Im Februar 2020 kam bei mir der Wunsch nach einer Büffeljagd in Afrika auf. Als ich in dieser Zeit auf einem einmonatigen Lehrgang in Lübeck war, hatte ich viel Zeit zum Überlegen und so wurde, neben dem Wunsch auf einen Dagga Boy zu waidwerken auch die Idee geboren, mir eine passende Waffe anfertigen zu lassen.
Ich las einige Bücher zum Thema Büffeljagd, Dangerous Game Waffen und führte Korrespondenz mit einigen deutschsprachigen Berufsjägern in Afrika (u. a. Peter Dafner, Falco Schwarz u. Frank Lau). Aus diesen Informationen trug ich nun eine "Aufgabenkatalog" für meine Afrikawaffe zusammen.
Anforderungen an die Waffe:
- Mauser 98 System (einfach das beste und zuverlässigste System für einen Dangerous Game Waffe)
- Kaliber .375 Ruger (ausreichend und legal für Büffel, geeignet für Plainsgame, Auslandsjagd aber auch noch in Deutschland/Europa auf unser heimisches Wild nutzbar und Kurzlauftauglich)
- 50 cm Lauflänge; 20,5 mm Mündungsdurchmesser (ich hasse lange, dünne Läufe)
- keine offene Visierung (bleibt man im Dickbusch nur damit hängen und in Notfall, bei einem annehmenden Büffel, bleibt eh kaum mehr Zeit das ZF abzunehmen)
- Laufgewinde M18x1 (für einen SD oder eine Mündungsbremse)
- Schaft Holzklasse 4 mit offenporiger, matter Ölversiegelung (sollte schön aussehen, aber nicht zu hochwertig sein dass man sich nicht über jeden Kratzer aufregt)
- Riemenbügel am Lauf
- verlängerter Kammerstängel
- Rigbydeckel 3+1
- dicke, rote Schaftkappe (weil es einfach geil aussieht)
- Vorderschaftabschluss aus Ebenholz
- Recknagel Flintenabzug (mit das Beste was ich in einem M98 je geschossen habe)
- Recknagel Secura Sicherung (sicher aber schnell und intuitiv zu bedienen)
- Recknagel Stahl Weaver Basen (sehen zwar nicht so elegant aus wie eine Schwenkmontage sind aber praktischer)
- Stock-Take-Down (es soll ja einen Waffe zur Auslandsreise werden und daher problemlos in einen kleinen Waffenkoffer passen)
- variables Zielfernrohr (mit welchem sowohl der Büffel auf nahe Distanz wie auch Plainsgame auf weitere Entfernung sicher erlegt werden kann)
- matte Brünierung (ich mag mein Spiegelbild nicht in der Waffe sehen)
Nachdem ich diesen Katalog zusammen gestellt hatte, machte ich mich an die Suche nach einem geeigneten Büchsenmacher der mir die Waffe bauen sollte. Ein guter Freund, welcher ein bekannter Büchsenmachermeister ist, hätte sich bereit erklärt die Waffe nach meinen Wünschen zu bauen, gab aber an dass seine Auftragsbücher so gefüllt sind, dass der Bau frühestens in 2-3 Jahren abgeschlossen sein könnte. Ausserdem hatte ich von Frank Lau noch die Namen dreier weiterer Büchsenmacher bekommen welche, seiner Meinung nach, das Projekt am Besten realisieren könnten. Auf Platz 2, nach meinem Kumpel, stand Waffen Velser in der Eifel. Also nahm ich per Email mit Herrn Velser Kontakt auf und schrieb ihm meinen Wünsche. Zeitglich fand ich auf seiner Homepage einen Waffe die genau meinen Wünschen entsprach und ich war guter Dinge, dass Herr Velser mir genau das bauen kann was ich mir wünschte.
Nach kurzem Email- und Telefonkontakt fuhr ich dann im März 2020 aus dem Allgäu in die Eifel zu Herrn Velser. Nachdem ich mich mit Herrn Velser quasi schon einig war was meine Anforderungen an die Waffe waren, stand bereits ein grobes Gerüst was den Bau der Waffe anbelangt. In der Eifel angekommen, besprach ich mit Herrn Velser, bei einer Tasse Kaffee, meine Wünsche und wir fixierten alles schriftlich. Herr Velser schlug mir als ZF das Meopta Meostar R2 1,7-10x42 vor und im Anschluss suchte ich mir das passende Schaftholz für mein Waffe aus. Auch testete ich mehrere Schäfte und es wurden meine individuellen Schaftmaße ermittelt.
Nach einem gut zweistündigen Gespräch machte ich mich, gutgelaunt, auf die Rückfahrt ins Allgäu. Am selben Abend schickte mir Herr Velser das Angebot zur Waffe nochmals per Mail zu und ich erteilte ihm den finalen Auftrag für meine Velser M98 Working Rifle im Kaliber .375 Ruger.
Herr Velser bzw. die Firma Velser baut bereits seit drei Generationen M98 Jagdwaffen und nutzt aktuell zur Fertigung der Büchsen Steyr Model 1912 Systeme (Chile Kontrakt). Bei meiner Waffe wurde ein Heym Safari Lauf verbaut. Bei den diversen Anbauteilen wurde auf Qualität aus dem Hause Recknagel vertraut.
