Pulsar Helion 2 XP50 Wärmebildkamera – ein erstes Fazit

Jagdzeit Magazin Marke
13 Min. Lesezeit


Moin Geartester,

in diesem Bericht geht es um die Wärmebildhandgeräte der Helion XP Serie im Allgemeinen und um das neue Helion 2 XP50 im Besonderen. Den Meisten ist die bereits im Jahr 2017 vorgestellte Helion Serie bereits bekannt. Sie hat sich bewährt und viele jagen mit ihr. Seit Mitte April 2020 wurden die ersten Helion 2 von den Händlern verschickt. Doch was hat sich im Vergleich zur ersten Generation geändert? Lohnt sich der Wechsel? Oder reicht das neue Softwareupdate? Ein Fazit nach drei Monaten Jagd.

Neuerungen der Helion 2 XP 50 Wärmebildkamera

In der ersten Serie gab es die Helion XP noch mit verschiedenen Objektivgrößen (28, 38 und 50). Jetzt ist die Helion 2 nur noch als XP50 verfügbar. Sie lässt sich schnell an der nun blauen Starttaste erkennen, ansonsten ist äußerlich alles gleich geblieben. Hauptneuerung ist ein laut Hersteller empfindlicherer Sensor mit besserer Temperaturempfindlichkeit von <40mK (Herstellerangabe). Dieser soll Vorteile in der Detailerkennbarkeit unter schlechten Witterungsbedingungen wie Nebel, Regen oder warmer Umgebungstemperatur bieten. Des Weiteren wird die neue XP50 2 mit dem etwas größeren IPS7 Akku statt dem Standard, dem IPS5 Akku, ausgeliefert. Auch der interne Speicher wurde von 8 Gb auf 16 Gb vergrößert. Bedienung und Menüführung sind die selben, denn sie sind erprobt und gut zu verstehen. Erfreulicherweise wurde die ursprüngliche UVP von 4050 Euro auf 3590 Euro gesenkt und damit dem Marktniveau angepasst.

Die wesentlichen Eckdaten zur Helion 2 XP50

Die Pulsar Helion 2 XP50 verfügt über einen 640x480 Pixel ASi Sensor mit einer Pixelgröße von 17 µm. Durch die 50 Hz Bildwechselfrequenz läuft das Bild flüssig über das frostsichere 640x480 Pixel AMOLED Display, welches sich bei Nichtbenutzung einfach ausschalten lässt. Das spart Strom und vermeidet eine Reflexion des Lichts im Gesicht. Das Beobachten ist ermüdungsarm, denn das Bild erscheint angenehm groß. Der Objektivdurchmesser beträgt 50 mm und ist namensgebend. Er sorgt für eine beachtliche Reichweite von ca. 1.800 m und eine hohe Detailerkennbarkeit. Wer möchte, kann die 50er Objektivlinse gegen eine 28er oder 38er tauschen. Die optische Grundvergrößerung beträgt 2.5 fach, bei einer Sehfeldbreite von 21.8 m und einer Sehfeldhöhe von 16.3 m auf 100 m. Digital lässt sich bis zu 20 fach in drei Stufen zoomen. Die erste Stufe (5 fach) reichte mir jedoch völlig, denn ab 10 fach wird das Bild zu pixelig. Der Bild-in-Bild-Modus, welchen ich fast immer benutze, erleichtert es, den Überblick zu behalten und gleichzeitig in einem zweiten Bild mit höherer Vergrößerung anzusprechen.

Führende Bache auf 60 Meter

Wem der „White=Hot“ Modus nicht ausreicht, kann zwischen acht verschiedenen Farbtonpaletten wählen. Zusätzlich gibt es vier verschiedene Beobachtungsmodi (Helligkeit- und Kontrast-Voreinstellungen): Felsen, Wald, Identifikation und eine individuelle Benutzereinstellung, die sich speichern lässt.

Mit dem stadiametrischen Entfernungsmesser (auf dem Beispielbild nicht richtig eingestellt) habe ich nur testweise gearbeitet. Er kann nur einen groben Anhaltswert liefern, und ist mir zu ungenau.

