Zeiss V8 2,8-20x56

Lukas K
8 Min. Lesezeit

Liebe geartester,

auf der Suche nach einem Zielfernrohr gibt es sehr viel Auswahl. Um ein passendes Zielfernrohr zu finden und die große Zahl an Produkten am Markt einzugrenzen, kommt es immer auf den Einsatzzweck und die Bedürfnisse des Einzelnen an. In diesem Fall war ich auf der Suche nach einem Zielfernrohr für den Allroundeinsatz mit Reserven für die Dämmerung. Gerade für die Bockjagd und auf weitere Distanzen im Feld sollte auch die maximale Vergrößerung groß genug sein, um sauber ansprechen zu können. Daher fiel die Wahl auf ein Zielfernrohr mit 8-fach Zoom mit maximaler Vergrößerung von über 15-fach und großem 56er Objektiv, was die Auswahl schon einmal eingrenzte. Danach war die Auswahl eher Geschmackssache, das Forge 3-24x56 aus dem Hause Bushnell z.B. war mir mit über einem Kilogramm Gewicht deutlich zu schwer. Am Ende stand die Wahl zwischen dem Swarovski z8i 2,3-18x56 und dem neuen Zeiss V8 2,8-20x56. Dabei gefielen mir die minimal kürzere Bauform sowie das Absehen mit dem feinen Leuchtpunkt, die Bedienung der Leuchtpunkteinstellung und die Bildfärbung des Zeiss V8 einfach etwas besser.

Lieferumfang

Im Lieferumfang enthalten waren das Zielfernrohr mit Objektiv- und Okularabdeckung, die Absehen-Schnellverstellung mit den Ringen für die Einstellung der ASV auf die Ballistikkurve der gewählten Munition, ein Mikrofasertuch zur Reinigung sowie einer Lithiumzelle vom Typ CR 2032. Im Folgenden gilt: Während technische Angeben nach bestem Gewissen aus der Bedienungsanleitung entnommen wurden, basieren wertende Aussagen lediglich auf meiner persönlichen Meinung und Erfahrung.


Beschreibung und Features

Das Zielfernrohr ist mit 830g wie alle Gläser mit 56er Objektiv (62 mm Außendurchmesser) und Innenschiene sowie 6- bis 8-fachem Zoom kein Leichtgewicht. Dennoch wirkt es sehr kompakt. Das Absehen befindet sich in der 2. Bildebene und verfügt über einen sehr feinen Leuchtpunkt mit einer minimalen Zielabdeckung von 3,3 mm auf 100m bei 20-facher Vergrößerung. Der Leuchtpunkt wird über einen gut tastbaren Knopf auf dem Drehrad am Okular eingeschaltet, das gummierte Drehrad justiert die Leuchtkraft des Leuchtpunktes stufenlos. Auch bei kaltem Wetter mit Handschuhen und/oder bei Nässe ist die Bedienung intuitiv. Der Lagesensor schaltet den Leuchtpunkt aus um die Batterie zu schonen, wenn die Waffe gekippt wird. Dabei löst der Sensor nicht zu früh aus, sodass der Leuchtpunkt auch beim Blick durch das Glas steil nach unten z.B. direkt unterhalb einer Kanzel, oder steil nach oben, z.B. an einem Berghang verwendet werden kann. 3-sekündiges Pressen des Einschaltknopfes schaltet den Leuchtpunkt wieder aus. Trotz des 8-fachen Zooms ermöglicht die Vergütung der im Zielfernrohr verbauten Linsen eine 92 %ige Lichttransmission. Das Glas verfügt über eine Parallaxeeinstellung am linken Turm von 50 m bis ∞ mit einer Rast bei 100m, die auf jede Entfernung ein gestochen scharfes Bild ermöglicht. Der wirksame Objektivdurchmesser liegt je nach Vergrößerung bei 27,5-56 mm mit einer Außtrittspupille von 9,9-2,8 mm und einer Dämmerungszahl von 7,9-33. Das Sehfeld auf 100m beträgt 15,5-2,1m bzw. 8,8-1,2°. Am Okular mit 46 mm Rohrdurchmesser befindet sich die Dioptrien-Verstellung, die im Bereich von -3,5 bis + 2 Dioptrien eingestellt werden kann. Die Höhen- und Seitenverstellung deckt auf 100 m einen Bereich von 210 cm bzw. 135 cm ab, wobei ein Klick das Absehen um 1 cm auf 100 m verstellt. Der Hersteller gibt an, dass das Zielfernrohr bis circa 0,4 bar bzw. 4 m wasserdicht ist und im Temperaturbereich von -25 bis 50 °C verwendet werden kann. Die Robustheit des Glases demonstriert der Hersteller mit Tests extremer Umgebungen wie Salzwassernebel, Schocktests und Temperaturschwankungen.


