Die kannste knicken! Blaser BBF 95 Bockbüchsflinte

Fred Nambur
5 Min. Lesezeit

„Womit jagst Du?“ - Sich über diese Frage auszutauschen ist Sinn und Zweck von Geartester und ich lese jede Woche gerne, was die Community wieder zusammengetragen hat. Wenn man die Berichte zu Jagdwaffen auf Geartester als Anhaltspunkt nimmt, so jagt der überwiegende Teil der deutschen Jägerschaft mit einer Repetierbüchse.

Meine Antwort auf die obige Frage lautet: „Überwiegend mit einer Bockbüchsflinte.“


Warum eine Bockbüchsflinte?

Ich jage in einem Niederwildrevier im Bergischen Land. Unsere Hauptwildart ist das Rehwild. Außerdem schießen wir Sauen, Fuchs und Dachs und ab und an ein paar Elstern. Nach der Jägerprüfung drückte mir mein Vater Opas Ferlacher Bockbüchsflinte in die Hand. Ein Klassiker in 6,5x57R, 16er Schrot und einem Hensoldt 6x42 auf Suhler Einhakmontage. Mit dieser Waffe schoss ich meinen ersten Fuchs, dann Rehwild und zwei Schweine. Selbst die verlöteten Läufe ließen mich nie im Stich: ein zweiter Schuss innerhalb weniger Sekunden ging ohne Verlagerung des Treffpunktes ins Ziel.

Je mehr und intensiver ich jagte desto klarer wurde mir: Die BBF ist in unserem Revier das non-plus-ultra. Allerdings hatte diese spezielle Waffe einige Nachteile die es zu beheben galt.

1. Sicherheit: Während der Jagd ist die Waffe immer geladen und gespannt und nur mit Schiebesicherung gesichert.

2. Handhabung: Der Knickspanner erschwert das schnelle Nachladen und der Abzug mit Rückstecher einen intuitiven, schnellen zweiten Schuss

3. Einsatzspektrum: Sowohl das 6x42 Glas als auch die 6,5x57R schränken den Einsatz auf Sauen bei schlechtem Licht ein

4. Verfügbarkeit und Kosten der Munition. Für beide Kaliber gibt es nur eine kleine Auswahl, die dafür aber wenigstens teuer ist


Die Vorteile meiner Blaser BBF 95

Von meinem ersten Geld kaufte ich mir dann eine Blaser BBF 95 in 8x57R und 12/76 mit einem S&B Zenith 2,5-10x56 und Leuchtabsehen. Ich bin von dieser Waffe begeistert und würde sie nicht mehr hergeben wollen.

Ich erlegte mit dieser Waffe Rehe auf 25m mit der Brenneke oder auf 125m mit der Kugel. Sauen auch beim letzten Licht, Füchse und Dachse mit Schrot und Kugel.

Durch das ungespannte Führen der Waffe hat man nie das Gefühl sie mit Samthandschuhen anfassen zu müssen. Im Gegensatz zur BBF 97 hat die BBF 95 nur ein Schloss und lässt sich dadurch sehr leicht spannen. Das Nachladen geht sehr schnell, da beim Öffnen keine Schlösse gespannt werden müssen. Die Waffe ist schön kurz und führig und vor allen Dingen ist sie in die Handhabung leise. Sie hat ein für meinen Geschmack sehr angenehmes Gewicht: Definitiv schwerer als die Ferlacher, aber so lässt sie sich auch ohne dämpfende Schaftkappe angenehm schießen. Zu erwähnen ist natürlich auch das freischwingende Laufbündel und die einfache Zerlegung und Reinigung.

Schrot und Kugel schießen dank der verstellbaren Läufe gut zusammen. Ich habe sowohl Teilmantel als auch Teilzerlegungsgeschosse (letztere in blei und bleifrei) geschossen. Die Waffe hat alles problemlos „verdaut“ und immer sauber geschossen.

Natürlich gibt es auch (konstruktionsbedingte) Kritikpunkte: Im letzten Sommer schoss ich auf der Pirsch am Mais einen Frischling auf 5 m mit der Kugel. In die 2,5x Vergrößerung passte das Schwein so gerade noch, aber der Abstand der Laufseelenachse zur Visierlinie ist bauartbedingt natürlich vergleichsweise groß. Obwohl ich „mittig“ auf dem Frischling abkam, traf ich eine handbreit tief und es flüchtete zunächst in Mais. Alles endete glücklich in einer Totsuche nach 50m und einem „sehr tiefen“ Kammerschuss.


Fazit

Ob Ansitz, Pirsch oder Nachsuche, kurze oder weite Distanzen, schweres Schalenwild oder leichtes Haar- und Federwild. Die Blaser BBF 95 kann alles. Die einzige Jagdart auf der ich anderen Waffen den Vorzug gebe ist die Bewegungsjagd.

Wer also mit dem Kauf einer Bockbüchsflinte liebäugelt oder sich als Jungjäger fragt, welche Waffe er sich zulegen soll: Ich empfehle uneingeschränkt die BBF 95 von Blaser oder andere Bockbüchsflinten mit gleichen Ausstattungsmerkmalen.

PS: Auch für die Ferlacher möchte ich an dieser Stelle nochmal „eine Lanze brechen“. Sie ist eindeutig die schönere der beiden Schwestern und seit ich sie mit einem Minox 2,5-10x50 ausgestattet habe, führe ich sie vor allem im Frühsommer gerne auf Fuchs, Rehwild und Frischlinge.

Waidmannsheil!

Auf den Fotos: zwei ungleiche Schwestern. Ferlacher oben bzw. links, Blaser unten

Find' ich gut!

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