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Hallo liebe Geartester-Community!
nun ist es soweit, nachdem ich immer nur fleißig Berichte gelesen habe möchte ich nun auch endlich meinen ersten Beitrag verfassen.
Um was geht es? Um mein Revierfahrzeug: den Fiat Panda Climbing 4x4.
Wie bin ich zu dem Fahrzeug gekommen?
2022 machte ich meinen Jagdschein und eine nahegelegene Jagdmöglichkeit war schnell gefunden. Waffen und sämtliche übrige Ausrüstung ebenso.. Jetzt blieb die Frage offen, wie komme ich ins Revier? Mein BMW X1 ist zwar an sich als langstrecken Fahrzeug top und macht sich auf der Straße super, im Gelände ist dieser jedoch trotz X-Drive nicht zu gebrauchen.. Ein Revierfahrzeug musste her!
Viele von euch kennen die Situation auf dem Automarkt von heute vermutlich nur all zu gut... Viel Schrott für verdammt viel Geld. Ein gutes Revierfahrzeug und das zu einem akzeptablen Preis zu finden hat sich als wahre Herausforderung herausgestellt (zumindest hier in Bayern). Stunden über Stunden habe ich auf den bekannten Apps und Seiten verbracht, genau so viel Aufwand in Besichtigungen und Probefahrten gesteckt. Leider war der Aufwand oftmals vergebens.
Was für einen Wagen suche ich überhaupt? Im Grunde hatte ich hier keine all zu spezifischen Vorgaben, das Fahrzeug sollte einfach zuverlässig sein, keinen Rost und nach Möglichkeit nicht all zu viel Kilometer auf der Uhr haben, außerdem nicht allzu groß sein und einen guten Allrad haben. Ein Pickup war mir zu groß, ein Jimny zu teuer und die üblichen SUV´s einfach nicht Geländefähig genug.. Typische Kanditen waren also z.B. der Subaru Justy oder Suzuki Ignis, Dacia Duster und Skoda Yeti. Die ersten beiden waren meist komplett durchgerostet und schlichtweg Schrott, die letzteren zwar meist technisch in gutem Zustand jedoch auch weit über meinem Budget..
Bei einem Ansitz fiel mir ein Gespräch mit einem der Dozenten im Jagdkurs wieder ein.. "Der Fiat Panda Allrad, das ist ein top Fahrzeug für die Jagd" meinte er damals zu mir. Besonders die der älteren Genaration sind wohl jagdlich gut zu gebrauchen.. Kurzer Check... Puhh... verdammt teuer die Dinger. Trotzdem mal als Such-Favorit gespeichert.
All zu lang hat's dann nicht gedauert - *neues Suchergebnis verfügbar* hieß es aus der App.
Um es kurz zu fassen: Der Fiat stand keine 100km von mir entfernt an der Grenze zu Österreich und war weit unter den Preisen die üblich dafür verlang werden. Trotz des Risiko wieder einmal einen Reinfall zu erleben kurz dort angerufen, besichtigt - gekauft!
Von nun an durfte ich den roten Italiener mein Eigen nennen und war auch endlich abseits der asphaltierten Wege im Revier mobil.
Technische Eckdaten
Baujahr - 2005
KM - ~40.000
Typ - 1.2 8V.
Aufbau/Türen - 5
Zylinder/Hubraum [ccm] - 4/1242
Leistung [kW(PS)] - 44(60)
0-100 km/h[s] - 20,0
Höchstgeschwindigkeit [km/h] - 145
Verbrauch pro 100 km [l] - 7,3S
Bodenfreiheit - 16.5cm (vergl. Jimny 20.5cm)
So genug trockene Theorie und lange Vorgeschichte, kommen wir zu...
Ausstattung
Der Fiat Panda 4x4 glänzt nicht gerade mit einer üppigen Ausstattung.. aber muss er das überhaupt? Für das Baujahr 2005 hat er eine standardmäßige Serienausstattung die genug Komfort bietet um entspannt durch den (Jagd-) Alltag zu kommen. Radio, Elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung, Klimaanlage, Boardcomputer, ABS und eine leicht zu bedienende Servolenkung erfüllen im Grunde alles was das Jäger Herz braucht. Der kleine Flitzer lässt, zumindest für meinen Standard, nichts vermissen.
