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Horrido liebe GearTester.
Ich komme gerade vom Schießstand und mir fällt dort immer wieder auf, dass mehr Jäger Mucken als man so denkt. Da ich selbst bis vor einigen Monaten ziemlich gemuckt habe, aber glücklicherweise einen Freund habe, der nicht nur Scharfschütze bei der Bundeswehr, sondern auch Schießausbilder ist, ist es mir recht schnell gelungen, diesen Schießfehler „auszumerzen“.
Die entsprechenden Tipps und Ratschläge, die ich bekommen habe, würde ich hier gerne an euch weitergeben. Denn viele sagen zwar, dass sie nicht mucken....sieht man aber genau hin, tun es doch so einige.
Was ist eigentlich Mucken?
In Erwartung oder der Angst vor Knall und Rückstoß wird gezuckt/geduckt und/oder die Augen zusammengekniffen - das sog. Mucken. Das ist, wie man sich denken kann, natürlich reichlich ungünstig, vor allem für ein gutes Abkommen beim Schuss und einen idealen Treffer. Ich habe mich, bis ich gezielt geübt habe, immer geduckt und dabei den Lauf nach unten gedrückt. Dadurch kam es dazu, dass ich meistens etwa rund 5 cm zu tief schoss.
Wie erkenne ich ein Mucken?
Ich habe das Mucken schlicht und einfach selbst bemerkt. Ich konnte das „zucken“ sogar gezielt auslösen, kurz bevor ich den Schuss abgeben wollte, in Erwartung an den Rückstoß. Das war dann für mich absolut nicht mehr akzeptabel und im Sinne des Wildes. Bemerkt man Mucken nicht selbst, so lasst euch auf dem Stand mal eure Waffe von einem Freund oder z. B. der Standaufsicht laden. Schießt dann und lasst euch am besten auch beobachten, oder am besten sogar filmen (damit ihr es auch selbst dann hinterher seht und es auch glaubt) ;)
Gerade wenn gar keine Patrone im Lauf ist und ihr davon ja nichts wisst, merkt man dabei recht gut, dass man gemuckt hat. Oder eben der Beobachter kann euch dazu etwas sagen.
Was bringt es mir das abzustellen? Ich schieße doch seit Jahren gut trotz des Muckens?
Durch das Wegfallen der „Angst“ vor dem Schuss und dem damit verbundenem Rückstoß habe ich zum Beispiel viel mehr Freude am Schießen entwickelt. Des weiteren hat sich meine Präzision wirklich sehr deutlich verbessert. Dies mag sicherlich zum einen an der besser passenden Waffe liegen aber zum großen Anteil natürlich auch an meiner eigenen Sicherheit und dem Ausbleiben des Muckens. Ich habe durch das viele Training und die damit verbundenen Erfolgserlebnisse (durch zum Beispiel bessere Trefferbilder, eigenes „Aha“-Erlebnis: „Hey, ich habe gar nicht gemuckt“ ) deutlich mehr Selbstvertrauen in mein jagdliches „Können“ entwickelt.
Mein Trefferbild beim Einschießen NACH Abstellen des Muckens auf 100m.
Woran kann das Mucken liegen?
Ursachen gibt es für Mucken viele. Bei dem Einen ist es einfach die Angst vor dem Rückstoß, bei dem Anderen hat es sich einfach „irgendwie“ eingeschlichen. Wichtig ist aber in jedem Fall folgendes:
- Passt meine Waffe auch wirklich ergonomisch zu mir?
- Ist die Waffe im Gewicht dem Kaliber gegenüber angemessen?
- Wie ist der Abzug? Ist er zu leichtgängig oder muss ich richtig „reißen“, damit der Schuss bricht? (Druckpunkt suchen)
- Führe ich ein zu „dickes“ Kaliber?
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Bei mir lag es an Waffe
und Kaliber. Mir war die Waffe sowohl viel zu schwer und die .30-06 war einfach
gerade als Jungjägerin, wenn man zart gebaut ist, nicht das Richtige.
Zusätzlich dazu war der Schaft viel zu lang und ich musste mich immer sehr
„verschieben“, um sauber an den Abzug zu kommen. Also gleich mehrere Punkte auf
einmal, die nicht optimal waren. Daher: neue Waffe die perfekt passt in anderem
Kaliber (in meinem Fall: .308).
Was kann ich gegen Mucken tun?
1.) Überprüft am besten mit Hilfe von Büchsenmacher und Schießlehrer ob eure Waffe überhaupt auf euch wirklich passt!
