Inhalt
Ich schreibe hier meine Erfahrungen zu meinem wichtigsten jagdlichen Ausrüstungsgegenstand, meinem Kopov Rüden.
Getreu dem Motto:
Der Stolz des Jägers ist sein Hund
bringt der verloren, was da wund,
und jagt er, was da krank, zu Stand,
so ist das Waidwerk Hand in Hand.
ist mein Hund meine Nummer 1 in Sachen Jagdhelfer. Manch Jäger meint, seine Büchse, seine Flinte, sein Jagdmesser oder gar sein Lodenhut sind seine wichtigsten Gegenstände, um die Jagd auszuüben – aber was macht genau dieser Jäger wenn er mal ein Stück Wild angeschweisst hat? Richtig, er braucht einen Hund!
Die Märchen vom Kopov
Von vielen Unwissenden als „Fernaufklärer“ oder dergleichen bezeichnet, wird der Kopov von einigen Jägern schräg angeschaut bzw. es wird viel Blödsinn über die Hunderasse erzählt. All dieses Un- und Halbwissen kommt fast immer von Jägern die selbst noch nie einen Kopov geführt bzw. einen jagen haben sehen. Daher dieser Geartest von mir um jedem Interessierten die Kopovs etwas näher zu bringen.
Warum einen Kopov?
Aufgrund der Tatsache, dass in der Familie (Schwiegereltern) zu dem Zeitpunkt als für mich die Auswahl eines neuen Jagdhunds anstand bereits 4 DK vorhanden waren und ich die Aussicht auf ein reines Waldrevier mit vielen Sauen hatte, schaute ich mich nach einem Hund um welcher nicht aus dem Vorsteher-Bereich kommt. Für mich standen einige Punkte vorab fest: es muss ein Rüde von mittelgrosser Statur sein, er sollte möglichst kurzes Fell haben, er sollte stöbern, sollte für Nachsuchen geeignet sein und keine Scheu vor der Arbeit an Sauen haben aber zugleich auch ein Familienhund und verträglich mit Mensch und Tier sein. So engte sich die Auswahl an geeigneten Rassen schnell für mich ein und es blieb an Ende nur noch der Kopov über. Also über den Schwarzwildbrackenverein e.V. Kontakt mit einem Züchter aus der Nähe aufgenommen und da dieser gerade einen Wurf erwartete bin ich gleich mit ihm in Kontakt geblieben. Als der Wurf dann da war, waren zwei Rüden im Wurf und ich entschied mich beim ersten Welpenbesuch für meinen Benji vom Missenwald welcher dann mit 9 Wochen bei uns einzog.
Um allen Lesern die Rasse Slowakische Schwarzwildbracke etwas näher zu bringen hier ein Auszug aus dem FCI Rassestandard: Gruppe 6: Laufhunde, Schweißhunde und verwandte Rassen; Sektion 1: Laufhunde; 1.2 Mittelgroße Laufhunde mit Arbeitsprüfung.
Wie der Name schon sagt, kommt der Kopov aus der ehemaligen Tschechoslowakei, jetzt Slowakei. Dort wurde nach dem zweiten Weltkrieg mit einer Reinzucht des Kopovs begonnen. Ziel der Zucht war eine robuste, orientierungssichere Jagdhunderasse für die Jagd auf Schwarz- und Raubwild in schwierigem Gelände. Vom Wesen her ist der Kopov ein lebhafter, temperamentvoller Hund. Wendig, wildhart und ausdauernd – aufgrund seiner eigensinnigen, selbständigen Arbeitsweise nicht immer leicht führig. Sehr familienfreundlich und kinderlieb.
Aussehen
Der Kopov ist stets schwarz mit braunen bis mahagonifarbenen Abzeichen an den Gliedmaßen, der Schnauze und über den Augen (Brand). Er zeichnet sich durch einen eher leichten Körperbau aus. Sein Haar ist 2-5cm lang, mittelmäßig derb, anliegend und dicht. Größe und Gewicht variieren je nach Geschlecht. Die Widerristhöhe der Rüden liegt dabei zwischen 45 und 50 cm, die von Hündinnen zwischen 40 und 45 cm. Der Rassestandard weist ein Gewicht von 15 bis 20 kg aus.
Auf der Jagd mit meinem Kopov Benji
Benji ist von der Grösse am oberen Standard mit 50 cm und wiegt (aktuell) 18,3 kg. Benji ist fast 6 Jahre und wurde von mir bereits im Welpenalter jagdliche geprägt bzw. ausgebildet. Benji wird hauptsächlich auf Drückjagden, egal ob er mit mir durchgeht oder ob ich ihn vom Stand schnalle, eingesetzt. Ausserhalb der Drückjagdsaison (und wenn es erforderlich ist auch während dieser) wird Benji für Nachsuchen eingesetzt.
Schweißarbeit mit Benji
Benji arbeitete mit nicht einmal einem halben Jahr seine erste Schweissfährte, eine 800m Übernachtfährte und bewies hierbei schon sein grosses Können in Sachen Nachsuchen. Bei unseren gemeinsamen Nachsuchen haben wir – bis auf eine Nachsuche – erfolgreich jedes Stück gefunden. Es waren hauptsächlich Rehe aber auch Schwarzwild, Füchse und ein Marder. Viele der Nachsuchen waren auch Wildunfällen geschuldet. Zweimal musste Benji einen Bock niederziehen und binden bis ich diesen mit der kalten Waffe erlösen konnte. Alles in allem bin ich mit der Nasenarbeit von Benji hoch zufrieden und verlasse mich voll und ganz auf ihn.
