Wer ein Revier betreut kommt leider früher oder später in die unschöne Lage einen Fangschuß abgeben zu müssen. Sei es bei einer Nachsuche, oder bei verunfalltem Wild am Straßenrand. Jedes mal stellt sich die Frage, welche Waffe hier die richtige ist und die meisten Jäger bleiben ihrer Büchse treu.
Warum eine Kurzwaffe?
Ich habe mich aus mehreren Gründen jedoch gegen diese Variante und für eine Kurzwaffe entschieden (soweit ich es planen kann). Zum Einen ist die Energieabgabe und somit das Risiko von Abprallern (besonders auf Asphalt) deutlich geringer. Nach den jüngsten Unfällen mit Querschlägern sollte man hier einen größeren Fokus drauf legen. Weiterhin ist in Zeiten der natürlichen Degenerierung das Abfangen von Wild nicht immer gerne gesehen. Viele Unfallteilnehmer sind geneigt das verletzte Stück Wild eher zum Tierarzt zu fahren als vor Ort zu erlösen. Je unauffälliger die Waffe dann ist und eingesetzt werden kann, desto besser in meinen Augen (auch eine kalte Klinge wäre ggf. vorzuziehen, aber dieser Vorgang ist in den Augen vieler trotz der Effizienz barbarischer. Ich würde hier je nach Einzelfall abwägen). Zuletzt ist eine Kurzwaffe in eng bewachsenen Umgebungen (z.B. Maisfeld) schneller und problemloser in den Anschlag zu bringen als eine Langwaffe. Vor dem Hintergrund dieser Argumentation stand ich vor der Frage welche Kurzwaffe die richtige für mich sein würde. Folgende Auswahlkriterien erschienen mir relevant:
- so viel Energie wie nötig zum sicheren Töten, aber so wenig Energie wie möglich wegen der Abpraller
- möglichst kompakt zum verdeckten Tragen und Hantieren in engen Umgebungen
- idiotensicher im Umgang (unter Stress sicher anwendbar)
- fehlerunanfällig
- im Rahmen der für Fangschüsse relevanten Distanzen präzise
- optisch ansprechend (eigentlich irrelevant, aber wenn man schon Geld ausgibt darf es dem Enthusiasten ja auch gefallen)
Meine Erfahrungen mit dem S&W 686 Security Special
Die Auswahl führte mich zu einem Revolver in .357 mag (der bei schwachem Wild auch .38 Spezial verdaut) mit einem 3 Zoll Lauf. Meine Wahl fiel auf den Smith & Wesson Modell 686 Security Special (mit 3" Lauf, es gibt jedoch auch ein Modell mit 4"). Selbst bei einem Versager bietet ein Revolver einen zweiten Schuss, durch den außen liegenden Hahn ist auch ein Single Action Schuss möglich, der kurze Lauf lässt die Waffe im Schulterholster weitestgehend bequem tragen und auf 10m gehen die Murmeln sauber ins Ziel.
Mir gefällt der Holzgriff in Kombination mit dem matt satinierten Stahl-Finish zudem auch noch optisch sehr gut. Bisher hatte der Revolver von Smith & Wessonnoch nie auch nur den Hauch einer Störung. Nach dem Weg durch ein Maisfeld war die Waffe durch Blütenstaub, Wasser und Pflanzenreste in einem bedauernswerten Zustand und tat dennoch fehlerfrei ihren Dienst. Bisher hat sie auch jede Munitionssorte ohne Probleme verschossen. Das ist bei Revolvern jedoch auch üblich.
Die Nachteile
Leider hat der S&W 686 Security Special Revolver auch ein paar Nachteile. Zuerst sei einmal der Preis genannt. Neu kostet das gute Stück nach Liste 1.500 EUR, im Netz ca 1.200 EUR. Ich hatte das Glück einen gebrauchten zu einem sehr guten Kurs zu finden, denn der Neupreis treibt mir Schweiß auf die Stirn.
Zum Zweiten ist die Präzision des kurzen Laufs auf 25m nicht gerade atemberaubend. Ein Sportschütze würde den Prügel nach der ersten Stunde wahrscheinlich fluchend in die Tonne treten. Auf dem Smith & Wesson Revolver ist dennoch ein verstellbares, sportliches Visier montiert. Das ist besonders für meinen Anwendungszweck vollkommen ungeeignet. Aktuell nutze ich es zwar, fluche aber jedes mal in der Dämmerung erneut, da rein schwarze Kimme und Korn bereits bei schwindendem Licht eine Herausforderung darstellen. Glücklicherweise gibt es einige passende Alternativen, die mit selbstleuchtenden, oder nachleuchtenden Punkten das Zielen bei schlechtem Licht erleichtern.
Ein weiterer Nachteil ist das Gewicht. Der S&W 686 Security Special Revolver wiegt bereits ungeladen ca 1030g. Das zieht einem gut die Hose runter, weshalb ich mich für ein Schulterholster entschieden habe. Da ich den Revolver mit einem Fangschussgeber auch bei der Fallenjagd nutze trage ich ihn inzwischen öfter durch die Gegend und wünsche mir manchmal eine leichtere Variante. Spätestens beim Verschießen der .357er Patronen danke ich dem Gewicht jedoch, denn durch den kurzen Lauf ist der Rückschlag vergleichsweise stark.
Fazit
Ich besitze den S&W 686 Security Special Revolver nun bereits 4 Jahre und hatte ihn ein paar wenige Male aktiv im Einsatz, sowie regelmäßig auf dem Schießstand. Für mich ist er ein treuer Begleiter geworden, den ich im Bedarfsfall nicht missen möchte. Sollte man jedoch kein Angebot für eine Gebrauchtwaffe finden, würde der Preis-Leistungs-Vergleich wahrscheinlich positiv für eine Konkurrenzwaffe (Taurus oder Hermann Weihrauch) ausfallen.