Stress beim Schießen (z.B. Mucken), vor Höhe oder Flugstress?

Peter Lahrmann
11 Min. Lesezeit

Energetisches Coaching für Jäger?

Nicht wenige Jäger können ihrer Jagdleidenschaft nur mit Abstrichen frönen, da sie unter Schussangst, Schussfieber, „Mucken“ usw. leiden. – Gibt es Möglichkeiten, diese Ängste loszuwerden?

 

Dipl.-Kfm. Peter Lahrmann

 

Viele der angesprochenen Verhaltensweisen und Ängste lassen sich mit altbewährten Methoden langfristig ändern. So kann man beispielsweise das Mucken durch regelmäßiges Schießen mit kleineren Kalibern wegbringen. Nach dem sich einstellenden Trainingserfolg wechselt man schließlich kontinuierlich auf stärkere Kaliber. Energetische Coaching-Methoden helfen oftmals wesentlich schneller. Beim Coaching handelt es sich um ein vertrautliches, freiwilliges Arbeiten unter vier Augen, bei dem es primär um das Erreichen Ihrer Ziele geht.

 

 

Was ist Energetisches Coaching?

Das menschliche energetische System ist vermutlich vor etwa 5.000 Jahren in China entdeckt worden und führte zur Entwicklung der Akupunktur. Bei dieser vielfach bekannten Methode werden Nadeln an bestimmten Punkten der als „Meridiane“ bekannten Hauptenergiebahnen gesetzt (der menschliche Körper verfügt übrigens über 12 Hauptmeridiane). Diese bewirken an den Tonisierungs- oder Stimulationspunkten eine Energiesteigerung bzw. an den Sedierungspunkten eine Energieverringerung, was zur Ausbalancierung der zuvor dysbalancierten Meridian führt.

Bei den Methoden des Energetischen Coachings werden allerdings keine Nadeln gesetzt, vielmehr werden bestimmte Akupunkturpunkte mit den Fingern beklopft und dadurch stimuliert. Die Anfänge dieser Methode greifen auf die traditionelle chinesische Medizin (TCM) zurück und wurden Anfang der sechziger Jahre von George Goodheart, einem Chiropraktiker aus Detroit, USA, intensiv untersucht und entwickelt. Mitte der achtziger Jahre wurde diese dann von Psychologen, zum Beispiel von John Diamond und Roger Callahan bzw. etwas später von Fred Gallo und Gary Craig, weiterentwickelt.

Ähnlich wie bei der Akupunktur, die nicht generell als wirksame Methode anerkannt wird, ist auch das „Klopfen“ teilweise umstritten. Im Jahr 2010 haben die Zeitschriften „Nature“ und das „New England Journal of Medicine“ die Akupunktur als wissenschaftlich anerkannte Methode belegt. In Deutschland kommen die meisten Krankenkassen inzwischen für die Kosten aus Akupunkturbehandlungen auf, da sich die Wirksamkeit ohne Medikamenteneinsatz in der Praxis gezeigt hat.

Da beim Energetischen Coaching ebenfalls Akupunkturpunkte stimuliert werden, wird wohl auch diese Methode in naher Zukunft wissenschaftlich anerkannt werden. Im Moment werden vier unterschiedliche Wirkhypothesen wissenschaftlich untersucht. Das Anwendungsgebiet umfasst derzeit nicht nur die Psychotherapie, sondern auch das Coaching. Vom Auftrittscoaching, zum Beispiel bei Musikern und Vortragenden, über das Coachen von Hochleistungssportlern bis hin zum Coachen von Managern und Führungskräften wird das „Klopfen“ als ein Baustein des Coachings eingesetzt und fördert unter anderem Stressabbau und Höchstleistung.

