„Und hier soll es sein?“
Denke ich mir, als ich um die Ecke biege und mir das Navigationsgerät des Mietwagens anzeigt, dass ich am Ziel angekommen bin.
Doch tatsächlich kann ich ein kleines Schild mit der Aufschrift „RÖWA AUSTRIA“ sehen, welches bestätigt, dass ich hier richtig bin.
Nach einstündiger Autofahrt von Salzburg bin ich hier in Kufstein, um mir die Firma Rößler anzuschauen.
Als ich vor ein paar Monaten anfing mir Gedanken über eine neue Waffe für Ansitz- und Drückjagd zu machen, war ich noch unentschlossen für welchen Hersteller ich mich entscheiden würde.
Da schon einige Waffen von den großen namhaften Herstellern in unserem Jägerhaushalt vorhanden sind und ich mich gerne mal nach einer Alternative umschauen wollte, habe ich mein Augenmerk auf kleinere Hersteller der Jagdwaffenbranche gerichtet, die nicht so präsent in diversen Jagdzeitschriften und Social Media sind.
Der erste Kontakt mit Rößler
Nach einigem Suchen bin ich auf die Firma Rößler in Kufstein gestoßen und war sofort begeistert von deren Firmenphilosophie: „Handwerk trifft Hightech“. Als ich mich in einigen Foren belesen habe, hat mich dabei gewundert dass die Waffen dieser Firma bei all dem Lob, welches dort ausgesprochen wird, in Deutschland doch relativ unbekannt sind. Deswegen beschloss ich kurzerhand Kontakt aufzunehmen und anzufragen, ob eine Besichtigung des Unternehmens möglich wäre, da ich dies mit einem ohnehin geplanten Aufenthalt in Salzburg sehr gut kombinieren könnte.
Hannes Prückler, meldete sich sofort und nach einigen E-Mails stand fest, dass ich Anfang Dezember die Firma besichtigen und mir meine Wunschwaffe aussuchen würde. Üblicherweise bietet Rössler keine Unternehmensbesichtigungen an und daher freute ich mich über diese seltene Möglichkeit.
Der Tag bei Rößler
Nach freundlicher Begrüßung und einer Tasse Kaffee führten Firmeninhaber Walter Rößler und Hannes mich durch die die Räume der Firma. Angefangen wurde bei der Fertigung, in der mehrere hochautomatisierte Dreh- und Fräszentren Teile für das System, den Verschluss und die Abzugseinheit fertigen. Sehr beeindruckend für einen Waffenhersteller, der lediglich acht Mitarbeiter beschäftigt und mit diesen circa 2000 Waffen im Jahr fertigt.
Zugekauft werden bei Rößler lediglich die Läufe, welche Lothar Walther in Deutschland fertigt und die Schäfte, bei denen die Holzvarianten aus Italien und von GRS und die Kunststoffvarianten aus Deutschland bezogen werden.
Auf meine Frage, wie ein kleines Unternehmen wie Rößler eine solche Menge Waffen in solch einer Variationsvielfalt anbieten kann (bei dem Modell Titan6 aktuell über 200.000) bekam ich von Walter die Antwort, dass Rößler, im Gegensatz zum aktuellen Trend, einen sehr hohen Lagerbestand vorhält. Wovon ich mich bei der weiteren Besichtigung des Öfteren überzeugen konnte.
Dass ein solch kleines Unternehmen mit einer so großen Jahresmenge an produzierten Waffen flexible Mitarbeiter benötigt, sieht man alleine daran, dass der Firmeninhaber persönlich für die Fertigung der Magazine verantwortlich ist und jede Waffe selbst der Endkontrolle unterzieht. Ebenso ist es selbstverständlich, dass ein Mitarbeiter aus der Entwicklung auch mal im Bereich der Produktion mit anpacken muss. Dieses familiäre und bodenständige Auftreten bemerkte ich bei der Besichtigung immer wieder.
Angekommen im Schaftlager wurde mir das Ausmaß des hohen Lagerbestandes erstmalig bewusst.
In etlichen Regalen lagern mehrere hundert Schäfte in allen möglichen Holzklassen und Variationen.
Was das Jägerherz dann natürlich höher schlagen lässt, ist der Moment, indem man sich seinen eigenen Schaft aussuchen darf. Da es bei meiner neuen Waffe an nichts fehlen sollte, habe ich mich dazu entschlossen die höchste Holzklasse zu wählen.
Den Konfigurationsmöglichkeiten sind fast keine Grenzen gesetzt. Rößler hat auf seiner Homepage einen Konfigurator, mit dem man sich seine Wunschaffe zusammenstellen kann und bei dem man die Preise direkt sieht.
Vertrieben werden die Waffen in Deutschland und Österreich über die Firma RUAG, mit der Rößler einen sehr starken Kooperationspartner hat. Durch das große Händlernetz kann man fast überall in Deutschland seine Waffe bestellen.
Was mir gut gefallen hat ist die Tatsache, dass Kundenzufriedenheit sehr groß geschrieben wird. Etliche Verbesserungen und Erweiterungen der Konfigurationsmöglichkeiten wurden auf Kundenwunsch durchgeführt und dann beibehalten. Mitarbeiter der Firma lesen in Internetforen mit und versuchen daraus Kritikpunkte zu finden und diese abzustellen.
Firmengeschichte
Firmengründer ist Erich Rößler, der als gelernter Büchsenmacher bis 1996 bei Voere in Kufstein gearbeitet hat und sich anschließend selbstständig gemacht hat. Nachdem die Firma erst Kipplaufwaffen und anschließend 98er in Serie fertigte, stieg der Sohn und heutige Firmeninhaber Walter Rößler ins Unternehmen ein. Im Jahr 2002 stellte das Unternehmen seine erste eigene Waffe, die TITAN6 vor.
Schlusswort
Ich hoffe ich konnte euch mit diesem kleinen Bericht ein paar interessante Infos vermitteln und würde mich freuen, wenn er euch gefallen hat. Wenn ihr weitere Fragen habt, kommentiert einfach diesen Bericht.
Einen weiteren Bericht mit einem Unboxing – Video meiner Rößler TITAN6 wird circa mitte März hier auf Geartester.de und YouTube erscheinen.
Grüße und Waidmannsheil im neuen Jahr!
Marc
mittelhessen_hunting