Gesucht habe ich eine kompakte, präzise und leichte Waffe, welcher auch schlechtes Wetter nicht viel anhaben kann und auch bei der Pirsch einen freihändigen ruhigen Schuss zulässt.
Nach einiger Zeit wurde ich auf die Bergara
Scout (auch als CVA Scout bekannt) aufmerksam, welche mit bescheidener
Gesamtlänge von 88cm bei einem Gewicht von ~ 2,75kg auftrumpft. Dazu noch
ein kannelierter Lauf, mit der Option auch eine Mündungsbremse zu
verwenden.
Die Auswahl
Da ich zunächst misstrauisch war, ob ich mit einer solch leichten Waffe
freihändig noch gut schießen kann, fiel die Entscheidung auf die
Ausführung mit schwarzem Lochschaft. Das Kaliber sollte hochwildtauglich
sein und sich aus der Waffe angenehm schießen lassen, aber auch Rehwild
sollte schonend bejagd werden, passend erschien mir da die .308Win..
Nach Rücksprache mit dem Händler wurde mir bei der Bergara Scout ein gut brauchbarer Abzug und
gute Präzision angepriesen, für 555€ inkl. Versand sollte das gute
Stück zu erwerben sein, dank serienmäßiger Pica-/Weaverschiene sind
Montagen sehr preiswert zu erwerben und Optiken einfach zu montieren.
Nach kurzer Überlegung war die Entscheidung gefallen, so viel kann man
für den Preis schon nicht falsch machen.
Erster Eindruck
Drei Tage später erhielt ich das ersehnte Paket mit der Kipplaufbüchse, der Originalkarton, war
nochmals ordentlich in Karton verpackt, der Inhalt eher übersichtlich
(Waffe, Bedienungsanleitung auf englisch, Garantiekarte, Schaumstoff als
Polsterung).
Die Bedienungsanleitung ist bei lediglich sechs Funktionen (Laden;
Spannen; Schießen; Entspannen; Entladen) eigentlich für einen
unterdurchschnittlichen Waffenkenner unproblematisch, zumal sei die
Waffe auch nicht für den deutschen Markt bestimmt ist, laut Aussage des
Händlers.
Die Handhabung der leichten Büchse faszinierte mich sofort, auch der für
mein Empfinden sehr trocken brechende Abzug sprach mich an. Die Messung
des Abzugsgewicht ergab ~780 Gramm, für meine Begriffe ein gut
brauchbarer Wert.
Zerlegen lässt die Bergara Scout sich nicht, ohne den Vorderschaft
abzuschrauben, bei keinen 90cm Gesamtlänge halte ich das aber auch nicht
für wichtig, meine Kipplaufbüchsen zerlege ich ansonsten eh seltenst.
Die Oberflächenbeschichtung ist fehlerfrei und der Schaft hat eine für
mich angenehme Form, eine leichte Backe links wie rechts und ist durch
die "Fischhaut" griffig.
An der Waffe klappert absolut nichts, einzig ein leises "Klicken" ist
beim Spannen des Hahns zu vernehmen, für Rehwild oder gar eine Rotte
Sauen sehe ich aber auch hier kein Problem. Sehr praktisch erweist dich
hierbei auch die kleine seitliche Verlängerung des Hahns, welche für
zusätzlichen Grip sorgt und ganz einfach links oder rechts angeschraubt
werden kann.
Die Waffe hat keine äußerliche Sicherung, sondern wird lediglich vor dem
Schuss per Hahn gespannt. Die einzige Sicherung, ist die Fallsicherung
wie sie auch an Revolvern vorhanden ist, das heißt der Schuss kann nur
brechen, wenn der Abzug gedrückt wird. Vor dem Öffnen der Waffe muss der
Hahn entspannt werden. Das Entspannen gestaltet sich also so leit wie
bei einem Revolver, durch die `Hahnverbreiterung`eher deutlich
komfortabler. Einfaches Halten des auch mit montiertem Glas einfach
zugänglichen Hahns und kurzes Antippen des Abzugs ermöglich ein
gefahrloses Vorgleiten und durch die Fallsicherung sicheres Entspannen.
Erste Tests
Doch bevor ein Glas fest auf dieBergara Scout montiert wird, sollte sie
erstmal ihre Präzision beweisen. So nahm ich kurzerhand das 4-12er
Leupold VX-IIc vom SL8 und siehe da, es passte ohne ein Verschieben der
Ringmontage direkt auf die neu erworbene Kipplaufbüchse.
Für die Ermittlung, ob die Waffe ein halbwegs brauchbares Schussbild
liefert, wurden verschiedene Laborierungen gesammelt. Sako Hammerhead
180gr; Remington Corelokt RN 180gr; Winchester Silvertip 165gr(?) und
Remington Corelokt PSP 180gr.
Vor dem ersten Schuss zum groben Ausrichten des Zielfernrohres auf der
50m Bahn war ich mir über das Schussverhalten unsicher, jedoch sollte
eine positive Überraschung folgen, die Waffe lässt sich trotz geringstem
Gewicht -wohl auch wegen des Lochschaftes- sehr angenehm schießen und
schlägt höchstens etwas hoch, bei geringem Mündungsfeuer. Grade hierbei
hatte ich wegen des 48cm Laufes bedenken, wurde aber von der .308 nicht
enttäuscht.
Nach drei Schuss lag der Schuss auf 50m hoch in der zehn, einen kleinen
Test auf den laufenden Keiler ergab eine angekratzte Zehn links mit
Ansage, also alles bestens.
Es folgte der Besuch der 100m Scheiben, wobei das Glas nicht weiter
eingeschossen werden wurde, sondern lediglich testweise ein Schussbild
erstellt werden sollte. Ein Testschuss ergab 25cm Hochschuss, Seite
stimmte. Es folgten vier Schuss mit Sako Hammerhead, gezielt wurde auf ein schwarzes Schusspflaster. Beim Rückholen der Scheibe war die Begeisterung groß (siehe Schussbild).
Fazit
Bisher attestiere ich der Scout zwar keinen Oskar für die Optik,
alledings ist sie ordentlich verarbeitet, lässt sich angenehm schießen
und hat einen sehr brauchbaren Abzug. Klar würde man für das Geld auch
einen Repetierer bekommen, jedoch bin ich zum einen Linksschütze und zum
anderen war es auch etwas "habenwollen", denn die kleine Bergara Scout Kipplaufbüchse war auch
auf dem Stand ein Hingucker, ein Repetierer hat ja schließlich jeder.