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....der alte Spruch:“ Wer billig kauft, kauft zweimal.“ Naja, bei über 4500 EUR relativiert sich das auf den ersten Blick erstmal.
Aber von vorne. Die Schweine sind bei uns im Revier immer mal wieder da. Mal an den Kirrungen, mal brechen sie in den Wiesen aber ein Herankommen ist schwer.
Jeden Abend wird angesessen, mit mässigem Erfolg. Die letzte Wiese ist zudem in einer weitgehend mondlichtbefreiten Zeit umgedreht worden.
So habe ich mich dann nach zwei blinden Ansitzen aufgemacht um mal zwei Nachtsichtgeräte zu testen.
Zum einen ein Omegon Alpheon NV5x40. Das zweite Gerät sollte das Zeiss Victory NV 5,6x63T sein. Beides dankenswerterweise zur Verfügung gestellt.
Zum Omegon schreibe ich bei Gelegenheit mal noch was. Nur soviel, jegliche Dunkeladaption des Auges wird mit dieser Technik weggezaubert und kehrt auch für eine ganze Weile nicht zurück.
Erste Erfahrungen
Im Laden wurde eine kurze Einweisung vorgenommen, Batterien eingesetzt und los ging es. Mechanisch ist das Zeiss Victory NV sehr gut verarbeitet.
Alles griffig, ein Fotostativanschluss ist vorhanden, das Batteriefach ist werkzeuglos zu benutzen.
Das Zeiss Victory darf also mit auf einen halboffenen Sitz mitten in einer Lichtung gelegen an der Sauen, Dachse und Rehe erwartet werden.
Vor mir ein Waldweg von 110m, rechts und links gesäumt von Dickungen.
Man kann mit bloßem Auge den Weg erkennen und wo die Vegetation wieder höher wird.
Ich warte nach dem Ansitz ein wenig und schalte dann das Zeiss NV ein.
Kein Überstrahlen, kein Lichtschein der einen direkt anstrahlt, das Gerät ans Auge gesetzt und wow, äh was ist das denn?Alles unscharf und grün.
Also zuerst mal das Okular auf die Nullstellung gebracht. Dann vorne am Objektiv die Schärfe eingestellt und jetzt gehts wirklich los.All diese Schritte sind nachts gut machbar, es braucht kein Licht. Ich glase den Waldweg und die umliegende Vegetation ab. Es ist alles sichtbar. Jeder Grashalm, jeder Ast, die Kirrung klar erkennbar. Das ist doch echt der Wahnsinn, nach dem Omegon und er pixeligen Ansicht war ich gespannt was da kommen sollte aber sowas hätt ich nicht für möglich gehalten.
Ein paar Landmarken hatte ich mir im Vorfeld gesetzt. Der Baumstumpf mittem im Springkraut auf ca. 40m. Der Baum an der Kirrung in 110m Entfernung. Zwei Zweige einer Buche die quer über eine Rückegasse in ca. 65m Entfernung hängen und die Kanzel die auf etwa 220m über der Dickung sichtbar ist. Alles kann ich im Zeiss Victory NV sehen und klar erkennen. Einzelne Blätter an den Zweigen, das Springkraut und auch die Fenster an der Kanzel. Ich bin platt. Ein Fuchs schnürt kurze Zeit später den Weg entlang. Alles da, Lunte, weiße Spitze, dunkle Maske, schwarze Gehöre. Ich spiele mit der Helligkeit, er bekommt nichts davon mit.
Nachdem ich das Nachtsichtgerät wieder absetze rechne ich damit, die Dunkeladaption meines linken Auges für die nächsten 10min nicht wiederzufinden aber Pustekuchen, absetzen und ganz normal beobachten ist perfekt möglich.
Quasi kein Unterschied zwischen dem rechten und dem linken Auge feststellbar.
Das Zeiss Victory NV bietet im Vergleich zum Omegon kein integriertes Kamerasystem. In einer Zeit in der man alles auf Bild und Video festhalten will ist das erstmal schade.
Den eingebauten IR Strahler schalte ich dann zum Spaß auch mal ein. Hiermit wird das Bild nochmal deutlich heller und in den schwarzen Bereichen kommen Details zum Vorschein die vorher mangels licht wirklich nicht zu sehen sind.
Dieser Modus ist auf ca. 50m beschränkt.
Da es schon richtig kalt wurde habe ich mir dann Handschuhe angezogen.
Die klassischen Fingerlinge mit dem Fäustlingsüberzieher. Die Handschlaufe etwas weiter gestellt und das Zeiss Victory NV lässt sich auch mit Handschuhen gut bedienen. Vorteilhaft ist auf jeden Fall dass man nur 3 Tasten bedienen braucht.
Die Helligkeitsregler liegen gut erreichbar für die Finger und lassen sich lautlos bedienen.
Gegen Ende des erfolglosen Ansitzes habe ich dann noch versucht, das Bild mit dem Smartphone einzufangen. Mittels Adaption hinter das Okular kann man hier auch ansprechende Ergebnisse erzielen. Richtig zielführend für den Ansitz wird das aber wohl nicht werden- man bedenke dass das Display einer Kompaktkamera oder das Smartphone ordentlich Licht abgeben und wohl jedes Wild sich wundern wird, warum auf dem Hochsitz nun eine Lampe angegangen ist.
Die Aufnahme mit dem Smartphone zeigt leider nicht die Qualität die visuell erreicht wurde.
Runter vom Sitz und zurück zum Auto. Dort angekommen dann die umliegenden Wiesen abgeglast. Da stehen zwei Rehe. Fernglas raus, Entfernung gelasert. Dürften um die 120m sein. Man konnte die beiden Stücke perfekt ansprechen. Scharfes Bild, fast wie am Tag bloß grün eingefärbt und etwas weniger hell.
Fazit
Die Technik des Zeiss Victory NV Nachtsichtgerät ist beeindruckend. Klein, handlich und höchst effektiv. Für mich wäre das der perfekte Kirrungsbegleiter. Sauberes Ansprechen, kein Verlust der Dunkeladaption, sichere Schussabgabe.
Aber zum einen ist die Nutzung auf der Waffe verboten, zum anderen muss ich klar sagen dass eine Investition von über 4500EUR wohl überlegt sein will und muss.Für Gebiete in denen Sauen dauernd schwere Schäden verursachen ist solch ein Nachtsichtgerät sicher Gold wert und aus Gründen der sicheren Schussabgabe, des Tierschutzes und der Effektivität der Bejagung würde auch ein Einsatz dieser Technik auf der Waffe Sinn machen.