Nach langem Warten ist sie nun endlich gekommen: Meine Pulsar XQ30V Lite Wärmebildkamera. Ich hatte mir im Dezember letzten Jahres eine XQ38 bestellt und diese im Januar bekommen. Ein tolles Gerät! Gerade beim Sauenansitz aber auch beim ganz normalen Dämmerungsansitz erschließt eine eine Wärmebildkamera eine ganz neue Dimension. Man sieht das Wild sehr früh und sieht auch sonst Dinge, die man sonst nie entdecken würde. Und seien es die Mäuse, die durchs Gras oder den Waldboden wuseln oder das Eichhörnchen, das durch den Baum turnt. Auch auf großen Wiesen spielt so ein Gerät seine Stärken aus. Ohne Probleme wird auch Wild angezeigt, dass weiter weg, teilweise komplett im Dunkeln oder verdeckt steht. Gerade gestern stand ich bei vollem Tageslicht vor einer großen Wiese mit hohem Gras. Zunächst mal nix zu sehen. Wärmebild an und – Überraschung – drei Rehe darin ausgemacht. Ob man es dann ansprechen kann ist natürlich eine andere Sache (von Erlegen mal ganz zu schweigen) und hängt u.a. sehr vom gewählten Gerät und der Distanz ab. Hierzu gibt es ellenlange Diskussionen in einschlägigen Jagdforen, die ich hier nicht zusammenfassen kann (und will :-)).
Wie es manchmal so spielt, hat Pulsar ein paar Wochen nachdem ich die XQ38 Wärmebildkamera bekommen hatte den Markt auf den Kopf gestellt indem sie auf der IWA ihre neue, erweiterte Produktpalette vorgestellt hat. Es gibt im Grunde nun drei Serien
- Die "alte" Quantum Serie mit der XQ19, XQ38 und XQ50, alle auf Basis eines Sensors mit 384x288 Pixeln Auflösung
- Die neue Helion Serie die sowohl mit dem 384x288 Pixel Sensor (XQ19F, XQ38F und XQ50F) aber nun auch mit einem neuen 640x480 Pixel Sensor (XP28, XP38 und XP50) gibt
- Die "neue" Lite Serie mit der Pulsar XQ23V sowie XQ30V, nur auf Basis des 384x288 Pixel Sensors
Es würde hier zu weit führen, die Vor- und Nachteile der verschiedenen Serien zu beschreiben, daher verweise ich an der Stelle mal auf die
Herstellerseite. Die Pulsar Helions haben alle möglichen neuen Features wie neues Batteriekonzept, Wifi etc.. Das lass ich mal hier ganz außen vor, weil das für mich kein Kriterium war, mir geht’s primär um das Seherlebnis. Für Einsteiger in das Thema nur eins: Die Zahlen in den Produktbezeichnungen beziehen sich auf die Brennweite des Objektivs und determinieren im Grunde zwei Parameter: das Sehfeld (kleinere Brennweite = größeres Sehfeld) und die Vergrößerung (große Brennweite = Detektion auf größere Distanz möglich).
Warum hab ich die XQ38 wieder verkauft? Die knapp 3000 EUR für das Gerät haben richtig
weh getan und mir war klar, dass
mit der Vorstellung der neuen Produktpalette sich die Preislisten ändern
würden - und dem war auch so. Pulsar hat den Wärmebildkamera-Markt ganz schön
unter Druck gesetzt, indem sie die XP Modelle mit der hohen Auflösung von
640x480 Pixeln in etwa in dem Preisniveau anbietet, wie vorher die XQ Modelle
verkauft wurden.
Was nun wirkllich überraschend war - zumindest
für mich - ist die Lite Serie. Das sind augenscheinlich (genau wird's nur ein
Pulsar Ingenieur beantworten können) die alten XQ Modelle mit einer
anderen Linse vornedran und offenbar
einer etwas anderen Software (darauf deutet zumindest die verlängerte Zeit zum
„Hochfahren“ von 8 Sekunden im Vergleich zu 2 Sekunden bei der XQ38 hin). Die Lites gibt’s mit einer 23-iger
und einer 30-iger Linse. Allerdings ist der Preis sehr attraktiv und liegt mit
etwa 1500 EUR (in der Regel findet man sie preiswerter) in einem Bereich, der
ein neues Kundensegment anspricht, denen vorher Geräte für um die 3000 EUR
einfach zu teuer waren (wissend, dass die Technik voranschreitet und alles was heute die Krone der Technik ist in zwei Jahren zum alten Eisen gehört).
Aber jetzt zur XQ30V Lite von Pulsar.
