Inhalt
Im folgenden Beitrag berichte ich über meine Erfahrungen vor, während und nach dem Lehrgang “Masterclass Kurzwaffe by Christian Bender”. Dabei beschriebe ich weniger die “Zahlen, Daten und Fakten”, welche jeder auf http://www.kurzwaffenausbildung.de nachlesen kann, sondern versuchen einen persönlichen und authentischen Einblick in eine solche Masterclass zu geben.
Motivation
Die Fertigkeiten und das Wissen eines Jägers sind sehr vielfältig und jeder hat nach seinen Möglichkeiten die verschiedensten Schwerpunkte. Was aber bei allen Jägern aus höchstem Standard vorhanden sein sollte, ist die präzise und vor allem sichere Waffenhandhabung!
Hier ist natürlich gutes Handwerkszeug (Waffe, Optik, Munition) eine gute Basis, aber spätestens beim Thema “sichere Waffenhandhabung” ist der entscheidende Faktor nicht das “Gear”, sondern der Mensch, welcher das Werkzeug bedient.
Zum Glück hat hier aber Christian Bender genau die richtige Lösung für alle die nicht bei Ihrem “Gear” aufhören zu optimieren, sondern genauso sich selbst weiterentwickeln wollen.
Die Masterclass Kurzwaffe by Christian Bender.
Eckdaten
In einem umfangreichen Online Vorbereitungskurs und 3 Tagen Präsenzkurs bekommt man eine Einführung in die Methode der robusten Waffenhandhabung nach internationalem Standard (Akademie 0/500, Paul Howe / CSAT, Pat McNamara / TMACS, Larry Vickers (Vickers Tactical), Andy Standford, Amy Abbott u.a.)
Wie man hier schon sieht, steht hier die Praxis stark im Fokus. An erster Stelle steht aber die sichere Handhabung sowie die praktische Relevanz aller trockenen und scharfen Übungen wie...
- Ball & Dummy Drill nach Larry Vickers
- Dot Drill
- 5/1 Drill nach Paul Howe
- Dot Torture
- Grid of Fire nach Pat McNamara
- Half & Half Drill nach Kyle Lamb
- 5-Sekunden Standard nach Pat McNamara
- Typewriter, 3/3/3/3
Wer sich über den detaillierten Kursinhalt und Kursinfos informieren möchte, geht dafür am besten auf die zugehörige Webseite http://www.kurzwaffenausbildung.de
Trotz der benötigten Ernsthaftigkeit beim Umgang mit Schusswaffen ist es aber auch erlaubt “eine gute Zeit” zu haben. Was ich damit genau meine, erläutere ich nochmal in meinem Fazit.
Vor der Masterclass
Infocall - “Rundum Beratung”
Schon vor der Masterclass überraschte mich postiv die ausführliche persönliche Vorbereitung durch Christian Bender. Jeder Teilnehmer wird mit (mindestens) einem Telefonat im Vorfeld ideal vorbereitet.
Hier wird sichergestellt, dass zum Praxisteil der Masterclass jeder Teilnehmer über die benötigten Utensilien verfügt. Egal ob es noch um ein passendes Gear wie Holster, Trainingsmunition, Gehörschutz oder die passende Kurzwaffe und Visierung geht. Zu jedem denkbaren Aspekt bekommt man wertvolle Tipps aus der Praxis im Rahmen der Infocalls mit Christian Bender.
Doch hier hört die Beratung nicht auf. Auch beim Thema “Wo komme ich während der Masterclass unter?” gibt es sehr gute Empfehlungen.
Am Ende des Infocalls gibt es dann auch schon die ersten “Hausaufgaben” in Form des “Online Vorbereitungskurs”. Lehrvideos
Großer Pluspunkt und sehr selten in diesem Bereich; Vorbereitungsvideos!
Diese sollen den Teilnehmer im Vorfeld schon mit den wichtigsten Aspekten aus den verschiedensten Bereichen kennenlernen. Mehrere Stunden Material in meist 8-15min Stücken finden man im einfachen und übersichtlichen Onlineportal. Alle Videos wurden von Christian selbst moderiert.
Damit ist sichergestellt, dass für den Praxisteil eine einheitliche Wissensbasis bereitsteht auf welcher aufgebaut werden kann.
Während der Masterclass
Anreise
Die Anreise ist natürlich höchst individuell und im Zielbereich aber dank “Navi-bekannten” Straßen und Offlinebeschilderung ohne große Gefahren des Verfahrens absolvier bar. Zu einer möglichen Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln kann ich nichts sagen, ich gehe aber davon aus, da man mit entsprechender Kurzwaffe anreist, dies sowieso möglichst vermeiden möchte.
