Leica Geovid 8x56 HD

Christian Neitzel
4 Min. Lesezeit

Nachdem im Studium für die Erstausstattung als Jungjäger nicht mehr als ein Steiner Nighthunter 8x56 möglich war, machte mir der "Auto-Fokus" mit zunehmender Alterung meiner Augen immer mehr Probleme. Nachdem ich viele Jahre lang die Investition in ein neues Fernglas gescheut habe, war es 2009 dann endlich so weit: Der Wunsch nach einem Premium-Fernglas war ebenso groß wie der Kontostand, und ich ging auf Einkaufspirsch.


Damit ich endlich das Teufelchen von der Schulter los wurde, dass bei schlechtem Licht mit einem besseren Fernglas vielleicht doch mehr zu sehen gewesen wäre, sollte es unbedingt ein High end-Fernglas der Platzhirsche sein. 8x56 war gesetzt, und es sollte unbedingt eine Fokussierung haben. Letztlich habe ich mich damals in das Leica Geovid verliebt, weil es im Gegensatz zu den Konkurrenzprodukten einen integrierten Entfernungsmesser bot.


Praxiserfahrungen

Seither begleitet mich das Leica Geovid 8x56 HD Fernglas immer, egal bei Ansitz, Pirsch oder Drückjagd. Meinem eigenen Empfinden nach ist die optische Leistung über jeden Zweifel erhaben. Das Bild ist knackescharf, die Farben sind brillant, wenn sie auch etwas kühl erscheinen. Der Kontrast war für mich ein Quantensprung nach vorne. Das Fernglas ist - wie bei allen 8x56ern - nicht unbedingt ein Leichtgewicht. Es ist dafür sehr gut ausbalanciert und kompakt. Die Gummiarmierung schützt es vor harten Stößen und macht es auch bei Feuchtigkeit sicher greifbar. Bei Frost verhindert sie außerdem, dass die Finger am Metall festfrieren. Für Brillenträger lassen sich die Augenmuscheln hineindrehen. Werden Sie ausgezogen, rasten sie in der Endstellung ein. Das gleiche würde ich mir für den beidseits vorhandenen Dioptrien-Ausgleich wünschen, um sich im Dunkeln sicher sein zu können, dass dieser nicht versehentlich verstellt worden ist.


Der Laserentfernungsmesser im Leica Geovid ist ein extrem hilfreiches Werkzeug auch bei normalen Schussentfernungen. Ein Druck auf den außen liegenden Knopf lässt im Fernglas eine quadratische Zielmarke erscheinen, bei nochmaliger Betätigung erscheint darunter die gemessene Entfernung. Beim Ansitze am Feld hilft er durch die Distanzbestimmtung zum Stück nach dem Schuss, den Anschuss leichter zu finden. Weil die exakte Entfernung bekannt ist, kann man einfach in einem Kreisbogen suchen. Gerade bei der nächtlichen Pirsch auf Schweine im Feld ist mir die Entfernungsbestimmung extrem wichtig. Man irrt sich schnell bei der Einschätzung, ob es sich um schwache Schweine in der Nähe oder starke Stücke in der Ferne handelt. Die Technik des Entfernungsmesser schluckt zwar etwas vom einfallenden Licht, dafür funktioniert die Messung auch nachts bei schlechtem Licht zuverlässig.


Der Leica Service

Dass ich keinen Fehlkauf gemacht habe, zeigte sich 2014: Irgendwann wurde nur noch die Zielmarke des Entfernungsmessers angezeigt, aber keine Entfernung mehr. Ein Batteriewechsel brachte keine Änderung. Also schickte ich das Fernglas zu Leica ein. Beim Ausfüllen der Formulare traf mich fast der Schlag! Für Laserentfernungsmesser begrenzte Leica die Garantiefrist auf 5 Jahre - und die waren drei Monate zuvor abgelaufen. Um so ärgerlicher, als das Fernglas mit dem fraglichen Defekt in der Schonzeit insgesamt fünf Monate schon sein Dasein gefristet hatte. Also schickte ich das Geovid ohne Beilegung der Rechnung ein mit dem Hinweis darauf, dass die Garantiefrist ohnehin überschritten sei.

Keine drei Wochen später erhielt ich Post vom Leica Service. Das beigelegte Schreiben enthielt einen Hinweis darauf, dass ein elektronischer Defekt vorlag und eine Serien-Nr. gegen eine andere ausgetauscht worden sei. Der Blick ins Paket ließ die Skepsis weichen: es enthielt ein nagelneues Leica Geovid, lediglich mein alter Okularschutz war noch enthalten. Ob es sich um ein vollkommen neues Fernglas handelte oder weitere Komponenten übernommen worden sind, kann ich nicht sagen. Jedenfalls funktionierte wieder alles astrein, und die beigelegte Rechnung wies einen fälligen Betrag von 0 € aus. So bindet man Kunden!


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Veröffentlicht am 18. Dezember 2014
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