MeatEater - Ich hasse Serien, denn...

Mittelgebirgsjäger
9 Min. Lesezeit

...Serien fressen Zeit.

...haben nur das Ziel, dass Du weiter guckst.

Tatort gucken habe ich irgendwann eingestellt und nach vier Staffeln "The Crown" hatte ich zwar meine Englisch-Kenntnisse verbessert, parallel bei Wikipedia interessante Artikel gelesen und einige Modetipps abgegriffen aber auch 40 Stunden Lebenszeit vergeudet.

Nach so einer Berechnung schwört man sich, nie wieder eine Serie anzufangen und zappt ein paar Wochen später doch durch Netflix. Bloß keine Serie, nur Filme... und dabei entdeckt man MeatEater.

Viele Jagd-DVDs waren mir aus ehemaligen beruflichen Kontexten bekannt und das HOD-Abo habe ich nach dem Probemonat wegen Nicht-Gefallen bzw. Preis-Leistung gekündigt.  Ich dachte eigentlich, dass ich ziemlich gut weiß, was es am Markt gibt und muss gestehen, dass ich von einzelnen Ausnahmen abgesehen (z.B. JagenNRW) mit dem Thema "Jagdfilme" ziemlich abgeschlossen hatte. 

Bei MeatEater ist es für mich anders. Dort bin ich dann doch hängen geblieben und möchte meine Eindrücke mit euch teilen, damit auch ihr wieder ein paar Stunden mehr vor dem TV verbringt... :)


Was mich an MeatEater überzeugt

- Die Schnittführung sorgt für Spannung und man ist immer "live dabei", sie hat aber dennoch einen wesentlichen Fokus auf Landschaftsbildern und auf das Erleben drumherum. Sehr angenehm ist die Zurückhaltung beim Filmen. Wiederholungen von (Ab-)Schüssen, zwei bis drei Mal einen Hirsch beim Verenden zu sehen oder die schnelle Schussabgabe aus verschiedenen Winkeln zu sehen, ist nicht Teil des Konzepts - dafür wird durchaus mal mehrere Sekunden nur ein zitternder Rucksack gezeigt - als ganz neue filmerische Variante das Jagdfieber zu dokumentieren. 

- Die Jagdethik ist - trotz einer nicht vorhandenen Tradition der sog. Waidgerechtigkeit - in meinen Augen hoch (und soweit man filmischen Inszenierungen grundsätzlich glauben kann, sind die diesbezüglichen Emotionen ehrlich). Die Freude über erlegte Stücke wird nicht mit HighFive gezeigt, sondern mit "fühlbarem" Respekt dem Wild gegenüber. Die Liebe zum Geschöpf wird auch in einer Szene deutlich, als ein Bär "bedrohlich" (?) nahe kommt. Statt panisch in den Anschlag zu gehen, sich zu verteidigen und hinterher über den konkurrierenden Prädator zu schimpfen, wird dieser mit (erstaunlich) gelassenen, locker zugerufenen Worten vertrieben und der dahinziehende Bär mit einem "Ich liebe diese Tiere" bedacht.

- Alles wird konsequent gegessen und zubereitet. Wer kennt es nicht, das Bärensteak oder das Hinteraugapfelfett vom Karibu? Es gibt bei der Serien einen klaren Fokus auf das Erlegen, Zubereiten und Essen - wirklich alles wird probiert und versucht. Dabei kann man noch einiges lernen, sich Rezepttricks abschauen und das zeitgeistige Konzept `Nose-to-Tail` in seinem Ursprung erleben. Nahezu jede Folge endet mit einer Zubereitung - am offenen Feuer in der Wildnis oder am Grill. Wer da beim Zusehen nicht schnell zum Kühlschrank läuft und irgendwas zum Essen holt, hat das Kochen nie geliebt ;-)


Was mich an MeatEater begeistert

- Die Landschaften sind atemberaubend, das zu beobachtende Abenteuer erscheint real. Bei einer Jagdreise im Nirgendwo einen Stromzaun gegen Bären aufzustellen ist schon was anderes als 500m zur vollisolierten, beheizten Kanzel zu laufen.  Verdreckte Sachen im nassen Zelt, Fachsimpeln über unterschiedliche offene Feuer in unterschiedlichen Landesteilen und Darsteller, die sichtlich genervt sind vom jagdlichen Misserfolg. Beim Schauen der Serie packt mich Fernweh und Abenteuerlust.

- Die Art der Jagd unterscheidet sich sehr von dem, was ich kenne. Zwar ist auch Drückjagd, technische Pirsch auf Sauen oder der klassische Rehwildansitz spannend und ich möchte es nicht missen, aber mit dem Helikopter im Nirgendwo abgesetzt werden und dort auf sich gestellt mit den Sinnen des Wildes konkurrieren zu dürfen, ist "eine andere Liga". Hierbei zuzuschauen setzt auch die eigene Jagd nochmals ins Verhältnis, dank Wärmebild und Wildkamera sind wir (mich eingeschlossen) sehr viel technifizierter und räumlich beschränkter, als man es dort ist (oder als es dort zu sein scheint). Die erlegten Hirsche werden im Feld zerlegt und in Einzelteilen auf dem Rücken transportiert - zuhause mit Pickup und 15 Min. zur eigenen Wildkammer undenkbar. Daher für mich absolut faszinierend.

