Leica Geovid 8x56R

Lukas K
8 Min. Lesezeit

Liebe geartester,

frisch nach dem Jagdschein begleitete mich für circa ein halbes Jahr ein äußerst günstiges 7x42er Fernglas ins Revier. Nach einem Sturz aus nicht allzu großer Höhe, ließ es sich nicht mehr besonders gut scharfstellen, kurz, ein neues Glas musste her. Nachdem ich mich bei Jagdfreunden und auf der Jagd & Hund umgesehen hatte, war mein Interesse am Leica Geovid 8x56R geweckt. Nach einer langen halben Woche Wartezeit konnte ich das Glas in der Originalverpackung endlich in den Händen halten.

Lieferumfang

Im Lieferumfang enthalten sind das Glas, gummierte Objektiv- und Okularabdeckungen, ein Neoprenriemen um das Glas um den Hals zu tragen, ein Mikrofasertuch zur Reinigung sowie eine Transporttasche und eine 3V Lithiumzelle vom Typ CR2. Das Prüfzertifikat, die Anleitung und die Garantiekarte für die verlängerte Garantie von 5 Jahren liegen ebenfalls bei. Im Folgenden gilt: Während technische Angeben nach bestem Gewissen aus der Bedienungsanleitung entnommen wurden, basieren wertende Aussagen lediglich auf meiner persönlichen Meinung und Erfahrung.

Während die Transporttasche aus Kunststoffgewebe eher zu klobig ist um diese tatsächlich mit auf die Jagd zu nehmen, stellt der Neoprenriemen ein wirklich gutes Accessoire dar. Hier ist es nicht notwendig einen anderen Riemen zu verwenden, der Riemen ist breit genug um angenehm im Nacken zu liegen und die Griffige Oberfläche verhindert unbeabsichtigtes Verrutschen. Die Längeneinstellung ist einfach vorzunehmen und die eingestellte Länge verrutscht auch bei kräftigerem Ziehen nicht. Die gummierten Objektiv- und Okularabdeckungen erfüllen ihren Zweck und schützen die Linsen vor Staub und Beschädigung. Praktischerweise sind sie am Glas bzw. am Riemen befestigt, sodass sie im Einsatz nicht verloren gehen können.

Beschreibung und Features

Das Glas verfügt über ein Aluminium-Gussgehäuse mit Dachkant-Prisma und ist bis circa 0,5 bar bzw. 5 m wasserdicht. Bei 8-facher Vergrößerung mit einer Austrittspupille von 7 mm und eine Dämmerungszahl von 21,17 beträgt das Sehfeld auf 1.000 m 6,8° bzw. 118 m. Bei der Verwendung in Kombination mit einer Brille, lassen sich die Augenmuscheln eindrehen. Die Dioptrieneinstellung des Glases reicht von etwa – 3,5 bis +3,5 Dioptrien. Sie läuft absolut rund und sauber und ermöglicht somit eine genaue Einstellung, ist dabei jedoch schwergängig genug um eine Verstellung beim Jagdgebrauch zu verhindern. Bei 0 Dioptrien lässt sich das Glas bis in den Nahbereich auf ca. 5,5 m fokussieren. Die Linsen liefern ein absolut klares und scharfes Bild bis spät in die Dämmerung, die Farben des Bildes sind bei gutem Licht sehr naturnah. In der Dämmerung ist bis kurz vor der Dunkelheit ein sehr guter Kontrast gegeben. Der Batterieschacht ist einfach zugänglich, das Einsetzen der Batterie klappt schnell, mit der beigelegten Batterie sind ca. 2000 Messungen möglich. In den bald 2,5 Jahren in denen ich das Glas im jagdlichen Einsatz habe, musste ich die Batterie noch nie wechseln. Eine Anzeige des Ladezustandes der eingelegten Batterie/Akkus wäre trotzdem „nice-to-have“. Der Entfernungsmesser wird über die große Taste auf dem linken Tubus aktiviert und lässt sich auch mit Handschuhen im Winter gut finden und bedienen. Bei korrekter Einstellung ist die Entfernungsanzeige absolut scharf. Das Glas misst ab ca. 10 bis etwa 1.100 m, im Bild des rechten Tubus wird nach einmaligem Betätigen der Messtaste eine quadratische Zielmarke rot beleuchtet angezeigt. Ein erneutes Betätigen der Messtaste, und die Entfernung wird unterhalb der Zielmarke angezeigt. Das untenstehende Foto wurde mit dem Handy duch das Glas aufgenommen, soll die Anzeige verdeutlichen und wird der Bildbrillanz des Glases beim Durchschauen bei weitem nicht gerecht. Wird die Messtaste gedrückt gehalten, aktualisiert sich die angezeigte Entfernung alle 1,5 Sekunden. Diese Scan-Funktion ist in der Praxis sehr praktisch z.B. beim Messen kleiner Ziele auf größerer Entfernung oder zum Einschätzen von Entfernungen und Schussfeldern in unbekanntem Gelände. Die Genauigkeit des Entfernungsmessers wird von Hersteller im jagdlich relevanten Bereich bis 350 m mit +- 1 Meter angegeben. Das Glas ist kein Leichtgewicht und wiegt inklusive Trageriemen und Okular- und Objektivabdeckungen etwa 1.100 g. Die unverbindliche Preisempfehlung des Glases liegt bei rund 2.100 €, tatsächlich wird das Glas auch als Neuware vom Händler sehr oft für deutlich weniger angeboten.