(Quelle: Pulsar Homepage - http://www.pulsar-nv.com)
Erster Eindruck
Das „unboxing“ zeigte neben
allerlei Kabeln und den zwei Batteriecontainern erstmal optisch eine typische Quantum. Ich hab lange geschaut und
gefummelt aber ich denke es ist einfach das gleiche Gehäuse wie von der alten
XQ-Serie. Die Gerüchte aus einigen Jagdforen, da seien billigere Materialien
verwendet worden kann ich nicht bestätigen. Wie schon
oben erwähnt, die Anschaltzeit beträgt 8 Sekunden (und nicht, wie oft zu lesen
2 Sekunden). Das deutet zumindest auf eine andere Software als die der XQ38
hin. Auch das Menü zum Einstellen von allen möglichen Parametern
(Darstellungsmodus, Kontrast, Helligkeit etc) ist vertraut.
Unterschied zur Pulsar XQ38 ist der Verschlussdeckel des Objektivs. Während man bei der Lite durch Drehen den Verschlussdeckel schließt geht das bei der XQ38 durch einen Klappmechanismus. Ich habe mir gleich den Halstragegurt und das Doppel-DNV Batteriepack dazu bestellt und muss sagen, beides ist eine gute Investition. Der Tragegurt ist sinnvoll, weil man dann auf dem Hochsitz nicht aufpassen muss, dass man das Gerät irgendwo runterwirft und die DNVs hatte ich schon in der XQ38. Das erspart einem viel Gefummel mit den Batterien und dem Batteriecontainer. Raus, laden, rein, fertig.
Das Seherlebnis
Nachdem ich die Akkus Wärmebildkamera geladen hatte,
hab ich das Gerät angeschaltet und den gleichen Fehler gemacht wie beim
ersten Mal mit der Pulsar XQ38: ich habe versucht aus dem Fenster zu schauen - alles trübe! Das liegt einfach
daran, dass man mit Wärmebildkameras nicht durch Glas schauen kann. Also
Fenster aufgemacht und voila man sieht was! Das Bild an sich ist so wie ich es
von der XQ38 gewohnt war. Aber natürlich ist klar, dass mit der 30iger Linse
sich das Sehfeld und die Vergrößerung ändert. Während das zuhause nicht so
auffällt, so ist es im Revier augenscheinlicher. Auch wenn man meint die
2,5-fache Vergrößerung versus 3,1 bei der XQ38 fällt nicht ins Gewicht, so ist
es doch so, dass die Reichweite der Pulsar XQ30V etwas geringer ist.
Ich konnte auf 200-300 Meter Rehe mit der Wärmebildkamera ausmachen und gerade noch so als solche erkennen (Träger hoch, Träger runter). Aber es ist klar, dass man auf solche Entfernungen nicht mehr ansprechen kann. Reine Detektion, also „sehen, dass da was ist“, geht noch wesentlich weiter. Nach einer Weile hat man auch raus anhand der Bewegungsmuster zu erkennen um welches Wild es sich handelt. Bei Sauen bewegt sich kein Träger, der Fuchs schürt in der Regel in seiner spezifischen Weise, bei Rehwild geht der Träger rauf und runter etc.
Vergleich mit dem Pulsar XQ38 und XQ30 V
Neben dem Pulsar XQ38und der XQ30V konnte
ich auch mal durch eine XP38 schauen – zur Erinnerung, dass ist die Serie mit
der 640x480 Auflösung. Da merkt man natürlich einen deutlichen Unterschied! Das
Bild ist feiner aufgelöst, insbesondere im Nahbereich. Das ist schon eine
andere Nummer!
Fazit
Für mich hat die die XQ30V Wärmebildkamera von Pulsar ein optimales
Preis-Leistungsverhältnis, welches einige Nachteile (geringere Reichweite, längere
Anschaltzeit etc.) locker kompensiert. Der klassische Pionierkäufer (der in der
Regel auch bereit ist entsprechend Geld investiert) wird von der neuen Helion
XP mit der hohen Auflösung begeistert sein. Der Abstand der Lite Serie zu den Helions
mit 384iger Auflösung ist rein vom Bild her für mich nicht so hoch um den
Aufpreis zu rechtfertigen. Das muss aber jeder selbst beurteilen, auch unter
Berücksichtigung der Features der Helion Serie die ich hier gar nicht
betrachtet habe (Video, Wifi etc.).
Und die Technik entwickelt sich weiter. Wahrscheinlich steht nächstes Jahr die Masseneinführung einer neue Sensorgeneration mit 12 statt 17 Mikrometer Pitch (= feinere Auflösung des Bildes bei gleicher Pixelzahl) vor der Tür und aktuelle Wärmebildkameras von heute gehören dann schon wieder zur alten Generation. Aber so ist das halt mit Technik. Der Laptop, den ich heute kaufe ist nächstes Jahr auch schon wieder alt. Aber wenn er tut was er tuen soll, kann man auch mal ein paar Technik-Generationen aussetzen. Das hoffe ich zumindest :-)