 

Auf dem Schießplatz

Neulich testete ich auf dem Schießstand meine handgeladene Munition. Hoch erfreut, dass die Büchse Loch in Loch schoss, nahm ich neben mir ein Paar wahr, das mit einer Büchse im Kaliber .300 Win. Mag. ebenfalls probeschoss. Während die Frau – gleichsam die Besitzerin der Büchse – mit mehreren Schüssen über die gesamte Schießscheibe streute, gelangen ihrem Partner immer Treffer mit einem Streukreis von nicht mehr als etwa 20 mm. Das Gewehr war folglich in Ordnung, bei der Jägerin „stimmte wohl etwas nicht“. Ich wurde besonders aufmerksam, als sie erzählte, dass sie bis vor zwei Jahren eine hervorragende Schützin gewesen sei. Erst durch einen schnellen Schuss, der sie das saubere Einziehen dieses Gewehrs wohl vergessen ließ, habe sie anschließend wochenlange Schmerzen in der Schulter gehabt. Seither könne sie nicht mehr genau treffen.

Ein derartiges Phänomen kennen sicherlich viele von uns: Schmerzen in der Schulter oder ein zu lauter Knall sorgen oft dafür, dass die Schießleistung merklich abfällt. Man muckt oder konzentriert sich verstärkt auf die möglichen negativen Auswirkungen des Schusses, sodass man das Gewehr im entscheidenden Moment häufig verreißt.

Nun weiß ich aus meinen Erfahrungen als Personal Coach, dass sich Erlebnisse zwar nicht ungeschehen machen lassen, aber dass der durch ein Erlebnis bedingte Stress bzw. die Angst abgebaut werden kann. Und so fragte ich die Jägerin, ob sie Interesse daran habe, ihre Schießkünste wieder auf das alte Niveau zu bringen und ob sie dazu etwas „Unkonventionelles“ ausprobieren wolle. Sofort sagte sie zu, und bereits nach sehr kurzer Zeit schoss sie wieder wie früher Loch in Loch.

 

Energetisches Coaching

Durch den Einsatz energetischer Coaching-Methoden gelang es in kürzester Zeit, den Stress des negativen Erlebnisses „Meine Büchse verursacht mir Schmerzen!“ und die damit verbundene Angstreaktion vor jedem Schuss abzubauen. Die Jägerin konnte sich wieder ruhig und zielorientiert auf die Schießscheibe und das saubere Durchziehen des Abzugs konzentrieren.

Das Energetische Coaching setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen. Hierzu gehört etwa EFT (Emotional Freedom Techniques) nach ihrem „Erfinder“, dem Amerikaner Gary Craig. Während das Thema fokussiert wird beziehungsweise Emotionen aktiviert werden, bestimmt der Klient seinen aktuellen subjektiv empfundenen „Stresswert“ auf einer Skala von 1 bis 10, wobei die Null gar keine Belastung darstellt und die Zehn für maximale Belastung steht. Ist die Belastung spürbar und auf der Skala über 5, so klopft man anschließend bei dieser Methode 13 bzw. 14 Akupunkturpunkte mit den Fingerspitzen und stimuliert sie dadurch. Diese Klopfsequenzen werden so lange wiederholt, bis der Stresswert unter 3 gesunken ist. Gleichzeitig werden immer wieder Entspannungssequenzen und andere Stimuli eingestreut sowie der Stresswert erfragt, sodass bei dieser Anwendung etwas stattfindet, das man als „multiple neuronale Stimulation“ bezeichnen könnte. 

Durch das „Ein-Punkt-Protokoll“ nach Fred Gallo und dem aus der Applied Kinesiology, der ganzheitlichen Behandlungsmethode nach George Goodheart, stammenden Muskeltest, kann oftmals auch der eine Akupunkturpunkt herausgefunden werden, dessen Stimulation genügt, um das gewünschte Ereignis zu erreichen. Man braucht also nicht mehr alle Punkte zu stimulieren, was den Veränderungsvorgang natürlich deutlich beschleunigt.

Ebenso können ähnliche Methoden nach Dr. Dietrich Klinghardt oder Serge Kahili King („Huna: Dynamind“) erfolgreich sein. Auch die neue Methode „Psych K“, mit deren Hilfe Glaubenssätze schnell und dauerhaft geändert werden können, kann in den Prozess integriert werden. Als Beispiel sei hier der Glaubenssatz „Ich bin ein schlechter Schütze!“ oder „Ich werde das nächste Stück auch wieder krank schießen!“ genannt. Das Glauben daran allein wird schon dafür sorgen, dass die Schüsse nicht dort sitzen, wo man sie gerne hätte.