2.) Lasst euch „Leerpatronen“ laden (oder ladet selbst) ohne Pulver, nur auf eine Leere Hülse ein Geschoss setzen. Damit könnt ihr im Revier üben, oder auch mal zuhause (aber bitte bloß nicht mit anderer Munition verwechseln!! Daher ist es mehr als empfehlenswert diese Patronen z. B. farblich zu markieren, oder ein Loch in die Hülse zu bohren). Was auch geht sind natürlich Pufferpatronen! Einfach den Ablauf üben: Voranschlag-Anschlag-(evtl. Mitschwingen)-Schuss und wiederholen. Ergänzend dazu könnt ihr euch auf dem Stand die Leerpatronen von einer anderen Person mit ins Magazin laden lassen. So wisst ihr nicht, wann ein Schuss kommt oder nicht. Dies sorgt für ein wirklich gutes Training.
3.) Abzugsverhalten. Das ist auch ein sehr wichtiger Punkt. Viele reißen den Abzug, damit es auch
schnell vorbei ist, oder haben einfach gar kein richtiges Gefühl für den Abzug.
Übt, euch vom Schuss überraschen zu lassen. Also langsam an den Druckpunkt
gehen, mit kontinuierlichem Druck weiter ziehen und dann wirklich vom brechen
des Schusses Überraschen lassen.
4.) Die
Atmung. In der Jagdschule hat man es gelernt, doch vergisst man es auch
schnell wieder: richtig Atmen vor und bei dem Schuss. Das hilft euch nicht nur
dabei, ruhig zu bleiben, sondern auch einen sauberen Schuss abzugeben. Also: einatmen,
ein bisschen ausatmen, Luft anhalten, Schuss, ausatmen. Übt das, auch gerne mit
ungeladener Waffe, ggf. Leerpatronen oder mit kleinerem Kaliber.
5.) Mitschwingen. Sucht euch einen Punkt im Gelände (evtl. Wiesenkante (siehe Foto), einen Zaun, oder spannt euch Trassierband). Schwingt dann mit eurer Waffe über diesen Punkt und gebt eure Trainingsschüsse mithilfe der Leerpatronen ab. So könnt Ihr euren Schießablauf auf bewegte Ziele sehr gut trainieren. Das ganze geht natürlich auch auf den Keilerstand!
Hier fahre ich an der hinten sichtbaren Rasenkante mit.
6.) Training mit kleinem Kaliber. Je nach Ausprägung des Muckens tut man dies sogar mit der 22lfb oder sogar dem Luftgewehr. Es ist sehr hilfreich mit einem kleinen Kaliber zu üben. Einmal senkt es die Munitionskosten, zweitens könnt ihr euch in Ruhe auf die anderen Punkte, die ihr übt, konzentrieren weil das „Peng-Aua“ nicht kommt. Ohne Rückstoß kein Grund zu zucken, oder?
7.) Augen. Oft lernt man, dass man ein Auge zu machen soll. Doch erfahrungsgemäß ist man nicht nur entspannter ohne das Zukneifen, man kann auch das Ziel und den folgenden Schuss deutlich besser beobachten. Dies gilt nicht nur bei einen Rotpunktvisier!
8.) Schussbeobachtung. Machen viele, bedenken wenige: nach dem Schuss wird gleich der Hals über das Glas gestreckt um das Wild zu beobachten. Ja, ich habe das auch gemacht (und für euch auf dem Foto nachgestellt). Doch warum? Durch das Glas kann man viel besser beobachten und ihr bleibt auch beim Schuss ruhiger, wenn ihr nicht gleich direkt nach dem Schießen erst mal den Kopf nach oben reißt. Außerdem könnt ihr möglicherweise ein Zeichnen des Wildes besser durch das Glas erkenne. Mit ein wenig Erfahrung, gutem Wetter und einer entsprechenden Entfernung sieht man sein Geschoss zum Teil auch recht gut fliegen (Trace).
So bitte nicht: gleich den Kopf hochreißen und über das Glas schauen.
Fazit
Letztendlich ist es alles eine Sache des Trainings. Üben, Üben, Üben! Mir haben diese Tipps und sehr häufiges Training gegen Mucken sehr geholfen und ich habe es innerhalb weniger Wochen geschafft, mein Mucken und die Angst vor dem Schuss abzutrainieren. Ich habe sehr viel mit den Leerpatronen und mit der .22lfb trainiert. Dies zeigte relativ schnell Wirkung und inzwischen kann ich auch die .338 Lapua Magnum ohne Probleme schießen, was vor einem halben Jahr undenkbar war.
Ich wünsche euch viel Erfolg beim Training und mal ehrlich: zuzugeben, dass man vielleicht ein bisschen Angst vor dem Schuss hat, ist weniger ein Problem, als es zu leugnen. Die Präzision eurer Schüsse wird sich zudem auch noch verbessern. Also: Seid ehrlich zu euch selbst und übt fleißig. Ihr seid es dem Wild schuldig.
Waidmannsheil
Eure Katharina