Trockentraining für Zuhause

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10 Min. Lesezeit
Bericht des Monats März 2023
Bericht des Monats März 2023

Bericht des Monats März 2023

Dieser Bericht wurde vom Geartester-Team für besonders wertvoll befunden und deshalb ausgezeichnet.

Kennt ihr das auch? Im Februar und März steht die Büchse erstmal gereinigt im Schrank. Bevor es im April oder Mai dann mit der Jagd wieder losgeht, müsste man eigentlich mal auf den Schießstand zum trainieren - und Kontrollschüsse machen. Aber hat man wirklich Lust, auf dem Stand eine halbe Stunde oder auch Stunde zu trainieren? Wenn andere Jäger hinter der Scheibe stehen, zuschauen und warten, bis man endlich fertig ist?

Das Einschießen der neuen Waffe, des neuen Zielfernrohrs oder von neuer Munition, aber auch der Kontrollschuss vor der neuen Jagdsaison steht für einen Großteil der Jäger in diesem Zeitraum auf der To-Do-Liste. Das Ergebnis - man sieht regelmäßig Jäger auf dem Schießstand, die einen einzelnen Kontrollschuss abgeben - oder sich mit einer 3-Schuss-Gruppe mit einem Durchmesser von 7-10 cm zufrieden geben. Die Zeit, in Ruhe an den eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu arbeiten, nehmen sich die wenigsten.

Eine einfache und effiziente Variante ist das Trockentraining zuhause. Dies ist nicht nur äußerst kosteneffizient, man ist vor allem auch zeitlich unabhängig von allen anderen. Weiterhin kann man durch Trockentraining die wichtigste Grundlage für einen sicheren Schuss verbessern - eine gleichmäßige und ruckfreie Betätigung des Abzugs. Schließlich kann unser Schuss das Ziel nur dann treffen, wenn sich unsere Visierung im Moment der Schussabgabe auch direkt auf dem Ziel befindet.

Das Trockentraining ersetzt selbstverständlich keinen Schießstandbesuch. Vielmehr ist es als sehr effiziente, unterstützende Trainingsform zu verstehen.


Was braucht man dafür?

- Zieldarstellung (Ausdruck, Papier mit Edding, Schusspflaster)

- Schießauflage (Sandsack, Holzleiste, Pirschstock)

- Gewehr

- 3 bis 5 Pufferpatronen

- Platz (Zimmer, Flur, Garten)

- Maßband/Zollstock


Ablauf

1. Sicherheit herstellen

2. Aufbau der Zieldarstellung

3. Aufbau der Schießposition (unter Beachtung des notwendigen Abstands)

4. Trainingsabläufe der Schüsse

    4.1 liegend / sitzend aufgelegt

    4.2 sitzend, auf Brüstung aufgelegt

    4.3 Pirschstock (Vierbein, Dreinbein, Zweibein, Einbein)

    4.4 stehend angestrichen

    4.5 stehend freihändig

Wichtig ist es, einfach anzufangen. Für den Anfang wählt man einfache Ziele, welche man dann fortlaufend verkleinert werden. Die kleineren Ziele lassen sich mit simuliert größere Entfernungen gleichsetzen.

Persönlich ist mir dabei besonders wichtig, die unterschiedlichsten Anschlagsarten zu trainieren. Insbesondere Schüsse vom Schießstock aus lassen sich auf vielen Schießständen aufgrund der dortigen Regeln nicht trainieren. In Form des Trockentrainings lässt sich dies hervorrang üben und man bekommt ein Gefühl dafür, wie sicher und wie weit man vom jeweiligen Pirschstock aus schießen kann.


Ziele des Trockentrainings

1. Abzugskontrolle und durchs Feuer schauen

Die wichtigste Grundlage fürs saubere Schießen ist die Abzugskontrolle mit dem durchs Feuer schauen (Nachhalten nach dem Schuss). In der kurzen Atempause nach dem Ausatmen liegt das Fadenkreuz auf dem Ziel. Nach der Entscheidung zum Schuss wird der Abzug sanft und gleichmäßig über den Druckpunkt hinweg bis zum Ende des Abzugsweg durchgezogen. Nach dem Klick sollte das Fadenkreuz im Optimalfall auf dem selben Punkt liegen, auf welchen man vorher gezielt hat. Nach dem "Schuss" schaut man weiter durchs Feuer, um im Falle eines echten Schusses eine mögliche Fluchtrichtung oder ein Zeichnen des Wildes beobachten zu können.

2. erste Ergänzung: Nachladen und Nachschießen

Wenn die Abzugskontrolle sowie das Nachhalten konsequent klappen, kann man den Ablauf um das Nachladen mit Nachschießen ergänzen. Ziel ist es, nach dem Nachladen wieder das Ziel zügig anzuvisieren, um einen schnellen, aber sauberen zweiten Schuss abzugeben. Für den zweiten "Schuss" gelten wieder die selben Regeln wie beim ersten, eine saubere Abzugskontrolle mit nachfolgendem durchs Feuer schauen.

3. zweite Ergänzung: Nachladen und Zielwechsel

Sofern neben der Abzugskontrolle mit Nachhalten auch das Nachladen und Nachschießen mit der selben Wiederholgenauigkeit klappt, kann man zwischen dem ersten und zweiten Schuss einen Zielwechsel einbauen. So trainiert man die Fertigkeiten für spätere Dubletten, beispielsweise beim Rotwild Kalb-Tier.