Eine Anhängerkupplung ist serienmäßig nicht verbaut, diese habe ich nachrüsten lassen. Mit knapp 800€ ist das ganze zwar kein Schnäppchen jedoch in Kombination mit einem Heckträger (Heckpack "Optimal" 800x500x125 mm) ein sehr sehr großer Vorteil in Hinblick auf die Platzverhältnisse im Fiat.
Stichwort Platzverhältnisse.. Klar, der Fiat Panda ist kein Platzwunder und lässt sich natürlich nicht mit einem Ford Ranger o.Ä. vergleichen mit dem ich 5 Sauen auf einmal bergen kann... Dafür ist er auch nicht konzipiert. Auf der anderen Seite bekommt man in dem kleinen Italiener doch alles unter was man für den jadlichen Einsatz benötigt.
Das Kofferraumvolumen beträgt knapp 200 L (Sitze nicht umgeklappt). Hier bekommt man eine handelsübliche Wildwanne hinein und daneben noch allerlei Kleinzeug. Die Sitze lassen sich problemlos umklappen und bieten so etwas mehr Platz - Nachteil ist ganz klar, dass die umgeklappten sitze keine gerade Fläche ergeben sondern nur halb schräg auf der Rückbank aufliegen. Ein Futteral bekommt man so zwar der länge nach rein aber Platzwunder wird aus dem aus dem Panda so leider keines.
Auf der Rückbank selber haben ein Ansitzsack, Ansitzdecke, Gummistiefel, Jagdrucksack und eine Langwaffe gut Platz. Ich werde dennoch demnächst die Rücksitze ausbauen und mir eine maßgefertigte Kofferraumwanne von Carbox holen. Auf der Rückbank kann so oder so kein Mensch normal sitzen und der Platzvorteil ohne Sitze ist immens (Maße: 1m Breite und 1,10m Länge -> mehr Platz als in einem Jimny mit ebenfalls ausgebauter Rückbank)
PERFORMANCE
Kommen wir nun zur fast wichtigsten Frage - wie stellt sich der Fiat Panda 4x4 im Gelände und auf der Straße an?
Mit einem Tankinhalt von nur 30 Litern Benzin kommt man leider nicht all zu weit. Herstellerangaben belaufen sich zwar auf 400km die man damit zurücklegen können soll jedoch ist das meiner Erfahrung nach arg übertrieben. Je nach Beanspruchung und Fahrverhalten sind wohl eher 200-300km im Rahmen des möglichen. Fährt man den kleinen Italiener mal etwas gröber im Gelände, gräbt sich durch Matsch und Schnee so hat er einen stattlichen Verbrauch von ~12-15 Liter und man kann der Tanknadel förmlich beim Tiefflug zuschauen.
Gelände
Stichwort Schnee, Matsch und Gelände.. Konzipiert für die Italienischen Alpen sollte es einen eigentlich nicht überraschen, dass der Fiat hier erstaunlich gut performt. Ich hatte am Anfang trotzdem so meine Zweifel ob er auch wirklich den Herausforderungen im Revier gewachsen ist. Zum Glück würde ich hier positiv überrascht! Mit den aufgezogenen Allwetter Reifen meistert der Rote alles was die Oberpfälzer Revierlandschaft so hergibt. Matschtige Rückegassen, nasse Wiesen, steile Anstiege - egal was es ist - der Panda macht das! Die Älteren Jahrgänge haben wohl einen Allradantrieb von Steyr Puch verbaut, so sagte mir das zumindest der Inhaber des örtlichen Fiat Autohauses - kein Wunder also, dass ich mir im Gelände absolut keine Sorgen machen muss. Das Geringe Gewicht gepaart mit dem super Allrad ist einfach ein Traum, man schwimmt über alle Hindernisse hinweg und lässt die Revierkollegen mit ihren teils schweren Geländefahrzeugen oftmals schmunzelnd zurück.
