CANIK TP9 Sub Elite - kompakter Begleiter für alle Fälle?

Bericht des Monats Juni 2023
Bericht des Monats Juni 2023

Bericht des Monats Juni 2023

Dieser Bericht wurde vom Geartester-Team für besonders wertvoll befunden und deshalb ausgezeichnet.

Kompakte Kurzwaffen bieten viele Vorteile, speziell beim Thema Tragekomfort. Besonders für uns als Jäger ist es eine Überlegung wert, auf solche Waffen zurückzugreifen. CANIK trägt dem Bedürfnis zum bequemen und verdeckten Tragen mit dem Modell „Sub Elite“ aus der TP9 Serie Rechnung.

Ich habe mir für Euch diese Baureihe in der Version „TP9 Sub Elite“ ganz genau angesehen:


Technische Details & Erster Eindruck

Kategorie: Großkaliber Pistole

Anwendungsbereich: Jagd, Dienst (verdeckte Trageweise)

Kaliber: 9mm Luger

Lauflänge: 3,6″ / 91,5mm

Magazinkapazität: 12 / 15 Schuss

Visierung: Fest, vorbereitet für Red Dot Sight mit Co-Witness zur vorhandenen offenen Visierung

Gewicht (ohne Magazin): 598 g, mit montiertem Red Dot MeCanik MO1 620g

Gesamtlänge: 170,5mm

Höhe: 116 mm


Der erste Eindruck nach öffnen des Koffers ist „WOW“. Das Wort „Kompakt“ trifft auf die Waffe auf jeden Fall zu und zwar zu 100 %, aber auch der Lieferumfang produziert ein weiteres „WOW“:

Geliefert wird die CANIK TP9 Sub Elite in einem stabilen Kunststoffkoffer mit einer Menge Zubehör, die so kein anderer Hersteller bietet. Im Lieferumfang enthalten ist neben der CANIK TP9 Sub Elite ein Magazin mit verlängertem Magazinboden (Kapazität 15 Schuss!), der obligatorische Putzstock, Ladehilfe a la Glock und eine Bedienungsanleitung. Highlight: ein passendes Holster ist dabei! CANIK ist der mir einzige bekannte Hersteller, der damit wirklich ein System liefert, welches „out of the Box“ einsatzbereit ist.

Das Gleiche gilt übrigrns auch für die diversen Sportpistolen von CANIK, die alle out-of-the-box direkt wettbewerbsfähig sind.

Verarbeitung und Finish der Metallteile sind, wie von CANIK bereits von anderen Waffen gewohnt, auf einem sehr hohen Niveau und brauchen sich nicht hinter anderen Herstellern zu verstecken.


Handhabung und Ausstattung der CANIK TP9 Sub Elite

Die CANIK TP9 Sub Elite ist eine subkompakte Pistole aus der Türkei, bei der auf Robustheit geachtet wurde. Die Pistole verfügt über ein Double Stack (doppelreihiges) Magazin und somit beträgt die breiteste Stelle der Pistole immer noch 28 mm (Verschluss) respektive 29mm (Griffstück, direkt unter dem Verschluss). Sie ist dennoch nicht als klobig zu bezeichnen und der Bonus der doppelreihigen Magazine liegt darin, dass im Notfall oder auf dem Schießstand auch alle größeren Magazine der großen Geschwister der TP9/Mete Reihe genutzt werden können (bis zu 20 Schuss in D).

Der Verschluss ist griffig und lässt sich auch mit Handschuhen gut bedienen (wichtig für uns Jäger!) und mit Hilfe des mitgelieferten Holsters lässt sich die Pistole auch sehr gut im Innenbund tragen. Die Pistole fällt mit ihren gerade einmal 700g (leer) bzw. 820g (voll) Gesamtgewicht (geladen mit dem verlängerten 15 Schuss Magazin) kaum zur Last und ist so der ideale, unbemerkte Begleiter für den Revieralltag.

Durch das kurze Griffstück, geladen mit dem 12-schüssigen Standardmagazin fehlt dem kleinen Finger bei mittleren bis großen Händen ein wenig Anlagefläche. Wem der Griff zu kurz ist, der kann sich mit dem mitgelieferten verlängerten, 15 Schuss fassenden Magazin behelfen: dieses schließt wie bei keinem anderen von mir bisher getesteten Kompakt- oder Sub-kompakt Modell an die untere Kante des Griffstücks an und lässt so sogar schnelle Schussfolgen durch eine 100% stabile Grifftechnik zu. Persönlich sehe ich dies als ein Alleistellungsmerkmal von CANIK an, frage mich jedoch gleichzeitig, warum andere Hersteller dies nicht ebenso schaffen. Der Beaver Tail des Griffes ermöglicht es insgesamt so oder so einen hohen und engen Griff zu erreichen, so dass die Pistole auch mit kurzem Magazin sehr gut im Schuss kontrolliert werden kann.

