Weidmannsheil, Geartester!
Es schien mir an der Zeit, mal einen Exkurs zum Thema Zieloptik zu verfassen…- immerhin ein wesentliches Element im Leben jedes Jägers - insbesondere in meinem eigenen.
Achtung: kleine „Warnung“ vorab: wem meine bisherigen Berichte schon zu lange erschienen, wird sich hierin bestätigt finden - dieses Tutorial ist noch etwas umfangreicher geworden - aufgrund der Komplexität des Themas an sich.
Die Profis unter Euch, welche die „Basics“ überspringen möchten, können das selbstverständlich gerne tun und weiter unten beim eigentlichen Produktreview beginnen ;-)
Für den interessierten Laien oder Jungjäger, ist die Lektüre hoffentlich eine Bereicherung - in diesem Sinne wünsche ich allen viel Spaß beim lesen - sollte trotz meiner Bemühungen um eine verständliche Sprache etwas im Unklaren bleiben oder vergessen worden sein - oder auch für fachliche Kritik - steht Euch ja das Kommentar-Feld am Ende des Beitrages zur Verfügung.
Das Thema Optik an sich, begleitet mich schon seit meiner frühen Kindheit: mein Vater ist Fotograf, (mittlerweile längst pensioniert aber bis ins hohe Alter aktiv); wir hatten immer (gute) Kameras zu Hause… - in den Ferien half ich im Fotostudio aus und machte erste Erfahrungen mit sog. Großformat Kameras (Linhof, Sinar…) - und Mittelformat (Hasselblad)…
In der (nicht erfüllten) Erwartung, irgendwann den Väterlichen Betrieb zu übernehmen, begann ich nach der Grundschule selbst eine Lehre als Fotograf in einem Studio für Werbefotografie. Im Grunde ein solides Handwerk, damals… - allerdings auch ein brotloses, weshalb ich den erlernten Beruf 12 Jahre später wieder an den Nagel hing…
Die Haupt-Fächer Optik und Physik waren in der Berufsschule, welche gleichermaßen von Optikern und Fotografen besucht wurde, ein wesentlicher Bestandteil des Unterrichtes - wir lernten die Theorie von der Pike auf (die wohlklingenden „Linsenfehler“ wie z.B. die chromatische und sphärische Aberation, Distorsion, Astigmatismus… und deren Behebung kann ich noch heute, nach über 30 Jahren im Schlaf rezitieren…).
Vor allem faszinierten mich von Anfang an die Objektive der Kameras - und wir hatten nur die besten Optiken u.A. von Zeiss oder Rodenstock in Verwendung - einzelne Wechselobjektive kosteten damals ein Vielfaches meines kärglichen Jahresgehalts! Als Assistent, war ich u.a. für die Pflege und sichere Aufbewahrung dieser Schätze verantwortlich - ich hütete sie quasi wie mein Augenlicht!
Diese Achtung vor guten Optiken habe ich mir auch nach meiner „Karriere“ als Fotograf bewahrt. Ich weiß eine hochvergütete Linse zu schätzen und spare lieber am Auto als an der Qualität meiner optischen Geräte (mal abgesehen von meiner 5 Jahre alten Handy-Kamera mit der all die Bilder hier entstanden sind…)!