Der einzige Punkt den ich beim Thema Geländefähigkeit kritisieren möchte ist die Bodenfreiheit. Der Fiat Panda hat lediglich einen Bodenabstand von ca. 16,5cm und liegt damit oftmals unter den Angaben der Konkurrenz (Vergl. Jimny ~20cm). Ja man meistert die üblichen Hindernisse und ist sicherlich besser unterwegs als mit einem handelsüblichen KFZ jedoch sitz man das ein andere mal auf wenn man z.B. versucht die Fahrrinnen der Revierkollegen zu befahren. Gibt es hierfür eine Lösung? Ja, einmal baulich indem man sich andere Federn verbauen lässt bzw ihn generell höher legen lässt oder man spart sich das Geld und macht die fehlende Bodenfreiheit mit Fahrgeschick wieder wett. Mit etwas Übung nutzt man hier die Leichtigkeit des Fiat und manövriert sich gekonnt an den Tiefen Fahrrinnen und allen anderen Hindernissen vorbei. Ein weiterer Vorteil ist die Wendigkeit! Durch die kompakte Bauweise und einer Länge von ~3.5 Metern hat der Italiener einen minimalen Wendekreis und lässt sich in noch so engen Situationen gut durch den Wald manövrieren. Selbst auf noch so engen Forststraßen kann man problemlos umdrehen ohne eine Parkbucht oder ähnliches zu benötigen.
Straße
Kommen wir kurz zu den Fahreigenschaften auf der Straße. Hier schneidet der Panda mit seinen schlappen 60 PS nur mäßig gut ab. Im Stadtverkehr mag das Ganze noch ein Vorteil sein jedoch macht er dann auf der Autobahn bzw. Landstraße bei weitem keine allzu gute Figur mehr. Klar könnte man jetzt sagen, dass er dafür auch nicht gebaut wurde jedoch haben die meisten nicht den Luxus direkt in unmittelbarer Nähe des Reviers zu wohnen sondern müssen wohl oder übel eine gewisse Strecke auf Deutschlands Schnellstraßen zurücklegen. Das Fahrverhalten ist einigermaßen ruhig, auf gut 120 km/h kommt man nach viel viel Vorlauf und schafft es im Endeffekt von A nach B - darauf kommt es im Grunde auch an und mit der Zeit lächelt man die fehlenden Pferdestärken mit einem Hauch von Selbstmitleid gekonnt weg. Einzig Bergkuppen ohne genug Anlauf mag er leider überhaupt nicht, ganz zum Leidwesen der übrigen Verkehrsteilnehmer und vor Allem LKW-Fahrer hinter einem.. Nur mit Mühe kriecht man mit 60 Sachen die Steigung hoch und hofft, das man nicht unter die Räder kommt.
Zusammenfassung
Kommen wir zum Abschluss zu einer kurzen Zusammenfassung. Ich bin mit meinem Revierfahrzeug alles in Allem sehr glücklich. Der Fiat Panda 4x4 bringt mich im Revier überall hin, ist zuverlässig, sämtliches bei uns vorkommendes Wild lässt sich damit bergen und beim Fahren im Gelände macht er einfach Spaß.
Für wen ist der Fiat Panda geeignet? Ich würde sagen für all diejenigen die nicht sehr weit in ihr Revier haben und keinen großen Transportbedarf haben. Wer längere Strecken auf der Autobahn fahren muss oder in den Jagdurlaub fahren will, wird mit dem Panda keine Freude haben. Ebenso wenig diejenigen die einen Allrounder in Punkto Transporte von sperrigen Gegenständen brauchen oder regelmäßig großes Wild wie z.B. Rotwild bergen wollen. Dafür hat er schlichtweg zu wenig PS und ist zu klein.
Für Alle anderen ist der kleine Flitzer auf alle Fälle eine Option! Er bietet im Grunde alles was man im jagdlichen Alltag braucht und lässt auch beim Komfort nichts zu wünschen übrig. Findet man hier ein Angebot mit akzeptablem Preis sollte man definitiv zuschlagen.
Ich hoffe, dass euch der Bericht gefallen hat und ich dem ein oder anderen bei der Autowahl weiterhelfen konnte.
Waidmannsheil und Grüße aus der Oberpfalz!