Weidmannsheil Geartester!
Seit einigen Monaten - genauer gesagt seit 01. Jänner 2019 besteht nun (endlich) die Möglichkeit für österreichische Jäger*, sogenannte Schalldämpfer - bzw. Mündungsknall-Dämpfer (technisch korrekt formuliert, in weiterer Folge kurz MKD) für ihre Waffen legal nach dem neuen österreichischen Waffengesetz zu erwerben.
Die gesetzliche Regelung für die Verwendung bei der Jagd obliegt allerdings den 9 Bundesländern - hier hat sich die Umsetzung noch etwas ins Jahr hingezogen aber mittlerweile sollte es fast flächendeckend erlaubt sein, diese sinnvolle Lärmschutzmaßnahme zur Erhaltung des Hörsinns zu nutzen.
Gedankt sei an dieser Stelle einem engagierten Rechtsanwalt und Jäger, Dr. Raoul Wagner - der in mühsamen Verfahren gemeinsam mit der ARGE „Zivile Sicherheit“ die quasi „Legalisierung“** bzw. Entkriminalisierung eines an sich harmlosen Gegenstandes in unserem schönen Land vorangetrieben hat.
Erstaunlich, dass sich in nur wenigen Monaten nach der Legalisierung** auch die „alten“, traditionellen Weidmänner ganz selbstverständlich an den Umgang mit diesen anfänglich scheel beäugten „Flüstertüten“ gewöhnt zu haben scheinen. Offenbar hat man bei ersten Tests die positive Selbsterfahrung gemacht und die tradierten Vorbehalte (Wilderer-Gewehr…) wurden schnell begraben. Man erkennt darin das was es ist: ein zusätzliches, nützliches Werkzeug zur weidgerechten Jagdanwendung!
Ich hatte glücklicherweise schon vor dem 1.1.19 die Möglichkeit, mich praktisch mit dem Thema „Schalldämpfer“ auseinander zu setzen. Allerdings war der Zugang zu diesen Geräten nur sehr eingeschränkt möglich - vor allem die Auswahl an MKDs war mehr als überschaubar!
Mittlerweile ist das Angebot dank der hohen Nachfrage aber rasant gewachsen. Neben den meist skandinavischen Herstellern (z.B. A-Tec aus Norwegen, ASE Utra aus Finland, Hausken oder Stalon aus Schweden) oder dem aus der Behörden-Szene bekannten Schweizer Unternehmen B&T, tauchen immer mehr neue Produkte von bisher noch unbekannten, neuen Manufakturen auf die es (teilweise) durchaus Wert sind, einer genaueren Betrachtung unterzogen zu werden.
Ein Unternehmen bzw. deren Produkte haben meine besondere Aufmerksamkeit geweckt - nicht zuletzt, weil es sich hier um ein heimisches, junges Projekt aus dem Tiroler Unterland handelt:
Die Firma Klymax hat ihren Sitz in Thiersee bei Kufstein, nahe der bayrischen „Grenze“. Der Geschäftsführer, Jakob Juffinger und sein Mitarbeiter Christian Unterberger haben beide die Ausbildung zum Waffentechniker in Ferlach absolviert und anschließend bei der ebenfalls in Kufstein ansässigen Firma VOERE gearbeitet bevor sie den Weg in die Selbstständigkeit beschritten.
Da ich nach Möglichkeit stets versuche, regionale Produkt zu kaufen und heimische, insbesondere junge Unternehmen zu unterstützen, habe ich mich entschieden, dem „Skadi“ eine Chance zu geben.
Die wohl mit Bedacht erfolgte Wahl des Namens - SKADI ist bekanntlich die Jagdgöttin aus der germanischen Mythologie, deutet schon darauf hin, dass dieser Schalldämpfer für die Jagd konzipiert ist.
Ich darf an dieser Stelle vorausschicken, dass ich hier keinen wissenschaftlich fundierten Vergleich der Messdaten anbieten kann oder will. Entscheidend für die Wahl eines „guten“ MKD sind eher subjektive Kriterien wie praktische Handhabung, Rückstoß-Verhalten, Veränderung der Präzision oder Treffpunkt-Verlagerungen - nicht zuletzt die Führigkeit der Waffe…
Die Angaben der Hersteller zur Schallreduktion sind für den Anwender ohne die entsprechenden, teuren Messgeräte ohnehin nicht nachprüfbar. Meiner Erfahrung nach sind diese Werte auch völlig überbewertet!
Kurz gesagt: Eine angegebene Reduktion von beispielsweise -20dB ist zwar ein vergleichsweise geringer Wert - aber i.d.R. ausreichend um die dauernde Schädigung des Gehörs zu verhindern (Hauptsache, man unterschreitet die "Schmerzgrenze" von etwa 135dB).
-40dB ist zwar „doppelt soviel“ aber erstens unrealistisch, zweitens sind Schalldämpfer mit diesen „Spitzenwerten“ entsprechend unhandlich und schwer - also jagdlich eher ungeeignet, weil die Waffe insgesamt lange, schwer und kopflastig wird oder durch den großen Durchmesser der Röhre das Sehfeld einschränkt wird (Bsp. Drückjagd).
