Winchester XPR .308Win

Roman_A
7 Min. Lesezeit

Hallo zusammen!

Nachdem ich die Winchester jetzt schon seit einem Jahr jagdlich führe, habe ich mich dazu entschieden hier einen Erfahrungsbericht und eine Übersicht über diese tolle, preisgünstige Waffe abzugeben.

Nach erfolgreich bestandener Jagdscheinprüfung stand die Wahl der ersten Büchse an, wobei für mich der Preis eine große Rolle spielte. Situationsbedingt musste ich darauf achten das Beste für mein Geld zu bekommen. Also machte ich mich auf die Suche nach der besten Büchse für schmale Geldbeutel.

Meine einzigen Suchkriterien waren:

  • 3 Positionen Sicherung
  • Kaliber .308Win
  • Weaver- oder Picatinnyschiene zur Optikmontage

Die Winchester XPR erfüllt alle oben genannten Punkte und bietet sich durch ihren wirklich günstigen Preis von ca. 650€ als Neuwaffe klar für Jungjäger an. Sie sollte aber auch nicht von erfahrenen Jägern übersehen werden, die nach einer Zweitwaffe suchen.


Übersicht 

Die Winchester XPR wird in Deutschland in den Kalibern 243Win, 270Win, 308Win, 30-06, 300WinMag und 338WinMag angeboten. Zusätzlich kann man noch zwischen verschiedenen Schäften wählen. Zur Auswahl stehen hier der Holzschaft der Sporter Version oder der normale Plastikschaft, teilweise mit Camo-Aufdruck.

Alle Ausführungen haben eine Stahlbasküle und mittlerweile ein 14x1 Mündungsgewinde.

Der Abzug ist der M.O.A. Abzug der auch in der wesentlich teureren Winchester Model 70 verbaut wird, nur ist das Abzugzüngel in der XPR aus Plastik.

Die Sicherung ist eine 3-Stellungs Sicherung, mit einem zusätzlichen Entriegelungsknopf für die Kammer. Durch drücken dieses Knopfs kann die Kammer auch in gesichertem Zustand geöffnet und die Waffe entladen werden.

Alle Varianten sind mit einem herausnehmbaren Kastenmagazin ausgestattet, das 3 Patronen aufnehmen kann.


Besonderheiten

In vielen Testberichten wird erwähnt, dass die Sicherung der Winchester XPR nicht leise zu betätigen sei. Das stimmt auch, allerdings nur anfänglich. Ich habe die Sicherung erst einmal großzügig mit Teflonspray eingesprüht und danach einfach oft vor und zurück geschoben. Man kann hören und fühlen, wie sich die Sicherung einarbeitet und immer glatter läuft. Jetzt ist alles komplett lautlos und nicht mal mehr die Füchse hören sie.

Die Sicherung liegt bei der Büchse auf dem Kolbenhals und lässt sich wunderbar mit dem Daumen erreichen und bedienen. Der Sicherungshebel ist dabei flach ausgeführt, was ein versehentliches Betätigen verhindert. Hinter dem Verschluss kann man noch einen roten Indikator erkennen, der anzeigt ob die Waffe gespannt ist. Er sagt allerdings nichts über den Ladezustand aus, nur ob der Schlagbolzen gespannt ist oder nicht.

Meiner Waffe lagen Weaverbasen aus Stahl bei, Winchester geht aber wohl mittlerweile dazu über eigene XPR-Mounts mitzuliefern. Ich habe ein Minox ZE5i 3-15 x 56 mit EAW Ringen montiert, klappt hervorragend. Im Laufe des Jahres 2019 ist wohl auch mit einer Basisschiene von Dentler speziell für die Winchester XPR zu rechnen (Info direkt von Dentler auf meine Nachfrage).

Ich würde jedem Interessenten stark davon abraten die Waffe mit Plastikschaft zu kaufen. Der Plastikschaft ist leider von wirklich geringer Qualität. Der Schaft ist komplett hohl und sehr leicht. Bei einer eh schon leichten Waffe wie der XPR noch einen hohlen, leichten Plastikschaft zu verbauen wirkt sich nicht gerade positiv auf das Rückstoßverhalten aus und außerdem klingt es wie ein Schlagzeug sollte man mal irgendwo anecken. Der Holzschaft der Sporter Version sieht okay aus und ist solide. Man darf natürlich für 650€ keinen super hochwertigen Holzschaft erwarten, alles ist hier sehr “basic”, aber es tut seinen Dienst. Ich konnte nicht herausfinden um welches Holz es sich handelt, es sieht aber so aus als sei die Maserung auch nur auflaminiert. Ein Blick in den Magazinschaft zeigt das Holz unter dem Laminat:

Die sogenannte “Inflex” Schaftkappe ist schön dick und nimmt den Rückstoß gut auf. Winchester wirbt damit, dass die Schaftkappe den Rückstoß vom Gesicht wegführen würde, was ich weder bestätigen noch verneinen kann. Hört sich sehr nach Marketing an.

