Inhalt
Wärmebildkamera Vergleich
HIKMICRO OWL OH35 und Lynx Pro LH25
Grosse Auswahl in der Preisklasse
Gerade im Preisbereich von 1.500 bis 2.000 Euro gibt es mittlerweile eine sehr gute Auswahl. Die Hersteller versuchen, sich mit allerlei
technischen Details zu überbieten und vom Mitbewerber abzuheben. Man wirft mit Daten wie
Bildschirmauflösung, Sensorgrößen, FOM-Wert,
Micro-Kelvin, Öffnungswinkel und Rauschwerten
um sich. Solche Werte können mir als Vergleich
dienen, doch sagen sie mir als optoelektronischem Laien schlussendlich nur wenig.
Nach intensiver Studie und Vergleich aller möglichen technischen Daten der verschiedenen
Hersteller rückten für mich – nicht zuletzt auch
durch Tipps und Hinweise aus meinem Bekanntenkreis – zwei Geräte der Firma HIKMIKRO in
den Fokus: das HIKMICRO OWL OH35 und das
HIKMICRO Lynx Pro LH25.
Nichts geht über die Praxis ...
und den Test im Revier. Somit organisierte ich
mir die Geräte und nahm sie zu mehreren Ansitzen mit in die Natur.
Dort mussten sie bei unterschiedlichsten Bedingungen von Nebel, Nieselregen, Schnee und
Temperaturen bis -12 Grad zeigen, was tatsächlich in ihnen steckt.
Neben der natürlich wichtigen optischen Leistung interessierte mich selbstverständlich, wie
sich die Geräte im praktischen Umgang auf der
Jagd zeigen würden.
Äusseres und Ausstattung
Beide Geräte haben eine leicht kegelige, sich
nach vorne vergrößernde Tropfenform und liegen durch die gummierte Außenhaut ergonomisch und rutschsicher in der Hand. Die Objektive, die mit einer groben Riffelung versehen sind,
lassen sich gut zum Scharfstellen greifen.
Zum Schutz können die Objektive mit Gummikappen, die sicher mit dem Gerät verbunden
sind, bei Nichtbenutzung abgedeckt werden.
Auf der Okularseite sind bei beiden Geräten große, anschmiegsame Augenmuscheln montiert,
die gleichermaßen gut mit Auge sowie Brille
nutzbar sind und auch bei Minustemperaturen
angenehm weich bleiben.
Während sich beim kleineren Lynx ein kleines
Rädchen zur Einstellung der Dioptrien etwas erhaben links am Gehäuse des Okulars befindet,
ist die Okularverstellung beim OWL etwas geschützt hinter der Augenmuschel angebracht –
ähnlich einem Zielfernrohr. Diese Position verhindert ein versehentliches Verstellen sehr gut.
Auf der Unterseite beider Geräte befindet sich
eine Edelstahlbuchse mit einem 1/4 Zoll Innengewinde zur Aufnahme eines Stativs und unter
einer dicht schließenden Gummikappe findet
man eine TYP-C USB-Schnittstelle für die Datenübertragung und Stromversorgung.
Am Gehäuseboden befindet sich ein Durchgang,
an welchem man das Gerät mit einer Handschlaufe oder einem Riemen zum Umhängen
versehen kann. Ich persönlich arbeite am liebsten mit einem Umhängeriemen und trage diesen
um den Hals. So können die Geräte nicht zu Boden fallen und man hat sie immer am selben Ort
jederzeit griffbereit.
Technische Daten
In der Menüführung unterscheiden sich beide
Spotter nur in wenigen Details. Mir genügte
es, die gut gemachte Beschreibung 10 Minuten
vor der ersten Fahrt mit den Geräten ins Revier
zu überfliegen.
Natürlich erwischt man am Anfang auch einmal
die falschen Tasten. Aber nach ein paar Minuten auf dem Sitz fand nicht nur ich mich damit
zurecht – auch meine Mittester(innen) konnten
nach kurzer Einweisung intuitiv damit umgehen.
Beide Geräte starten und bringen das erste nutzbare Bild nach ca. 4-5 Sekunden. Mit der Okularverstellung richtet man die Schärfe so ein, dass
man das Menü scharf sehen kann, um danach
das Objektiv auf die Beobachtungsentfernung
einzustellen. Beide Geräte verfügen über eine
2,5-fache Grundvergrößerung und der Bildschirm kann noch um Faktor 2 – 4 – 8 vergrößernd darstellen. Beim Bedienen der Geräte im
Dunkeln auf dem Hochsitz fällt auf, dass man
beim Lynx die etwas hervorstehenden Tasten
leichter findet, als die glatt mit dem Gehäuse abschließenden beim OWL und somit seltener die
falsche Taste drückt.
