Die Mauser M03 ist ja mittlerweile keine absolute Neuheit mehr am Markt. Im Internet (z.B. hier bei Geartester) und einschlägige Fachzeitschriften gibt es bereits eine Vielzahl an Testberichten. Das positive Resümee, das die meisten Tester zogen und die Positionierung der M03 als legitimer Nachfolger des Mauer 98, dem Urvater aller Repetierbüchsen, führten im Mai 2015 dazu, dass ich mir eine sandfarbene M03 Extreme in .308 Win angeschafft habe. Über die M03 eigene Double Square Montage (die seltsamer Weise nur bei der M03 und nicht bei der M12 verwendet wird) ist ein Zeiss HT 2,5-10 x 50 mit Innenschiene montiert, ich führe die Waffe mit einem Vanguard Neopren-Gewehrriemen mit Schnellverschlüssen.
Konstruktion
Konstruktiv ist die Waffe ein klassischer Drehkopfrepetierer,
durch eine Eindrehbewegung verriegelt der Verschlusskopf über sechs Warzen
direkt im Lauf. Im Vergleich zu Radialbundverschlüssen, die z.B. bei
Blaser Verwendung finden, ist ein Geradezugrepetiervorgang bei
Drehkopfverschlüssen nur über ein "Getriebe" möglich, das
beispielsweise bei der Merkel Helix die vorwärts-/rückwärts Bewegung in eine
Drehbewegung übersetzt. Bei der M03 hat man sich gegen eine solche Lösung
entschieden. Beim Repetiervorgang muss somit der Kammerstengel um 60° nach oben
bewegt werden, um die Verriegelung zu öffnen und kann erst dann nach hinten
geführt werden. Im Gegensatz zum Blaser Radialbundverschluss oder dem in 2:1 übersetzten
Helix Drehkopfverschluss ist somit der Weg, über den der Verschluss repetiert
wird, zwar länger und macht die vorherige Vertikalbewegung notwendig; dafür hat
man allerdings den Vorteil eines geschlossenen Verschlusssystems (vs. Helix)
und ein (zumindest gefühltes) Plus an Sicherheit (vs. R93/R8). Mir ist
jedenfalls nach umfangreicher Recherche kein im Internet dokumentierter Fall
einer Waffensprengung bei der M03 untergekommen.
Wie die angeführten Büchsen ist auch die M03 als Handspanner
ausgeführt. Während bei anderen Repetierbüchsen (z.B. Sauer 202) der
Schlagbolzen unter Spannung steht und durch ein oder mehrere Sicherheitssysteme
davon abgehalten wird, unbeabsichtigt auf den Hülsenboden zu schlagen, verfügt
die Mauser M03 über keine Sicherung. Der Schlagbolzen ist nach dem
Repetiervorgang ungespannt - solange, bis der Schütze einen kleinen Hebel, der
Rückseitig auf dem Verschlussbolzen angebracht ist, von links nach rechts
drückt. Somit kann der Schütze unmittelbar vor dem Schuss spannen und eine
unbeabsichtigte Schussabgabe, z.B. durch Umfallen einer gespannten und
gesicherten Büchse ist quasi ausgeschlossen. Wer also eine Repetierbüchse mit
klassischem Drehkopfverschluss und Handspannung sucht, wird früher oder später
auf die M03 stoßen. Konstruktiv ähnlich ist z.B. noch die Steyr Mannlicher
SM12.
Die
Mauser M03 erlaubt einen relativ einfachen Wechsel in andere Kaliber. Je nach
Ausgangs- und Ziel-Kaliber müsse Verschlusskopf, Lauf und Magazin getauscht
werden. Die Kaliber sind in vier Kalibergruppen eingeteilt: Mini, Standard und
Magnum. Möchte man von .222 Rem zu .300 Win Mag wechseln, müssen Lauf, Verschlusskopf
und Magazin gewechselt werden. Wird hingegen von 8 x 57 IS auf 30.06 gewechselt,
reicht der Tausch des Laufes; beide Kaliber sind in der Standard-Kalibergruppe
und verwenden darüber hinaus das gleiche Magazin. Der Laufwechsel erfolgt über
das Lösen zweier Torx-Schrauben, ist somit nicht komplett werkzeuglos
durchführbar. Der Torx-Schlüssel für den Laufwechsel lag im Lieferumfang bei.
