Inhalt
Testbericht Mauser Fenris M18 in 6.5 Creedmoor
Vor 1 1/2 Jahren wurde mir die Mauser Fenris M18 im Kaliber 6.5 Creedmoor von der Firma Mauser für Test- und Fotozwecke zur Verfügung gestellt. Mauser hat jedoch zu keinem Zeitpunkt Einfluß auf diesen Bericht genommen und ihn auch vorher nicht gelesen. Alle Erfahrungen spiegeln meine eigenen Eindrücke wieder.
Das Mauser M18 System ist nun schon länger auf dem Markt und wohlbekannt für seine Zuverlässigkeit, Robustheit und Präzision. Die Fenris Variante der M18 bringt nun aber eine neue Komponente mit ins Spiel: individuelle Anpassbarkeit an die Anatomie des Schützen bzw. der Schützin. Denn was bringt die beste Präzision, wenn man diese aufgrund einer schlecht sitzenden Waffe nicht ins Ziel bringen kann? Man kann natürlich auch mit einer puristischen Kipplaufbüchse sehr präzise schießen, aber nicht ohne Grund bieten zum Beispiel Scharfschützengewehre alle erdenklichen Möglichkeiten, um die Waffe bestmöglich an den Schützen anzupassen. Der Firmengründer von GRS kommt aus eben jenem militärischen Backround und diese Erfahrung merkt man den Schäften von GRS jederzeit an.
Ergonomie
Die Fenris ist keine leichte oder schlanke Waffe. In der Creedmoor Version mit einem 56cm langen Lauf bringt die Büchse gute 3,8KG auf die Waage. Nicht optimal für die Pirsch, aber dort sehe ich auch nicht das Haupteinsatzgebiet des Systems.Vielmehr spielt die Fenris ihre Stärken im Ansitz und im jagdlichen long-range Bereich aus - hier ist Gewicht wiederum von Vorteil, denn Gewicht bringt Stabilität.
Kernstück ist der Schaft vom Hersteller GRS, der eine schnelle Verstellung von Schaftlänge und Wangenauflage zulässt. Dies geschieht über Druckknöpfe und beides kann um mehrere Zentimeter im Auszug verstellt werden. Damit findet jeder seine für ihn optimal passende Einstellung - wichtig für den präzisen Schuss und die saubere Kompensation des Rückstoßes, um das Zeichnen des Stückes zu sehen und / oder ggf. einen schnellen zweiten Schuss anbringen zu können.
Beides belingt mit der Fenris mühelos, zumal in dem ohnehin sehr rückstoßarm schießenden Kaliber 6.5 Creedmoor und dem dazugehörigen Limbsaver Rückstoßpad, das sehr weich in die Schulter kommt.
Die Handauflage ist sehr großzügig dimensioniert und bietet auch für große Hände mehr als ausreichend Platz. Für sehr kleine Hände ist der Griff vielleicht etwas überdimensioniert. Ich habe die Fenris, wie alle meine anderen Waffen auch, immer mit dem Daumen auf der rechten Seite geschossen, was durch die Griffstruktur sehr gut funktioniert. Umgreift man den Griff, fällt der Daumen in einen eigens dafür geschaffenen Bereich und findet dort ebenfalls einen natürlichen und wiederholgenauen Ankerpunkt.
Der Vorderschaft ist, passend zum Rest des Schafts, auch eher voluminös gehalten und unterstreicht nochmal den Grundcharakter der Fenris, eher für größere Menschen gemacht zu sein. Der Schaft besitzt vorne eine Riffelung, die unter allen Bedingungen sehr griffig ist.
Die Wangenauflage ist großzügig dimensioniert und hat keine harten Kanten, die beim längeren Liegen hinter der Waffe stören würden. Insgesamt ist die Fenris eine sehr komfortable Waffe, die einem die Motorik des Schießens sehr einfach macht.
System
Kern der Fenris ist das bewährte M18 System von Mauser, über das hier schon mehrfach sehr ausführlich berichtet wurde. Daher nur noch einmal in Kürze: Die Drei-Stellungs-Sicherung funktioniert einwandfrei und ich schätze die Möglichkeit, die Waffe im gesicherten Zustand entladen zu können. Es braucht keinen Handspanner um sicher jagen zu können, aber im Gegensatz zu meinen Tikkas, wo ich die Waffe zum Entladen immer entsichern muss, bringt dieses Feature der M18 nochmal ein bisschen mehr Sicherheit, was nicht nur Jungjägern entgegenkommen dürfte.
