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Die Idee des „Trainer-Rifles“ ist in Deutschland noch nicht sonderlich stark verbreitet, hat aber durchaus ihre Berechtigung und findet immer mehr Anhänger. Denn dank eines schnellen Kaliberwechsels kann man mit der R8 kostengünstig und praxisnah trainieren. So zumindest lautet die Theorie.
Zum Handwerk Jagd gehört, dass man gut schießt. Wer besser werden will, muss üben. Das kann, je nach Kaliber und Patrone, ordentlich ins Geld gehen. Die Lösung? Regelmäßiges Training mit einem Kleinkaliber! Es hat einen großen Effekt auf die Schießleistung und ist deutlich günstiger als mit der großen Pille zu trainieren. Der Nachteil: Abzugsgewicht, Schaft und Optik sind bei Übungswaffen häufig minderwertiger, in der Regel aber unterschiedlich zur eigentlichen Jagdwaffe. Doch da gibt es mittlerweile Abhilfe, denn die Firma Blaser hat für ihre R8 ein Wechselsystem auf den Markt gebracht, das die Kaliber-Palette um die Randfeuerpatrone .22 lfB ergänzt. Es besteht aus dem KK-Lauf, einer Verriegelungskammer und einem Magazineinsatz. Gesagt, getan – die R8 wurde zum „Trainer“ umgebaut und fleißig geschossen.
Vorteile einer .22 lr – die Idee der Trainer-Rifle
Die Basis einer guten Schießtechnik ist die Abzugskontrolle. Sauberes Abziehen ohne zu mucken und das Wissen, wann der Schuss bricht, sind A und O für reproduzierbare Treffer. Soll dies verbessert werden, hilft es nur, mehr Zeit am Abzug zu verbringen. Am besten hinter jenem Abzug, mit dem man auch jagen geht! Übt man z. B. mit einem Gewehr, das ein hohes Abzugsgewicht hat und geht aber mit einem anderen (mit leichterem Abzugsgewicht) zur Jagd, kann es dazu kommen, dass der Schuss zu früh bricht und Wild vorbei- oder krankgeschossen wird. Andersherum führt es häufig zum Verreißen der Waffe. Um Geld zu sparen und öfter üben zu können, bietet es sich deswegen an, einen Klon der eigenen Jagdwaffe zu bauen, nur in einem günstigeren Kaliber. Er sollte das gleiche Schaftmaß und das gleiche Abzugsgewicht haben, um den höchsten Trainingseffekt zu erzielen. Die Randfeuerpatrone .22 lr beziehungsweise .22 lfB (lang für Büchse) eignet sich perfekt für solch ein Projekt. Im Schnitt kostet hier der Schuss mit ca. 11 Cent nicht einmal 15 Prozent einer billigen .308 Win-Übungspatrone. Natürlich kann auch trockenes Abschlagen die Abzugskontrolle verbessern, aber das ersetzt den scharfen Schuss nicht. Neben dem monetären Vorteil gibt es noch andere. Die langsame .22 zeigt zum Beispiel deutlich besser eingeschlichene Schießfehler auf, da das Geschoss bei einem Verreißen des Abzuges den Lauf noch nicht verlassen hat. Ein anderer Vorteil: Die Weitschuss-Simulation. In Sachen Geschossabfall entspricht das Schießen der .22 lr auf 100 Meter einer Distanz von ca. 300 Metern mit der .308 Win. Somit taugt es gut für ein Longrange-Training, ohne auf lange Bahnen gehen zu müssen. Es erfordert zusätzlich das Lesen und Einschätzen des Windes und den richtigen Umgang mit einer Absehen-Schnell-Verstellung (ASV), wenn man die Scheibe auch auf über 50 Meter treffen will. In der Praxis ist das .22 lfB-System auf Grund der geringen V0 der Randfeuerpatrone von ca. 370 m/s nicht ideal für ein klassisches Training auf den laufenden Keiler (50 Meter) geeignet. Zum Üben freihändiger Schüsse auf diese Entfernung hingegen ist es perfekt. Oft sind es nämlich solch scheinbar einfache Situationen auf verhoffendes Wild, welche fehlgehen oder gar Nachsuchen erforderlich machen. Viele Schießstände von Schützenvereinen mit 50-Meter-Bahnen sind nur bis zum Kleinkaliber zugelassen. Ebenfalls ein weiterer Pluspunkt der .22 lfB als Übungspatrone, denn hier darf in der Regel auch sonntags geschossen werden. Zudem sind sie deutlich zahlreicher vertreten als jagdliche Schießstände mit 100-Meter-Bahnen. Nachteil und Vorteil der kleinen Pille zugleich, ist der fehlende Rückstoß. Zum einen kann man sich ganz auf das Schießen konzentrieren, zum anderen fehlt die Übung, den Rückstoß zu handhaben und sauber durch das Feuer zu gucken, auch wenn es etwas mehr rumst. Aus diesem Grund kann das Kleinkaliber das regelmäßige Schießen mit der großkalibrigen Jagdwaffe auch nicht völlig ersetzen.