Tag 1
Nach knapp 5h Anreise wurde ich im Aufenthaltsraum der Schießanlage freundlich von Christian und seinem Assistenten begrüßt. Interessant wie “bekannt” man sich bei seinem Anblick fühlt, nachdem man ihn ja schon zig Stunden im Online Vorbereitungskurs gesehen hat...
Nach und nach kamen die weiteren 4 Teilnehmer an. Dies war eine meiner “größten Befürchtungen”. Welche Personen und vor allem mit welchen Fertigkeiten nehmen noch an diesem Kurs teil? Schließlich war ich zum Kursstart noch einfach gesagt ein absolut weißes Blatt in Bezug auf Kurzwaffen mit vielleicht 50 Schuss auf dem Schießstand.
Ohne zu viel auf Einzelheiten einzugehen. Die Teilnehmer waren bunt gemischt. Von einem erfahrenen Behördenausbilder für Kurzwaffen über Sportschützen zu einem Jungjäger-Paar war alles dabei.
Allen gemeinsam war aber Wunsch und der Wille sich und seine Fähigkeiten im Bereich der Kurzwaffe weiterzuentwickeln.
Nach einer obligatorischen Vorstellungsrunde ging es auch zu den ersten Theorie Basics. Zentraler Bestandteil. Die vier Sicherheitsregeln nach Jeff Cooper:
- Jede Schusswaffen sind geladen.
- Richte niemals die Mündung auf etwas, das Du nicht zerstören möchtest.
- Der Finger geht erst zum Abzug, wenn die Entscheidung zum Schuss getroffen wurde.
- Kenne das Ziel und was sich davor und dahinter befindet.
Nach diesen Regeln wurde ein für mich sehr wichtiger Aspekt dieses Kurses bekannt gegeben. Da es bei der Schießanlage die entsprechenden Vorgaben (“geschlossene Gesellschaft”, …) vorlagen hieß es: “... ab jetzt ist es hier eine “Hot Range” und jeder darf seine Kurzwaffe während des gesamten Kurstages geladen im Holster tragen...”
WAS? Schock! Mein Puls schlägt deutlich höher und fühlbar in meinem Hals.
Mir blitzt der Gedanke durch den Kopf: “Ich nehme die doch sonst immer noch aus einem abgeschlossenen Behältnis oder vom Tisch an der Feuerline des Schießstandes in die Hand... und jetzt das? OMF*G!”
Die Erklärung für diese Ansage kommt aber umgehend: Praxisrelevanz! Im Revier trägt man sie ja auch so!
Also gehört es zu einer Masterclass Kurzwaffe diese auch entsprechend zu führen und sich daran im wahrsten Sinne des Wortes zu gewöhnen. Den eines sollte man weder bei Kurz- noch Langwaffe verspüren, wenn man sie trägt. Stress! Den dieser erhöht die potentielle Fehlerquote, was im einfachsten Fall zu einem nicht gut gezielten Schuss führt (und damit vielleicht unnötiges Tierleid) im schlimmsten Fall für sich oder andere Menschen lebensbedrohlich werden kann.
Nachdem der erste Schreck vergangen war, wurde die restliche Zeit noch die Einweisung in den Schießstand durchgeführt sowie die ersten Trockenübungen zum Abzug krümmen und Waffenhandhabung geübt.
Tag 2
Nach einer guten Nacht und Start in den Tag ging es an die Praxis. Wieder kam bei mir leichte Zweifel auf. Passe ich mit meinen rudimentären Fähigkeiten hier wirklich rein. Nach den ersten scharfen Schüssen legte sich diese Aufregung allerdings. Dafür gab es einen einfachen Grund. Natürlich sah man die Stärken der jeweiligen Teilnehmer aber keiner Werte die Leistungen des anderen. Jeder konzentrierte sich auf sich von seinem Standpunkt der Fertigkeiten weiterzuentwickeln. Egal ob er vor oder hinter einem anderen Teilnehmer lag.
Hier beeindruckte mich auch die Fähigkeit von Christian eine so heterogene Gruppe zu unterrichten was ihm extrem gut gelang. Für keinen war es “zu Anspruchsvoll” oder zu “zu einfach”. Er holte jeden bei seinen individuellen Fähigkeiten ab und ging mit ihm weiter.
Am Morgen des Tages gab es einen “magischen Moment” bei mir welcher immer noch nachwirkt.
Zwischen den in diesem Bild gezeigten Gruppen liegen 30 Minuten Masterclass Kurzwaffen. Ich denke da braucht man nichts anderes mehr zu erwähnen.
Am Ende des Tages und mehrere Hundert Schuss später war dies das Tagesergebnis.