Stadiametrische Entfernungsmessung durch Anpassen der Balken an den Wildkörper

Die Anschaltzeit wurde mit 8,3 Sekunden gemessen. Sie ist für mich bei einem Spotter relativ belanglos, da das Gerät auf Grund der hohen Akkulaufleistung die ganze Jagd über angeschaltet bleibt. Die Bedienung erfordert durch die fünf Tasten etwas Übung, ermöglicht aber viele Einstellungsmöglichkeiten ohne in das Menü gehen zu müssen.

Mit seinen 550 g und 24 cm Länge liegt es gut in der Hand und macht einen hochwertigen Eindruck. Eine rechts angebrachte Handschlaufe sichert das XP50 vor dem Abrutschen. Sie ist aber nicht essenziell, da das WBG am besten mit einem Band um den Hals getragen wird. Dafür benutze ich meistens einen Stativgewinde-Adapter. Und falls es doch mal auf den Acker fällt: Das Gehäuse ist robust und mit der Schutzart IPX7 (wasserdicht) kann man auch im Regen jagen, ohne Angst um die Technik zu haben.

Die Helion-Serie verfügt über die Möglichkeit Fotos und Videos mit Ton aufzunehmen. Das sehe ich als sehr nützlich an, denn später kann anhand der Aufnahmen erkannt werden, ob ein Stück gezeichnet hat, wie und wo es im Moment der Schussabgabe stand oder wie die Rottenzusammensetzung war. Man muss fairerweise erwähnen, dass die Aufnahmen nicht der guten Qualität des XP50 Originalbildes entsprechen.

Die Stromversorgung der Wärmebildkamera 

Für viele ein großer Grund, sich für die Pulsar Helion-Serie zu entscheiden: das B-Pack-Akkusystem. Eine lange Laufleistung des WBG, schnell austauschbare Lithium-Ionen-Akkumolatoren (passen auch in z. B. Pulsar Nachtsichtvorsatzgeräte) und eine robuste Bauweise sind die wesentlichen Merkmale.

Wie anfangs erwähnt, wird das Helion 2 mit einem IPS7-Akku (6,4 Ah) ausgeliefert. Dieser versorgte das Testgerät 9 Stunden und 13 Minuten im Dauerbetrieb (ohne Ausschalten des Bildschirmes) mit Saft. Der IPS5 (5 Ah) Li-Ion-Akku schaffte 7 Stunden und 24 Minuten. Wer Zwischen drei Ansitzen nicht laden mag, kann auch den IPS14-Akku verwenden. Mit 12.8 Ah hat er doppelt so viel Power wie der meiner Meinung nach ausreichende IPS7. Es ist trotzdem ratsam einen Wechselakku dabei zu haben. Dieser kostet im Fachhandel um die 100 €. Optional kann aber das Gerät aber auch über die Micro-USB-Schnittstelle betrieben werden.

Stream Vision App

Mittels Stream Vision App lassen sich die Helion und das Smartphone (IOS wie Android) miteinander per WLAN verbinden. So lassen sich zum Beispiel Updates installieren oder Foto- und Videoaufnahmen übertragen und versenden. Es gibt die Funktion der Liveübertragung und der Fernsteuerung der XP50 sowie eine Bewegungserkennung. Dabei erkennt die App, wenn eine Wärmequelle ins Bild läuft und schlägt Alarm. Das kann in Verbindung mit einem Stativ und einer Schlafkanzel dem ein oder anderen Jäger bei einem Nickerchen helfen.

Software Update 4.0

Ein großer Vorteil der Pulsar Helion-Serie gegenüber anderen Herstellern ist die regelmäßige Bereitstellung von Softwareupdates, welche einfach über die App aufgespielt werden können. Ein Meilenstein ist das Update 4.0. Es bietet die Möglichkeit im Menü einen „Image Boost“ (Bilddetailverstärkung) anzuschalten. Dabei wird über einen Algorithmus für ein deutlich schärferes und besseres Bild gesorgt. Dies wertet auch das XP50 der ersten Generation sehr auf und minimiert den Unterschied zu vergleichbaren Geräten mit Vox(Vanadiumoxid)-Sensor.