Leider ist bei der Double Square Montage eine andere Torx-Größe notwendig und der
Schlüssel dafür befand sich nicht im Lieferumfang. Unverständlich, wenn man sich vor Augen führt, dass von IKEA bei
jedem Billy Regal ein Imbus-Schlüssel beigelegt wird.
Die Mauser M03 In der Praxis
Die
Büchse erreicht eine hinreichende Präzision, die derer einschlägiger
Wettbewerber aus dem gleichen Preissegment in nichts nachsteht. Ohne auf den
Millimeter nachgemessen zu haben, lassen sich sowohl Lauf als auch Zielfernrohr
ohne merkliche Treffpunktverlagerung abnehmen und wieder montieren. Der
Verschlussgang ist sauber und präzise, der Verschluss hat kein merkliches Spiel
und sitzt satt im Systemkasten. Die Büchse ist führig, schwingt bei mir
hervorragend mit und ist meines Erachtens nach sehr gut ausbalanciert.
Kritikpunkte und Verbesserungsvorschläge
Die Handspannung ist verbesserungsfähig. Ergonomisch ist der Hebel deutlich
schlechter zu bedienen als die Schiebespanner, die sich mittlerweile durchgesetzt
haben und u.a. bei Merkel Helix, Blaser R8 und Steyr-Mannlicher SM12 verwendet
werden. Bei der M03 muss ich deutlich mehr Kraft aufwenden, um die Waffe zu
spannen und die Bewegung des Daumens von links nach rechts ist unangenehmer als
ein Schieben von hinten nach vorne. Im Anschlag, also mit der Abzugshand so um
den Griff gegriffen, dass ich einen Schuss abgeben könnte, schaffe ich es kaum,
die Waffe zu spannen. Meist nehme ich die Hand vom Pistolengriff weg, spanne
dann und greife anschließend wieder richtig hin - nicht unbedingt im Sinne des
Erfinders.
Auch das Entspannen der M03 ist schlecht umgesetzt. Man drückt einen kleinen Schieber unterhalb des Spannhebels rein, daraufhin löst sich der Spannhebel und haut einem mit aller Kraft gegen den Daumen. Auch hier haben die Handspannungssysteme der Wettbewerber für mich deutlich bessere Lösungen. Dort ist das Handspannen in meiner Wahrnehmung oft nicht mit einem größeren Kraftaufwand verbunden, als die Sicherung bei anderen Waffen zu lösen. Die M03 ist hier wenig intuitiv und benötigt einen deutlichen Kraftaufwand. Verbunden mit der ungünstigen Ergonomie des Hebels ist das System für mich so in Anbetracht der anderen Lösungen am Markt eigentlich nicht zeitgemäß. Negativ ist darüber hinaus aufgefallen, dass bei mir des Öfteren die Handspannung nach Schussabgabe selbsttätig entspannt.
Nach Rücksprache mit Mauser kann dies
offenbar bei großen Magnumkalibern rückstoßinduziert manchmal vorkommen, sollte
aber bei einer .308 eigentlich nicht der Fall sein. Ich werde die Büchse
während der Jagdruhe deswegen mal nach Isny bringen und überprüfen lassen. Abgesehen
von der umständlichen Bedienbarkeit lässt sich die Büchse einigermaßen lautlos
spannen, was im Jagdalltag sicher von Bedeutung ist. Das Entspannen gelingt mir
nicht lautlos, da hier wie beschrieben der Hebel zurückschnappt. Insgesamt kann
ich die Handspannung zwar bedienen, würde mir hier aber eine ergonomischere und
komfortablere Bedienbarkeit wünschen. Mich wundert hier insbesondere der Test
auf Geartester, bei dem Sissi berichtet, dass sie die Waffe "geräuschlos
und ohne großen Kraftaufwand" spannen und "kontrolliert und ohne jeden Mucks" entspannen kann. Das gelingt mir
mit XXL-Händen so jedenfalls definitiv nicht; ich werde den Bericht allerdings
ggf. nach Überprüfung durch Mauser entsprechend ergänzen.
