Mauser 66S die Mutter der SR830 Und Oma der R93 und was danach kam ist allen bekannt.
Hallo liebe Geartester Community hier schreibt hfs_magconda bekannt von Instagram und einigen wenigen vom Hörensagen.
Ich bin seit einigen Monaten im Besitz einer Mauser 66S, durch einen guten Freund dessen Großvater leider in die ewigen Jagdgründe gewandelt ist und seine Waffen in berechtigte Hände mussten. Ich bin wie die Jungfrau zum Kind an den Repetierter gekommen. Es wäre also eine Lüge, wenn ich behaupten würde ich habe schon immer nach dieser Büchse gesucht.


Ausgestattet ist diese Büchse mit einem Polygonlauf im brandaktuellen Kaliber 308 Win., deutschem Stecher sowie SEM Montage auf der ein 2,5-10 x 56 Zeiss mit Abs. 4 sitzt. Soweit zu den nüchternen Fakten.
Beim auseinandersetzten mit dem Modell muss ich gestehen, dass man die Begeisterung dafür schnell nachvollziehen kann. Die Waffe ist bestimmt nicht für jeden Jungjäger gedacht. Wer seine Freunde mit „Bro“ und „Digga“ anspricht sowie bei einer holden Maid von einer sogenannten „Chaya“ spricht, wer seine Kanzel nachts dauerhaft mit dem Handybildschirm ausleuchtet während er seinen Ansitzdöner mit einem Trinkjoghurt oder Energy runterspült, seinen Emotionen nach dem Schuss mit einem langen „Aaaalter was war das denn?!“ Ausdruck verleiht während er wie ein Schluck Wasser kreidebleich über der „Knarre“ hängt und danach mit zittriger Stimme eine Instastory produziert. Die mit „Ey Leute Ihr glaubt nicht was hier gerade abging“ beginnt, für den ist die Waffe wahrscheinlich uninteressant. Grenzwertig wird es ebenfalls bei denen die bei einer deutschsprachigen Konversation „random“ irgendwelche englischen Begriffe verbauen ohne von sich selbst angewidert zu sein. Der bleibt lieber weiter bei der Jagd mit grünem Shemagh und AR10 auch wenn der Markt aktuell regelmäßig vielversprechende Mauser 66 bietet.
Gehen wir ein paar Jahrzehnte zurück in eine Zeit in der die Branche anfing regelmäßige Revolutionen zu erleben und der 90 Grad zwei Warzen Verschluss langsam zum kalten Kaffee wurde. Viele Firmen begangen in der Epoche neue Wege um dem Kunden gute Gründe für die Anschaffung einer Büchse zu bieten. Man muss sich vorstellen in der Zeit war das Freizeitbudget nicht hoch. Der Waidmann war zwar ab oberer Mittelschicht etabliert allerdings war der A Schrank meistens mit 3-5 Plätzen ausgestattet und es wurden nur in potenzielle langjährige Jagdbegleiter investiert. Und nicht in Spielereien.
Dies bedeutet der Büchsenmacher musste vernünftige Argumente in das Verkaufsgespräch einfließen lassen. Und Mauser lieferte welche!!! Wie zu der damaligen Zeit von der Firma gewohnt. Der Teleskopverschluss von der Mauser 66 bahnte damals den Weg in die Richtung der Geradezugrepetierer bzw. die lange umständliche Repetierbewegung wurde überdacht. Blaser folgte mit dem SR830 in den 80er mit einem ähnlichen Konzept. Die Schienen von dem Teleskopverschluss der Mauser 66 wurden dank der neuen technischen Möglichkeiten mit geringen Toleranzen gefertigt. Wodurch die Waffe regelmäßige Reinigung und Schmiermittel fordert. Dafür spürt man beim bedienen der Waffe die Wertigkeit, die Präzision der Teile, die Zuverlässigkeit. Dies veranlasste sogar manche Behörden eine Scharfschützenversion ins Arsenal aufzunehmen, nämlich die Mauser 66SP

Und Jetzt stellt man sich vor jemand kannte damals nur den klapprigen 98er der mit offenem Verschluss schlottert wie 1944 die Knie vom deutschen Infanterist im Schützengraben auf Russischem Territorium. Wenn mit dem Kenntnisstand schließlich auf der Theke solch ein Ingenieurskunstwerk vor einem lag, man diesen in die Hände genommen hat, der geführte Verschluss ohne Spiel geschlossen wurde und dieser Meilenstein an Fortschritt erlebt wurde, danach ist es um viele Waidmänner verständlicherweise geschehen. Der ein oder andere taktisch schlaue Ehemann ist auf dem Heimweg zur Teuersten noch auf die Wildwiese und hat ein Strauß Blumen nicht für Äsung sondern für die Budgetfreigabe zweckentfremdet. Wenn alles glatt lief stand jetzt im Schrank neben dem Drilling mit dem man zwar alles machen kann aber vieles nicht richtig, ein reinrassiges Drückjagdwerkzeug.

