Sig Sauer Cross Rifle - die goldene Mitte

xandertaler
15 Min. Lesezeit
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Ein veröffentlichtes Interview, das vom Jäger Magazin mit Dr. Moritz Fehrer (Inhaber Firma Recknagel) und Florian Geist (Mitarbeiter Firma Hera Arms) im Rahmen der IWA 2024 geführt wurde, hat mich zu diesem Bericht bewogen. 

Ich bin von dem Interview positiv überrascht worden, da man sich mit objektiven und stichhaltigen Argumenten auf Augenhöhe zum Thema "Black Arms auf der Jagd" ausgetauscht hat. Ein Argument, das von Dr. Moritz Fehrer ins Feld geführt wurde, blieb mir dabei besonders in Erinnerung. 

"Dem Reh ist es egal, mit welcher Waffe es erlegt wird. Am liebsten würde es leben." 

Wer sich diese Aussage mehrmals durch den Kopf gehen lässt und eine Zeit lang darüber nachdenkt, geht mit der Frage nach der Notwendigkeit solcher Waffen vermutlich etwas liberaler um, als er es sonst getan hätte. 

 

Das größte Argument der "Black Arms" Gegner

Die Waffe schaut nach Krieg aus. 
 

Zugegeben, eine AR15 schaut nicht aus wie eine romantische Kipplaufbüchse aus dem letzten Jahrhundert. Das muss sie meiner Meinung auch nicht. Es gibt ein metaphorisches Sprichwort aus unserem Alltag, dessen Inhalt jeder von uns leicht nachvollziehen kann. Das Sprichwort hat sogar eine mahnende Komponente, die man gerne an einen voreilig urteilenden Menschen weitergibt.
 

"Never judge a book by its cover"

Ein weiterer Spruch, den sich Jägerinnen und Jäger gerne auf die Fahne schreiben: 
 

"Nicht was du jagst, sondern wie du es erjagst, das scheidet und entscheidet."

Ein passionierter Schwarzwildjäger, der zur Milchreife und zur Erntezeit an den Feldern seiner Jagdgenossen sitzt, kann sich den Luxus kaum erlauben, sein Equipment für die erfolgreiche Bejagung und der damit einhergehenden Wildschadensverhütung nach rein optischen Aspekten auszusuchen
 

Er wählt eine Waffe und die dazugehörige Optik nach seinen Bedürfnissen aus. Das System muss intuitiv und jeder Situation absolut fehlerfrei und sicher bedient werden können. Wer auf ein halbautomatisches System setzt, welches einen superschnellen zweiten oder sogar dritten Schuss erlaubt, trifft eine Entscheidung im Sinne der Waidgerechtigkeit und das gilt es innerhalb der Jägerschaft zu respektieren. Eine führende Bache im hohen Weizen zu erlegen ist sowohl mit einer AR10 als auch mit einer Blaser R8 möglich. Allein die Art & Weise gilt es zu bewerten und im schlimmsten Falle auch geschlossen zu verurteilen. 
 

Aus meiner persönlichen Erfahrungen heraus passieren Anfeindungen aufgrund "falscher" Waffen nahezu ausschließlich innerhalb der Jägerschaft. Welch paradoxer und bipolar gestörter Prozess - auf der einen Seite Waidgerechtigkeit predigen und auf der anderen Seite Gleichgesinnte aufgrund bewusster und durchdachter Entscheidungen diffamieren. 
 

Die Außenwirkung auf nicht jagende Personen ist übrigens entspannter, als wir Jäger und Jägerinnen uns einbilden. Einem Jagdgegner ist die Waffe, mit der wir das in seinen Augen scheußliche "Hobby" ausüben, völlig egal. Ihm geht es um das große Ganze, das er leider bis heute nicht verstanden hat.

 

Das Beste aus beiden Welten
 

Ich durfte in den letzten Jahren glücklicherweise viel Erfahrung mit unterschiedlichsten Büchsen sammeln. Angefangen mit einem aufgearbeiteten 98er, den ich von meinem Jagdvater zum bestandenen Jagdschein geschenkt bekommen habe, zur Longe-Range Bergara, die ich unbedingt haben wollte und nach einigen Wochen damit im Revier wieder verkauft habe, da sie viel zu lang und schwer war. Danach folgte eine etwas klügere Beschaffung in Form einer Heym SR21 mit Carbonschaft im Allroundkaliber .308 Winchester. Auf meiner weiteren Reise durch die Gebrauchtwaffenlandschaft der deutschen Jägerschaft begegneten mir dann noch viele Klassiker wie die berühmte Sauer 90, diverse Mannlicher Schönauer Modelle, Steyr Luxus Stutzen und einige Kipplaufwaffen. 
 