Ich möchte hier nicht bestimmte Marken als „gut“ oder „schlecht“ bewerten - es sollte aber dennoch jedem Jäger, der sich mit der Materie nicht so professionell auseinander setzen will/kann klar sein, dass es offenbar einen triftigen Grund für die Preisunterschiede am Zielfernrohr - Markt geben muss bzw. dass ein Rohr um 150 Euro nicht unbedingt vergleichbar sein kann mit einer 2000+ Euro teuren Optik - nur der Name alleine kann/soll es jedenfalls nicht sein - aber was steckt tatsächlich dahinter? Was rechtfertigt eigentlich diese teilweise eklatanten Preisdifferenzen? (abgesehen vom Outsourcen der Assemblierung in Billiglohnländer um die Herstellungskosten zu senken… oder die Gewinne zu steigern…)
Mittlerweile ist die Bandbreite an durchaus beeindruckenden Zieloptiken fast nicht mehr überschaubar und besonders für den Jungjäger stellt sich zu Anfang die berechtigte Frage nach Sinn und Zweck - neben der Leistbarkeit (das gilt ja nicht nur für die Ziel-Optik(en) sondern gleichermaßen für Fernglas und ggf. noch Spektiv…)
Es gibt da einige „Kennzahlen“ die im Zusammenhang beim Angebot von optischen Geräten stets genannt werden - mache davon sind eher theoretischer Natur, anderen sollte man durchaus Beachtung schenken. Nehmen wir zum Beispiel die „Dämmerungszahl*“ (nicht zu verwechseln mit der tatsächlichen Abbildungs-Leistung!): die ist im Grunde nur so ein Begriff, deren „Wert“ sich rein rechnerisch aus der Quadratwurzel aus Objektivdurchmesser in mm mal Vergrößerung ergibt, jedoch rein gar nichts über die Qualität einer Optik aussagt – Tip: wenn der Hersteller oder ein Verkäufer sich in der Beratung besonders auf diesen „Wert“ kapriziert, sollte man evtl. doch noch eine Zweitmeinung in Betracht ziehen ;-)
Ähnlich verhält es sich mit der „Austrittspupille**“ – je größer der Wert (in mm) umso „Besser“ - zumindest theoretisch, da bekanntlich mit steigendem Alter das menschliche Auge „träger“ wird und die maximale Pupillenöffnung deutlich kleiner ausfällt als bei der gesunden Netzthaut eines Jungen Menschen (max. ca. 7mm).
Ein mit freiem Auge überprüfbares „Qualitätsmerkmal“ hingegen ist, wenn das Strahlenbündel sauber, rund und nicht eckig, verzerrt ist. Dazu einfach das Objektiv gegen eine Lichtquelle halten und das Okular bis zum Brennpunkt auf eine ebene Fläche – z.B. auf ein Blatt Papier halten bis sich die Lichtscheibe scharf abzeichnet.
Mehr über die Linsenqualität bzw. Lichtstärke einer Optik sagt da schon die „Transmissions-Leistung“ aus - dieser Wert wird in % angegeben und heißt im Grunde nichts anderes als: die Menge des Lichtanteils am Objekt, welche am Ende beim Okular wieder rauskommt: z.B. eine Transmission von 92% (alles über 90% ist ein recht guter Wert) heißt, die Linsenkonstruktion schluckt etwa 8% des einfallenden Lichtes, der Rest kommt tatsächlich beim Auge an.
Diese Leistung hängt im Wesentlichen von ein paar Faktoren ab: einerseits von der Güte und Beschaffenheit der Linsen selbst (die chemische Glas-Zusammensetzung und die physikalische Reinheit - keine mikroskopischen Einschlüsse von Luft oder Fremdkörpern), der Schliff - und last, but not least: die sogenannte „Vergütung“ der Linsen.
Alleine bei der Auswahl der Linsen trennt sich die Spreu der billigen no -name „China“ Gläser von den Qualitätsprodukten mehr oder weniger namhafter Optik Produzenten! Die Firma Schott wird in diesem Zusammenhang oft genannt - sie stellt seit über 125 Jahren die Linsen für etliche hochwertige optische Geräte diverser Marken her (aber auch hier gibt es erste - und zweite Wahl Linsen)… Die Gläser werden nach ihren optischen und inneren Eigenschaften spezifiziert wie folgt:
Optische Eigenschaften:
Brechungsindex mit Toleranzangabe
Abbezahl mit Toleranzangabe
Brechzahl-Homogenität
Reintransmission
Farbcode
Innere Eigenschaften:
Schlieren
Blasen und Einschlüsse
Spannungsdoppelbrechung
Die Vergütung der Linsen ist eine Sache für sich - sprich die „Beschichtung“ - welche nach meist streng geheimen, edel-metallischen Rezepturen, tatsächlich „hauchdünn“ - im μ-Meter Bereich aufgedampft dafür sorgt, dass die Gläser z.B. entspiegelt werden und das Licht möglichst ungehindert und farbtreu durchdringen kann.