- Für eine Ausrüstungsseite gehört natürlich auch ein Blick dazu. Die meisten der dort verwendeten Marken, insbesondere die Kleidung, waren mir nicht bekannt und die verwendete Technik (z.B. Vortex) fliegt bei uns meist unter dem Radar. Die Entfernung der Schüsse und die Art der Schussanbringung (nicht immer klassischer Blattschuss), die Aufbewahrung von Wild an der frischen Luft in 4,5m Baumhöhe in Gamebags, die Verwendung von Spektiven, die (für mich) neuartigen Blatter, die Tarnkleidung uswusf (z.T. ohne unseren Fokus auf Geräuscharmut) unterstreichen die anderen Bedingungen der dortigen Jagd (und die Beherrschung des eigenen Equipments) und inspirieren für die eigene Jagdausübung (z.B. die Adaption des dortigen Fernglastransports für die heimische Pirsch - dazu folgt ggf. ein Bericht meinerseits). Der Blick über den Tellerrand lohnt hierbei - als "Freund von Material" darf man hier auch begeistert sein.


Was mich stört

- Es gibt nahezu keine Hundearbeit, insbesondere nicht im Sinne einer Nachsuche. Zwar sind die Folgen mit Hunden äußerst spannend (Feldsuche mit Braccos, Waschbärensuche mit Terriern (werden zum Jagdort in der Satteltasche von Maultieren transportiert, herrlich)), aber eine Nachsuche im "deutschen / kontinental-europäischen Sinn" habe ich noch nicht entdeckt. 

- Die Übersetzungen sind teilweise noch ausbaufähig, insbesondere in den älteren Staffeln wird im deutschen Untertitel keine Waidmannssprache verwendet. Dies bessert sich jedoch sukzessive. Wie die deutsche Synchronisation ist weiß ich nicht. Sie ist aber vorhanden.

- Die Jagd mit Vorderladern mag zwar eine schöne, lokale Tradition sein, wird aber - wie in der Folge offensichtlich - dem Wild nicht gerecht. "Selbst" die Bogenjagd scheint mir besser (die Diskussion hierzu wurde an anderer Stelle ausführlich geführt, ich bin kein absoluter Gegner der Bogenjagd, für mich wäre es aber nichts).


Fakten zu MeatEater

- Die Serie MeatEater wird von Steven Rinella produziert. Seit Staffel 7 erscheint sie auf Netflix. Vorher erschien sie auf Sportsman Chanel.

- Es gibt 10 Staffeln mit 5 - 16 Folgen. Die Folgen sind ca. 30 Minuten lang. Manche Folgen sind zusammenhängend, manche unabhängig voneinander.

- Die Jagden spielen sich im wesentlichen in Nordamerika auf dort heimisches Wild ab. Es gibt jedoch auch Reisen nach z.B. Mexiko oder Neuseeland.

- Die Jagden finden überwiegend als Pirsch- kombiniert mit Lockjagd statt. Es gibt Bogenjagd, Vorderladerjagd sowie "klassische" Gewehrjagd. Teilweise wird geangelt (Unterwasserangeln in der Brandung vor Hawaii - sehenswert).

- Steven Rinella ist die jagende Hauptperson. Er wird aber regelmäßig von Freunden oder anderen Personen (teilweise offensichtlich Kunden) begleitet.


Schluss

Ich hoffe, mit diesem ersten Bericht einmal etwas Neues auf der Seite beigetragen zu haben und so etwas für die vielen, gerne gelesenen Berichte zurückgegeben zu haben. Jeder (Tier-)film ist letztlich Betrug und ob man bei dieser Serie tagelang mit Helikopter und Wärmebild für den perfekten Film spottet weiß ich nicht - das im Hinterkopf ist der Unterhaltungswert aber ausreichend hoch, um die Serie zu empfehlen.


Weiterlesen

https://www.themeateater.com/ 

Hier findet ihr natürlich einen Shop, Podcasts, Videos, legislative Hinweise und vieles mehr. Ich habe den Shop mal quer durchgeguckt. Interessant könnten die Blatter, die ohne Hände direkt im Mund gespielt werden, ein paar Taschen oder die Tarnkleidung sein.

PS:

Steven Rinella: If you ever read this, please follow my invitation to germany. I'd love you as a companion on a driven hunt with dogs. 


Find' ich gut!

Kommentare

FrostNRost
Neuling
vor mehr als 2 Jahren

Werd mal reinschauen. Danke für den Tipp.

Ich kann übrigens sehr Randy Newberg empfehlen. Vor Allem aber seine alten Videos. Die ersten Fresh Tracks-Staffeln gibt es auf YouTube. Allerdings nur in Englisch.

Waidmannsheil.

