DIY - Professionelle Label für Wildbretportionen + einfache Wildbretverwaltung

Jagawams
10 Min. Lesezeit

Keine Lust mehr auf Etikettengekritzel und -gekreuze? Dann hätte ich da was... 

Die meisten kennen es: 

die Beute wurde nach allen Regeln der Wildbrethygiene-Kunst aufgebrochen, gekühlt und zerwirkt. 

Endlich ist alles ist küchenfertig vorportioniert und eingeschweißt.
Jetzt nur noch alle Labelaufkleber für die Portionen beschriften... 

Wildbret fertig eingeschweißt

Beschriften? :-S

Das macht bei entsprechendem Durchsatz wenig Spaß und sieht bei mir auch nicht ansprechend aus.
Inzwischen gibt es zwar schon wunderbar vorgedruckte Wildaufkleber. Die Portions-Informationen muss man trotz Ankreuz-Kästchen immer noch schön mit der Hand drauf schreiben. Und das erst recht, wenn man das Wildbret auch vermarkten will. 

Ich war das Gekritzel zum Ende der Arbeit leid. Es war langwierig und sah, wie gesagt, nicht gut aus.
Daher machte ich mich auf die Suche nach einer Lösung, die den Aufwand verringern sollte und auch gut aussehen sollte. 


Mein Anspruch an ein Wildbret Label

Die Lösung meines Label-Problems sollte folgende Kriterien erfüllen:

  • einfaches & schnelles Erfassen der Portionsdaten
  • ansprechende Wildbret-Portionslabel
  • ggf. eine einfache Portionsverwaltung

Um ansprechende Label erstellen zu können brauchte ich einen Labeldrucker und die entsprechende Software zum Gestalten der Label. 

Ein einfacher Office-Labeldrucker mit Office-Labelrollen ist geeignet, um Label zu drucken, die für den Tiefkühler-Einsatz geeignet sind. 

Eine geeignete Software zur Gestaltung und für Seriendruck wird in der Regel mit dem Drucker mitgeliefert und reicht vollkommen für die Wildlabel aus. 

Ich habe hier einen Brother QL-570 stehen und drucke meine Label von einer 62mm Endlos-Rolle. Der Drucker druckt und schneidet. Meine Label haben dann im Querformat die handlichen Maße 62x100mm. 
Das Format und den Gestaltungsrahmen kann jeder seinen Ansprüchen einfach anpassen.

Ein Labeldrucker für ansprechende Label für die Wildportionen

Um den Drucker füttern zu können müssen die Informationen digital erfasst werden. Das geht am einfachsten über eine Tabellenkalkulation-Lösung wie Excel oder Google Tabellen.
Ich persönlich nutze Google Tabellen, so kann ich immer, auch mobil, auf meinen aktuellen Tiefkühlerbestand (siehe weiter unten - wir machen erstmal die Label) zugreifen, wenn meine Frau mich anruft und fragt, ob wir noch dieses oder jenes in der Truhe haben oder ich einen spontan interessierten Kunden habe.

Im Grunde reicht eine einfache Tabelle mit allen Angaben, die auf die Label sollen, wie Wildart, Gewicht, Portionsart etc. Auf diese Tabelle greift dann später die Druckersoftware für einen Seriendruck zu.

Ich persönlich erfasse folgende Daten in Spalten:

  • Wildart (Wildschwein, Rehwild)
  • Erlegedatum
  • Klasse (Abkürzung für Ricke, Bock, Keiler, Bache etc.)
  • Gewicht aufgebrochen
  • Teilstück (Filet, Hack, Rücken ohne Knochen etc.)
  • Portionsgewicht

Damit kann man schon seine professionellen Label vollständig füllen und seine Label per Seriendruck drucken.


Die Wildbret-Verwaltung

Wozu das "Erlegedatum" und das "Gewicht aufgebrochen"?

Ich bin noch einen Schritt weitergegangen. Wenn die Label-Informationen schon digital vorliegen, dann könnte ich damit ja auch alle erfassten Portionen in meinen Wildbretbestand verwalten.

Aus den oben angegebenen Informationen  generiere ich über eine Formel für jede Portion eine eindeutige Kennung. 

Hier ein Beispiel:

Das Aushängeschild der Portion- das Label mit allen wichtigen Informationen

Erstmal sind alle wichtigen Informationen für Wildbret-Liebhaber ersichtlich: 

  • um welches Stück von welchem Wildtier handelt es sich?
  • was wiegt und kostet es?