Die Ära der Waffen für spezielle Einsätze hat begonnen und die Alleskönner wurden abgelöst. Soweit zum damaligen Spirit und Emotionen der Sportsfreunde, aber wie sieht es heute aus? Nachdem Mauser endlich da weitermacht wo sie damals aufgehört haben und einen Geradezug vorstellen bzw. das ist nicht ganz richtig Mauser hatte nach dem 66er Teleskopverschluss noch versucht weiter zu machen in der Drückjagdabteilung mit dem kaum bekannten Mauser 77 der einen Zylinderverschluss hat bei dem die Warzen hinten liegen. Allerdings hatte der keine Chance gegen die Sauer 80. Das Kapitel war schnell geschlossen.
Wenn ich heute die Mauser 66S führe dann spüre ich ein vertrauenswürdiges Werkzeug mit Charisma bei dem ich Nostalgie fühle aber keine großen Einbußen habe wie beispielsweise mit einem Jagd 98er. Durch den kurzen Verschluss bleibt die Waffe trotz langem Lauf kompakt und balanciert. Mit dem Kaliber 308 habe ich jede Menge Geschossauswahl. Wenn nicht gibt es für die Waffe Wechselläufe welche selbst getauscht werden können und noch aktuell produziert werden.



Die Waffe Trifft auch für heutige Verhältnisse präzise und genau. Das Repetieren geht wie auf Schienen und die Zwei üppig Konstruierten Warzen verriegeln passgenau. Hier fühlt man die oben bereits erwähnten geringen Fertigungstoleranzen. Das Design vom Schaft ist nicht unbedingt für Magnum konzipiert hier würde ich mir keine 9,3x62 oder 8x68S blind ersteigern, ohne diese Waffe vorher geschossen zu haben. Oftmals sind genau die Kaliber die Schnäppchen auf dem Markt. Und wenn jetzt jemand vom Klassiker begeistert wurde, muss bedacht werden, dass die Waffen Teilweise seit Jahrzehnte im Einsatz sind, was den Waffen keinen Schaden macht allerdings, wenn der Jäger es evtl. die letzten 10 Jahre von seinem Lebensabend nicht mehr zum Schrank geschafft hat um dem Lauf einen öligen Pfropfen zu gönnen, kann eine im feuchten Keller aufbewahrte Waffe auch als Schrankwaffe Lagerschäden erleiden. Dies lässt sich leicht durch ein Endoskop überprüfen. Das kann auch der Verkäufer machen und Fotos/Videos davon schicken in der Hoffnung, dass er die Datei nicht mit der letzten Darmspiegelung verwechselt und das falsche Endoskop Video gesendet wird. Allerdings wenn doch wird die Preisverhandlung mit dem Ass im Ärmel bzw. auf der Festplatte ein Kinderspiel.



Die Mauser 66S ist für jeden der etwas übrig hat für stilvolle Klassiker aber dafür nicht auf alles verzichten will was heute Standard ist. Hätte ich die Wahl zwischen einem gestern gefertigten Repetierter aus der mittleren Preisklasse und der 66S würde ich die Mauser 66S vorziehen. Einfach erklärt, wenn ich Boxer wäre und bekäme ein Anruf von Mike Tyson bei dem Iron Mike ins Telefon lispelt er könnte sich vorstellen mit mir zu trainieren. Dann würde ich wahrscheinlich nicht in die örtliche Boxschule gehen, sondern lieber mit der Legende boxen auch wenn er nicht mehr taufrisch ist oder hier und da vllt. der Lack ab ist. Aber es wäre etwas Besonderes und nicht jeder hätte das Privileg.
Ich hoffe ich konnte den/die/das ein*e oder andere*n in eine Zeit mitnehmen als ein neues Kapitel geschrieben wurde, als Waffen noch Seelen hatten und Männer noch Männer waren.
Euer Analphabet
hfs_magconda
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