In den letzten Jahren hat sich zudem in Sachen Nano Technologie so manches getan - vor allem bei den äußeren Glasflächen sorgen zusätzliche Schutz-Schichten dafür, dass die Optik vor Fremdeinwirkungen von Flüssigkeiten wie Wasser oder Öl aber auch feinen Kratzern bewahrt werden soll (diese klingenden „Marken“ Namen wie „Lotu-Tec“, „Oilphobic“ oder „Diamond-Care“ im einige zu nennen, weisen auf das Vorhandensein solcher Beschichtungen hin...).
Dann noch zu guter Letzt die technische Konstruktion bzw. Zusammensetzung der einzelnen Linsen um zuvor genannte „Linsenfehler“ auszumerzen und ein verzerrungsfreies, bis zum Rand scharfes und gleichmäßig ausgeleuchtetes Bild auch bei mäßigen Lichtverhältnissen zu gewährleisten.
Ein nicht unwesentlicher Anteil an der Preisgestaltung sind die anrechenbaren Kosten für Forschung und Neuentwicklung solcher Technologien! Das sollte man nicht unterschätzen - immerhin muss man diese Kosten auch in das fertige Produkt einpreisen bevor dann die Mitbewunderer diese Entwicklungen kopieren und entsprechend kostengünstiger anbieten.
Als Bespiel seien hier auch die stets steigenden „Zoom-Faktoren“ genannt - die Weiterentwicklung immer höherer Vergrößerungsbereiche die gerade in den letzten etwa 10-15 Jahren zu beobachten ist. Noch bis in die 90er Jahre waren fixe Brennweiten bzw. Vergrößerungen ohne Leucht-Absehen üblicher Standard -z.B. ein 8x56 für die Dämmerungsjagd oder ein 6x42 für die Pirsch am Tag… - dann kamen die ersten „variablen“ Gläser mit 3 -Fach Zoom z.B. 2-7, 3-9, 4-12 usw.
Schon bald darauf überbot man sich mit 4-fach Zoom (3-12, 6-24…) und dachte: das war jetzt das Ende der Fahnenstange - mehr geht nicht, man sei quasi am Ende des physikalisch möglichen…
Immerhin bringt ein variables Glas auch Nachteile mit sich - man „erkauft" sich den praktischen Vorteil, das Wild näher heran-zoomen zu können mit einem nicht unwesentlichen Lichtverlust und der deutlichen Gewichtszunahme (weil man dafür auch mehr Linsen benötigt als bei einer festen Vergrößerung). Außerdem gibt es zwei Möglichkeiten, das Absehen zu platzieren: in die erste Ebene (oder First Focal Plane =FFP) - also beim Objektiv - oder in der 2. „Bildebene“ (BE) sprich Second Focal Plane = SFP - auch hier entstehen jeweils wieder sowohl Vor- als auch Nachteile:
Absehen in der 1. Ebene wird stets beim Zoomen mit-vergrößert, d.h. die Balken am Fadenkreuz werden bei höherer Vergrößerung auch dicker - je nach Zoomfaktor kann es hier sein, dass man ein sehr feines Absehen benötigt, um nicht bei maximaler Vergrößerung ein kleines Ziel zu verdecken - also was für die Jagd auf Schalenwild evtl. Bei Dämmerung ein Vorteil ist, weil sich das Fadenkreuz noch deutlich vom Blatt abhebt, ist beim Präzisionsschießen auf die kleine Ringscheibe unbrauchbar weil man mit dem „fetten“ Kreuz den „Zehner“ komplett verdeckt… -
Dafür ist ein zu feines Absehen bei minimaler Vergrößerung jagdlich unter Umständen unbrauchbar… - das sollte man also bei der Wahl des Absehen jedenfalls beachten.
