Mit der Sauer 100 erweitert das Traditionsunternehmen aus
Isny sein Angebot auf eine Büchse, die mit einem Verkaufspreis von etwas mehr
als 1000 € eine Repetierbüchse im Einstiegsbereich darstellt. Was die
„Neue“ von Sauer kann und ob es sich immer noch um ein Premiumprodukt handelt,
haben wir uns einmal näher angeschaut.
Technische Besonderheiten
Zunächst gilt es, die technischen Besonderheiten des neuen Repetierers aus Isny einmal genauer zu betrachten. Die Sauer 100 besticht durch ihre schnörkellose Form, und wer an dieser Waffe Verzierungen sucht, tut dies vergebens. Die Waffe ist mit dem bekannten Schaft der Sauer 101 ausgestattet, lediglich auf die Gummierung wurde verzichtet, und stattdessen sorgt eine scharf geschnittene Fischhaut für optimalen Gripp. Der Schaft liegt dank seiner geraden Formen gut in der Schulter, und auch die Hand ist am relativ steilen Pistolengriff angenehm positioniert. Die Kammer verriegelt mit drei Verrigelungswarzen, und ein doppelter Hülsenausstoßer sorgt für einen immer gleichen und zuverlässigen Hülsenauswurf.
Die Verrigelungswarzen verriegeln nicht wie bei Büchsen im höheren Preissegment üblich direkt im Lauf, sondern in einem in diesem verstemten Ring. Diese Konstruktion wurde mit Gasdrücken von über 10 000 bar getestet und ist demnach als eindeutig vertrauensvoll anzusehen. Die Kammer der S100 ist wie bei allen anderen Sauer-Waffen aus einem Stück und läuft so gewohnt weich.
Die Kammer ist genauso groß wie die Verrigelungswarzen dimensioniert,
sodass die Kammer im Ganzen durch die Hülse geführt wird und nicht schlackert,
wie es bei anderen Waffen der Fall ist. Ein kleiner roter Stift am Ende zeigt
an, ob sich die Waffe in einem gespannten oder ungespannten Zustand befindet.
Auf der rechten Seite der Kammer befindet sich die Drei-Stellungs-Sicherung. In
der hintersten Position ist die Waffe gesichert und die Kammer ist nicht zu
öffnen. In der mittleren Stellung kann die Waffe in gesichertem Zustand
geöffnet und so sicher geladen oder entladen werden. In der vordersten Position
ist die Waffe dann feuerbereit, was zusätzlich noch durch einen roten Punkt an
der Seite angezeigt wird. Bei der Sicherung handelt es sich nicht um eine bei
günstigen Waffen oft vorkommende Abzugssicherung.
Hier hat sich Sauer etwas Neues
einfallen lassen und eine Abzugsstollensicherung verbaut. Die Abzugseinheit hat
mit dieser Konstruktion im gesicherten Zustand keine Verbindung zum
Abzugsstollen und ein massives Mietanteil hält den Stollen absolut fest.
Technisch ist nur eine Schussabgabe möglich, wenn das Mietanteil bricht, was
aufgrund des verbauten Stahles unmöglich erscheint. Der Abzug lässt sich
zwischen 1000 g und 2000 g einstellen.
Der Lauf ist mit einer Länge von 56 cm und einem Durchmesser
von 16,5 mm für Standard- (und Mini-)Kaliber erhältlich. Das Magazin ist aus einem
extrem stabilen Kunststoff hergestellt und fast im Standartkaliber, wie in
diesem Fall in .308Win, fünf Patronen. Mit einer weiteren Kugel im
Patronenlager ergibt dies eine Feuerkapazität von sechs Schuss. Als Montage ist
hier wie bei der Sauer 101 die Hexalock-Montage verwendet, die simpel und
wiederholgenau ist und leicht auf der Waffe befestigt werden kann. Des Weiteren
können die bekannten Montagen für die Remmington 700 LongAction leicht in die
Ausfassungen verbaut werden.
Praxistest
Die Sauer 100 begleitete mich auf etlichen Jagden in der Blattzeit sowie auf weibliches Reh-, Dam-und Rotwild und hat mich bis dato nie im Stich gelassen. Beeindruckend ist vor allem der Abzug. In diesem Fall ist die Charakteristik gemeint, denn die ließ bis jetzt keinen vermuten, den ich abziehen ließ, dass es sich um ein solch „hohes“ Abzugsgewicht handelt.
Der Abzug steht absolut trocken und ohne Vorweg. Die Sicherung lässt sich gut bedienen, und die Waffe kann lautlos entsichert werden. Dafür gilt es, den Schieber langsam und kontrolliert nach vorne zu bewegen, was nach ein paar Mal üben automatisiert geschieht. Drückt man den Sicherungsschieber jedoch ungestüm nach vorne, meldet ein gut vernehmbares Klack-Geräusch, dass die Waffe entsichert ist.
Gut gefiel mir auch die Eigenschaft, dass sich die Waffe im gesicherten Zustand und somit gefahrlos laden und entladen ließ. Der Schlossgang ist wie gewohnt weich, und so lässt sich die Waffe schnell und ruhig repetieren. Die Waffe schwingt hervorragend und hat auch eine Dauerschussbelastung im Schießkino problemlos weggesteckt. Auf dem Ansitz war die kurz wirkende Bau-Länge und die daraus resultierende Führigkeit sehr angenehm.
Die Hexalock-Montage funktionierte wiederholgenau. Geschossen wurde die S100 mit einem Hornady-GMX-Geschoss in 165 Grain. Mit diesem Geschoss wurden Streukreise von 36 mm erzielt. Ein Streukreis unter 20 mm ist mit einem anderen Geschoss immer möglich, da jeder Lauf vorher von Sauer auf seine Präzision getestet wird.
Als kleiner Wermutstropfen
musste ich feststellen, dass die Waffe und die Montage leider sehr schnell von
Flugrost angegriffen werden, wenn man diese zum Beispiel nass oder feucht in
den Schrank stellt beziehungsweise für einige Stunden im Futteral lässt. Der
Rost lässt sich mit herkömmlichen Waffenölen schnell beseitigen, sollte jedoch
auch nicht zu lange auf der Waffe verbleiben, da sonst die Brünierung
angegriffen wird.
Fazit
Ich habe die Sauer 100 schnell lieb gewonnen und führe sie nach wie vor gerne. Sie ist präzise, schnell und vor allem unkompliziert. Sie tut das, was man von ihr erwartet, und meiner Meinung nach ist Sauer mit dieser Waffe ein weiterer Schritt geglückt, wenn es darum geht, Jäger glücklich zu machen, die nicht sonderlich viel Geld in eine Premium-Büchse stecken wollen. Denn in der Sauer 100 steckt eine echte Sauer, und man bekommt eine Büchse aus Isny zum Einstiegspreis.