Grundsätzlich kann man sagen, dass ein MKD mit mehr Volumen auch mehr Schallreduktion erzielen kann - aber nicht zwangsläufig muss - hier kann mit entsprechend effizienter Innen-Konstruktion auch bei kleiner-volumigen Röhren durchaus viel an Dämpfungs-Leistung erreicht werden. Die Wirkungsweise von Schalldämpfern beruht ja grundsätzlich auf der Abkühlung und Entschleunigung der heißen Pulvergase in Umlenk-Kammern… - Dies näher auszuführen würde den Rahmen des Beitrages sprengen. Außerdem gibt es hierzu bereits ausreichend Literatur oder Erklärungen in einschlägigen Medien.
Jedenfalls sind auch kompakte MKD für die jagdliche Anwendung ausreichend - weniger ist oft mehr… (z.B. Ase Utra SL5i)
Das besondere an den Klymax Schalldämpfern ist, dass es diese entweder direkt mit Mündungsgewinde in den gängigen Durchmessern bzw. Gewinde-Steigungen gibt - aber auch - und das kommt meinem Wunsch an praktischem Nutzen besonders entgegen: mit einfachem „Schnellwechsel-System“ bzw. Bajonett Verschluss! Dieses „KFL“ = Klymax Fast Lock - System hat zwei Vorteile:
Zum einen hat man zusätzlich zur Rückstoss- und Hochschlag reduzierenden Eigenschaft des Mündungsknall-Dämpfers eine echte Mündungsbremse fest am Lauf montiert - gerade Waffen im Magnum-Kaliber wie eine .300 WSM oder .300 WinMag schießen sich deutlich angenehmer. (Man kann ggf. nur mit Bremse schießen, wenn man z.B. mit dieser Waffe im Ausland - sprich in Ländern jagt, wo evtl. die Verwendung von sog. Schalldämpfern nach wie vor verboten ist).
Der zweite, oft unterschätzte Vorteil einer schnellen (De-)Montage ist: Nach der Pirsch oder dem Ansitz muss der MKD runter vom Lauf! Warum? - ganz einfach: durch die Abkühlung der Metall-Oberflächen in der meist kalten Umgebungsluft, bildet sich im inneren von Schalldämpfer und Lauf i.d.R. Kondenswasser. Im Inneren des MKD lagern sich nach dem Schuss Rückstände vom verbrannten Pulvergasen (Schmauch - bzw. nichtmetallische Oxyde) ab, die entsprechend „sauer“ sind.
Diese Rückstände in Verbindung mit dem Kondenswasser bilden also Säuren! Und was Säure mit Metall anstellt, brauche ich wohl nicht näher erläutern - der Lauf und auch das Patronenlager fängt in kürzester Zeit an zu oxydieren! Leichter Flugrost lässt sich unter Umständen noch mit einer Messingbürste und gutem Öl entfernen, aber die aggressive Oxydation dieser Säuren kann schon in kurzer Zeit tiefe Rostnarben verursachen und den Wert einer teuren Jagdwaffe empfindlich mindern!
Viele unterschätzen oder ignorieren diesen Umstand - oft aus Unwissenheit und lassen ihren „Schalli“ aus Bequemlichkeit einfach auf der Jagdwaffe und stellen diese nach dem Pirschgang in den Waffenschrank…- Das dauernde, langwierige Auf- und Abschrauben des MKD verleitet leider nur zu gerne dazu.
Mit dem KFL ist es wirklich nur eine kleine Handbewegung - der Dämpfer lässt sich ganz ohne Kraft in die nahezu saugende Passung wiederhol-genau auf die Mündungsbremse arretieren und wieder entfernen! Wichtig ist, die Mündungsbremse auf das Mündungsgewinde zu verkleben - es empfiehlt sich hier die Verwendung eines Permanent- Kontaktklebers wie UHU - 300 oder Loctite 2700 (hochfest) - vorher das Gewinde unbedingt entfetten! Nach dem Aushärten sollte man außerdem die Kontaktflächen zwischen Bremse und Schalldämpfer leicht einfetten und den Verschluss ein paar mal leicht handfest anziehen und wieder lösen um ein Gefühl für das richtige Drehmoment zu bekommen.
Hierzu gibt es auf YouTube ein kurzes Video, in welchem das Ver- bzw. Entriegeln recht anschaulich demonstriert wird:
Die Mündungsknall-Dämpfer von Klymax sind alle „front“ mounted, nicht „Overbarrel“ - d.h. die Waffe wird entsprechend länger. Es empfiehlt sich nach Möglichkeit ohnehin die Kombination von sog. Kurzlauf-tauglichen Kalibern wie der .308 Win oder der 8x57 mit Schalldämpfern. Der allseits beliebte Overbarrel Schalldämpfer, verlängert zwar die Waffe zumindest optisch weniger, der Teil, der über den Lauf ragt, bringt aber faktisch nur wenig an Mehrleistung.