Die Eierlegende Wollmilchsau gibt es tatsächlich auch bei Zielfernrohren nicht - selbst - oder gerade ein 1-10x Glas (das mittlerweile schon von ein paar Herstellern angeboten wird) hat eben diesen Nachteil - hier würde ich daher den Vorteil in einem Absehen in der 2. Ebene sehen - also ein Fadenkreuz, dass immer gleich groß bleibt (diese Variante wird gerade von Jägern mittlerweile bevorzugt - ich persönlich verwende dennoch lieber FFP Absehen).
Der Nachteil der 2. Bildebene/SFP ist einerseits, dass selbst bei guten Geräten eine 100%. Zentrierung nicht möglich- und daher mit einer Verlagerung des Treffpunktes zu rechnen ist - d.h. das die „Mitte“ des Fadenkreuzes bei minimal - und maximal Vergrößerung tatsächlich nicht genau dort hinzeigt, wo die Kugel hinfliegt! - Das kann bei weniger guten Produkten immerhin so viel sein, dass man das Stück auf 150m oder mehr gar nicht mehr trifft! Bei den Optiken der Premium Hersteller werden aber hier i.d.R. Werte von nur wenigen cm auf 100m garantiert…
Ein weiterer Nachteil der Absehen in 2. Ebene ist bekanntlich, dass die Verhältnisse der Absehensmaße mit den Größenverhältnissen des Ziels nicht mehr übereinstimmen - das ist gerade bei Absehen mit sogenannten „BDC“ also „Balistic Drop Calculator“ sprich Haltemarken für unterschiedliche Entfernungen oder bestimmten Maßeinheiten wie MIL (Kurzform für Miliradian) oder MOA (Minutes of Angle= Winkelminute) relevant - da diese Markierungen, wenn sie nicht entsprechend mit-vergrößert werden nur in einer einzigen, bestimmten Einstellung der Vergrößerung gültig sind.
D.h. sobald der Zoomring nicht 100%ig an der Position ist, in welcher er für die Haltemarken kalibriert ist, passt auch der anvisierte Haltepunkt nicht und sehr schnell hat man sprichwörtlich übers Ziel hinausgeschossen - oder daran vorbei…
Kommen wir nach diesem mehr oder weniger ausführlichen Exkurs in die Grundlagen zum eigentlichen Thema, dem Mark 5 HD von Leupold, welches stellvertretend hier als mein aktueller Favorit auserkoren wurde – es kommt nach einiger Erfahrung mit unterschiedlichsten Zielfernrohren für Jagd und Sport dem Ideal für meine Anwendungsbereiche am nächsten und schafft recht eindrucksvoll den Spagat zwischen geringem Gewicht (737g), hoher Vergrößerung, feines Absehen in 1. Bildebene, und liegt preislich zwar bei den Premium Herstellern, muss jedoch den Vergleich mit der vorwiegend Mitteleuropäischen Konkurrenz nicht scheuen!
Eines noch vorweg: mein Test-ZF hat kein Leuchtabsehen, da dieses Model gerade nicht verfügbar war, ich es dafür neu zu einem sensationellen Preis einer Vorführ-Optik erstanden habe!
Mittlerweile habe ich aber festgestellt, dass ich immer seltener die Absehen-Beleuchtung tatsächlich verwendet hatte und sie defacto auch noch nie bei diesem Glas vermisst habe. Der Aufpreis von etwa 750,- Euro auf ein Leuchtabsehen schlägt bei den Behörden-Gläsern (den sog. Mark- oder MK Serien…) doch recht deutlich zu Buche!
Das Standard - Absehen ist ein TMR = Tactical Milling Reticle, d.h. ein auf Miliradian basierendes Strich-Absehen ähnlich dem ursprünglich für das Scharfschützen-Wesen entwickelten „Mil-Dot“ Fadenkreuz, jedoch mit feinen sog. hash-marks also Strichen statt der Punkte oder „Dots“ welche entsprechend mehr vom Zielmedium verdecken.
