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Die Zeit ist gekommen und die ersten Hundeprüfungen in diesem Frühjahr sind bereits gelaufen.
Für unsere Vorstehhunderassen steht im Frühjahr die Verbandsjugendprüfung an.
Was genau ist die Verbandsjugendprüfung (VJP)?
Welche Fächer werden geprüft?
Was muss mein Hund können und zeigen?
Welche Hunde sollten an der VJP teilnehmen?
Auf diese Fragen möchte ich Euch im folgenden eine Antwort geben und vielleicht den ein oder anderen Tipps mit Euch teilen.
Verbandsjugendprüfung
Die Verbandsjugendprüfung ist eine Zuchtprüfung und, wie der Name schon sagt, eine Prüfung für junge Hunde in denen die natürlichen jagdlichen Anlagen unserer Vorstehhunde überprüft werden. Die Prüfung findet immer im Frühjahr bis einschließlich 01. Mai statt (Landesrechtliche Regelung).
Mir ist es wichtig hier direkt zu erwähnen, dass Eure jungen Hunde mit natürlichen jagdlichen Anlagen gewölft wurden, trotzdem muss man diese durch entsprechende Vorbereitung fördern und festigen.
Jede Gruppe auf einer VJP darf maximal 5 Hunde aufweisen und wird von mind. 3 Richtern über den Prüfungstag begleitet. Hier kann es auch immer mal vorkommen, dass noch der ein oder andere Richteranwärter der Richtergruppe beiwohnt.
In der VJP werden die folgende Fächer geprüft: Spurarbeit, Nasengebrauch, Suche, Vorstehen, Führigkeit, Gehorsam und Schussfestigkeit. Zudem wir auch die Art des Jagens, wie spur-, sicht-, waidlaut, stumm und fraglich), das Wesen des Hundes und körperliche Mängel (Augen-, Gebiss- und Hodenfehler) beurteilt.
1. Spurabeit
Beginnen wir mit der Spurarbeit. Die Spurarbeit wird bei der typischen Hasenspur geprüft. Möglich wäre hier auch die Spur eines Fuches, in der Praxis ist dies jedoch in aller Regel der Hase. Wichtig ist es, dass der Hund, der diese Spur arbeiten soll den Hasen nicht laufen sieht! Ihr tut Euch und Eurem Hund damit absolut keinen Gefallen, denn der Hund soll ja hier seine Nase einsetzen und nicht mit dem Auge verfolgen. Ihr seid also mit Eurem Hund an der Reihe und es wurde ein Hase gefunden, welcher hochgemacht wurde. In der Zeit haltet ihr eurem Hund die Augen zu oder dreht diesen vom Geschehen weg. Sobald die Prüfer Euch rufen, lauft ihr mit Eurem Hund zu der Stelle, wo zuvor der Hase saß.
Kleiner Tipp am Rande: Setzt Euren Hund nicht direkt an der Sasse an, sondern ein ca. 1 Meter nach der Sasse. Für junge Hunde ist da so viel Witterung, dass es möglich ist, dass diese sich dort festsaugen und eine Weile brauchen bis sie sich wieder davon lösen.
Für die Hasenspur empfehle ich Euch eine Ablaufleine, eine ca. 2 Meter lange Kordel, die ihr entweder mit Eurer normalen Führleine verbindet oder sie einfach nur die Halsung des Hundes zieht. Die Ablaufleine sollte so aus der Halsung gezogen werden können, dass der Hunde nicht gestört wird. Hier ist es dann möglich, dass Ihr euren Hund ansetzt und ihn mittels Ablaufleine 30 Meter arbeiten lassen könnt, bevor ihr die Leine löst. Dies soll den jungen Hunden helfen anfangs auf der Spur zu bleiben.
Beurteilt wird bei der Spur der Spurwille (wie geht der Hund mit schwierigeren Gegebenheiten um, wie z.B. Bodenbeschaffenheit, wie geht er damit um, wenn er die Spur verliert, behält er die Ruhe und sucht dieser wieder oder wird er planlos) und die Spursicherheit (auch bei schwierigen Gegebenheiten die Spur sicher und selbstständig vorwärts bringen durch den Beutewilllen).
Hier geht es nicht darum, dass die Spur möglichst lang ist, sondern, dass diese schwierigere Gegebenheiten mit sich bringt, wie verschiedene Untergründe, Graben, Zaun, etc. Danach wird die Spur des Hundes beurteilt.
Zeigt ein Hund bei der Spurarbeit einen Laut, ist dies der Spurlaut. Sticht der Hund auf der Spur einen Hasen und verfolgt diesen sichtig mit Laut, ist das der Sichtlaut.
Vorbereiten könnt ihr Euren Hund natürlich mit Hasenspuren, sofern ihr die Möglichkeit durch Reviere dafür habt. Aber hier sollte man nicht zu viel des Guten machen, denn mit Hasenspuren kann man es sonst auch "übertreiben". Das ist natürlich individuell und abhängig von Eurem Hund.
Ansonsten auch durch Kaninchenschleppen, welche ich zuerst an der Schleppleine und nachher frei Arbeiten lasse. Trainieren kann man dadurch, dass der junge Hund einer Schleppe (Spur) folgt.
2. Nasengebrauch
Der Nasengebrauch wird in der Suche gezeigt durch häufiges Finden von Wild und auch durch das Markieren der Witterungsstellen. Der Nasengebrauch wird auch bei der Spurarbeit beurteilt, wenn der Hund die Spur verliert. Findet er diese dann wieder oder verliert er sie.