Dieselbe Optik – mit der Dentler-Montage ein zweites Zielfernrohr sparen
Um dasselbe Glas wie auf der großkalibrigen Büchse verwenden zu können, montierten wir das Unterteil Basis Vario von Dentler auf dem KK-Lauf. Das ist in unserem Test möglich, weil die Dentler-Montage bereits im jagdlichen Setup verbaut ist. Mittels Konterschrauben wird nicht das Zielfernrohr, sondern die Montage ausgerichtet, bis die Treffpunktlage der Büchse mit dem Absehen übereinstimmt. So etwas ist bereits von sehr alten Zielfernrohren mit Suhler Einhakmontage bekannt, welche ebenfalls mit seitlichen Support-Schrauben arbeiten. Im Test erwies sich das Einstellen mit der beiliegenden Anleitung als gut machbar, auch ohne Ausbildung zum Büchsenmacher. Ein weiterer großer Vorteil ist der der gleichen Haptik und Bedienung des Zielfernrohres. Das Verstellen der Vergrößerung und das Einstellen des Ballistikturmes auf unterschiedliche Distanzen kann so in Fleisch und Blut übergehen, damit bei der Jagd alles reibungslos funktioniert. Das klingt zunächst banal, ist aber in Stresssituationen nicht selbstverständlich. Ohnehin macht eine hochwertige Optik immer Spaß, auch auf einem KK.
Der System-Wechsel mit dem Blaser R8 Rimfire Wechselsystem
Ausgeliefert wurde das Blaser R8 Rimfire Wechselsystem mit einem Standard-Lauf in normaler Laufkontur und 56 Zentimeter Länge. Das Magazin fasst 6 Schuss in .22lfb und ist leicht von oben zu laden. Im Test habe ich die Waffe in nur einer Minute und 40 Sekunden zum Kleinkaliber umgebaut. Dabei musste der Lauf, der durch die zwei an der Unterseite sitzenden Schrauben ins System gezogen wird, ausgetauscht werden. Der Magazineinsatz war ebenfalls im Handumdrehen gewechselt. Lediglich das Herausnehmen der Verriegelungskammer war etwas fummelig, ging aber von Mal zu Mal leichter von der Hand. Alles in allem verläuft der Umbau identisch zum Wechsel der normalen R8-Kalibergruppen und ist sehr anwenderfreundlich. Nach jeder Trainingseinheit habe ich eine Kontrollgruppe mit der .30-06 geschossen. Dabei habe ich keinerlei Treffpunktabweichung festgestellt – keine Überraschung, wenn man bereits eine Büchse von Blaser besitzt.
Funktionstest und Präzision des Blaser R8 Wechselsystems in .22 lfb
Gerade das unkomplizierte Repetieren macht das Schießen mit der Blaser R8 zum Genuss. Durch den kurzen Verschlussweg des Blaser R8 Rimfire Wechselsystems ist man sogar noch flotter als sowieso schon. Anfangs noch etwas skeptisch, war ich schnell von der Zuverlässigkeit beim Nachladen überzeugt. Es gab keine Hülsen-Klemmer oder Störungen. Jeder Schuss wurde abgeschlagen und ich hatte keine Zündversager. Insgesamt habe ich acht Laborierungen auf ihre Präzision getestet. Am besten schnitten die .22 lfb CCI Patronen mit 40 Grain Geschossgewicht ab. Hiermit schoss ich mit dem Blaser R8 Rimfire Wechselsystem mehrere Streukreise auf 50 Meter, die locker unter 1-Cent-Stück verschwanden (7 Schuss/1,2 Zentimeter). Auch auf 100 Meter waren brauchbare Gruppen mit der .22 lfb zu erzielen (7 Schuss/2,6 Zentimeter). Ebenfalls gute Schussleistungen erzielten die RWS Subsonic HP mit 2,6 Gramm sowie die Winchester Xpert Premium Patronen. Wie bei allen Büchsen muss man ein wenig herumprobieren und ein paar Packungen verschießen, um das Optimum zu finden.
Fazit
Das Rimfire-Wechselsystem von Blaser verwandelt die R8 zu einem hochwertigen Kleinkaliber im Kaliber .22 lfb mit extremem Spaßfaktor. Auch auf der Jagd kann die Waffe überzeugen. Zum einen durch ihre hohe Präzision, zum anderen durch die gehobene Ausstattung des Repetiersystems R8. Denn warum sollte man auf Vorteile wie den Handspanner, das Geradezugrepetieren und den genial trocken stehenden Direktabzug des großen Bruders verzichten, nur weil auf kleineres Wild gejagt wird? Mit einer UVP von 1.274 Euro ist das Blaser R8 Rimfire Wechselsystem zwar nicht billig, entschädigt den Anschaffungspreis aber mit einem deutlich höheren Trainingseffekt im Vergleich zu dem ausgelutschten Vorkriegs-KK mit 6x42-Glas. In Verbindung mit dem Dentler Basis Vario-Unterteil (401 Euro UVP) kommt man sogar mit derselben Optik aus und spart sich ein weiteres Zielfernrohr. Wer Freude am Kleinkaliber-Schießen hat und bereits eine Blaser R8 besitzt, sollte sich dringend mal mit dem .22lfb Wechselsystem von Blaser beschäftigen. Es lohnt sich.