Tatsächlich ist der Skadi mit seinen 40mm Durchmesser im Vergleich zu anderen sehr schlank und leistet hervorragendes - die Gesamtlänge des Gewehrs wird z.B. durch den SKADI Standard (bis 8mm Kal.) um 224mm länger - lt. Angaben des Herstellers wird der Schussknall dabei um 28-33dB reduziert. Das Waffengewicht nimmt um 395g zu (dazu kommen noch 76g - das Gewicht der KFL Mündungsbremse). Der Preis (UVP) wird mit € 449,- angegeben plus 99,- für die Bremse - allerdings wird von einigen Händlern aktuell ein „Kennenlern“- Angebot offeriert, bei welchem die KFL Bremse beim Kauf des Dämpfers dazu geschenkt wird!
Ein weiterer Vorteil besteht für Jäger, welche mehrere Waffen mit unterschiedlichen Mündungsdurchmessern bzw. Laufgewinden haben: Statt für jede Waffe einen eigenen „Moderator“ anzuschaffen, genügt es, um 99,- eine zusätzliche KFL Mündungsbremse im entsprechenden Anschlussgewinde zu kaufen und kann so - klick-klack - den MKD auf mehreren Waffen (innerhalb der Kaliber-Gruppe) tauschen.
Die Verwendung kleinerer Patronen in größeren Schalldämpfern wird zwar explizit nirgendwo empfohlen bzw. Die optimale Leistung eines Dämpfers wird i.d.R. mit annähernd gleich großem Kaliber wie der Bohrung erreicht - erfahrungsgemäß wird aber auch z.B. eine .223 durch einen 8mm MKD geschossen deutlich leiser wahrgenommen - also kleines Projektil durch größeres Loch geht immer (umgekehrt höchstens einmal….).
Angeboten werden die Klymax SKADI in drei verschieden Größen bzw. Kaliber-Gruppen:
*Mini - für Kaliber kleiner/gleich 6mm
*Standard - für Kaliber kleiner/gleich 8mm
*Magnum - für Kaliber kleiner/gleich 9,3mm
Der Magnum empfiehlt sich jedoch wirklich nur für Magnum Waffen mit entsprechend starken Laufkonturen da es aufgrund des Gewichtes von immerhin 640g zu deutlichen Treffpunkt-Verlagerungen kommen kann - vor allem bei dünnen, langen Läufen.
Grundsätzlich kann man sagen, dass kurze, dicke Läufe (Semi-Weight bzw. Varmint oder Jagdmatch) weniger stark schwingen und daher die Treffpunkt-Verlagerung mit / ohne MKD geringer ausfällt. Stärkere Kaliber haben ebenfalls mehr Einfluss auf die Laufschwingung…
Das sei aber nur als Faustregel genannt, tatsächlich muss man die Unterschiede in der Praxis jeweils selbst ausprobieren - jede Waffe reagiert individuell - und erfahrungsgemäß, verwendet man sein Gewehr ohnehin nicht mehr ohne Schalldämpfer wenn man einmal die Vorteile dieses Tools erkannt hat.
Ich konnte den Skadi Standard jeweils mit einer Steyr Classic in .300 WSM (alte, dünnere Laufkontur mit 15mm Mündungsdurchmesser) und einer CL 2 SX in Kal. 308 Win mit knapp 17mm an der Mündung probieren - die Verlagerung der WSM war mit ca. 15cm erwartungsgemäß deutlicher, bei der .308 Win waren es auf 100m gerade mal 3cm.
Insgesamt werden die Schussgruppen bei Verwendung von Dämpfern kleiner - also die „Präzision“ besser - nicht zuletzt weil der Schütze durch den verringerten Rückstoss und den „schmerzfreien Schussknall“ besser, sicherer schießt.
Die Haptik und die Verarbeitungsqualität der Klymax Produkte ist sehr hochwertig und braucht den Vergleich mit den Top-Produkten namhafter Hersteller nicht zu scheuen. Der Vorteil ist sicher auch, dass man im Falle einer Reklamation im Inland einen Ansprechpartner hat - der Generalvertrieb für Österreich und Deutschland ist im Salzburger Land bei der Firma GTML vormals Dschulnigg, welche mir freundlicherweise zum Testen die genanten Produkte zur verfügung gestellt hat.
Weitere Infos zu den Klymax Produkten findet Ihr auf der Homepage:
Ich wünsche Euch weiterhin Weidmannsheil und ein gesundes Gehör!
*) Inhaber einer gültigen, österreichischen Jagdkarte
**) Gegenstände, welche den Mündungsknall reduzieren, sind in Österreich weiterhin verboten - also „Kategorie A“ nach dem WaffG. - jedoch gibt es dafür Ausnahmen - z.B. für Inhaber einer gültigen Jagdkarte bzw. Wenn die Jagd „regelmäßig ausgeübt wird“…