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Moin,
ich möchte euch an dieser Stelle einmal meinen ersten Versuch einen Lochschaft selber zu bauen vorstellen. Entstanden ist diese Idee nachdem ich erfolglos probiert habe, bei der Firma Boyds einen für mich konfigurierten Schaft aus den USA zu importieren. Letztendlich hat das nicht geklappt oder wäre mit zu hohen Kosten verbunden gewesen.
Die Waffe, für die ich einen neuen Schaft bauen wollte ist eine Savage Mark2 in .22lr. Ein wirklich großartiges Gewehr, bloß leider für einen großen Mann mit dem winzigen Originalschaft kaum anständig zu schießen.
Die Kiriterien an einen selbstgebauten Lochschaft
Nach etwas Überlegungen und Inspirationshilfe via Internet, hatte ich für mich die folgenden Kriterien herausgearbeitet:
• maßangepasst nur für mich
• optimale Ergonomie
• natürlich Lochschaft
• möglichst leicht
• fachgerechte Systembettung
• robust
• kostengünstig
• mit normalem Werkzeug zu bearbeiten
• im Jagdalltag entstehende Schäden sollten sich leicht reparieren lassen
• Optik absolut egal.
Das Material
Ursprünglich wollte ich aus Stabilitätsgründen den Schaft aus Multiplex Buche bauen, entschied mich jedoch aufgrund von Misstrauen in meine eigenen Fähigkeiten dagegen. Für den ersten Versuch wollte ich billiges und weiches Holz nehmen, um erstmal ein Gespür für die Arbeit zu bekommen.
Werkstoff für den Lochschaft ist letztendlich Fichtenleimholz aus dem Baumarkt. Die Bretter hatten die Maße 100x25x1,5 cm und kosteten 0,69€ pro Stück. Um auf die entsprechende Materialstärke zu kommen und einem verziehen vorzubeugen, entschied ich mich dazu diese zu verleimen. Also vier Stück gekauft.
Die Herstellung
Um meine optimalen Schaftmaße zu ermitteln, wurde eine Schablone aus starkem Karton angefertigt. Um dabei eine grobe Orientierung zu haben, half es mir sehr mich an meinen anderen Waffen zu orientieren.
Die fertige Schablone übertrug ich auf die einzelnen Bretter und schnitt diese anschließend mit der Stichsäge aus. Hier würde ich im Nachhinein etwas mehr Material am Rand stehen lassen, damit während des Leimvorgangs die Bretter verschraubt werden können. In meinem Fall verzichtete ich auf diese Maßnahme und hatte hinterher ca. 0,5cm Versatz zwischen den Brettern. Durch ein entsprechendes Verschrauben hätte ich mir viel Arbeit ersparen können. Als Leim wurde Ponal Classic verwendet, da dieser zwar deutlich langsamer abbindet als Ponal Express, dafür aber feuchtigkeitsbeständiger ist. An der Verleimung hat sich bis heute auch nichts getan.
Beim verleimen ist es wichtig ausreichend Schraubzwingen griffbereit zu haben, da sonst unschöne Wellen im Werkstoff entstehen. Nach zwei Tagen wurde das verleimte Holz aus der Presse entnommen und war durchgetrocknet.
Begonnen wurde dann mit dem einpassen der Waffe in den Schaft, da ich dies als die größte Herausforderung betrachtete und nicht zu viel Arbeit verschwenden wollte, indem ich erst die Form herausarbeite und hinterher es bei der Systemeinpassung verpatze. Zuerst wurde dafür die Position der Waffe im Schaft festgelegt und der Durchbruch für den Abzug geschaffen. Dies erfolgte mit Akkubohrer und Stechbeitel.
Im Anschluss wurde der Sitz des Systems genau aufgezeichnet und herausgeschlagen.
Zwischendurch wurde immer wieder versucht einzupassen.
Da ich mir nun recht sicher war das ich das System gut würde betten können konnte ich mich der Schaftform des Lochschaftes widmen. Auch hier bearbeitete ich zuerst die schwierigen Stellen, also das Daumenloch. Dies erfolgte mit dem Hohlbeitel.
Für die äußere Form wurde viel mit der Raspel gearbeitet. Aufgrund des weichen Holzes ging dies recht zügig von statten.
Schaftkappe montieren. Hier wurde eine alte, höhenverstellbare Schaftkappe aus dem Luftgewehrbereich verbaut.
Erstes Mal geschliffen. Langsam sieht man was es mal wird.
Damit bei der Systembettung kein Bettungsmittel in die Waffe gelangt muss sorgfältig abgeklebt werden. Die Bohrungen für die Systemschrauben konnten offen bleiben, da diese zur zwei Metallstifte verschlossen wurden. Diese dienen als Platzhalter für die eigentlichen Systemschrauben. Als Bettungsmittel wurde aufgrund der guten Verfügbarkeit handelsüblicher Carbonfaserverstärkter Karosseriespachtel verwendet. Dieser lässt sich leicht lagern und verarbeiten.
Um einen optimalen, spielfreien Sitz zu ermöglichen wurde das System mittels Klebeband fixiert. Vorher wurde der Lauf an einer Stelle umwickelt um hinterher einen freischwingenden Lauf zu erhalten. Die Differenz zwischen Schaft und Lauf sollte dabei nicht zu groß sein, sonst sammelt sich dort in der Jagdpraxis allerlei Dreck an.
Ein sauber eingepasstes System, ein freischwingender Lauf und gute 4mm zwischen Schalldämpfer und Vorderschaft. Was will man mehr?
Um eine widerstandsfähige Oberfläche zu erhalten, wurde mit Warnex Strukturlack in 3 Schichten lackiert. Warnex wird eigentlich in der Musikindustrie verwendet um Lautsprecherboxen zu beschichten. Durchgetrocknet ist dieser sehr hart und schützt hervorragend. Charakteristisch ist eine leicht unebene Struktur. Leider ist die Struktur auf den Bildern nicht gut zu erkennen.
Der Einsatz in der Praxis
Nach nun ca. 18 Monaten in der Praxis hält das weiche Fichtenholz des Lochschates immer noch hervorragend. Zwar weist es inzwischen ein Paar Macken und Druckstellen auf, aber die lassen sich sehr leicht rausschleifen- wenn es einem denn wichtig wäre.
Die Präzision ist durch den Umbau nicht beeinflusst worden, weder negativ noch positiv. Den fehlenden Abzugsbügel habe ich bis heute noch nicht angefertigt und vermisse ihn auch nicht.
Nun werden sicherlich einige Anmerken, dass der Schalldämpfer völlig überdimensioniert und viel zu schwer ist-stimmt. Aber den hatte ich noch und benutze ihn auch noch auf einer anderen Waffe.
Fazit
Abschließend bin ich recht zufrieden mit diesem ersten Versuch. Der Schaft ist sicherlich kein Kunstwerk. Dafür passt er hervorragend und hat mich insgesamt 12€ und etwa 4 Stunden Zeit gekostet.
Motiviert durch diese Arbeit habe ich eine zweiten Schaft aus Multiplex Büche für eine andere Waffe selber gemacht. Dieses Projekt werde ich euch sicherlich irgendwann einmal vorstellen.
naturnah