Der M.O.A. Abzug ist das wahrscheinlich Beste an der Waffe; kein Vorgang, bricht glasklar ohne Kratzen. Der Abzug meiner Waffe kam von Werk aus etwas fester eingestellt, kann aber nachjustiert werden. Zur Justage muss das System allerdings aus dem Schaft genommen werden. Winchester gibt ein minimales Abzugsgewicht von 3 pounds, also ca. 1,3kg an.

Präzision

Ich brauchte einige Versuche bis ich die passende Munition gefunden hatte. Hornady-Munition flog überhaupt nicht. Ich habe American Whitetail und Superformance GMX probiert, jeweils in 150 und 165 grains. Alle vier waren über die gesamte Scheibe verteilt, jagdlich nutzbare Streukreise waren in der Winchester XPR nicht zu erreichen. S&B SP aus der Schüttpackung flogen sehr präzise und sind günstig, grade für Jungjäger zum Training gut. Jagdlich nutze ich jetzt das 165gr TTSX von Barnes, schießt gut zusammen und wirkt sehr gut.

Insgesamt sind Streukreise von einem M.O.A. (wie der Abzug verspricht) auf jeden Fall realistisch, mit der passenden Munition sogar noch besser.

Fazit

Die Winchester XPR ist eine super Waffe für wirklich kleines Geld. Mittlerweile bekommt man sogar noch ein Mündungsgewinde oben drauf. Jeder der nach einer günstigen Büchse sucht ist hier auf jeden Fall richtig. Die XPR ist auch für Jägerinnen eine echte Alternative, da sie nicht zu lang und zu schwer ist. Ich würde sie wieder kaufen.

Find' ich gut!

Kommentare

Fred Nambur
Enthusiast
vor mehr als 5 Jahren

Danke Roman!
Ich persönlich bevorzuge leichte Waffen, bes. in .308. Was wiegen denn die Versionen mit Holz bzw. Plastik?
Hast Du das ZF absichtlich so hoch montiert? Ich versuche immer, die Visierlinie so nah wie möglich an die Laufachse zu bringen. Das liegt mit zum einen besser, zum anderen hast Du auf „Nahkampfentfernung“ weniger Tiefschuss. Einen Jungfuchs 10-20m vor der Kanzel oder einen Frischling 5m vor Dir am Mais wirst Du dann weniger leicht unterschießen.
Letzte Frage: Baut Win ein Kurzsystem, also ist das System für die .308 und .243 kürzer als für die .270 oder .30-06?

Roman_A
Novize
vor mehr als 5 Jahren

Hallo Fred!
Meine Waffe wiegt inklusive dem großen Zielfernrohr ca 4,5 kg. Die Plastikversionen werden da wohl nochmal ein Kilo weniger wiegen. Es gibt für die 308 und die 243 ein Short System, alles andere hat ein Long System. Interessant ist auch dass die kurzen Systeme mit 56cm Läufen daher kommen, bei der 30-06 sind es schon 61cm. Ich meine die Magnum-Kaliber haben sogar Lauflängen von 66cm.
Das ZF habe ich nicht absichtlich so hoch montiert, nein. Die EAW-Ringe waren die einzigen die bei meinem örtlichen Händler verfügbar waren, da hab ich sie halt genommen. Würde ich so nicht mehr machen, ist Lehrgeld für mich gewesen. Ich werde auf eine Dentler-Schiene umstellen sobald diese für die XPR verfügbar ist und dann die niedrigsten Ringe nehmen die gehen.

Fmarc
Neuling
vor fast 5 Jahren

Guter Bericht!! Hab die identische Waffe mit einem 56er Zeiss Glas und die Entscheidung war gut. Nach einem rotem Daumen und gefühlten 1000mal Sicherung hin her ist die jetzt auch leise, das gleiche beim Schlossgang und mit der Geco Teilantel schießt die Waffe jagdlich ausreichend, Streukreis auf 100m 4,2cm.
Ich bin ein wenig komisch und habe ein Problem für ne Industriebüchse wie eine R8 viel Geld auszugeben, nicht aber für ein gutes ZF oder eine Waffe mit viel Büchsenmacherarbeit.
WMH

Alex
Neuling
vor mehr als 4 Jahren

Hallo Roman, guter Bericht. Danke dafür! Ich stehe kurz vor der Jägerprüfung und würde mir die Waffe auch gerne in .308 kaufen. Die 165gr TTSX von Barnes finde ich im Netz nur in 168gr TTSX wenn ich mich nicht irre. Bei uns im Revier brauche ich auf jeden Fall bleifrei. Kannst du so nett sein und nochmal nachschauen welche bleifreie Munition du genau benutzt?

Roman_A
Novize
vor mehr als 4 Jahren

Hallo Alex,
Du hast völlig Recht, es handelte sich um die 168gr Variante des TTSX. Ich würde dir aber empfehlen mit deiner Waffe zuerst die 150gr Variante zu testen, diese wirkt nochmal deutlich besser, auch auf längere Distanz wenn es mal nötig sein sollte. Generell gilt bei bleifrei: "so leicht wie möglich".
Waidmannsheil und viel Glück bei der Prüfung!

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