Ein
weiterer Kritikpunkt an der M03 ist die Magazinkonstruktion. Eigentlich aus
Stahlblech konstruiert, werden hier (vermutlich aus Kostengründen) auch
Kunststoffteile benutzt. Problematisch ist dieser Werkstoff bei der
Magazinzuführrampe. Auf meinen Fotos zeige ich, wie meine Zuführrampe nach
sieben Monaten Benutzung aussieht. Es sind deutliche Einkerbungen im Kunststoff
zu sehen, die durch die Geschossspitzen herbeigeführt wurden. Ich habe zu
diesem Problem länger mit Mauser gesprochen, offenbar schabt insbesondere das
Holspitzgeschoss der RWS Cineshot beim Zuführen an der Kunststoff-Zuführrampe
und hobelt dort bei jedem Repetieren ein kleines Stück ab. Der Mangel ist
leider schwerwiegender, als es sich auf den ersten Blick anhört: Bei anschließender
Verwendung von flachköpfig ausgelegter Jagdmunition (in meinem Fall Geco
Teilmantel) passiert es, dass sich die Geschossspitze in diese Kerbe legt und
nicht mehr korrekt in das Patronenlager zugeführt wird. Im Jagdeifer führt das
dann dazu, dass die angepeilte Doublette abspringt, während man verzweifelt am
Kammerstengel reißt und drückt.
Das
Problem mit der Kunststoff-Zuführrampe ist nicht neu (die M03 gibt es ja auch bereits seit 13 Jahren), in den Foren von Wild und
Hund und Jagderlegeben gibt es mehrere Diskussionen verschiedener Kunden zu der
Thematik. Mauser reagierte und entwickelte eine Zuführrampe aus Stahl, die den
betroffenen Kunden damals kostenfrei geliefert wurde.
Leider hat sich diese
Geschäftspraxis gewandelt. Auf Nachfrage bei der Mauser Jagdwaffen GmbH wurde
mir angeboten, das abgenutzte Kunststoffteil kostenfrei gegen ein neues, gleich
konstruiertes Kunststoffteil zu tauschen. Das hält dann natürlich wieder nur
für sieben Monate, bis es ähnliche Abnutzungsspuren trägt. Auf die
Stahlzuführrampe und den kostenfreien Austausch angesprochen wurde mir
mitgeteilt, dass diese Austauschpolitik nicht mehr angewandt wird. Stattdessen
wird bei Mauser aus diesem konstruktiven Mangel nun ein Geschäft gemacht: der
Stahleinsatz, der 2012 noch auf Garantie/Kulanz an betroffene Kunden gegeben
wurde, wird inzwischen für 75 EUR angeboten. Mauser begründete dies mit hohen
Fertigungskosten für die Stahlrampe.
Fazit
Leider
kann die Mauser M03 nicht ganz halten, was sie verspricht. Angepriesen als
"hochwertiges Stahlsystem", "für die harte Praxis gebaut"
soll die M03 "extremes Klima und raue Behandlung" wegstecken können.
Im Gebrauch hat sich die Konstruktion für mich leider nicht als vollständig
zufriedenstellend bewiesen. Die Handspannung ist stark verbesserungsfähig. Ich
würde mir wünschen, dass Mauser einen überarbeiteten Verschlussträger
entwickelt, der wie bei Wettbewerbssystemen auf einen vor-/zurück Schieber
setzt. Das würde für viele M03 Besitzer sicher einen großen Mehrwert schaffen
und wäre mir sicher auch den ein oder anderen Euro wert. Die mangelhafte Qualität
der Patronen-Zuführrampe und wie damit bei Mauser umgegangen wird, ärgern mich.
Laut den Garantiebestimmungen umfasst die Zehnjahres-Garantie von Mauser "alle
Mängel und Schäden der Waffe (Metall und Kunststoffteile), die nachweislich auf
Material oder Fertigungsfehlern beruhen". Wie beschriebener Mangel an der
Zuführrampe nicht dazuzählen sollen, erschließt sich mir nicht. Man bot
mir als Wiedergutmachung eine Mauser Kappe an. Vielleicht sollte man den
Marketingmanagern bei Mauser mal nahebringen, dass Merchandise Artikel eher was
für zufriedene Kunden sind... .
Insgesamt ist es sehr schade, so ein Fazit ziehen zu müssen. Von der Kernleistung her ist die M03 eine tolle Waffe, sehr führig, präzise und flexibel. Ich würde auch trotzdem eine Kaufempfehlung aussprechen - aber bitte unbedingt vorher die Handspannung ausgiebig testen und entweder die Stahlzuführrampe mit dem Büchsenmacher als Zusatz vereinbaren oder die 75EUR entsprechend mit einplanen.