Drückjagd mit Benji
Seine erste Drückjagd erlebte Benji an seinem ersten Geburtstag. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, ob Benji tatsächlich den vielen Behauptungen „Fernaufklärer“ entspricht oder ob er ein kurz jagender Hund ist. Also wurde er zum Beginn der Jagd geschnallt und ich schaute, wie er sich macht. Und was soll ich sagen, Benji jagt genau so, wie ich es will. Er jagd eigenständig, ohne jedoch den Kontakt zu mir zu verlieren. Benji entfernt sich maximal bis zu 400 m von mir (laut Garmin), nimmt aber immer wieder Kontakt auf. Sobald Benji am Wild ist, ändert sich sein Laut von einem hohen „Wiff-Wiff“ zu einem tiefen Grollen. Benji versucht das Wild auf die Läufe zu bringen und sollte sich dieses stellen, dann hat er Köpfchen genug um ausreichend Abstand zum Wild zu halten, um nicht Gefahr zu laufen geschlagen zu werden. Sollte ich nicht rechtzeitig am gebundenen Wild sein, nimmt Benji Kontakt mit mir auf und führt mich zum Stück bzw. stellt dieses dann erneut, bis ich auch vor Ort bin.
Wenn ich mal nicht mit Benji durchgehe, schnalle ich ihn auf Drückjagden vom Stand. Hierbei klärt Benji nach dem Schnallen zuerst die unmittelbaren Dickungen im Bereich meines Standes ab und sollte er dort nicht fündig werden, erweitert er seinen Radius, nimmt aber immer wieder Kontakt mit mir auf, indem er an meinen Stand kommt. Gegen Ende der Jagd reicht ein zweimaliger Pfiff und ein Rufen seines Namens und er kommt zu mir zurück und beendet dann die Jagd an meinem Stand (so muss ich ihn nach Jagdende nicht lange suchen). Da Benji nur sichtlaut jagt, hat er an seiner Sauenschutzwese (die bei ihm eigentlich eher zur Erkennbarkeit für die Schützen da ist) eine Glocke hängen. Auch wenn ich zuerst etwas enttäuscht war, dass Benji kein Spurlaut gibt, bin ich mittlerweile sehr froh darüber. So weiss ich wenn ich seinen Laut höre zu 100 % dass er auch am Wild ist und nicht nur einer kalten Fährte folgt. Ausserhalb der Drückjagdsaison trainieren wir regelmässig im Saugatter.
Auf Ansitz mit Benji
Da Benji auch manchmal mit auf den Ansitz darf, habe ich mit Benji von Anfang an Standruhe geübt. Hierbei habe ich ihn schon sehr früh mit ins Revier genommen und ihn unterhalb des Hochsitz Platz machen lassen. Es hat von Anfang an gut geklappt und auch bei Wildkontakt verhält er sich ruhig und verscheucht das Wild nicht.
Zuhause mit Benji
Auch wenn ich ihn am Beginn dieses Berichts als „Ausrüstungsgegenstand“ betitelt habe, hat Benji aber, neben seiner Berufung Jagd, auch noch die Funktion eines Familienmitglieds! Daher ist Benji nicht im Zwinger sondern wohnt mit uns im Haus. So quirlig, agil und umtriebig er auf der Jagd ist, umso gemütlicher und gechillter ist Benji zuhause. Er ist ein wahrer Faulpelz wenn es nicht auf die Jagd geht und geniesst es am meisten mit Herrle und Fraule auf dem Sofa zu liegen. Sollte allerdings dann unerwartet das Telefon klingeln und ein Wildunfall gemeldet werden, ist er innerhalb von Sekunden bei 100 % Leistung und will arbeiten. Auch bleibt Benji seit Anfang an täglich mehrere Stunden ohne Probleme allein zuhause. Mit anderen Menschen, Kindern, fremden Hunden (obwohl er auf zwei Drückjagden schon übelst von anderen Hunden gebissen wurde) anderen Tieren (Pferde, Schildkröten) verträgt sich Benji hervorragend. Einzig Katzen hasst er und das zeigt sich leider auch ab und an wenn mal eine Nachbarskatze unser Grundstück, trotz hohem Zaun, betritt.
Zusammenfassung
Ich hoffe durch diesen Testbericht meines Benjis allen Lesern die Hunderasse Kopov etwas näher gebracht zu haben und wünsche mir für die Zukunft, dass die falschen Gerüchte über den Kopov aufhören.
Wie jeder andere Jagdhunderasse hat diese Rasse ihr Betätigungsfeld, welches vom einzelnen Hund mehr oder weniger gut ausgeübt wird. Aber man darf nicht von Erzählungen, Gerüchten oder vielleicht einer einzigen schlechten Erfahrung gleich eine ganze Rasse – egal welche – schlecht machen!
Weitere Infos und Fotos meiner Jagdausrüstung sind auf meinem instagram Profil @fr_jagd zu sehen.
Somit bleibt mir nur noch zu sagen: Jagd ohne Hund ist schund!
Ho Rüd Ho