3. Suche
Die Suche sollte in der VJP weiträumig, fleißig, flott, ausdauernd und dem Gelände angepasst sein. Hier wird drauf geachtet, dass der Hund nicht hauptsächlich im Trab läuft. Bei der Suche geht es hauptsächlich um den Willen zum Finden. Hier spricht man von einer sogenannten Quersuche. Der Hund wird gegen den Wind angesetzt und ihr lauft mit dem Hund in einer Quersuche über die Fläche.
Hier kann es auch schon mal dazu kommen, dass der Hund findet und z.B. vorsteht.
Damit kommen wir auch schon zum nächsten Punkt, das Vorstehen. Der Hund kann an Haar- oder Federwild-Witterung vorstehen oder vorliegen. Hier geht es noch nicht um den Gehorsam am Wild, also Nachprellen an Wild oder das Einspringen wird hier nicht bewertet. Es geht um die reine Anlage.
4. Führigkeit und Gehorsam
Führigkeit und Gehorsam wird über den ganzen Tag beobachtet und bewertet. Hier geht es darum, wie der Hund auf seinen Hundeführer achtet, zwischendurch Kontakt zu ihm hält, sich lenken lässt und auch bei dem Rückpfiff zurück zum Hundeführer kommt.
Kleiner Tipp: Sollte der Hund hinter Wild weg sein und ihr seid euch sicher, dass er auf den Rückpfiff nicht zurückkommt, dann wartet einfach ab. Der Hund sollte zwar schnell wieder kommen, aber das gibt kein Abzug, sofern er sich den restlichen Tag am Hundeführer orientiert.
5. Schussfestigkeit
Die Überprüfung der Schussfestigkeit findet in der Suche statt. Sobald der Hund Schrotschussentfernung von seinem Hundeführer weg ist, kann der Hundeführer mindestens 2 Schrotschüsse (in die Luft! Niemals Richtung Menschen / Häuser / etc.) abgeben. Zwischen diesen beiden Schüssen müssen mindestens 20 Sekunden liegen. Keine Sorge, in der Regel geben die Richter Euch ein Zeichen sobald ihr Schießen sollt / könnt. Hier wird bewertet nach: Schussfest, leicht schussempfindlich, schussempfindlich, stark schussempfindlich, schussscheu.
Gewöhnt Eure Hunde früh und schonend an die Abgabe von Schüssen, besonders bei sensiblen Hunden mit wenig Wildschärfe kann dies sonst doch schon mal zu dem ein oder anderen Problem führen.
Allgemeine Infos und Tipps
An dem Prüfungstag beginnt jeder Hundeführer mit Hund mit einem sog. Lösegang. Dies ist bereits schon eine Quersuche, in dem der Hund sich lösen kann, aber auch hier könnte schon Vorstehen etc. bewertet werden. Also setzt euren Hund auch ganz normal zur Suche an, wenn die Richter sagen "Lassen Sie den Hund mal laufen!".
Generell gilt nach jedem Prüfungsfach, leint Eure Hunde sofort an. Dann können Sie nicht doch nochmal genau an diesem Tag auf komische Gedanken kommen.
Ihr könnt zusätzlich noch zwei Leistungszeichen auf der Prüfung erhalten, einmal den LN (Lautjagernachweis), wenn der Hund spurlaut arbeitet und das AH (Armbruster Halteabzeichen), wenn der Hund sich hinter jedem sichtigen Hasen stoppen lässt.
Zähne, Augen, ggfls. Hoden und die Chipnummer werden von den Richtern kontrolliert. Auch hier gilt eine gute Vorbereitung der jungen Hunde. Übt das Zähne gucken und Anfassen auch mit fremden Menschen. Aber auch hier langsam und behutsam.
Für Euren Hund sollte dies keine neue Situation sein an dem sowieso schon aufregenden Tag.
So ein Prüfungstag kann konditionell für Euren jungen Hund sehr fordernd sein, bereitet ihn auch konditionell darauf vor mit Ausdauertraining, z.B. Fahrrad fahren.
So ein Prüfungstag ist erfahrungsgemäß lang und aufregend, scheut also nicht, wenn ihr nochmal Fragen an die Richter habt. Aber generell ist es nicht nur empfehlenswert, sondern in meinen Augen unabdingbar, dass ihr die Prüfungsordnung beherrscht.
Zudem ist es immer eine gute Sache Verpflegung für den Tag dabei zu haben, für die Gruppe. Ob Süßigkeiten, Kuchen, Mettwürstchen, o.ä. in der Pause ist dies bei allen willkommen.
Ansonsten gilt die Divise: "IMMER, WIE IMMER!"
Und das meine ich auch so. Wenn ihr Euren Hund immer genau so zur Suche ansetzt oder mit genau diesem Kommando arbeitet, macht ihr es an dem Tag auch so. Egal, ob ein anderer Hundeführer, Zuschauer oder gar Richter Euch was anderes sagt.
Checkliste
Hund
Impfpass
Ahnentafel
gültiger Jagdschein
Waffenbesitzkarte
Kopie der Nennung
Einladungsschreiben
Prüfungsordnung
Formblatt 21 (Armbruster Haltabzeichen)
Formblatt 23 a (Lautjagernachweis)
Halsband mit Telefonnummer
Führleine
Ablaufleine
Hundepfeife
Ersatzpfeife
Wasser für den Hund
Flinte
Munition (24g) mind. 6 Stück
Erste Hilfe Set Hund
Seifenblasen (Windrichtung bestimmen)
Energieriegel für den Hund
Bargeld (Für das Suchenlokal im Anschluss)
Verpflegung für den Hundeführer, Richter und die Gruppe über den Tag