Während der Bauzeit war ich ständig in Kontakt mit Herrn Velser. Herr Velser gab mir als Bauzeit ca. 1 Jahr an und daher war ich im November 2022 sehr verwundert, als ich das erste Bild (ganz oben im Beitrag) meiner komplett fertigen Waffe per Email geschickt bekam - viel früher als erwartet!
Herr Velser hatte in nur knapp 7 Monaten meine Traumwaffe, exakt nach meinen Wünschen, fertig gebaut.
Um meinen Traumwaffe in Empfang zu nehmen, fuhr ich dann wieder vom Allgäu in die Eifel. Im Geschäft von Herrn Velser angekommen, drückte er mir meine Working Rifle in die Hand und ich konnte nicht mehr anders als einfach nur zu grinsen.
Meine Erfahrungen mit der Velser Custom
Jetzt hielt ich sie in den Händen, meine erste Custom Büchse, gefertigt exakt so wie ich sie wollte. Keine Kompromisse wie bei Serienwaffen, kein Schaft der nicht exakt passt, kein Verzicht auf Futures die ich gerne gehabt hätte, einfach perfekt!
Die Waffe fühlte sich ab der ersten Sekunde an wie das, was sie war: wie für mich geschaffen!
Herr Velser zeigte mir, bei einem Kaffee, alle Funktionen (inkl. Zerlegen) der Waffe und des ZF´s und legte mir auch die Schussbilder vom Einschiessen der Waffe vor.
Mit einem guten Gefühl und meiner Traumwaffe im Koffer fuhr ich dann am Abend von der Eifel wieder zurück in´s Allgäu.
In Ermangelung der Big Five im Allgäu und auch dem Fehlen von sonstigem Grosswild, konnte ich meinen M98 allerdings bisher erst wenige Male im Revier erfolgreich führen.
Ich konnte mit der .375 Ruger bisher einen Bock, zwei Schmalrehe, ein Kitz und einen Fuchs erlegen. Sicher ist hier die .375 Ruger mehr als "overbore" aber das langsame, schwere und harte Geschoss verursachte keine Hämatome, es waren aber bei allen Stücken (ausser Kitz und Fuchs) Fluchten von ca. 20-50 m gegeben. Hier war aber so viel Schweiss zu finden, dass einen Nachsuche auch ohne Hund möglich gewesen wäre. Trotz allem nutze ich den Custom M98 aktuell sehr wenig im Allgäuer Revier da er ja eigentlich für Grosswild in Afrika gedacht und hier mein Repetieren in .308 Win die anfallende Arbeit auch erledigt.
Nachdem ich meine Waffe, selbstverständlich vor dem ersten Ansitz, Kontrollgeschossen hatte, war ich danach noch viele Male auf dem Schießstand. Geschossen habe ich anfangs mit der Hornady Dangerous Game mit 270 grs. Geschoss und der Hornady Outfitter mit 235 grs. Geschoss. Hierbei zeigte sich, dass die Waffe beide Fabrikpatronen gut verträgt und passende Streukreise schiesst.
Inzwischen lade ich meine .375 Ruger Patronen selber und nutze hierbei 270 grs. Barnes TSX Geschosse und Peregrine Bullets VRG2 und VRG3 in 270 grs. Alle drei Geschosse fliegen aus der Waffe sehr präzise und lassen sich von "Mickey Mouse" bis "Full House" laden.
Das von Recknagel stammende Griffkäppchen der Waffe habe ich von Kati Mau mit einem Büffelkopf gravieren lassen und zur "Afrikawaffe" passend habe ich mir noch zwei Gewehrgurte aus Canvas gekauft.
Nun wartet die Waffe im Waffenschrank auf ihren ersten Einsatz in Afrika bzw. auf Büffel. Leider wird dies aber noch einige Zeit dauern aber inzwischen kann ich die Waffe ja auch in heimischen Revieren führen und damit auf dem Schießstand bzw. im Schießkino trainieren.
Da ich auch noch oft zum Thema Rückstoss der .375 Ruger gefragt werde, kann ich hier nur sagen: die Patrone ist freilich kein Kleinkaliber und hat etwas mehr Bumms als eine .22 lfb aber der Rückstoss ist durchaus beherrschbar und schmerzt nicht.
Fazit
Herr Velser hat hier eine super tolle und präzise Waffe gefertigt. Herr Velser ging auf all meinen Wünsche ein, brachte sein jahrzehntelanges Know How (im Waffenbau und der Afrikajagd) mit ein und fertigte eine sehr hochwertige Waffe. Sollte ich mir nochmals einen Custom M98 fertigen lassen, weiss ich wo und wer diese Arbeit ausführen wird. Alles in allem hab ich hier, für einen sehr fairen Preis, eine super Custom Waffe erhalten. Ich kann Herrn Velser und seine Waffen absolut weiterempfehlen und jedem, der mit dem Gedanken an einen Custom M98 spielt sei ein Besuch oder ein Telefonat mit Herrn Velser empfohlen.
Weitere Bilder und Infos zu meiner weiteren Jagdausrüstung gibt es entweder hier bei Geartester oder auf meinem Instagram Account
Zum Schluss noch eine kleine Anmerkung: Ich werde weder von Waffen Velser, Recknagel, Ruger noch von sonst einer Firma, Person oder dergleichen für diesen Test finanziert. Ich schreibe meinen Test über einen Gegenstand, welchen ich selbst bezahlt und auch ausgiebig getestet habe. Ich habe keinen finanziellen oder sonstigen Vorteil durch die Vorstellung dieses Produkts auf dieser Seite.