Schmalreh auf 65 Meter: links ohne Image Boost, rechts mit Image Boost

Reh im Regen auf 350 Meter: links ohne Image Boost, rechts mit Image Boost

Ein weiterer Vorteil des neuen Updates ist der Versand der Videos oder Bilder über Whats App, der nun auch ohne Zwischenspeichern möglich ist. Des Weiteren kann die Helligkeit der Symbole dunkler eingestellt werden und es gibt einen weiteren Beobachtungsmodus. Dieser User-Modus speichert die indiviuellen Einstellungen von Helligkeit und Kontrast und wird von mir bevorzugt benutzt.

Vergleich des Pulsar XP50 2 mit dem XP50 der ersten Generation

Zum Vergleich der beiden Geräte wurde ein Kunststoff-Keiler auf unterschiedliche Entfernungen betrachtet. Ein Unterschied wird nur sichtbar, wenn die beiden Geräte nebeneinander gehalten und die gleichen Bedingungen (gleicher Kontrast und gleiche Helligkeit) herstellt werden. Im Test war eine minimale Differenz zu erkennen. Diese konnte aber, da die Fotoausgabe schlechter ist als das tatsächliche Bild, nicht dokumentiert werden. Das Helion 2 hat ein leicht schärferes und kontrastreicheres Bild und spielt seine Trümpfe bei schlechten Witterungsbedingungen aus.

Ein paar kleine Minuspunkte

Was mich am meisten an dem Helion 2 XP50 gestört hat, war die langsame Übertragungsrate über das WLAN. Man muss sich etwas Zeit nehmen um ein Zwei-Minuten-Video aufs Handy zu laden. Das stört und ist nicht mal eben schnell gemacht. Ein weiterer kleiner Minuspunkt ist die Kalibrierung, denn die Helion- Wärmebildgeräte kalibrieren im automatischen Modus mit 2,6 Sekunden relativ langsam und laut. Im praktischen Jagdbetrieb störte mich dies nicht, denn das XP50 2 kündigt dies mit einem Drei-Sekunden-Countdown unten im Display an. Falls nötig kann auf halbautomatisches oder auf manuelles Kalibrieren umgestellt werden. Das manuelle Kalibrieren erfolgt völlig lautlos, benötigt aber ein Abdecken des Objektives von Hand.


Mein Fazit zur Wärmebildkamera von Pulsar

Das Helion (2) XP50 ist nach wie vor ein starker Alleskönner mit einem großen Sehfeld und einer hohen Reichweite. Ideal für lange Nächte beim Pirschen auf Schwarzwild im Feld, aber auch gut geeignet für den Waldjäger mit geringeren Beobachtungsdistanzen. Es hat mir in zahlreichen jagdlichen Situationen geholfen Wild auf weite Distanzen oder in dichtem Bewuchs zu erkennen, zu identifizieren und nach dem Schuss zu finden. Ob es wirklich eine Temperaturempfindlichkeit von weniger als 40 mK hat wage ich zu bezweifeln. Trotzdem ist das Bild sehr gut und mischt in der < 4000 € Klasse vorne mit. Das Alleinstellungsmerkmal der austauschbaren Akkus (B-Packs) überzeugte mich auf der Jagd und grenzt die Helion-Serie von anderen Wärmebildgeräten im gleichen Preissegment mit ähnlicher Abbildungsleistung ab. Wer sich ein neues Wärmebildgerät anschaffen will, sollte meiner Meinung nach lieber das Helion 2 XP50 statt ein XP50 der ersten Generation kaufen, welches eventuell nur ein paar hundert Euro weniger kostet. Möglicherweise wird es dafür etwas länger Updates geben. Für diejenigen, welche bereits ein Helion besitzen, rentiert sich der Umstieg von dem ersten XP50 auf die aktuelle Version nicht. Es lohnt sich bei einem unabhängigen Händler mit Erfahrung und einer großen Auswahl mehrere Geräte unter freiem Himmel miteinander zu vergleichen und sich beraten zu lassen.

Jonas vom Jagdzeit-Team


Diesen und weitere Berichte findet ihr auf www.jagdzeit.de

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