Dabei entspricht der Abstand jeweils eines längeren Strichs zum anderen einem MIL was soviel ist, wie 1m auf 1000m oder 10cm auf 100m - und zwar bei jeder gewählten Vergrößerung da der Maßstab ja gleich bleibt!
Man kann daher die Treffpunktlage beim Schuss auf größere Distanzen entweder mittels verstellen des Elevationsturms vornehmen – oder durch gezieltes Verhalten anhand der Strichplatte. Die Verstell-Einheit von Höhen- und Seitenturm ist ebenfalls in MIL – konkret entspricht ein „Klick“ 1/10 MIL = 1cm auf 100m.
Es gibt optional auch weitere Spezial Absehen, die ein Verdrehen der Türme quasi unnötig machen, diese sind aber für eine einfache Anwendung durch den weniger trainierten Schützen eher eine Ablenkung und kosten nebenbei noch einiges an zusätzlichen Lizenzgebühren (TrEmOr oder HORUS Absehen…).
An dieser Stelle sei noch ein wesentliches Qualitätskriterium erwähnt, worin sich auch billige „Möchtegern-tacticool-Sniper“ Zielfernrohre von guter Behörden-Ware (nach Mil-spec) unterscheidet: die Wiederholgenauigkeit der „Klicks“ – also die gesamte Verstellmechanik – das fängt schon bei der Wahl der verwendeten Materialien (Titan oder zumindest gehärteter Stahl bei den Zahnrädern - statt Plastik…) an und läßt sich auch nach längerer Verwendung mittels „Box-Test***“ nachprüfen - ein Klick sollte demnach auch immer einem 1/10MIL entsprechen und darf nicht auf 100m schon um wenige mm variieren da sich diese Ungenauigkeit erst recht auf weitere Distanzen entsprechend auswirken wird und die Wahrscheinlichkeit eines Fehlschusses potenziert. Diese Zuverlässigkeit der Mechanik kostet Geld, das sollte es gerade bei jagdlicher Verwendung auch wert sein da es hier stets um das Leid und Leben einer Kreatur geht!
Das Leupold Mark 5 hat hier jedenfalls den Box-Test mit Bravur bestanden!
Der angebotene Vergrößerungsbereich entspricht einem 5 fach Zoom (Namensgebend beim „Mark 5“ - das Mark 6 hat entsprechend ein 6 fach Zoom also 1-6 oder 3-18)
Am ehesten vergleichbar ist es aktuell mit dem Kahles K318i das von den kompakten Abmessungen her sehr ähnlich ist.
(Warum man als gelernter Österreicher trotzdem nicht zu einem heimischen Produkt greift, ist eine Geschichte, deren Länge dann tatsächlich jeglichen Rahmen sprengt und außerdem etwas emotional gefärbt sein könnte…)
Auch gibt es von beiden Herstellern dazu den großen Bruder (oder Schwester) - das 5-25x56 - eine mittlerweile bei Scharfschützen etablierte Kombination, die auch von vielen anderen Herstellern für den Behördenmarkt angeboten wird - das wohl bekannteste Zielfernrohr ist sicher das PM2 von Schmidt&Bender oder die aktuelle Zieloptik der deutschen BW am G29 aus dem Hause Steiner welches ebenfalls von 5-25 fach vergrößert - allen gemeinsam der 34mm Tubus…
Das Flagschiff der Mark 5 Reihe ist dann noch das 7-35x56 für das Schießen auf extreme Distanzen.
Im Wesentlichen unterscheiden sich die Gläser der genannten Hersteller zum einen durch den Mittelrohr-Durchmesser: hier kann man den Amerikanern ankreiden, dass sie vom mittlerweile gängigen Standardmaß 34mm (wie beim Mark 6) auf ein bis dato relativ wenig verbreitetes Maß von 35mm ausgewichen sind. Die Auswahl an Montageringen ist daher noch entsprechend überschaubar - es werden jedenfalls von Leupold passende Ringe der günstigen Back Country Linie und hochwertige Blockmontagen der Mark 6 Serie dafür angeboten - ich nutze erstere für die Montage meines ZF und bin damit sehr zufrieden.