Ich durfte auch für eine gewisse Zeit eine H&K MR223 mein Eigen nennen. Ursprünglich für das Schießkino gedacht, wollte ich sie natürlich auch zur Rehwildbejagung in meinem damaligen Pirschbezirk einsetzen. Durchsetzen konnte sie sich allerdings nie. Mir gefiel die Handhabung für diesen Zweck einfach nicht. Obwohl die Waffe wahnsinnig kompakt war, war sie dennoch schwer und in meinen Händen irgendwie unhandlich. Sämtliche Tätigkeiten mit und an der Waffe waren zu laut. Ich verkaufte sie wieder und vom Erlös erfüllte ich mir den Traum der ersten Kipplaufbüchse. Den dazugehörigen Geartesterbericht gibt es hier bereits.
 

Warum nun eine Sig Sauer Cross Rifle? 
 

Um diese Frage zu beantworten möchte ich nochmal einen kurzen Schwenk in Richtung AR-Systeme machen. Warum sind diese Systeme bzw. Waffen bei vielen Jägerinnen und Jägern beliebt? Es ist deren Funktionalität und Robustheit. Bauartbedingt sind die Waffen meistens sehr kompakt. Sie sind mit Routine und Übung sehr sicher zu bedienen. Die Präzision reicht vielleicht nicht für den Benchrest-Wettbewerb aus, aber für den Bereich bis 150m taugt vermutlich jedes halbwegs vernünftige AR-System. Dazu kommt ein zweiter und dritter schneller Folgeschuss, ohne einen manuellen Ladevorgang dazwischen.
 

Die Sig Sauer Cross Rifle besitzt dagegen nahezu alle Vorteile eines AR-Systems mit dem einzigen Unterschied: Sie ist eine klassische Repetierbüchse.
 

Für alle Geartester unter euch, die für sich entschieden haben, dass es ein Halbautomat sein muss - weiterjagen! All diejenigen, die sich bisher unsicher waren, was denn eine gute Alternative zu AR10/15 Systeme sein kann, weiterlesen!
 

 

Technischer Aufbau der Sig Sauer Cross
 

Es handelt sich, wie bereits beschrieben, um eine klassische Repetierbüchse - soweit so gut. Der Hinterschaft ist aber klappbar und sorgt damit für eine extrem kurze Transportlänge. Da ich bei beweglichen Teilen an Waffen äußerst penibel bin was deren Haptik und Funktion angeht, war es für mich von Anfang an wichtig, dass der Hinterschaft nach dem Einrasten auch wirklich "bombenfest" arretiert, was er im Fall der Sig Sauer Cross auch tut. Das Gleiche gilt für die in der Höhe einstellbare Wangenauflage. Beides zu bedienen ist jedes Mal ein inneres Blumenpflücken. Selbst die hintere Schaftkappe, die an der Schulter anliegt, ist auf zwei Achsen verstellbar. Nun möchte man als gestandener Jäger sagen, dass man diesen Firlefanz nicht braucht. Korrekt, gerade die verstellbare Schaftkappe hinten braucht man nicht wirklich. Sie ist aber so unglaublich nützlich, wenn es auf den Schießstand geht oder man auf der Kanzel einen weiteren Schuss wagen möchte - denn dafür muss ALLES passen. 
 

Maximale Verstellmöglichkeiten am stabilen Hitnerschaft
 

 

Die harten Fakten

  • Man bekommt die Waffe in schwarz oder mit einer Art Realtree FLC-Beschichtung
  • Das System wird aus Aluminium gefräst
  • Der freischwingende Matchlauf ist aus einem rostfreien Stahl gefertigt und besitzt im Kaliber 6,5 Creedmore einen 1:8" Drall
  • Der Verschluss verriegelt mittels eines Dreiwarzen-Verschlusses per 60-Grad-Drehung
  • Die Sig besitzt ab Werk ein 5/8x24 UNEF-Gewinde
  • Kaliberauswahl in Deutschland: .308 Win. und 6,5 Creedmore
  • Die Waffe wird mit AICS-Magazinen gefüttert
  • Gewicht: ca. 3 kg meiner Waffe im Kaliber 6,5 Creedmore mit 18" Lauf
  • Länge: Mit eingeklappten Hinterschaft: ca. 70cm. Ausgeklappt: ca. 92,5-97,5cm - je nach Einstellung am Hinterschaft

 

Das Wesentliche

Repetierbüchsen, die leicht und komptakt sind, gibt es wie Sand am Meer. Sig Sauer hat das Rad mit der Cross Rifle auch nicht neu erfunden. Entscheidend ist für mich aber das Gesamtpaket.

Und dieses Gesamtpaket kommt so verdammt handlich daher...

