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(MB) Mit unserer Serie „Jungjäger sucht Jagdbüchse“ haben wir die ersten Erfahrungen mit einem Schaftwechsel gesammelt und waren einerseits überrascht wie einfach dies geht und andererseits welchen Mehrwert moderne Schäftungen bieten. Uns fallen selbst immer wieder neue Dinge im Kreise unserer Jagdfreunde auf, die man dann gerne selbst probieren möchte. Als ich wiederum das erste Mal einen Repetierer mit einem GRS Schaft in der Hand hatte war es um mich geschehen.
In dem folgenden Artikel geht es also im Grunde wieder um einen Schaft. Alles in allem ist so wieder eine modifizierte gebrauchte Waffe entstanden, die mir in den letzten Wochen dieses Jagdjahres große Freude bereitete.
Im speziellen waren mir auf der IWA 2017 die ergonomischen Schaftsysteme von GRS und anderen Herstellern aufgefallen. Im Oktober dann traf ich im Kreis befreundeter Jäger einen Jagdkameraden der einen GRS Hunter unter seine Waffe montiert hat.
Das Handling ist außerordentlich gut und die Anpassung des Schaftes an meine eigenen Dimensionen war in Sekundenschnelle erledigt. Nach etwas Recherche ergab es sich, dass für mein Remington 700 System, GRS Synthetik Schäfte über die WAIMEX Jagd- und Sportwaffen GmbH aus Fürth erhältlich sind. Ich musste jedoch feststellen, dass die Verwendung des Schaftes bei meiner alten 700er eine Modifikation am Magazin (meine verfügt über kein Einsteckmagazin) erforderlich gemacht hätte. Bei der Recherche nach einem Konversion-Kit für meine 700er bin ich über ein Angebot für eine neuwertige 700er gestoßen. Eine ziemlich neue Remington 700 Wood Tec mit Timney Abzug, Magazin und verstärktem Knauf für den Kammerstengel und das Ganze zu freundschaftlichen Konditionen.
Ich habe es mir nicht nehmen lassen das Angebot des Verkäufers anzunehmen und gleichzeitig den GRS Schaft zu besorgen. Diese Remington habe ich dann gemäß dem Drop in Prinzip in den GRS Berserk montiert. Dazu benötigt man nur ein paar wenige Werkzeuge, die man eigentlich zu Hause hat. Sechskantschlüssel und Schraubenzieher. Das wars, der ganze Prozess war innerhalb von fünf Minuten abgeschlossen.
Die Idee hinter meiner 700er Systemarchitektur
Für die neue Waffe war meine Idee ein Universalwerkzeug für die Drückjagd, die Pirsch und auch für das Schießen bis 200 Meter zu erstellen. Der Schaft mit seinen Eigenschaften ist ja genau für solche Ansprüche konstruiert. Er erleichtert durch seine Ergonomie sowohl das schnelle Schießen als auch den sorgsam vorbereiteten, zielsicheren Schuss auf weitere Distanzen.
Den Bereich Druchgehen und Nachsuche habe ich dabei nicht unbedingt ins Auge gefasst, denn dafür ist bei dem Schaft zwar die Robustheit, aber nicht die Kompaktheit geboten. Das wäre vielleicht mal ein Projekt für die GRS Ingenieure? Den Berserk mit seinen robusten Materialien in eine kompakte Form zu bringen und ihn dann als Nachsuchenschaft einzusetzen. Die Griffergonomie und die Beständigkeit wären super geeignet. Auf einige Verstelloptionen könnte man dabei natürlich weitestgehend verzichten, da es sich häufig um schnelles instinktives Schießen handelt.
Wie auch immer, als Optik habe ich mich für diese Waffe für ein 1-8×24 ZP8 von Minox entschieden. Seit wenigen Jahren bieten alle bekannten Hersteller diese Variation oder ähnliche an, weil einfach die Nachfrage nach universell einsetzbaren Gläsern für Tagansitz, Pirsch und Bergjagd bestand. Und ich dachte mir was gut genug für die GSG 9 ist, kann für mich nicht verkehrt sein. Auf meiner Drückjagdwaffe führe ich ein Trijicon 1-4×24. Das ist aber bei einer Distanz von 100+ grenzwertig. Und ich wollte wie erwähnt auch mal auf größere Distanzen mit einem kompakten Glas schießen können.