Die raue Textur der Grifffläche macht eine komfortable und zuverlässige Bedienung der Pistole möglich, auch mit nassen oder gefrorenen Händen. Der große Magazinauslöseknopf sorgt für ein zuverlässiges das Entfernen des Magazins und kann mit Hilfe des mitgelieferten Werkzeugs auch auf die andere Seite umgebaut werden, um die Waffe passend für Linkshänder zu machen. Der Verschlussfanghebel ist von Anfang an beidseitig ausgelegt, wodurch diese Pistole speziell für Linkshänder zu einem echten Favoriten wird.

Eine schnelle und einfache Reinigung ist durch die sehr einfache Zerlegbarkeit gewährleistet: Anhand eines Glock-ähnlichen Schiebers, welcher oberhalb des Abzugs in das Gehäuse eingelassen ist, lässt sich die Pistole mit nur wenigen Handgriffen in ihre Bestandteile zerlegen und reinigen.


Die Präzision

Die Präzision dieser kompakte Waffe mit ganz normaler Werksmunition ist bereits außerordentlich gut. Ich nutze diese Waffe selbst und habe schon einiges an Munition mit ihr verschossen. Relevant bei einer solchen Waffe ist die praktische und typische Einsatzdistanz von 0 bis 10m. Im reinen Fangschusskontext sind selbst die genannten 10m nicht wirklich eine Größe, auf die wir mit der Kurzwaffe auf ein Stück Wild schießen würden – dennoch ist es gut zu wissen, dass die Waffe selbst es ohne weiteres könnte. Ich konnte bis auf eine Distanz von 15 m stehend freihändig und über offene Visierung locker und wiederholbar Streukreise in Größe eines halben Bierdeckels erzielen.

Auf größere Distanz spielt ein Red Dot seine Stärke aus und mit Hilfe des nachträglich montierten Red Dots konnte ich auch auf 25m einen Bierdeckel ohne Probleme wiederholbar mit 10 Schuss treffen. Wir sollten jedoch immer beachten, dass die CANIK TP9 Sub Elite nicht dafür konzipiert wurde, das Präzisionsschießen auf 25 m durchzuführen, sondern uns auf kurze Distanzen (z.B. beim Fangschuss auf eine sehr nahe Distanz, wo ich die Langwaffe aus Sicherheitsgründen nicht einsetzen kann) zu helfen.


Fazit zur CANIK TP9 Sub Elite

CANIK liefert mit der TP9 Sub Elite ein subkompaktes Kraftpaket. Die Zuverlässigkeit ist bei CANIK Waffen überaus hoch, was sich auch bei der CANIK TP9 Sub Elite fortsetzt. In Sachen Präzision lässt die Waffe keine Wünsche offen und wird wie auch jede Langwaffe eher durch die Fähigkeiten ihres Benutzers limitiert, als durch sich selbst. Wir können eine solche Waffe kann auch zum Fangschuss auf schwächeres Wild (Fallenjagd) einsetzen, wenn wir diese Jagdart betreiben. Die als sehr gut zu bezeichnende Verarbeitung und der hohe Korrosionsschutz durch die bei CANIK bewährte Beschichtung sind ebenfalls weitere Pluspunkte, jedoch einer jeden CANIK Pistole.

Wenn also kompakte Maße und höchste Zuverlässigkeit ganz oben auf der Liste stehen, ist die CANIK TP9 Sub Elite eine äußerst gute Wahl.


P.S: Auch die Übung "The Test" (10 Schuss  innerhalb von 10 Sekunden auf eine Distanz von 10m), inklusive des Ziehens der kleinen Waffe aus dem Holster konnte problemfrei innerhalb der vorgeschriebenen Zeit absolviert werden.

Find' ich gut!

Kommentare

vor mehr als einem Jahr

Im ersten Absatz gibt es einen Tippfehler:

Es ist natürlich die "TP9 Serie" gemeint.