Mittelgebirgsjäger
Enthusiast
vor mehr als 2 Jahren

Danke für den Hinweis. Sieht auf den ersten Blick schon mal interessant aus.
Waidmannsheil

Robert B.
Neuling
vor mehr als 2 Jahren

Servus zusammen!
Ich schaue diese Serie mit Leidenschaft, mit meiner jagendenden Partnerin, an!
Ich verfolge auch so einige andere bekannte Formate/Kollegen in den Staaten, z.B Realtree 365,Bone Kollektor, Cameron Hanes, Chris Bee, Clay Hayes, Brian Call Gritty, Remi Warren usw. Das meiste geht über YouTube oder Patriot im Netz. Viele jagen da mit dem Bogen, aber auch mit Büchse oder Flinte und mich reizt die Vielfalt sehr. Auch die Verbindung mit Wandern/Bergsteigen und dem Verwerten finde ich toll. Selbiges gibt es aber auch aus Finnland oder Schweden (z.B Jagd ist auf der Jagd, Schweden), das ist dem Deutschen Jagdsystem etwas näher.
Aber neben dem Unterhaltungswert , lerne ich auch das eine oder andere, obwohl ein überzeugter Büchsenjäger, überlege ich tatsächlich einen Bogen zu besorgen, oder einen Treestand (Kommt hier gerade immer mehr, z.B von Summit/Viper). Ist toll zur Bejahung von Schadflächen oder an Wechseln und man bleibt beweglich.
Auch stellt mann mal fest, das viele auch mit 6,5 Creedmoor oder einer 308 Win auf 300m ohne Probleme Bären und Elche mit einem Schuss strecken können.Hier ist ja , bei dem Einem oder Anderen, die 30 06 auf 100m schon zu Klein bei einem 70 KG Keiler..... Die Kaliberdiskussionen oder welche Waffen zur Jagd man benutzt, sind sehr offen. Man kann die Wirkung live mitverfolgen. Auch werden diverse Großwildjagden mit dem Bogen gemacht, alles sehr Spannend.
Auch läßt bei vielen der Respekt vor dem Wild und der wunderschönen und weitläufigen Natur eben , meist, nicht zu wünschen übrig. Sondern ist unserer Waidgerechtigkeit sehr nahe. Wobei aber auch nicht zu vergleichen.
Wichtig bei all diesen Jagden ist eine oft viel größere körperliche Fitness, ansonsten sind diese Jagden nicht zu machen, das sollte man bei aller Romanik und Eifer nicht vergessen. Dies macht auch , für mich/ Uns den Reiz aus.
Wir haben uns entschlossen das auch mal mit einem Jagd Urlaub an zuschauen ,da Wir Beide begeisterte Bergwanderer und Naturliebhaber sind und dies dann mit der Jagd zu verbinden eine tolle Erfahrung werde könnte.
Neben unseren Passionen für Jagd, Bergwandern, Laufen, Fitness usw. führen Wir ein aktives Leben , sollten Wir mal Fernsehen schauen , schauen Wir fast ausschließlich solche Formate und empfinden es als Bereicherung. Wir genießen die Jagd hier auch sehr und würden sie nie missen wollen. Aber über den Tellerrand schauen schadet nicht und ausserdem gibts auch noch andere Hersteller, die Genau so gute Produkte herstellen, und manchmal um einiges günstiger sind als hier die Marken...
Es gibt auch eine nahezu unendliche Fülle an Herstellern von Klamotten, Blinds/Tarnzellte, Lockern, Messern, Rucksäcken, Schuhe usw. also Scheuklappen runter liebe Waidmänner/Frauen, es macht einfach Spaß und bereichert das Leben !!
Gruß und Waidmannsheil an Alle

Mittelgebirgsjäger
Enthusiast
vor mehr als 2 Jahren

Danke für den Kommentar. Kann ich fast alles so unterschreiben! Urlaub hatte ich auch mal überlegt, aber die Preise für so einen Elch oder Bär sind nicht ohne... ;)

Robert B.
Neuling
vor mehr als 2 Jahren

Bitte !!
Ja, ja die Preise, da hast Du wohl Recht !! Wir fangen mal kleiner an und machen uns mal im Sommer auf den Weg nach Finnland zum Urlauben und schauen uns mal die örtlichen Jagdgegebenheiten und Preise mal an. Ein Bekannter geht da auf die Jagd .Mal schauen......Man lebt nur einmal......
Bei uns steht auch im Hintergrund uns nochmal beruflich und Privat zu verändern und evtl noch auszu wandern...erstmal Schnuppern unddann wird man sehen.
War übrigens ein schöner Bericht.
Gruß und Waidmannsheil zum 1. Mai wünsch ich ...!!!

Mittelgebirgsjäger
Enthusiast
vor mehr als 2 Jahren

Es gibt immer mal wieder outfitter die Leute für eine Saison suchen. Vielleicht ist das ein Test zum Auswandern, wenn man sich vorher die finanziellen Ressourcen zur Seite legt. Für mich wegen Kinder und Familie keine Option.

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