Durch einen Bekannten, der bei einem Hersteller für Nachtsichtgeräte beschäftigt ist, wurde ich zu einer Vorführung von Nachtsichtgeräten eingeladen. Ich nenne hier absichtlich keine Namen von Firmen bzw. Personen - es soll alles neutral bleiben.
Der Tag auf dem Schießstand
Das Treffen fand auf einem 200m Schießstand statt. Ich saß mit weiteren 15 Leuten im Schulungsraum und wartete gespannt was nun kommt.
Ein Mann, in Uniform, stellte sich als Ausbilder bei der Armee vor und begann auch gleich mit seinem Vortrag, der mit Bildern eindrucksvoll untermalt wurde.
Aussage zu Vorsatzgeräten
Hier nun die wichtigste Aussage zu Vorsatzgeräten, die bei der Jagd auf Zielfernrohre mittel eines Adapters montiert werden können, wie es seit geraumer Zeit aufgrund der ASP auf Antrag genehmigt wird.
Das Vorsatzgerät wurde vom Militär vor vielen Jahren entwickelt. Es wurde ursprünglich mittels einer Halterung auf einer Weaverschiene vor das ZF montiert. Beide Geräte, ZF und Vorsatzgerät berührten sich nicht. Der Grund dafür ist, dass Vorsatzgeräte relativ schwer sind (500g-800g).
Der Uniformierte warf die Frage in den Raum, ob es sinnvoll ist, dieses Gewicht mittels eines Adapters, der ca. 3-4cm über ein ZF geschoben wird, zu befestigen...und ob dieser Adapter dieses Gewicht tragen kann?
Bei einem Vorsatzgerät zielt man auf ein Bild, das die Röhre liefert. Das Absehen zielt also auf ein Bild. Ist das Vorsatzgerät nicht 100%tig in der Flucht mit dem ZF trifft man nicht zuverlässig. (Ähnlich als würde man die Waffe bei der Schussabgabe verkannten)
Durch die minimale Befestigung am ZF - 3-4 cm - wird das Vorsatzgerät, spätestens bei der Schussabgabe, einer starken Belastung ausgesetzt. Und durch den Hochschlag der Waffe enorm belastet und evtl. leicht versetzt. Zudem wird das Gewicht des Vorsatzgerätes bei dem Hochschlag auf das ZF wirken bzw. übertragen.
Er hat anschließend ein ZF eines bekannten Herstellers durch die Reihe gehen lassen, das durch ein Vorsatzgerät nach ca. 30 Schussabgaben beschädigt wurde. Rein äußerlich war es unversehrt, aber wenn man durch sah, entdeckte man feine Glaspartikel auf der Linse. Das waren die Absplitterungen an der vorderen Linse, wo das Vorsatzgerät mittels Adapter befestigt war. Er meinte dazu, dass die Idee von findigen Herstellern ein Vorsatzgerät mittels Adapter an einer Optik zu befestigen sehr gut ist aber an einem ZF um damit zu schießen Pfusch sei... seine Frage dazu: Wenn das so gut funktionieren würde, warum legen sie beim Testschießen ihrer Waffe nicht immer einen 600g Sandsack vorne auf ihre Optik?
Mit einem Nachtsichtgerät, das hinter einem ZF montiert ist, trifft man auch bei Nacht, wohin das Absehen zielt. Man sieht wie gewohnt durch das Zielfernrohr, eben nur mit der Verstärkung eines Nachtsichtgerätes.
Der Nachteil von Geräten, die hinter das ZF montiert werden ist, dass das ZF relativ viel Licht schluckt und man fast immer einen IR-Strahler dazu braucht.
Soweit die Theorie...
Praxistest
Anschließend ging es auf die 200m Bahn. Die Waffe war ein Repetierer mit sehr langer Weaverschiene in Kaliber .308.
Zuerst hat der Vortragende jeweils eine 5-er Gruppe mit Vorsatzgerät und dann mit dem Gerät hinter dem ZF auf 100m geschossen. Der Unterschied war deutlich. Bei dem Vorsatzgerät lagen die Treffer ca. 8-9cm auseinander.
Bei dem Nachsatzgerät war die Gruppe im Abstand von 1-2 cm.
Selber Versuch auf 200m ergab, dass bei dem Vorsatzgerät nur noch 3 Treffer der 5-er Grupe auf der Scheibe waren und bei dem Gerät hinter dem ZF alle 5 im Abstand von ca. 2-3 cm auf der Scheibe.
Jeder von uns der wollte, durfte anschließen selbst eine 3er Gruppe mit beiden Varianten schießen um selbst die Erfahrung machen zu können. Das Ergebnis war das selbe - eher etwas schlechter als vom Profi vorgemacht...
Natürlich frage ich mich jetzt, warum explizit nur Vorsatzgeräte auf Antrag genehmigt werden? Hat sich schon mal jemand in diesen Behörden ernsthaft mit diesem Thema auseinandergesetzt? Oder wird hier schnell etwas genehmigt, damit einfach etwas getan wurde und alle wieder beruhigt sind....
Waidmannsheil