Zieldarstellung

Für das Training verwende ich grundsätzlich zwei unterschiedliche Ziele:

1. Im Basis-Training nutze ich schwarze Punkte. Durch die Farbe gibt es eine saubere und klare Abgrenzung von Ziel zu "vorbei" und man kann sich sauber auf das Abschlagen konzentrieren. Ob man sich Punkte in der entsprechenden Größe ausdruckt oder per Hand auf ein Blatt Papier zeichnet ist völlig egal.

2. Um den jagdlichen Bezug der Thematik in das Training stärker mit einzubeziehen verwende ich daneben die Darstellungen von Wildtieren (Reh, Wildschwein, Rothirsch). All4Shooters verwendet in einem der Berichte eine sehr gute Darstellung, in welcher die tödliche Trefferfläche bei Reh, Wildschwein und Rothirsch durch einen roten Punkt auf dem Wildkörper dargestellt wird.

Quelle: All4Shooters; Jagd auf weite Distanzen - Tipps und Tricks
(https://www.all4shooters.com/de/jagd/munition/2018/weite-distanzen-jagd-rws-338-lapua-magnum-speed-tip-pro/trefferzonen-jagd-wildarten.jpg?cid=cgq.2fr&resize=ee417d:960x)

Auch bei diesen Zielen gibt es eine klare optische Abgrenzung zwischen Zielbereich und dem restlichen Wildkörper, sodass man ebenfalls erkennt, ob man beim Abziehen im Ziel bleibt oder doch muckt.


Zielgröße

Allgemeines:

Die tödliche Trefferzone wird bei den nachfolgend aufgeführten Wildarten wie folgt angenommen:

  • Reh: 10cm
  • Gams/Wildschwein: 15cm
  • Muffel: 20cm
  • Rothirsch: 24cm

Um in der Praxis ein Wildtier auf eine gewisse Distanz sicher erlegen zu können, muss man zuhause im Training bei einem entsprechenden Bereich "im Ziel bleiben", welcher das selbe Entfernungs-Zielgrößen-Verhältnis aufweist.

Die Zielgröße der auf ein Papier gemalten oder ausgedruckten schwarzen Punkte und auch die Größe der rot visualisierten "Kammerfläche" auf den Wilddarstellungen ist somit grundlegend von der Entfernung abhängig, welche einem zum Training zur Verfügung steht und auf welche Distanz man später schießen möchte.

Quelle: eigene Darstellung


Praxisbeispiele:

1) Ich möchte die Zieldarstellung in 10 Metern Abstand zu dem Tisch aufhängen, von welchem aus ich "schießen" werde. Möchte ich nun einen Schuss auf ein Reh auf 100m simulieren, so ergibt sich folgende Rechnung:

     1[mm] (Reh;100m) x 10[m] (Abstand) = 10mm (Zielgröße)


2) Bei einem simulierten Schuss auf einen Rothirsch in 150 m Abstand, mit 5m Platz in meiner Wohnung, ergibt sich folgende Rechnung:

     1,6[mm] (Rothirsch;150m) x 5[m] (Abstand) = 8mm (Zielgröße)


Herstellung der Zieldarstellungen:

1. Punktziele

Die Zieldarstellung in Form von Punkten kann man recht einfach selbst malen. Mithilfe eines Eddings oder Filzstifts und einem Lineal/Maßband/Zollstock malt man einen entsprechend großen Punkt auf ein weißes Blatt Papier.

Alternativ druckt man sich ein Papier mit entsprechend großen Kreisen aus. Dabei sollte man nur am Ende kurz mittels Nachmessen überprüfen, ob die Punkte die richtige Größe haben.

2. Wildziele

Für die "Wildscheiben" habe ich die Grafik von All4Shooters heruntergeladen und Reh, Wildschwein und Hirsch auf die passende Größe vergrößert bzw. verkleinert. In Abhängigkeit davon, wie es vom Format passt, kann man die drei Tiere dann zusammen lassen oder auseinanderschneiden.


Platz

Im Optimalfall nutzt man einen langen Flur, einen großen Raum, oder einen nicht einsehbaren Garten - je größer der Abstand zwischen Zielfernrohr und Ziel , desto schärfer sind dann sowohl Absehen als auch Ziel. Wenn das Zielfernrohr keinen Parallaxenausgleich hat, hilft es nur, auf eine möglichst kleine Vergrößerung zu stellen.

Bei meinem Kahles Helia 2,4-12x56i sehe ich mit 2,4-facher Vergrößerung auf 10m Ziel und Absehen weitestgehend scharf.


Fazit

Neben der Steigerung der eigenen Fähigkeiten bietet das Trockentraining einem jeden Einzelnen die Chance, seine eigenen "Grenzen" zu ermitteln. Auf welche Distanzen kann ich schießen, ab welchen Distanzen mucke ich zu stark oder kann das Fadenkreuz nicht mehr in Ruhe aufs Ziel bringen.

Ihr habt Fragen, Verbesserungsvorschläge oder Anmerkungen? Ich freue mich über Tipps und Kritik.

Find' ich gut!

Kommentare

Thomas Peters
Enthusiast
vor mehr als einem Jahr

Zu dem Thema hat schon Jemand ein ganzes Buch geschrieben (kostenlos). Mit Trainingsplänen, Anleitungen für kostenlose Schießkinos zu Hause etc.: https://www.moderne-schiesslehre.de/shop/lehrmaterial/buecher/ebook-training-fuer-die-drueckjagd?c=61

Auf der Seite findet man auch kostenlose Zielscheiben zum ausdrucken und weitere Anleitungen für das jagdliche Schießen.

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