Die Anordnung der Bedienelemente ist beim vergleichbaren Zielfernrohr aus der Alpenrepublik dafür ein Unikum - Kahles ist der einzige mir bekannte Hersteller, der z.B. die Paralaxenverstellung auf 12 Uhr gemeinsam mit dem Höhenverstellturm baut und dafür die Seiten (Wind) Verstellung wahlweise auf der linken Seite anbietet und dies als besonders nützliches weil ergonomisches Feature quasi als „USP“ vermarktet…
Leupold bleibt hier seiner gewohnten Linie (und dem gängigen Standard fast aller anderen Hersteller!) treu, indem sie auf der neun Uhr Position die Paralaxen-Einstellung und auf drei Uhr die Seiten(wind)verstellung angebracht hat. Ebenso für USA üblich, funktioniert die Verstell-Richtung standardmäßig im CCW Modus = CounterClockWise - also gegen den Uhrzeigersinn. - Einige europäische Top Marken bieten hier jeweils beide Varianten zur Auswahl an.
An beide Modi kann man sich aber schnell gewöhnen - praktikabel wäre es jedenfalls, wenn man alle in Verwendung befindlichen Zieloptiken im selben Modus anschafft um nicht nachsehen oder umdenken zu müssen, ob man für „hoch“ jetzt im - oder gegen den Uhrzeiger klicken muss.
Was ich am Leupold Mark 5HD besonders Praxisgerecht finde, ist die Robustheit und die vor irrtümlicher Verstellung geschützten Verstelltürme: der offene Höhen-Elevationsturm wird mittels der neuesten, verbesserten „Zero-Lock 2“ Funktion geliefert - mit einem breiten „Knopf“ der zum Schützen gerichtet ist und bei der „Zero“ Position einrastet.
Um die Höhenverstellung aktivieren zu können, muss man den Knopf ganz hinein drücken was intuitiv erfolgt aber nicht unabsichtlich z.B. beim tragen der Waffe am Riemen und ggf. durch Scheuern am Rucksack „passieren“ kann. Die „Klicks“ selbst sind deutlich, nicht ganz so knackig und schwergängig wie z.B. bei einem PM2 oder Steiner - aber auch nicht schwammig oder zu leichtgängig wie es bei früheren Mark AR Gläsern teilweise der Fall war…
Die Bedienbarkeit ist auch mit Handschuhen noch gut möglich. Der Verstellweg ist ausreichend, um selbst ohne vorgeneigte Montage (Support) den Geschoßabfall einer .308 Win mit trägem 180gr Geschoss aus kurzem Lauf auf über 1000m kompensieren zu können - also weit mehr, als man in der gängigen Jagdpraxis hierzulande tatsächlich braucht ;)
Der Seiten-Verstell-Turm dagegen ist zum einen mit einem verschraubten Deckel aus matt-harteloxiertem Aluminium geschützt - eine tatsächliche Korrektur des Seitenwind-Einfluss ist mmn. ebenfalls in der Jagdpraxis zu vernachlässigen - und kann im Bedarfsfall ja auch anhand der Markierungen im Absehen schnell und praxisorientiert erfolgen.
Ein weiteres kleines, durchdachtes Detail, dass einem sofort positiv auffällt - wenn man dennoch die Schutzkappe zum Wind-Drift Turm entfernt: die „Zero“ Marke befindet sich nicht in der Mitte des Mittelrohres wie sonst üblich, sondern wurde so erhöht angebracht, dass man im Anschlag ggf. auch die Markierung gut im Blick hat!
