Hallo liebe Geartester,
nachdem schonmal das eine oder andere Mal Beiträge über leckere Wildrezepte und die Verwertung unseres geliebten Wildbrets erschienen sind, habe ich mich dazu entschlossen, meine Erfahrungen mit dem dazu nötigen Gear und unser aller liebsten Kochgeräts, dem Grill, hier mit euch zu teilen.
In den folgenden Abschnitten möchte ich euch zunächst die aus meiner Sicht größten Vorteile, aber auch den einen oder anderen Nachteil aufzeigen, die ein Keramikgrill im Vergleich zu anderen Holzkohlegrills mit sich bringt. Im Anschluss den Fakt der speziell den Monolith von seinen Mitbewerben unterscheidet und zum Schluss gehe ich nochmal auf die günstigen Discount Modelle ein, über die ich mir nun auch nach zwei Jahren im Gebrauch zusammen mit dem Monolith ein Urteil bilden konnte.
Vorteile Keramikgrill
1. Die im Schnitt 3cm dicke Keramik hat im Gegensatz zu einem Stahlblech eine deutlich höhere spezifische Wärmekapazität und kann somit Wärme besser speichern (920 zu 502 J/(kg * K)). Für uns bedeutet das in der Praxis zum einen eine deutlich gesteigerte "Unempfindlichkeit" der Grillraumtemperatur gegenüber schwankenden Außentemperaturen durch Regen, Schnee, Temperatur-Nachtabsenkungen (besonders bei long-jobs) etc.
Zum anderen wird somit eine konstante Stabilität der vorab eingestellten Grillraumtemperatur über lange Zeiträume gewährleistet und der Kohleverbrauch extrem minimiert (persönlicher Rekord mit einer Kohlefüllung waren 21 Std Schwarzwildnacken bei konstanten 110°C und anschließend Pitas backen bei 200°C)
2. Das besonders feuchte Garraumklima entzieht dem Grillgut nicht so viel Flüssigkeit, was sich vorallem bei low and slow Gerichten jenseits der 12 Std Garzeit bemerkbar macht. Das Einwickeln in Folie oder das Unterstellen einer Wasserschale, um das Grillgut vor zu schnellem Austrocknen zu schützen wird somit bei ausreichend großen Teilstücken unnötig.
3. Die große Variation an Möglichkeiten: Sei es Pizza, Brote, Brötchen backen, Fische oder Fleisch räuchern, direktes Hochtemperaturgrillen für 2-3min bei 380°C von Steaks oder indirektes Low and Slow jenseits der 24h bei 100°C mit nur einer Kohlefüllung (Abhängig von Größe des Grills)
Nachteile Keramikgrill
1. Sein größter Vorteil ist zugleich sein größter Nachteil... Bedingt durch die gute spez. Wärmekapazität und Laufstabilität ist es sogut wie unmöglich einen schnellen Temperaturwechsel im Garraum zu erzeugen. Nehmen wir an, wir möchten ein Reh- oder Damwildrücken zunächst ein paar Grad unter Zielkerntemperatur bei 100°C indirekt garen um ihm dann bei 350°C Röstaromen zu geben, müssten wir nun lange warten (ca. 30min, je nach Größe des Grills) um die Hochtemperatur zu erreichen. Der Abkühlungsprozess dauert noch länger. Hier geht der Trend eindeutig zum Zweitgrill
2. Aufgrund der guten Abdichtung des Garraums kann durch ein schnelles Öffnen des Deckels eine Verpuffung der Rauchgase entstehen. Dieser Fehler passiert allerdings i.d.R. nur ein mal und wird mit verbrannten Armhaaren quittiert. Das Öffnen des oberen Gussreglers, das langsame Anheben und kurze Festhalten des Deckels auf einem niedrigen Niveau um zu "Entlüften" ist empfehlenswert.