Erfahrungen und Fazit 

Seit etwa 2,5 Jahren begleitet mich das Leica Geovid 8x56R auf der Jagd. Das Bild ist brillant, alle Einstellmöglichkeiten gut zugänglich und der Entfernungsmesser absolut simpel zu bedienen. Die Gummierung ist auch bei Feuchtigkeit rutschfest, schützt das Glas vor Schaden und die Objektiv- und Okularabdeckungen rutschen nicht unbeabsichtigt vom Glas. Besonders bei minimalem Mond oder in der Dämmerung ermöglicht das Glas das Ansprechen von Wild, was mehrfach den Unterschied für den Jagderfolg ausmachte. In Kombination mit dem integrierten Entfernungsmesser lässt sich gerade bei sehr schlechtem Licht sehr gut abschätzen, ob z.B. Reh- oder Schwarzwild zu sehen ist und wie schwer das Stück ist. Im Vergleich mit einem handelsüblichen Entfernungsmesser lässt sich mit dem Geovid auch bei schlechterem Licht ein Ziel in der Optik finden und messen. Das Gewicht ist zwar nicht zu vernachlässigen, führt jedoch zu einem ruhigen Bild auch auf weitere Entfernungen, was ein einfaches Ansprechen von Wild ermöglicht. Auch bei gutem Licht besticht das Glas mit einem glasklaren Bild, der fein justierbare Fokus ermöglicht auch die Wahrnehmung von Bewegungen in dichtem Bestand. Lediglich auf längeren Pirschgängen ist das Gewicht ein nicht zu vernachlässigender Faktor. Aufgrund der großen Diskrepanz zwischen UVP und tatsächlich regelmäßig aufgerufenem Preis, ist das Leica Geovid 8x56R auch für den preisbewussten Jäger eine Überlegung wert. Alles in Allem ist das Glas ein ausgezeichneter Allrounder zu einem fairen Preis mit Reserven in der Dämmerung und bei Nacht, das ich mit gutem Gewissen von ganzem Herzen empfehlen kann und welches mich auch weiterhin im Revier begleiten wird. In meinem Umfeld sind mir mittlerweile 3 weitere Jäger bekannt, die das Glas sehr zufrieden führen.

Das Fazit kurz im Überblick zusammengefasst:

Positiv

  • Kristallklares Bild
  • Entfernungsmesser und Fernglas in einem Gerät
  • Einfache Bedienung
  • Saubere Einstellmöglichkeiten, kein Verstellen im jagdlichen Gebrauch
  • Gummierung griffig
  • Preis/Leistung als Glas mit Entfernungsmesser mit dieser Bildgüte

Negativ

  • hohes Gewicht
  • Keine Batterieanzeige, Ladezustand stand kann im Gerät nicht geprüft werden

Ich hoffe der Erfahrungsbericht hilft dem Einen oder Anderen weiter und freue mich über eventuelle Rückfragen!

Waidmannsheil!

Lukas

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