Sehr gut ist der geringe Öffnungswinkel des Kammerstängels von nur 60°, wodurch ein sehr schnelles Repetieren möglich ist. Der Kammerstängel befindet sich dabei auf exakt 90° im Verhältnis zur lotrechten Waffe, was haptische Komplikationen mit der Optik, wie z.B. bei Öffnungswinkeln von 90° oft der Fall ist, unmöglich macht. Das Design des kegelförmigen Kammerstängels ist ebenfalls sehr gut gelungen und dieser lässt sich sehr gut, sicher und auch schnell greifen, was wiederum der längeren Bauweise geschuldet ist. Löst sich die Abzugshand vom Griff, ist man sofort am Kammerstängel und kann diesen schnell bewegen.
Der Schloßgang ist in Ordnung und nachdem er am Anfang noch etwas hakelig war, wurde er mit zunehmender Zeit immer besser. Auch das sehr leise Laufgeräusch des Verschlusses ist mit der Zeit verschwunden. Im Vergleich zu einer M12 läuft der Verschluss immer noch mit etwas mehr Spiel und wackelt ein wenig, aber das spielt jagdlich überhaupt keine Rolle und taugt daher bestenfalls für feuilletonistische Debatten auf der abendlichen Couch.
Der Solid-Lauf mit 19mm Durchmesser ist mit seinen 56cm Länge gut für das Creedmoor-Kaliber geeignet, welches ja bekanntermaßen von längeren Lauflängen profitiert. 56cm ist für mich daher ein guter Kompromiss, da die langen 60cm Läufe, insbesondere mit Schalldämpfern, doch eher unhandlich werden. Der Lauf besitzt ein 17x1 Mündunsgewinde, auf das ich einen 5/8x24 Adapter von Atlasworx geschraubt habe, um meinen schon vorhandenen A-Tec Optima 50 in Kaliber 6.5 mit integrierter Mündungsbremse zu benutzen. Die Kombination des ohnehin schon sehr gut dämpfenden Atec mit der Mündungsbremse, gekoppelt mit dem weichen Creedmoor-Kaliber in einer eher schweren Waffe führt zu einem Rückstoßverhalten wie bei einer .223 - also kaum zu merken. Die Mündungbremse führt zudem dazu, dass der Rückstoßimpuls von einem Schieben in die Schulter mehr zu einem kurzen Kick wird - und man so das Zeichnen des Stückes sauber erkennen und ggf. sofort einen weiteren Schuss abgeben kann.
Alle präzisionsfördernden Maßnahmen helfen jedoch nichts, wenn der Abzug nichts taugt. Aber auch hier gibt sich die M18 keine Blöße und der Abzug bricht sehr sauber und mit einem klar definierten Druckpunkt. Ich bin sehr pingelig was meine Abzüge angeht und schieße sonst nur getunte Tikka Abzüge mit einem Abzugsgewicht von 400g. Der M18-Abzug kommt nicht ganz die Performance eines Tikka T3x Abzugs dran, ist aber verdammt nah dran. Und auch hier gilt wieder: jagdlich irrelevant. Im Serienzustand kommt die Fenris mit einem Abzugsgewicht von 1000g - mit ein bisschen ausprobieren und Feineinstellung mithilfe eines Abzugsmessgerätes, habe ich die Fenris auf ein Abzugsgewicht von 550g runter drehen können. Der Abzug bricht dabei sehr klar und ohne Kriechen oder Vorweg.
Lediglich der kleine Nachweg - also der Weg, den das Abzugszüngel sich noch nach hinten bewegen kann, wenn der Schuss gebrochen ist, war für mich etwas ungewohnt. Aber das ist lediglich eine etwas andere Haptik, wenn man den follow-through nach dem Schuss richtig ausführt, d.h. den Abzugsfinger nach dem Schuss weiter durchzieht und auf dem Abzugszüngel hält.
Die Verstellung des Abzugsgewicht ist sehr praktisch gelöst und man kann diesen von außen, ohne das System aus dem Schaft lösen zu müssen, einfach durch einen kleinen Inbusschlüssel verstellen. So kann man entspannt das für einen individuell richtige Abzugsgewicht einstellen.
Präzision
Ich war und bin mit der Präzision der Fenris absolut zufrieden.
Ich schieße dabei die Hornady ELD Match Geschosse und sowohl die 120 als auch die 140grain Geschossen produzieren wiederholbare Streukreise von 20mm.
Auch auf 300m war die 10 absolut sicher zu halten.
Als Optik habe ich derzeit ein 3-18x50 Taurus von Vector Optics montiert.