Das geringe Grundgewicht der Waffe in Verbindung mit dem stabilen M-Lok-Handschutz in Form eines oktogonalen Alu-Käfigs, getoppt von der außergewöhnlichen Balance und der kurzen Gesamtlänge machen aus einer einfachen Repetierbüchse und echtes Arbeitsgerät für die praktische Jagd. Mich begeistert jedes Mal der Vorderschaft, wenn ich mit der Waffe in Anschlag gehe oder die Waffe ohne Trageriemen trage. Der Alu-Käfig liegt sauber auf jeder Kanzelbrüstung auf und ich kann die Waffe mit der linken Hand fest in meine Schulter drücken, was die Stabilität erheblich verbessert. 
 

Da der M-Lok-Handschutz ursprünglich nicht entwickelt wurde, damit er sich gut anfühlt, sondern modular ist, möchte ich euch noch ein paar Tipps dahingehend mit auf den Weg geben. Als Gear-Nerd ist man ja ständig auf der Suche nach der x-ten Erweiterung und Modifizierung seiner Jagdausrüstung. Es gibt für das M-Lok Universum ungefähr so viel Erweiterungen, wie es Sterne am Himmel über eurem Revier gibt. Nach der Anschaffung der Waffe, habe ich nochmal einiges an Kohle in M-Lok Anbauteile gesteckt. Geblieben für die Praxis ist nur ein Teil: Ein QD-Adapter für den Gewehrriemen. Gut... und natürlich das Zweibein für den Schießstand, welches ich aber auf der Jagd zu 99,9% nicht brauche. Alles Weitere hat die Waffe wieder Zug um Zug verlassen, da es die eigentlichen Vorteile des kompakten und glatten Vorderschaftes wieder zunichte gemacht hat. 
 

 

Wo Licht ist, ist auch Schatten

Ein paar "Painpoints" gibt es leider. 

So ist mir der Magazinauslösehebel etwas zu klein und schwergängig. In der Praxis fällt das nicht weiter ins Gewicht, dennoch hätte ich mir hier eine bessere Lösung gewünscht. Man hätte sich z. B. auch ohne Probleme an AR-Systemen orientieren können, das hätte das System maximal abgerundet. 
 

Möchte man nach dem erfolgreichen Einsatz der Waffe den Verschluss zum reinigen entfernen, muss man leider den Hinterschaft umklappen, da die Wangenauflage das Herausnehmen des Verschlusses nach hinten blockiert. Klingt nicht sonderlich dramatisch, nervt mich aber jedes Mal. 
 

Meine individuellen Anbauteile
 

Der Pistolengriff

Durch das AR-Design hat man bei der Auswahl des Griffes ungefähr so viele Möglichkeiten wie es Sterne am Himmel gibt. Ich habe mich für eine günstige aber ausgesprochen gute Lösung von Hera Arms entschiede. Der Griff ist mit einer schwarzen Lederkordel ummantelt, was das Gefühl in der Abzugshand etwas griffiger macht. Da ich persönlich Plastik an Waffen eher verabscheue, war das ein guter Kompromiss. Aktuell liebäugel ich sogar etwas mit zwei Griffen vom Hersteller MDT. Entweder ein schöner Griff aus gefrästem Holz oder ein skelletierter Griff aus Kohlefaser, um das Gewicht weiter zu drücken. 
 

Die Zieloptik + Montage

Da das Kaliber 6,5 Creedmore eine gestreckte Flugbahn hat und ich auch gerne mit dem Zielfernrohr anspreche, habe ich mich für das absolute Sahnestück der Swarovski Z8i Serie entschieden. Es ist das Z8i 3,5-28x50 geworden. Die Grundvergrößerung von 3,5 lässt eine bequeme Nutzung mit meiner Nachtsichtvorsatztechnik von Nachtsichttechnik Jahnke nutzen und die maximale Vergrößerung von 28 lässt das Ansprechen auch auf größere Distanzen zu. Kurz gesagt: Die so entstandene Einheit aus Waffe und Zieloptik ist ein absoluter Augenschmaus. Um zumindest bei der Montage noch etwas Gewicht zu sparen, habe ich mir eine sehr feine, aber dennoch robuste Montage, aus dem Eratac Regal gekauft. Es handelt sich um die Eratac Ultralight Blockmontage ohne Vorneigung. Die Montage ist ungefähr 50% leichter als herkömmliche Blockmontagen und passt optisch sehr gut zum Gesamtbild.

 

Der Schalldämpfer

Entschieden habe ich mich hier für einen Freyr & Devik Featherweight 269, der gerade einmal 269g wiegt. Bei dieser Beschaffung ging es vorrangig um das Gewicht. Ich möchte mir den Gewichtsvorteil der Büchse nicht kaputt machen, indem ich sie mit schweren Anbauteilen modifiziere. Rein optisch gefällt mir der Schalldämpfer allerdings nicht zu 100%, was seiner eigenwilligen Form zuzuschreiben ist. Technisch gesehen hat der Schalli aber überzeugt. Er ist leicht zu reinigen und hat bisher jeden Schießkinobesuch klaglos verdaut. 

 

Viele Grüße und Waidmannsheil,

Alex

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