Krieghoff K-80 Parcours

nils börsting
653 Min. Lesezeit

Die legendäre Krieghoff K-80!

So wird diese Flinte auf der Website propagiert… um es vorweg zu nehmen: Stimmt auch! Nicht ein Schiessstandbesuch, nicht ein Turnier, nicht eine Jagd, bei der man nicht mindestens 1x auf die Flinte angesprochen wird. Jeder scheint sie zu kennen. 

Der Ablauf dieser Gespräche folgt meistens dem Schema F:

„Ist das eine Krieghoff?“

„Ja! Die Neue K-80 Parcours!“

„…darf ich die mal anschlagen?“

Abschließend folgten undefinierte Wörter die sich schwer zu Papier bringen lassen. „Ui“ oder auch „Wow“ gehört dabei zu den Gängigeren.


Allgemeine Infos

Krieghoff hat mit der K-80 Parcours das patentierte System neu aufgelegt. Als Nachfolgerin der K-32 hat sich die K-80 weltweit einen Ruf erarbeitet und in den Staaten gehört es schon zum guten Ton, mindestens eine K-80 zu besitzen. Ed Solomons und auch Mark Winser zeigen, dass die K-80 Parcours in der sportlichen Top Liga das Zeug hat sich durch zu setzen. Eine kleine Recherche meinerseits hat mich ebenfalls verwundert: Es gibt einfach kaum gebraucht K-80! Bzw. die, die vorhanden sind, werden immer noch zu ordentlichen Kursen gehandelt. Im Punkto Werterhalt also einen großen Daumen nach oben.

Mit der Parcours hat Krieghoff die „klassische“ K-80 einer strengen Diät unterzogen. Es wurde ordentlich abgespeckt, dies vor allem im Bereich des Laufbündels. Wer die sportlichen Varianten der K-80 kennt, verbindet damit sofort die offen liegenden Läufe. Die K-80 Parcours verfügt jedoch über ein fest verlötetes Laufbündel. Insgesamt konnte das Gewicht (je nach Ausführung) um ca 300 bis 400 Gramm verringert werden. Hört sich nicht viel an, entspricht tatsächlich aber fast 10%. 

Zerlegt wird die Flinte wie sämtliche Marktbegleiterinnen auch in die Baugruppen Laufbündel, Schaft und Basküle. Hier ein paar Infos und Eindrücke.



Laufbündel

Wie Eingangs beschrieben, ist das Laufbündel der Parcours komplett verlötet, voll brünniert und deutlich leichter als das, der – sagen wir mal – großen Schwester. Die das Laufbündel krönende Schiene endet mit einem feinen Korn. Es fällt dem geübten Auge des Flintenschützen auf, dass das Laufbündel im Bereich des Patronenlagers über keinerlei Verrieglungshaken verfügt. Insgesamt bietet Krieghoff die klassischen Lauflängen 71 cm, 76 cm und 81 cm an. Je nach Variante wird die Parcours etwas schwerer. Das vorliegende Modell besitzt 76er Läufe im Kaliber 12 / 76. Wer möchte, kann aber auch die Kaliber 20/76 oder 28/76 oder auch 410/76. Ein Traum wäre eine K-80 Parcours, mit 81er Läufen im Kaliber 28/76 für die Flugwildjagd.

Zusätzlich wurden werkseitig Wechselchokes eingebaut. Verfügbar sind die Klassiker: Zylinder (00), Skeet (0), 1/4 (1), 1/4–1/2 (1+), 1/2 (2), 3/4 (3), 3/4–1/1 (LF), 1/1 (4), Extra-Voll (XF).

Mein persönlicher Eindruck ist, dass man dem Laufbündel nur sehr schwer seine wahre Länge angesehen hat. Ich konnte auch ein Modell mit 81er Läufen schießen, der Unterschied zu den 76er waren jedoch minimal.


Basküle

Im Gegensatz zu anderen Flinten, verriegelt die K-80 nicht unten in der Basküle, sondern oben! Man kann sich das so vorstellen: Wenn die Flinten geschlossen wird, dann wird eine Verschlussplatte ÜBER das Laufbündel geschoben und so die Waffe verriegelt. Damit ergeben sich eine Reihe von Vorteilen:Das System ist hakenlos, es sind keinerlei zusätzliche Vorkehrungen zur Verriegelung am Laufbündel zu finden, daher baut die Basküle sehr flach. Auch entstehen während des Schusses weniger Hebelkräfte, der Drehpunkt liegt weit vorne und oben. Es wird über K-80 Flinten gemunkelt, die weit mehr als eine Million Schuss überstanden haben und immer noch tun. Eine unfassbar große Zahl. 

Von Krieghoffs Seite aus werden dem Flintenfan im Punkto Optik der Basküle keine Grenzen gesetzt. Von Schlicht bis aufwendigst kann alles geboten und geliefert werden. Im Hause Krieghoff gibt es eine eigene Graveur-Abteilung, die jeden Wunsch entgegen nimmt.

Ganz persönlich kann ich sagen: mir würde eine schlicht Schwarz Basküle reichen. Für den Oberhebel und die Verschlußplatte existieren ebenfalls verschiedene Varianten. 

Die getestete K-80 Parcours besitzt eine kleine Arabeske und eine schwarz Verschlussplatte.



