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Hallo Geartester,
in meiner (ein einem kurzen Bericht bereits vorgestellten) Marlin 1895SBL verschieße ich momentan 2 Patronen/Geschosse im Kaliber .45-70 und möchte meine Erfahrung vom Schießstand und von der Jagd mit Euch teilen.
Eine Übersicht einiger bei Frankonia und Alljagd verfügbaren Fabriklaborierungen (bleifrei grün hervorgehoben) findet Ihr bei den Fotos.
Ich habe mich für die jeweils stärkste verfügbare Fabriklaborierungen entschieden: Die Hornady FTX und Barnes Vortex TSX. Die angezeigten Werte sind mit dem kurzen Lauf der 1895SBL wohl nicht reproduzierbar ermöglichen aber zumindest einen Vergleich untereinander. Detailliertere Tests findet Ihr unter
www.jasw.deMan erkennt die Besonderheit der .45-70 schon auf den ersten Blick: Dick und schwer und langsam. Das begrenz ihren Einsatzbereich auf die typischen Drückjagddistanzen, macht sie hier aber sehr effektiv. Oder platt gesagt: sie macht große Löcher. Der Geschossdurchmesser beträgt immerhin rund 11,6 mm (siehe Fotos zum Vergleich mit 9,3x74R, 8x57 und .30-06).
Auf dem Schießstand
Ich habe Waffe und Zielfernrohr so eingeschossen, dass die Hornady FTX auf 100m 4 cm hoch schießt. In dieser Konstellation schießt die Vortex genau Fleck. Auf 50m sollte der Abstand noch geringer sein und man kann auf diese Weise beide Laborierungen gleichzeitig einsetzen. Die FTX kostet rund EUR 40, die Vortex rund EUR 60. So ist die Hornady FTX prädestiniert für den Schießstand (und dort wo Blei noch erlaubt ist natürlich auch für die Jagd), die Vortex geht mit in bleifreie Gebiete.
Auf der Jagd
Die ersten beiden Schweine fielen auf einer Drückjagd im Oktober mit der Leverevolution FTX. Ein 35kg Frischling lag mit Blattschuss auf 25m im Knall. Einschuss kalibergroß, Ausschuss etwas größer. Auf der gleichen Jagd beobachtete ich ein angeschweißtes Stück mit Keulenschuss. Die Entfernung schien mir mit geschätzten 100m etwas groß doch zumindest könnte ich dem Schweißhund die Arbeit etwas erleichtern. Hier zahlte sich die 6-fache Vergrößerung des Leupold 1-6x24 aus und ich konnte dem Stück noch 2 Schuss antragen bevor es hinter einer Kuppe verschwand. Wir fanden das Stück nach der Jagd im Wundbett und trugen den Fangschuss an. Meine beiden Schüsse trafen oben hinter dem Blatt in die Lunge, traten aber nicht mehr aus. Hier zeigen sich dann wohl die Grenzen der Einsatzentfernung dieses Kalibers.
Auf der nächsten Drückjagd schoss ich die Barnes Vortex. Hier kam ein 40kg Schwein mit tiefem Blattschuss zur Strecke. Die „Fluchtstrecke“ betrug 10m. Auch einen Fuchs konnte ich auf rund 30m mit Blattschuss zur Strecke bringen.
Auf der dritten Drückjagd kam das vorerst letzte Schwein mit der Hornady FTX zur Strecke. Aus einer Rotte von 4 Schweinen beschoss ich das letzte „im Nahkampf“ auf 10m. Ich kam kurz hinter Blatt, also „weich“ ab. Den mehr als kalibergroßen Ausschuss sieht man auf einem Foto einmal von inne und einmal von außen. Das Geschoss ist also offensichtlich aufgepilzt, hat aber nicht gesplittert. Das Stück ging noch rund 100m über eine Wiese und brach dann zusammen.
Fazit
Meine jagdliche Erfahrung beschränkt sich momentan noch auf die oben genannten Situationen. Hier aber zeigten sich beide Geschosse von Ihrer besten Seite. Beide Patronen - sowohl die Hornady FTX als auch Barnes Vortex TSX - lassen sich sehr angenehm schießen, sind präzise und wirken gut.
Die Einsatzentfernung sollte man auf Drückjagdsituationen beschränken. Und zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass die Kombination kurzer Unterhebelrepetierer + dicke Pille einfach viel Spaß macht!
Photos:- .30-06, 8x57IS, 9,3x74R und .45-70 im Vergleich
- .45-70 und .45 ACP und .22lfB
- Hornady FTX und Barnes TSX
- Hohlspitze des TSX von oben und mit .33lfB in Hohlspitze „versenkt“
- Ausschuss der Hornady FTX nach Treffer hinterm Blatt auf rund 10m