Jetzt zur Portionskennung:

  • 200905 - das Erlegedatum 05.09.2020 - warum kommt das Jahr zuerst? Damit ich auf den ersten Blick schon Jahr und Monat erfassen kann, um die schon vergangene Verweildauer im meiner Tiefkühltruhe zu kennen.
  • SUK54 - das steht für Schwein-UeberläuferKeiler-54kg - zusammen mit dem Erlegedatum lässt sich so eindeutig bestimmen, von welchem Stück die Portion stammt
  • A - B, C,...,AA,AB etc. - das ist die "Portionsnummer" der Portion des entsprechenden Stückes. Ich habe mich für Buchstabenkombiationen entschieden, da ich die in einem Haufen Portionen besser auseinander halten kann als eine Zahl.

Wie man sieht, ist diese Kennung eine einfach "lesbare" Herkunftsbeschreibung.

Mit den Informationen aus Wildart und Teilstück wird der jeweilige Kilopreis aus einer Preistabelle gezogen  und so über das Gewicht der Portionspreis für errechnet.

Damit ist für den Endverbraucher alles kompakt und ansprechend auf dem Label/Etikett.

Ich bin fertig, die schöne-Label-Frage ist geklärt 

Aber da geht noch was!

Wenn ich meine Label-Tabelle jetzt einfach weiterführe, dann kann ich über eine Auswertung per Pivot-Tabellen schnell sehen, wieviel ich noch von was in der Truhe habe. 

Beispiel einer automatischen TK-Portionsübersicht via Pivot-Auswertung

Wenn man jetzt noch zwei Spalten hinzufügt wann man etwas entnommen hat, egal ob für den Eigenbedarf oder ob verkauft, dann kann man diese Portionen ausblenden und hat eine einfache Wildbret-Bestandsverwaltung mit Label-Druck-Funktion.

Ich habe das für mich genau so für mich gelöst. Allerdings habe ich die Portionsverwaltung vom Label-Druck getrennt. Ich erfasse die Portionen, lasse mir aus den Informationen die Daten in Spalten schreiben, die ich dann in eine lokale Excel-Datei schreibe, aus der sich dann die Druckersoftware die aktuellen Label-Daten ziehen kann.


Praktische Umsetzung

In der Praxis sieht das bei mir jetzt wie folgt aus:

Wildart, Erlegedatum und Klasse kopiere ich vor dem erfassen runter in die neuen, jetzt zu befüllenden Zeilen. Die Portionsnummer wird schon automatisch erstellt - das ging anfangs auch schnell manuell.

Ich nehme die Portion, wähle in der Zeile das Teilstück aus einem Dropdown aus, wiege die Portion, trage das in die Zeile ein und schreibe dann mit einem Permanentmarker die Portionsnummer auf die Portion. 

Wiegen und markieren - dieses Gulasch ist ein glattes "Q"

So wiege und markiere ich alle Portionen in einem Rutsch durch- das geht wesentlich schneller als wiegen, beschriften, aufkleben, wiegen, beschriften, aufkleben.... 

Nach der Vorbereitung muss nur noch "Teilstück" und "Gewicht" eingetragen werden

Wenn ich damit fertig bin, dann schiebe ich die Druckdaten in die vorgesehene Druckdaten-Tabelle. So sehen dann die Label-Daten für den Seriendruck aus, die ich per Copy&Paste in die Excel einsetze:

Wenn alles eingetragen ist, dann ist für den Drucker schon alles vorportioniert

Dann speichern und den Drucker anwerfen. :-D

Anschließend klebe ich die Label auf die Portionen in dem ich die Portionsnummern abgleiche.

Fertig!

Schnell in die Kühltruhe mit dem guten Zeugs und gleich wieder ab ins Revier :-)


Zusammenfassung

Ich habe für wenig Geld jetzt immer schöne, professionell aussehende Label für meine Wildprotionen. Zusätzlich habe ich immer einen Überblick darüber, was alles leckeres in meiner Truhe schlummert - sogar quasi mit Herkunftsnachweis ;-)

Ich hoffe ich konnte den einen oder die andere inspirieren.
Sollte jemand Hilfe bei den Formeln brauchen, einfach melden.


Find' ich gut!