Abzug

Der Einabzug der Flinte bricht sauber und schaltet anschließend direkt auf den anderen Lauf um. Vor dem Abzug ist passend der Umschalter platziert – dieser lässt sich schnell und einfach erreichen. Es gibt nichts zu meckern, das Abzugsgewicht passt und nach dem brechen des Schusses fällt er auch nicht durch, sondern stellt sich schnell um.



Schaft

Der Parcours Schaft wirkt gegenüber dem Sporting oder Trap Schaft deutlich schlanker. Dies wirkt sich meiner Meinung nach aus positiv auf das Gesamterscheinungsbild der K-80 aus. 

Der Parcours Vorderschaft kommt von Haus aus im vorn angeschrägten Design. Zusätzlich existieren aber auch noch Trap / Skeet Vorderschäfte (bzw. klassisch als Biberschwanz titulierte) oder auch Sporting Vorderschäfte (allg. auch Schnabel genannt). 

Eine ähnliche Vielfalt bietet sich im Bereich des Hinterschafts: Parcours, Sporting und Trap sind die Klassiker, diese jeweils mit oder auch ohne einstellbarem Schaftrücken. Dies natürlich auf den Schützen angepasst direkt im Werk in Ulm.

Der Kontaktpunkt der Flinte zum Schützen im Bereich der Schulter bildet die Schaftkappe. 

Die vorliegende Variante der Parcours besitzt den neben dem klassischen Parcours Hinters- und Vorderschaft an dieser Stelle eine einfache Gummischaftkappe. Diese würde ich durch Schaftkappe austauschen, die einfacher gleitet. 


Sonderoptionen

Spätestens wenn man den Katalog der K-80 öffnet, das Werk besichtigt (wie in meinem Fall) oder sich durch die Krieghoffs Website klickt, dann wird sehr, sehr schnell klar: Es geht nicht nur einiges, sondern noch viel, viel mehr. Toll finde ich ebenfalls, dass so gut wie alles direkt im eigenen Werk gefertigt wird. Angefangen bei Titan Abzügen, - Distanzstücke und Wechselchokes, über erstellbare Schaftkappen und Option zur Schaftlängenerweiterungen bis hin zur Laufportung bietet Krieghoff ein umfangreiches „Upgrade“ Sortiment das für die Flinte geboten wird. Was mir im Werk besonders gefallen hat ist der Fakt, dass man sich mit erfahrenden Praktikern unterhält und dort auch wertvolle Tipps erfährt. 


Zubehör

Die getestet K-80 wurde in einem stoßfesten Koffer inkl. Chockes und einer zweiten Schaftkappe zur Verfügung gestellt.


Schussverhalten

Doch genug vom Material, her mit dem „Einsatzbericht“!

Geführt habe ich die K-80 Parcours so oft es ging, sei es auf dem Stand, zum Turnier oder auch sehr gerne jagdlich. 

Auf dem Stand war das Schussverhalten sehr angenehm. Die leichten 24 und 28 Gramm Ladungen verarbeitet die K-80 Parcours oder jedes mucken oder zetern. Der Einsatz auf dem Stand scheint ihr allein auf Grund des Namens und ihrer Gene schon zu liegen. Die Flinte lässt sich angenehm schießen und auch bewegen. Der Anschlag fällt leicht und die Waffe ist sehr gut balanciert. 

Im jagdlichen Einsatz gab sich die K-80 ebenfalls keine Blöße, angenehmes Schussverhalten bei allen Vorlagen von 32 bis 40 Gramm kam kein unangenehmes Feedback seitens K-80. Auch ein Tag in der Natur mit ihr war sehr angenehm. Hier kommen die „verlorenen Pfunde“ der Parcours im wahrsten Sinne des Wortes zu tragen. Die Flinte kam ab Werk ohne Riemenösen, so dass ich sie schulterte. Finde ich persönlich gut, da an einen Ferrari keine Anhängerkupplung gehört.


Preis

Bei ca. 9.800 € geht es los, die getestete Flinte liegt bei 10.195 €, nach oben sind den Wünschen keine Grenzen gesetzt.


Fazit

Die K-80 Parcours von Krieghoff ist ein Hochleistungsrennpferd; Sie will und kann! Mit ihr hat der ambitionierte Parcoursschütze wenig ausreden bei einem Fehler. Krieghoff hat ein tolles Stück Technik für uns zur Verfügung gestellt und ich kann jedem nur ein Probeschiessen oder –anschlagen wärmstens empfehlen (Anleitung bzgl. Anfrage siehe oben). 

Mein Eindruck dieser Flinte ist durchweg positiv. Ich fand es immer wieder toll, auch besonders auf das Innenleben des Vorderschafts hin zu weisen – riskiert mal einen Blick. 

Die K-80 Parcours ist perfekt gearbeitet und dass fällt auf. Auf dem Stand oder auch bei der Jagd ist sie definitiv ein „eyecatcher“ oder auch Gesprächseinstieg. Neben dem tollen handling der Flinte gefiel mir auch das angenehme Schussverhalten. Zusätzlich bietet Krieghoff einen tollen Service rund um die Flinte vor, während und auch nach dem Kauf. Nach der Werksbesichtigung kann ich sagen, dass die Mitarbeiter dort wirklich mit Herzblut bei der Sache sind, eine Menge internationale Erfahrung, Reputation und immer ein offenes Ohr haben.

Der Preis der Flinte ist sicherlich hoch, wird den passionierten „Wurfscheibenjäger“ aber wenig überraschen.

Find' ich gut!

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