Erfahrungen und Fazit

Für das Zeiss V8 2,8-20x56 wird ein Premium-Preis aufgerufen, Zeiss liefert dafür aber auch Premiumqualität. Ich bin bis heute begeistert welch klares Bild mit diesem Zielfernrohr bis in die Dämmerung möglich ist. Beim Schießen auf dem Stand und im Revier ließ sich das Zielfernrohr sehr intuitiv bedienen. Die Zieloptik besticht bei erstem Durchblicken durch die große Eyebox. Der Augenabstand ist angenehm, das Absehen ist wie das Bild bei entsprechender Parallaxeeinstellung messerscharf. Das Bild ist über den gesamten Zoombereich perfekt, selbstverständlich ist es bei 20-facher Vergrößerung etwas weniger hell als im unteren Zoombereich. Dafür kann selbst bei Entfernungen, bei denen ein gutes Fernglas mit 8-fach Festvergrößerung keine Aussage mehr erlaubt, z.B. ein bekannter Bock am Gehörn identifiziert werden. Im Direktvergleich bei bewölktem Wetter mit einem 25-fach vergrößernden Spektiv aus dem Hause Swarovski mit 65er Objektiv, ließ sich kein merklicher Unterschied in Bezug auf die Detailerkennung feststellen. Dementsprechend übernimmt das Zielfernrohr auf jagdlich relevanten Distanzen auch souverän den Job des Spektivs. Gleichzeitig war auch der Einsatz auf Drückjagden mit minimal 2,8-facher Vergrößerung trotz des höheren Gewichtes kein Problem. Generell überzeugte das Zielfernrohr absolut, egal ob Ansitz auf Sau bei Mond, oder Rehwild bei bestem Licht am Morgen.

Das Glas lässt sich dank der Innenschiene leicht montieren, die Klickverstellung rastet klar, lässt sich leicht bedienen und justieren und ein unbeabsichtigtes Überdrehen ist aufgrund der klaren Rasten quasi unmöglich. Die ASV ist nach dem Einschießen einfach zu nullen, Genaueres zur Einstellung der ASV und der Wahl des passenden Rings für die ballistische Kurve der ausgewählten Munition kann auf der Herstellerseite in Erfahrung gebracht werden. Insgesamt ist die Justierung der ASV jedoch relativ simpel und am Schießstand unter Zuhilfenahme eines kleinen Schraubendrehers schnell erledigt. Der Leuchtpunkt kann stufenlos exakt eingestellt werden und die Zielabdeckung ist wirklich minimal. Während der Leuchtpunkt bei wenig Licht trotzdem soweit gedimmt werden kann, dass das Auge nicht geblendet wird, ist er bei Sonnenschein trotzdem so einstellbar, dass er ausgezeichnet zu sehen ist. Durch das Drücken des Tasters am Okulartubus für 3 Sekunden schaltet man den Leuchtpunkt wieder aus. Dabei wird die letzte Einstellung der Helligkeit gespeichert und bei erneutem Einschalten wieder abgerufen. Alle Bedienelemente wie Parallaxeverstellung und Leuchtpunkt sind bei jeder Wetterlage und in Dunkelheit ohne Probleme zu finden und zu bedienen. Alle Bedienelemente lassen sich sauber und geschmeidig bedienen, es gibt kein Hakeln, kein Kratzen, alles fühlt sich wertig an und ist sauber verarbeitet. Alles in Allem bin ich vom Zeiss V8 2,8-20x56 auch im jagdlichen Einsatz absolut begeistert, bisher habe ich bis auf das Gewicht absolut nur Positives zu berichten, welches auf dem Ansitz sowieso eine untergeordnete Rolle spielt. Einziger Wehrmutstropfen bleibt, dass für sämtliches Original-Zubehör wie Throw-Lever oder Objektivdeckel äußerst saftige Preise aufgerufen werden. Hier würde man im absoluten Premiumsegment erwarten, dass Zubehör einfach im Lieferumfang inkludiert ist.

Das Fazit kurz im Überblick zusammengefasst:

Positiv:

- Kristallklares Bild auch bei weniger Licht, super Randschärfe

- Extrem gute und wertige Verarbeitung

- Einfache Bedienung auch bei Kälte, Nässe und mit Handschuhen

- Superfeiner, stufenlos einstellbarer Leuchtpunkt

- Parallaxeeinstellung sehr intuitiv, Raste bei 100 m

- Großer Vergrößerungsbereich, absolutes Allroundglas

- ASV für Jagdliche Zwecke einfach und gut durchdacht

Negativ:

- Gewicht

- Zubehör unverhältnismäßig teuer

Find' ich gut!

Kommentare

Jagawams
Enthusiast
vor etwa 2 Jahren

Hallo Lukas,
Toller Bericht. Ich habe das V8 auch und bin wirklich happy damit. Das einzige was mich wirklich stört ist, dass die Optik ab 16/17facher Vergrößerung anfängt merklich Licht zu schlucken. Das kommt in der Dämmerung immer dann (unpassend) zum tragen, wenn man zum Ansprechen noch mal richtig nah rangehen will - und schwups wird das Bild dunkel. :-(

Der originale Throw-Lever/Schnellverstellhebel funktioniert bei der V8 Variante auch nicht gut (trotz des Preises) weil er bei mir im hohen Vergrößerungsbereich mit dem Kammerstengel ins Gehege kommt.
Ich habe mir einen versetzten mit dem 3D Drucker gedruckt und bin damit seit Jahren happy.

Waidmannsheil

Jörg

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