Hier muss man sich einen gleichbleibenden Griff
angewöhnen, um mit den Fingern im richtigen
Bereich zu liegen. Leider fehlen Fingermulden
oder sonstige Orientierungspunkte, welche die
fehlerfreie Bedienung erleichtern würden.
Beide Geräte haben auf 100 m eine Sehfeldbreite von ca. 19 m und die Maximaldistanz zum Erkennen von Objekten wird identisch angegeben.
Bildleistung in der Praxis
Bei der Bildleistung liefern sich das 25er Lynx
und das 35er OWL ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Das kleinere 25er Lynx Kraftpaket mit seinem
12-Mikrometer-Sensor liefert eine beeindruckende Detailgenauigkeit auf kurze bis mittelweite Distanzen ab. So sind Hasen problemlos bis 150 m ansprechbar (erkennbare Detektion
auf ca. 350 m), auf 300 m konnten Rehe als solche angesprochen werden (erkennbare Detektion auf ca. 800 m), im Bast befindliche Gehörne
erkannte man bis 200 m.
Mit dem 17-Mikrometer-Sensor lässt sich das
35er OWL in der Detailschärfe bei denselben Distanzen nicht abhängen, jedoch behält es die Auflösung und Detektion dank der leistungsstärkeren 35er Optik bei etwas höheren Entfernungen länger bei.
Während man mit dem Lynx den Waldrand auf
450 m nur noch als verwaschene Fläche erkennen kann, sieht man beim OWL noch deutlich
einzelne Bäume und kann in der Tiefe sogar
noch Wild erahnen.
Bei schlechten Wetterbedingungen wie Nebel
und Nieselregen verlieren alle WB-Geräte etwas
an Reichweite und Detailschärfe. Hier konnte
das OWL durch die etwas stärkere Detektionsleistung ein paar zusätzliche Punkte herausholen.
Hikmicro OWL OH35
Video, WLAN und mehr ...
Wer Augenblicke festhalten will, kann mit kurzem Knopfdruck Bilder – oder bei langem Druck
Videos – vom Bildschirm aufnehmen. Diese werden im internen Speicher abgelegt und man kann
sie zuhause per USB-Kabel ganz einfach (wie von
einem USB-Stick) auf den PC übertragen.
Als nettes Gimmick empfinde ich die HotspotFunktion der Geräte: Mit dieser kann man seinen
Bildschirm mit einem WLAN-fähigen Gerät wie
Smartphone oder Tablet teilen. So ist es einer
Begleitperson möglich, zeitgleich am Beobachtungsgeschehen teilzuhaben und sich ebenfalls
des Anblicks zu erfreuen. Auch diese Funktion
ist, nach Installation einer App und Eingabe der
Seriennummer des Geräts, intuitiv und einfach
zu bedienen.
Bildvergleich: LYNX Pro LH25 vs. OWL OH 35
Hinweis: Es handelt sich hier um Video-Standbilder. Grundsätzlich ist das Bild live durch die Kamera am besten.
Akkubetrieb
Die fest eingebauten Akkus beider Geräte halten
locker einen sehr langen Ansitz von mehr als vier
bis fünf Stunden bei -12 Grad aus. Danach könnte man sie noch mit einer 5V-Powerbank weiterbetreiben.
Sollte der Akku in ein paar Jahren seine Kapazität verlieren, kann er vom Service des Geräteherstellers getauscht werden.
Mein Fazit
Beide Geräte zeigen eine hervorragende Performance, mit beiden ist man gut aufgestellt.
Einen Gewinner oder Verlierer gibt es nicht. Beide Wärmebildkameras detektieren Wild auf
weite Distanz, erkennen es auf mittlere Distanz
und erleichtern das Ansprechen auf jagdlicher
Schussdistanz.
Das LH25 ist ein kleines, mit 300 g sehr leichtes
Kraftpaket, das seine Stärke im nahen und mittelweiten Bereich in Wald und Feld ausspielt.
Das mit 450 g etwas schwerere und deutlich
größere OH35 legt bei der Erkennung auf etwas
größeren Distanzen und Leistungsreserven bei
schlechten Umweltbedingungen noch eine
kleine Schippe obendrauf.
Beide Geräte überzeugten nicht nur mich, sondern auch meine Mittester. So ist es nicht weiter
verwunderlich, dass das OWL und Lynx in kurzer Zeit ein neues Zuhause im Umfeld der Tester
fanden.
Mein besonderer Dank geht an:
Wärmebildgeräte Huber für die großzügige Bereitstellung der Testgeräte sowie meine „Co-Tester“ Natascha, Anke, Wolfgang, Siggi und Andreas für das ehrliche Feedback.
Testautor Andreas Schurz
Diesen und weitere Berichte findet ihr auf