Der „dritte“ Turm, die Paralaxeneinstellung, auf deren Bedeutung ich hier jetzt nicht mehr näher eingehen möchte, ist wie gesagt auf 9 Uhr mittels eines sehr griffigen Rades angebracht - die Verstellung erfolgt ebenfalls in einem vernünftigen Widerstand zwischen nicht zu schwergängig und auch nicht so leicht, dass sich nicht versehentlich was von selbst verstellt. der Bereich der Skalierung ist von 75-100-200-400-600-800—Unendlich beschriftet und entgegen der sonst metrischen Skalierungen noch in Yards, aber in der Praxis dient die Skala ohnehin nur als grober Korrekturwert, man hat jedenfalls einen kurzen Schärfe-Einstellbereich (1/3 Drehung) der sich schnell und deutlich auch in der Jagdpraxis bewährt hat.
Ebenfalls ein nützliches Serien-Goodie, welches von anderen Herstellern gegen Aufpreis angeboten wird, ist beim Mark 5 eine ca. 1 cm hohe Schraube mit griffiger Textur als Hebel beim Zoom - Ring, also am Verstellring für die variable Vergrößerung. Sie erlaubt dem Anwender auch im Anschlag eine schnelle und präzise Bedienung der Vergrößerung wie es ebenfalls bei der Jagd notwendig ist um z.B. auf kleiner Vergrößerung das Stück im Schlag zu finden, es zwecks Ansprechen heran zu-zoomen und im entscheidenden Moment wieder auf kleinere Vergrößerung zu schalten um ein besseres Sehfeld nach dem Schuss zu haben wenn man ggf. das flüchtende Stück nicht aus den Augen verlieren möchte…
Die Auswahl des Vergrößerungsbereichs sollte man jedenfalls nicht nach möglichst hohen Werten oder Superlativen ausrichten sondern hier gilt einfach der Einsatzzweck bzw. die Revierbeschaffenheit, übliche Schussdistanzen und welche Wildarten vorwiegend bejagt werden - durch die bereits genannten, immer größeren Zoom- Bereiche, werden zwar die Zieloptiken tatsächlich universeller - mit einem 1,7-10x lässt sich jedenfalls auch bei Bewegungsjagd, Pirsch und Ansitzjagd einiges anfangen.
Dennoch wird es einem nicht erspart bleiben, sich für „Spezial-Anwendungen ein zweites Glas - oder gar eine zweite Waffe mit entsprechender Optik anzuschaffen. Mit 3,6-18 fach lässt sich bei kleiner Vergrößerung jedenfalls auch auf der Pirsch oder in uneinsehbaren Hochwald Passagen noch eine schnelle Zielerfassung bewerkstelligen, während man mit der maximalen Vergrößerung durchaus präzise Schüsse auf weitere Distanzen z.B auf Hochwild im Gebirge oder auch auf Feldrehe jenseits der 250m sicher gewährleisten kann.
Für den bei mir selten eintretenden Fall einer Drück- bzw. Riegeljagdmöglichkeit, habe ich eine eigene Wechsel-Optik mit Leuchtabsehen in Reserve.
Der relativ kleine Objektiv-Durchmesser von „nur“ 44mm mag einigen Jägern zu gering erscheinen, da man normalerweise für die Jagd bei Dämmerung ja mindestens die Verwendung von 56mm Optiken empfohlen bekommt…
Meine ganz persönliche Meinung dazu:
siehe Exkurs Austrittspupille - was hilft mir das viele Licht, welches durch die große Optik hineinkommt, wenn meine Pupillen ohnehin nur einen Teil davon nutzen können (man wird eben nicht jünger).
Dank „HD“ (High Dispersion , High Density oder auch High Definition… = hochauflösend) Linsen/Vergütung ist die Optik immer noch erstaunlich hell bei schwindendem Licht - es kommt ja wie weiter oben beschrieben nicht nur auf die „Größe“ an sondern auf die Qualität!