Die Mitbewerber
Dieses Thema polarisiert die Grillszene genauso wie die Frage nach der besten Büchse, Kaliber oder ZF. Hier ist neben Monolith auch Primo mit ihren Green Eggs und Kamado Joe zu nennen. Alle drei Hersteller stellen Keramikgrills im Premiumsegment her und überzeugen mit einer Vielzahl an Zubehörteilen wie Pizzasteine, Grillrostheber, Gussroste etc., Umbaukits wie Wokeinlagen, Planchaplatten und Drehspießaufsätze und vorallem gutem Kundenservice.
Der Fakt der einen Monolith von den Mitbewerbern unterscheidet, ist nur einen Kleine Klappe mit aber umso größeren Nutzen. Über diese Klappe lassen sich Räucherchips genau dosiert über eine Schiene, je nach Bedarf bei geschlossenem Deckel direkt auf die Glut ablegen, ohne Grillrost und Deflektor zu entfernen.
Da die Hauptaufgabe meines Grills vorallem aus long jobs besteht bei denen meist Räucherphasen eingeschoben werden, habe ich mich für einen Monolith entschieden da hier der Vorgang des Räucherns erleichtert wird. Die Mitbewerber spielen alle in einem vergleichbaren Preissegment. Die Grillrostgrößen der mittleren Grillgrößen der Premiumhersteller betragen um die 46 cm auf denen man genügend Grillgut unterbringen kann.
Seit einiger Zeit sind auch in Baumärken und sogar Discountern Keramikgrills anzutreffen, im direkten Vergleich zu den Premiumherstellern liegen die Unterschiede in der Verarbeitung. Dünnere Wandstärken und schwächere Metallteile, andere Keramikmischungen oder Oberflächenbeschichtungen und den Mangel an Zubehörteilen (z.T. passen Teile der drei Markenherstellern oder andere) machen hier den Unterschied.
Fertigungsland aller Keramikgrills ist meist China, was im ersten Moment einen leicht negativen Beigeschmack hat, ist auf dem zweiten Blick ein Qualitätsargument, schließlich kann China auf eine lange Historie an Keramik- und Porzellanhandwerk zurückblicken. Umso wichtiger ist es, dass Monolith ihren Firmensitz in Deutschland im Osnabrücker Land haben.
Preislich liegt man bei den Premiumherstellern bei ca. 600 bis 2500€, je nach Größe und Applikationen, bei den Baumarktprodukten zwischen 250 bis 650€ und Discountmodellen bei ca. 100€, das Prinzip des keramischen Grills bleibt dasselbe.
Discounter Keramikgrills
Diese kleinen "Eier" haben nach Erscheinen in den Discountern eine wahre Fangruppe in der Grillszene gefunden. Es gibt Fan Foren, YouTube Channel, Facebook-Gruppen usw. die sich ausschließlich des Pimpens dieser kleinen Grills beschäftigen. Sei es die DIY-Anleitung für den Grilltisch, das perfekte Pulled Pork vom Discount-Grill, oder aber auch Kleinstunternehmer die sich speziell auf den Bau von Deflektorplatten, Gusseisen-Grillroste oder Pizzasteine ausgerichtet haben, da in dem Lieferumfang lediglich ein emailliertes Grillrost enthalten ist, welches bei weitem nicht das Potenzial eines Keramikgrills ausschöpfen kann.
Ich nutze die kleinen Keramik-Eier i.d.R. für kleinere Vorhaben wie Krustenbraten, Hühnchen usw. bei Garzeiten von 1/2 bis 4 std. Aber auch ein kleines Pulled Pork für ca. 12-14 std. gelingt mit etwas Anleitung ganz gut (Rostdurchmesser um die 26cm).
Fazit
Wer ernsthaft mit dem Gedanken spielt in die Keramik-Liga einzusteigen und noch nicht viel Geld in die Hand nehmen möchte, kann sich getrost zur Erprobung ein kleines Discout-Ei mit entsprechenden Applikationen wie Deflektorplatte (ein MUSS!!!) besorgen. Man muss allerdings Abstriche im Bereich der Grillgutgröße und Brenndauer machen. Wer dann Gefallen an dieser besonderen und entschleunigenden Art des Grillens findet, sollte sich auf jedenfall nach einem großen Keramikgrill im Premiumsegment umschauen.