einer Wärmebildkamera kann nicht mehr Reichweite oder Detailschärfe schaffen, da hierbei nur ein Bildausschnitt aus dem Display vergrößert wird und keine zusätzlichen Bildinformationen beigefügt werden können.
Das Material des Sensors gibt pauschal keine Auskunft über die Leistungsfähigkeit einer Wärmebildkamera. Der VOx (Vanadium Oxide) Sensor ist einem aSi (Amorphes Silizium) Sensor nicht automatisch überlegen. Beispielsweise ist ein aSi Sensor mit einem NETD Wert von < 35 mK einem VOx Sensor mit einem NETD Wert von < 45 mK überlegen.
Welches Zielfernrohr für das Wärmebildvorsatzgerät?
Das Zielfernrohr sollte eine möglichst geringe Grundvergrößerung besitzen, wenn ein Wärmebildvorsatzgerät verwendet wird. Der Ideale Vergrößerungsbereich des Zielfernrohrs sollte zwischen 1,5 x bis maximal 10 x facher Vergrößerung liegen, je nach Leistungsfähigkeit des Geräts. Somit lassen sich Standard Tagesgläser wie in 3-12 x 56 ebenfalls mit einem passenden Klemmadapter nutzen, allerdings kann es je nach Modell vorkommen, das bereits bei einer 3 x fachen Grundvergrößerung Symbolleisten wie für Batteriestatus, Farbmodis oder Aufnahmemodus nicht mehr im Sichtfeld sind.
Nicht möglich ist die Montage eines Wärmebildvorsatzgeräts bei Zielfernrohren, dessen vorderer Montagering am Objektiv liegt oder eine Kimme am Lauf das Aufsetzen des Vorsatzgeräts auf das Zielfernrohr verhindert. Auch bei der Kombination eines sehr kurzen Laufs mit einem Over-Barrel Schalldämpfer sollte man vorab die Baulänge des Wärmebildvorsatzgeräts prüfen.
Viele Anwender steigen für die Jagd mit Wärmebildgeräten auch auf Drückjagdgläser mit einem großen Vergrößerungsbereich um. Gläser mit einem Vergrößerung von beispielsweise 1-8 x fach garantieren die volle Ausnutzung des verbauten Displays im Vorsatzgerät. Das gesamte System wird deutlich kompakter und leichter, dadurch wirkt bei Schussabgabe weniger Belastung auf die Zielfernrohrmontage und ist somit deutlich schonender für das Zielfernrohr und die Montage.
Wärmebildkamera oder Nachtsichtgerät?
Die Frage kann heutzutage wie die Frage nach dem perfekten Kaliber zu einem echten Spaltpilz werden. Tendenziell gibt es auf der einen Seite die Verfechter der Kombinierten Anwendung, d.h. eine handgeführte Wärmebildkamera zum Detektieren und Erkennen des Wildes und ein restlichtverstärkendes Nachtsichtgerät als Vorsatz- oder Nachsatz-Gerät zum endgültigen Ansprechen und Schießen. Auf der anderen Seite findet man die Nutzer, die ausschließlich auf Wärmebildtechnik schwören und keine restlichtverstärkende Nachtsichttechnik nutzen- sowohl als Handgerät als auch als Vorsatzgerät.
Tendenziell lässt sich festhalten, dass ein Wärmebildvorsatzgerät ein schnelleren Überblick über die Gesamtsituation bietet als ein Restlichtverstärker. Auch bei durch Gräser und Sträucher verdecktem Wild lässt sich durch das Wärmebildgerät entdecken. Mit einem Restlichverstärker, wie mit dem bloßen Auge übersieht man oft Wild, welches sich optisch kaum von der Umgebung absetzt. Ein Nachtsichtgerät gibt dafür das natürliche Bild mit allen Details wieder, ist aber je nach Restlicht und Güte der Röhren bzw. Bildwandlers schnell an seinen Grenzen, wenn die Nutzung von IR Aufhellern nicht gestattet ist.
Aber auch die Bildqualität moderner Wärmebildvorsatzgeräte ist mittlerweile so überzeugend, dass ein sicheres Ansprechen bei der Jagd auf Schussentfernung möglich ist. Jeder der vor der Entscheidung steht, sollte in der Praxis zunächst mit beiden Systemen erste Erfahrungen sammeln und vergleichen. Viele gute Händler für Wärmebild- und Nachtsichttechnik helfen gerne mit kompetenter Beratung und Leihgeräten weiter.
Testberichte und Erfahrungen zu den besten Wärmebildkameras für die Jagd
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