Ich habe mir angewöhnt, nicht mehr bis zum letzten Büchsenlicht zu warten und zu hoffen, dass vielleicht doch noch was rauszieht - denn selbst wenn ich noch schießen könnte - das Ansprechen ist dann oft nicht mehr sicher möglich und den Anschuss suchen muss ich dann auch noch in der Dunkelheit - also baume ichlieber die paar Minuten früher ab, die mir ein 56er Glas hier vielleicht noch bescheren würde…
Im Lieferumfang sind selbstverständlich auch passende Abdeck-Kappen - Flip-Caps für Okular und Objektiv und der zöllige Sechskant-Schlüssel um die Türme nullen zu können, außerdem eine passende Sonnenblende. Die Garantie des Herstellers erstreckt sich üblicherweise auf „Lifetime“- was zumindest außerhalb der USA rein rechtlich nur eine eingeschränkte lebenslange Garantie ist, dennoch ist die Firma Leupold für Ihren kundenorientierten Service bekannt und bemüht sich stets um Reparatur oder Austausch wenn irgend möglich - man muss halt leider etwas länger warten bis die Optik über den großen Teich kommt… Man sollte sich vor Augen halten, dass Leupold der wohl weltweit größte Hersteller von optischen Geräten überhaupt ist!
Fazit: Es ist nicht meine erste Leupold Optik - und sicher nicht meine Letzte!
*) Die Dämmerungszahl gibt Aufschluss über die Dämmerungssleistung (Bildauflösungsvermögen) des Zielfernrohres. Einfach formuliert ist es die rechnerische Leistung des Fernglases oder des Zielfernrohres bei minimalem Licht. Errechnet wird die Dämmerungsleistung wie folgt: Quadratwurzel aus der Vergrößerung multipliziert mit dem Objektivdurchmesser; z.B. ein Zielfernrohr mit den Daten 8x56 eine Dämmerungszahl von: √(8x56) = √448 = 21,2
**) Als Austrittspupille wird der Durchmesser des Strahlenbündels bezeichnet, der das Okular verlässt.
Wie berechnet man die Austrittspupille: Die Austrittspupille wird durch die Division des Objektivdurchmessers durch die Vergrößerung berechnet, bei 8x56 ergibt das: (56:8) = 7mm Eine Austrittspupille größer als 7mm kann das gesunde menschliche Auge nicht ausnützen.
***) Der Box-Test kann ganz einfach durchgeführt werden: ein weißes Blatt DIN A4 (noch besser A3) genügt und ein schwarzes Schusspflaster etwa ins obere linke Viertel platziert.
Um Schützenfehler zu eliminieren, empfiehlt es sich, zumindest jeweils 3-Schuss Gruppen zu Schießen. Dann braucht man 15 Schuss für einen Test.
Ablauf: auf Fleck-Distanz (100m) 3 Schuss auf das Schusspflaster, Absehen Korrektur 15 Klicks nach rechts, weitere 3 Schuss (immer auf den Schwarzen Punkt zielen!), Korrektur 15 Klick nach unten, wieder 3 Schuss - dann nochmal Absehen Korrektur 15 Klicks nach links und drei Schuss, zuletzt wieder 15 Klick nach oben drehen - dann sollte die Einstellung wieder jeweils zurück auf 0 also Fleck sein und zur Kontrolle eine letzte 3er Serie - die Treffer sollten dann mit den ersten drei Treffern am Schusspflaster möglichst beisammen liegen, die dreier - Gruppen sollten jeweils im Mittel mit einem Strich verbunden ein Quadrat (Box) im Ausmaß 15x15cm ergeben (auf einem größeren Blatt Papier kann man das selbstverständlich auch mit 20 oder 25 Klicks machen…) - wenn die Maße der Box am Ende nicht stimmen, sollte man zuerst die Festigkeit der Montage überprüfen und sonst ggf. fachmännischen Rat einholen oder die Optik zum Hersteller einsenden zur Überprüfung mittels Kolimator!
Hier gehts zum Produkt auf der HP des Herstellers:
https://www.leupold.com/scopes/rifle-scopes/mark-5hd-3-6-18x44-mil