 

Einsatzbereiche

Energetisches Coaching wird zum Beispiel eingesetzt bei:

  • Stärkung der persönlichen Leistung und Per­for­mance;
  • Steigerung des Selbstwertgefühls, Auflösung von Selbstvorwürfen und Befreiung von ne­ga­tiven Gedanken;
  • Veränderung unliebsamer Emotionen, wie Är­ger, Wut, Ungeduld, Reizbarkeit;
  • Überwindung von Verlegenheit und Un­sicher­heit;
  • Verbesserung der Beziehungen zu anderen Menschen, die mit negativen Gefühlen, wie Wut, Groll, Rache oder Vorwürfe, ver­bunden sind;
  • Auflösung von Selbstsabotage-Programmen (d.h., wir können eine Lösung nicht umsetzen, selbst wenn wir die Fähigkeit dazu haben, bzw. wir erkennen Lösungen erst gar nicht, obwohl wir das Wissen dazu haben);
  • Erkennen und Verändern von erfolgs­ver­hin­der­nden Einstellungen und Überzeugungen.

In Bezug auf die Jagd stehen – wie bereits erwähnt – negative Erlebnisse und Erfahrungen an allererster Stelle, wie zum Beispiel Schulterschmerzen nach dem Schuss, ein Schlag des Zielfernrohrs oder auch ein lauter Knall, die zu schlechten Schießergebnissen, hervorgerufen durch Angstreaktionen, führen. Aber auch ein angeschweißtes oder zu Holze geschossenes Stück Wild lässt den einen oder anderen Jäger auf weiteres Wild zögernd und ängstlich schießen – damit wird oftmals der Grundstein für weitere schlecht platzierte Schüsse gelegt.

Hinsichtlich der Schusspräzision kann sich in vielen Fällen auch das Jagdfieber vor dem Schuss fatal auswirken. Stress bei jagdlichen Vergleichsschießen, von Hegering- bis hin zu bundesweiten Schießwettbewerben, kann ebenfalls abgebaut werden. Was bei Auftrittsängsten von Musikern, Politikern und Führungskräften der Wirtschaft wirkt, hilft natürlich auch dem Jäger bei seinen „Auftritten“. Und nicht vergessen sollte man den Prüfungsstress vor der Jagdprüfung!

Nicht zuletzt kann man diese Methoden zum Abbau des Stresspotenzials auch bei Groll, Wut und Ärger bestimmten Waldnutzern gegenüber nutzen. Vielleicht gibt es auch den einen oder anderen Jäger, der gerne eine Auslandsjagd buchen möchte, aber ungern ins Flugzeug steigt, weil das Fliegen nicht unbedingt zu seinen Lieblingstätigkeiten gehört? Auch ihm kann geholfen werden ...

 

Eigene Erfahrung

Bevor ich diese Methode gelernt habe, war ich äußerst kritisch. Als mir eine Kollegin mitteilte, dass es etwas „Neues“ gebe, wollte ich erst einen Selbsttest starten. Die Herausforderung bestand darin, dass sich meine Höhenangst mit zunehmendem Alter steigerte, sodass ich selbst Hochsitze mit mehr als fünf Metern Höhe kaum mehr besteigen konnte. An eine Jagd in den früher geliebten Bergen war dadurch nicht mehr zu denken. Also vereinbarte ich einen Termin mit einem meiner späteren Ausbilder. Mit der festen Überzeugung, dass er wohl ohnehin keine Hilfe leisten könne, nahm ich den vereinbarten Termin wahr. Umso erstaunter war ich, dass das Coaching nach zwanzig Minuten beendet war und ich seither keine Höhenangst mehr verspüre. Jedes Jahr darf ich in den hohen Tauern einen Gams erlegen – die Berge stellen also kein Hindernis mehr dar! Ich habe so ein Stück Lebensqualität zurückgewinnen dürfen ...

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