Montage und Anschießen der Waffe
Nach der Montage des Schaftes erfolgte also die Montage des Zielfernrohrs auf die vorhandene Weaverschiene. Das war ebenfalls kein Hexenwerk. Zum Anschießen ging es dann auf die Schießbahn. Hier hatte ich etwas zu tun mich in das Verstellen der Höhen und die Absehenschnellverstellung rein zu fuchsen. Am Ende war aber mit Nutzung der Anleitung und ein paar Schüssen auf die Scheibe alles logisch. Damit war nach dem Justieren der Optik auf der Waffe die Sicherheit gegeben im jagdlichen Einsatz keine Gefährdung für andere zu sein und die zusätzliche Garantie, dass alle Werkteile ordentlich montiert waren. Das vier Augen Prinzip kann aus meiner Sicht in Sachen Sicherheit sowieso nicht schaden, daher habe ich bei solchen Aktionen gerne eine zweite Person dabei.
Die Jagd mit der neuen Waffe
Gleich in den folgenden Tagen hatte ich das große Glück die Waffe auch tatsächlich einsetzen zu können. Zweckentfremdet habe ich sie bei der ersten Jagd beim Durchgehen dabei gehabt. Ich wollte es einfach wissen. Und kam natürlich zu dem prognostiziertem Schluss, dass die Waffe einfach zu schwer und unhandlich für diesen Zweck ist.
Nichtsdestotrotz, meine alte Brackendame stellte eine angeflickte Sau und ich konnte diese auf ca. 50 Meter sauber erlösen. Sie war mit einem Hinterlaufschuss noch recht mobil und die Terrier waren gerade nicht in Reichweite, so dass ich mich für einen sicheren Schuss entschied.
In der folgenden Woche war ich als Standschütze eingeteilt. Hier ergab es sich, dass ich das volle Spektrum der mir gewünschten Ziele ausprobieren konnte. Die erste anwechselnde Rotte ließ ich auf ca. 50 Meter ran kommen und schoss eine nicht führende Bache im leichten Troll. Sie zeichnete nicht einmal richtig, wurde aber hangaufwärts sehr langsam und kann letztendlich in Wegesnähe zum Liegen. Es war eine perfekte Schießkinosituation. Nun folgt der zweite Streich.
Nachdem ich den Hund geschnallt habe, dauert es nicht lange und die alte Dame fand in ca. 150 Metern Entfernung für mich gut einsehbar in einem Brombeerschlag einen Überläuferkeiler. Dieser Keiler nahm den Hund richtig heftig an. Es war eine ziemliche Rauferei, die mein erfahrener Hund gut bewältigte und das Glück mit ihm war, das das Gewaff des Überläufers noch nicht im Stadium „Hosenflicker“ war. Nun ja, mein Nachbarschütze konnte das alles gar nicht einsehen. Ich entschied mich also die Optik auf 8 hoch zu drehen und einen sicheren Anschlag zu wählen. Die Keilerei war noch im Gange und ich konnte für einen Bruchteil einer Sekunde die Sau frei kriegen und ließ auf 120 Schritt fliegen. Sie fiel um wie ein Sack und mein Hund nahm sich ihrer Schwarte erst mal richtig an, dass die Borsten flogen.
Ich war begeistert, stolz und glücklich zugleich. Der Hund blieb gesund, die Sauen konnte ich mit meiner neuen alten Waffe präzise erlegen und der Schaft hat dabei keine unwesentliche Rolle gespielt.
Fazit
Der Lauf schießt und der Schaft trifft. Richtig eingestellt, ob nun mit Winterjacke oder T-Shirt bei der Maisjagd, der Schaft geht glaube ich für fast alles.
Mir macht das System aus Büchse, Optik und Schaft große Freude und ich überlege derzeit mich mit dem GRS Hunter für meine R8 zu beschäftigen. Mit den Möglichkeiten der Anpassung und die eigene Schießergonomie übertrifft der GRS Schaft aus meiner Sicht den Lochschaft, den ich werksseitig aus Isny gekauft habe.
Aber das ist noch Zukunftsmusik. Die IWA steht vor der Tür. Vielleicht ergeben sich noch ein paar andere Raffinessen die ich für die Optimierung meiner Waffe finde. Frei nach dem Motto von GRS: „Master your Rifle“. Erst die Erfahrung in der Jagdpraxis, eine gute Schießfertigkeit in Verbindung mit zuverlässiger und abgestimmter Waffentechnik geben eine solide Basis für den Jagderfolg. Viel Spaß beim Testen, wünscht Euch das Team Deutscher Jagdblog!...Jagd!