Tag 3
Nachdem am Vortag der Fokus auf Drills lag welche meist einzelne Fähigkeiten trainieren sollten, wurde am dritten Tag die Komplexität der Übungen erhöht.
Dabei wurden unter anderem verschiedene Aspekte des Fangschuss trainiert und hilfreiche praktische Tipps gegeben. Aber auch die für Jäger oft relevante Dunkelheit wurde thematisiert. Dabei wurde der Schießstand entsprechend verdunkelt und das richtige an/ausleuchten des Ziels mit einer Taschenlampe mit gleichzeitigen sicherer und zielgenauer Waffenhandhabung trainiert.
Zusätzlich wurde auch aus verschiedensten Positionen, welche in der Realität mehr oder weniger vorkommen können, der Einsatz der Kurzwaffe geübt.
Dabei zeigte sich das sämtlich zuvor gelernte Verfahrensweise und Abläufe auch funktionieren, wenn man nicht in der klassischen stehenden Schießstand-Komfort Position ist. Diese Szenarios gingen vom knieenden (kommt im Revier schon öfters mal vor) bis hin zum liegenden Schuss (annehmender Keiler, nachdem man ausgerutscht ist – hoffentlich eher selten im Revier...). Alle weiteren Übungen und Szenarien des Abschlusstag möchte ich hier nicht verraten, da dies eine spannende Überraschung bleiben soll.
Dieser Tag zeigt aber ganz deutlich die praktische Relevanz der Masterclass Kurzwaffe. Hier blieb man nicht bei den Drills des 2. Tages und sagte dem Teilnehmer dann “... jetzt kannst du Drill XYZ 20% schneller als gestern...” sondern Christian vermittelte “...jetzt kannst du nachts alleine mit Taschenlampe sicher einen Fangschuss antragen...”.
Also wirklich etwas, was man mit nach Hause nehmen kann und froh ist dafür gerüstet zu sein.
Nach der Masterclass
Viele Kurse hören nach dem letzten Tag auf. Bei der Masterclass ist dies aber anders. Hier gibt es noch Tipps wie man zuhause auf dem Schießstand oder (mit Laserammo) in den eigenen vier Wänden weiter am Ball bleiben kann. Denn wie eingangs geschrieben. Der wichtigste Faktor bei der Kurzwaffe ist der Mensch und der braucht regelmäßiges Training, um seine Fähigkeiten nicht zu verlieren. Auch hier gibt Christian viele hilfreiche Tipps aus der Praxis und steht danach auch immer noch für die ein oder andere Frage hilfreich bereit.
Mein Fazit
Für mich war die Masterclass Kurzwaffe in vielen Bereichen ein absoluter Gewinn.
Persönlich fühle ich mich nun beim Führen einer Kurzwaffe genauso routiniert wie mit der Flinte oder Büchse. Durch die 3 Tage intensiven und realitätsnahen (Stichwort “Hot Range”) Umgang mit der Kurzwaffe ist sie nicht mehr das “unbekannte Wesen” in meinem Waffenschrank, welches man eigentlich lieber meidet.
Zudem bin ich sehr froh, dass ich auf dem weißen Blatt meiner Kurzwaffenfähigkeiten nicht zu viel selbst “gekritzelt” habe, sondern die saubere Basis für einen sicheren und stressresistenten Umgang mit meiner Kurzwaffe bekommen habe, auf welcher ich mein weiteres Jägerleben weiter aufbauen kann und werde.
Deswegen mein Tipp an jeden: Überlegt bitte, ob es die 4. Büchse im 3. Kaliber, die weitere Wärmebildkamera, oder, oder sein muss, oder man nicht mal (für einen Bruchteil des Betrags von o.g. Investitionen) in seine eigenen Fähigkeiten investiert?! Meine Antwort darauf sollte klar sein. Ich plane jedenfalls daraufhin im nächsten oder übernächsten Jagdjahr auch eine der weiteren “Masterclasses” von Christian Bender zu besuchen!
Wie kam ich zum Lehrgang
Im Rahmen des Geartester Events auf dem Schießstand Flamschen in Coesfeld am 13.08.2022 gab es im Programm auch eine “Mini-Workshop” zum Thema Kurzwaffe mit Christian Bender. In dieser kurzen Zeit zeigten sich schon die besonderen Fähigkeiten und Sachverstand vom Trainer. Hier war schon der Entschluss gefallen: “... _diese Masterclass MUSS ich irgendwie besuchen...”. Durch eine glückliche Fügung konnte ich einen Platz in seiner “Masterclass Kurzwaffe” bei einer Verlosung auf dem Event gewinnen.