Ein sehr günstiges Glas um die 350€, zu dem später auch nochmal ein seperates Review kommt. Ich habe das Glas nun jedoch mehr als zwei Jahre sowohl auf dem 300m Stand und auf der Jagd in ebensolchen Distanzbereichen benutzt und es als völlig ausreichend empfunden. Die Klickverstellungen arbeiten sauber, die Türme sind arretierbar und der Vergrößerungsbereich von 3-18x50 ist jagdlich optimal, um auch weiter entfernte Ziele sicher ansprechen und erlegen zu können.
Das Absehen befindet sich in der ersten Bildebene und ist fein genug, um oben erwähnte Streukreise schießen zu können. Mit mehr Übung und einem stabileren Setup auf dem Stand wären vielleicht sogar noch engere Gruppen drin - mir reichen die 20mm aber vollkommen aus. Die Fenris wurde dabei vorne von einem Zweibein unterstützt, hinten ein einfacher Schießsack für 10€ mit Kunststofffüllung - also das gleiche Setup, mit dem ich auch jagen gehe.
Jagdpraxis
Entgegen meiner obigen Aussage, dass ich die Pirsch nicht als den Hauptanwendungszweck der Waffe sehe, habe ich sie doch ausschließlich genauso benutzt. Pirschen, wie ich es praktiziere, bedeutet bewegte Jagd, bei der ich bei einem Pirschgang zwischen 3km und 10km Strecke zurücklege. Mit dabei ist immer ein Dreibein der Firma Innorel, in dessen U-Klemme ich die Fenris vor Schussabgabe einklemmen kann. Damit gelingen auch fernab von Kanzeln und in unebenen Gelände, sichere Schüsse von 150m und mehr. Mit der Fenris habe ich dabei um die 20 Stücke Rehwild erlegt, in Distanzbereichen von 50-300m.
90% der Schüsse wurden dabei mit Hilfe des Dreibeins abgegeben, 10% der Stücke konnte oder musste ich im Liegen erlegen. Die Anpassungsmöglichkeiten der Fenris waren dabei ein ebenso großer großer Vorteil wie das etwas höhere Gewicht, welches das Absehen auch auf weitere Entfernungen eher ruhig bleiben ließ. Der Bereich um den Magazinkasten lässt sich dabei relativ gut in die U-Backe des Dreibeins einspannen, so dass die Waffe sicher im Pirschstock sitzt.
Ich persönlich hätte mir für eine noch stabilere Verbindung von Pirschstock und Waffe eine MLOK- bzw. ARCA-Aufnahme am Schaft gewünscht, aber dafür hat Mauser andere Büchsen und GRS andere Schäfte im Programm.
Bei den Pirschgängen merkt man jedes Gramm Gewicht, vor allem in topographisch anspruchsvolleren Revieren. Das Gewicht der Mauser war für mich dabei an der oberen Grenze - noch schwerer sollte eine Waffe für die Pirsch dann doch nicht sein. Ich habe die Fenris mit einem breiten und sehr weichen Trageriemen des finnischen Herstellers Savotta ausgestattet . Das, und der Umstand, dass die Fenris keine harten Kanten hat, die einem in den Rücken schneiden, machen das Tragen der Waffe sowohl über der Schulter als auch quer über den Rücken, trotz des Gewichts sehr angenehm.
Fazit
Wer bis hierhin gelesen hat, dürfte wenig überrascht sein, dass mein Fazit zur Mauser Fenris sehr positiv ausfällt. Für mich ist es eine gute Allroundwaffe, die ihre Stärken vor allem im Ansitz hat. Aber die individuelle Anpassbarkeit bringt überall dort Vorteile, wo maximale Präzision gefragt ist.
Das Gewicht einer Waffe ist auf der Jagd ein zweischneidiges Schwert und am Ende kommt es auf den Einsatzzweck an, in dem man das System einsetzen möchte. In meinem Setup, mit einem eher schweren Dämpfer und einer eher schweren Optik war die Waffe, wie oben beschrieben, an der obigen Gewichtsgrenze für meinen Einsatzzweck.
Mit einem leichteren Dämpfer (oder gar einer Mündungsbremse) und einem leichteren Glas wäre eine Gewichtsersparnis von mehr als 500gramm möglich - eine Summe, die man auf dem Rücken und auf Dauer durchaus merkt.
Die Präzision der Fenris in der Creedmoor Variante ist hervorragend und steht den teureren Modellen von Mauser in nichts nach. Hier entscheidet ganz klar der Schütze oder die Schützin, ob getroffen wird oder nicht.
Für die rund 1600€ Straßenverkaufspreis bekommt man hier eine gut ausgestatte Büchse, deren ballistisches Potenzial viel Entwicklungsmöglichkeit für den Jäger bietet.