Matti EL.Punkt
Enthusiast
vor mehr als einem Jahr

Schöner Bericht, wenngleich sich mir der Nutzen eines solchen Spielzeugs auf der Nachsuche nicht recht erschließen will. 9mm mag für ein angefahrenes Reh ausreichen, eine Sau oder ein Stk. Rotwild stoppst du damit kaum - die Energie reicht bei/für Fangschuss-Situationen nicht. Ich habe früher mit einer subkompakten Glock im stärkeren Kaliber .40S&W Erfahrungen gesammelt aber halte es unterm Strich für wenig praxistauglich. Es gibt kalte Waffen und solide Repetierer, welche m.E. deutlich mehr Wirkung bei geringerem Risiko und Fremdgefährdung bieten. Meine Glock kommt höchstens noch bei Autounfällen mit Rehwild zum Einsatz…für Hobby, Sport etc. mag die Welt anders aussehen- daher trotzdem Danke für die Ausarbeitung

vor mehr als einem Jahr

Hallo Matti, danke für Deinen Beitrag!

Der annehmende Keiler ist zwar immer die erste Assoziation, aber eher die Seltenheit. Das von Dir erwähnte angefahrene Reh oder auch das noch lebende Stück am Anschuss sind der primäre Einsatzzweck der Kurzwaffe, wenn die Langwaffe nicht eingesetzt werden kann aus Sicherheitsgründen (Fremdgefährdung durch Splitter einer Waffe mit 4000 Joule E0 ist deutlich höher als die Gefährdung durch Kurzwaffengeschosssplitter mit E0 450 Joule).

Die prinzipielle Verwendung der kalten Waffe als einzige Alternative zur Langwaffe verbietet sich alleine schon aus Gründen des Tierschutzes und darf nur die letzte, nicht aber die einzige Lösung sein in einer entsprechenden Situation. Auch wenn die ewig gestrige Ansicht "das Messer reicht mir neben der Langwaffe" vielleicht aus Bequemlichkeit gelten mag, dem Prinzip der Waidgerechtigkeit folgt sie nicht.

Man muss eine Kurzwaffe immer dabei haben, damit sie uns als Jäger im Zweifel nutzen kann wenn wir sie brauchen - das ist stets unerwartet und wir wissen morgens nicht was am Abend passiert. Um eben eine Kurzwaffe immer bereit haben zu können für unerwartete Situationen, muss sie entsprechende Kriterien erfüllen und das tut die in diesem Artikel beschriebene Waffe.

Wer eine Waffe für eine spezifische Anwendung - z.B. ausschliesslich den Schuss auf starke Schweine oder größeres Wild - benötigt, der wird sich eine Waffe für eben diese Nischenanwendung suchen. Auch hier sollte die Auswahl nach entsprechenden Kriterien erfüllen.

Ben_SK
Novize
vor 6 Monaten

Hi Christian,

danke für den tollen Bericht!

Erstmal zum Kommentar von Matti:
Ich verstehe immer nicht, was das 9mm Luger und KW-Bashing bringen soll... Natürlich versuche ich nicht in Prio 1, den angeblich überall lauernden, annehmenden Keiler mit 9mm Para zu stoppen. Da ist die Langwaffe das Mittel der Wahl. Bestreitet glaube ich keiner, der mal auf SW jagen war...

Dennoch bringt mir eine schwere 10mm AUTO auch nix, die zu wenig geschossen wird, deren verfügbare Fabrikmunition das Potential der Patrone gar nicht ausreizt und die am Ende zu Hause bleibt. Gilt erst recht für die langen Revolver-Prügel in .44 und aufwärts... Und betrachtet man zudem mal für Laborierungen wie Hornady Critical Duty die Wundkavernen, dann ist der Unterschied zwischen 9mm, .40 S&W, .357 SIG, .357 Mag und .45 ACP ohnehin marginal. Die sind alle für gleiche Penetrationsleistung ausgelegt und die paar Joule mehr oder weniger machen es nicht fett... Es bleibt eine KW. Man muss die Limits einfach anerkennen.

Und trotzdem ist bei mir eine Subkompakte 9 einfach immer dabei... Immobiles Wild erlösen, mit Subsonic-Ladungen am Abfangkasten arbeiten und schlicht als letzter Notnagel. Ich möcht sie nicht missen und bin froh, dass wir sie führen dürfen! Ich zumindest benutze die KW in manchen Jahreszeiten häufiger als die LW...

Seit einiger Zeit habe ich hierbei die Glock 43 und Glock 45 MOS gegen eine Canik TP9 Subelite getauscht. Von der Größe her schon genau der Sweetspot dazwischen. Preis-Leistung hat mich natürlich auch überzeugt und der Abzug versohlt jeder Glock (auch mit "Tuning"-Abzügen) den Hintern! Seit 986 Patronen ohne Störung... Jetzt thront noch ein Holosun EPS Carry oben drauf. Könnte nicht zufriedener sein!

WMH

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