Kommentare

Bärenbrudi
Profi
vor etwa 2 Jahren

Wirklich spannendes Thema,
wenn ich es richtig sehe fehlt eigentlich nurnoch eine USB Waage und ein einfacher Barcode Scanner + bisschen Software und das (fast) automatisierte Wildbret-Warehouse steht.
Man könnte als Ergänzung auch jetzt schon maximale Lagerzeiten definieren für alle Artikel die länger als X-Monate im Bestand sind. Da jeder Artikel ein Erlegedatum hat und über eine eindeutige ID zugewiesen werden kann.
Oder aber auch minimale und maximale Lagerbestände, nicht das eines Tages unverhofft kein Platz mehr in der Kühltruhe ist :-)

Jagawams
Enthusiast
vor etwa 2 Jahren

Moin Bärenbrudi,
danke für deinen Kommentar :-)
Das mit den maximalen Lagerzeiten habe ich bei mir schon in einer Spalte berücksichtigt. Ich sehe auf einen blick, was als nächstes aus der Truhe sollte. Sowas ließe sich auch farblich über eine bedingte Formatierung lösen oder ergänzen.
Das ist auch ganz einfach: Erlegedatum plus X Monate. X ist global pro Wildart definiert.
Bei mir sind es 6 Monate bei Schwarzwild und 12 bei Rehwild. Das könnte man auch noch ausdifferenzieren, wenn man z.B. marinierte Portionen einfriert, die ja bekanntlich nicht so allzu lang gelagert werden sollten usw. usw.

Die Kennung habe ich auch noch etwas überarbeitet. Ich habe ein Kürzel für das Teilstück ergänzt, damit ich auch, ohne die Portion in der Hand zu halten, anhand der Kennung sehe, was in der Portion enthalten ist.

Grobe minimale bzw. maximale Lagerbestände ließen sich auch ohne weiteres realisieren, wenn man das Volumen der Truhe kennt und für jede Portion einen groben Volumenwert per Formel annimmt - gute Idee - das baue ich vielleicht mal aus Spaß ein :-)

Das Problem beim automatisierten Wildbret-Warehouse ist eher das "bisschen Software".

Das was ich hier vorgestellt habe, kann JEDER mit den jedem, der einen Computer hat, zur Verfügung stehenden Hausmitteln einfach (Excel/Google Tabellen) realisieren.

Alles andere wäre zwar einzeln auch verfügbar (USB Waage, Barcode-Generator & Scanner usw.), aber das bekommt man alles nur miteinander verknüpft, wenn man Hardware tweakt und entsprechnend Anwendung und Schnittstellen programmiert.

Jay Ell
Greenhorn
vor etwa 2 Jahren

Hallo Jagawams,

Danke für die Anregung und die Ausführungen - ich befinde mich in der Umsetzung ;-) Frage zu den Etiketten: Nimmst Du hier spezielle Etiketten die für die TK geeignet sind oder genügen die "normalen" Etiketten die mit dem Labelprinter mitgeliefert werden? Über einen Link o.ä. würde ich mich freuen. Auch überlege ich ein anderes Gerät von Brother zu verwenden dies dürfte aber nicht das Problem sein/werden nehme ich an. Gruß JL

Jagawams
Enthusiast
vor etwa 2 Jahren

Moin JL,
das sind die ganz normalen Office-Etiketten. Zum Beispiel:

https://www.amazon.de/gp/product/B00KRYJTCY/ref=ppx_yo_dt_b_search_asin_title?ie=UTF8&psc=1

Der Drucker ist egal, solange er die Etikettengrößen auswirft, die du haben möchtest. Der hier wäre wohl ein Nachfolgemodell meines Druckers:

https://www.amazon.de/Brother-QL700-QL-700-Tisch-Labeldrucker/dp/B007CV9FB0/

Jay Ell
Greenhorn
vor etwa 2 Jahren

Danke für die Rückmeldung. Ich habe mir nun einen Brother Labelprinter mit LAN/WLAN Schnittstelle bestellt plus den zugehörigen (von Dir verlinkten) Etiketten. Dadurch kann ich den Drucker von überall im Haus nun ansteuern und die allfälligen Arbeiten erledigen sprich die Etiketten ausdrucken. Danke nochmals für den Klasse-Tipp!

Jagawams
Enthusiast
vor etwa 2 Jahren

...das ist alles nur aus reiner Faulheit/Bequemlichkeit entstanden ;-)

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