Moin Moin zusammen,
es ist mal wieder an der Zeit für ein Kaliberportrait. Heute stelle ich euch einen europäischen Exoten vor, welcher in den USA als eine der weitverbreitetsten Jagdpatronen schlecht hin gilt, die "Cowboypatrone" .30-30 Win. Auch hier möchte ich euch von meiner Begeisterung von dieser Patrone berichten und meine persönlichen Erfahrungen schildern. Jeder von euch kann dann prüfen, ob das etwas für ihn wäre...
Die Geschichte der .30-30 Winchester
Die Entwicklung dieser Patrone ist eng verbunden mit der Entwicklung des Winchester 94 Unterhebelrepetierers. Die Einführung der Patrone war im Jahre 1895 und es begann der Siegeszug der ersten zivilen rauchlosen Zentralfeuerpatrone Amerikas. Unterhebelrepetierer waren in den damaligen Zeiten nicht gerade dafür bekannt, unendlich stabil zu sein und darauf hat man bei der Entwicklung Rücksicht genommen. Die Patrone hat einen sehr geringen Gasdruck von maximal 2.800 Bar. Weiteres Kennzeichen einer Unterheblebpatrone ist der stark ausgeprägte Rand der Hülse, der sicheres Repetieren ermöglicht. Wie erfolgreich die Patrone wurde, zeigen die Verkaufszahlen der Winchester 1894 Gewehre in diesem Kaliber, im Vergleich zu den anderen Populärkalibern der Zeit zwischen 1894 und 1941:
- .30-30 = 857.613
- .32 Sp = 101.423
- .25-35 = 16.581
- .32-40 = 12.186
- .38-55 = 12.197
Ballistik der .30-30 Winchester
Die gängigen Geschossgewichte der Ballistik der .30-30 Winchester liegen zwischen 150 (9,7g) und 170 Grains (11g). Beschreibend für die ballistischen Eigenschaften der Patrone ist jedoch der Umstand, dass die .30-30 aus Röhrenmagazinen von Unterhebelrepetierer verschossen wurde und deshalb Flachkopfgeschosse Pflicht waren. Dadurch wurde das sich gegenseitig Abschlagen der Patronen durch den Rückstoßimpuls verhindert. Ein Flachkopfgeschoss mit 150 Grains bringt jedoch nur einen BC-Wert von rund .200 zu Stande und das wiederum sorgt für einen massiven Geschossabfall trotz guter Mündungsgeschwindigkeit von über 700 m/sek. Die Herausforderung den richtigen Haltepunkt zu finden und die stark nachlassende Energie begrenzt die .30-30 meiner Erfahrung nach auf max. 130m. Hinzukommt, das die klassischen Flachkopfgeschosse in Deutschland keine Zulassung als Hochwildpatrone erreichen. Mit max 1.850 Joule kratzen sie auch 100m haarscharf an der 2.000 Joule Marke vorbei. Das die Flachkopfgeschosse jagdlich dennoch ihre Vorteile haben, dazu später, wenn ich von den jagdlichen Erfahrungen berichte.
Auf der Jagd
Viele Leser dieses Beitrages haben sich sicher schon gefragt, warum sollte ich eine solche uralte Patrone auf der Jagd brauchen? Und ja, ich bin ehrlich: Man braucht keine .30-30 Winchester, da sie alt und limitiert ist und es deutlich bessere Mittelpatronen gibt, welche flexibler einsetzbar sind. Ich habe bei Patrone jedoch gerade im Wald und auf der Jagd auf Rehwild und schwache Sauen als derartig angenehm empfunden, das sie mehr ist, als ein nostalgisches "Gefühl" (Was mir auch sehr wichtig ist!!). Gerade die gemütlichen TM-Flachkopfgeschosse und 11g sind hervorragend geeignet, um ohne viel Wildbretverlust zu jagen. Sie ist auf kurzen Distanzen absolut bis inklusive Überläufer brauchbar. Das spiegelt auch in etwas die hauptsächliche Verwendung der Amerikaner und deren Urgroßvätern wieder, die mit ihr vorwiegend auf "Whitetail" gejagd haben, den Weißwedelhirsch.
Fazit
Die Patrone ist uralt und insbesondere die Flachkopfgeschosse nichts für weite Schüsse. Was sie jedoch kann ist auf kurze Distanzen wildbretschonend Beute machen. Zudem können Kaliber und Waffe im Zusammenspiel viel Freude bereiten, das die Verwendung auf der Jagd und auf dem Stand eine tolle Erfahrung sind, insbesondere ohne optische Zielhilfe. Die Munitionskosten sind zudem ebenfalls sehr sehr verträglich, da die Fertigungsmenge der Patronen in den USA noch immer aberwitzig hoch ist. So zahlt man für die hier gezeigten Remington Corelokt Patronen nie über 20 Euro pro Schachtel. Die höherwertigeren Hornady Leverevolution mit dem FTX Geschoss liegen deutlich unter 30 Euro. Viel Spaß somit auch im Kino oder auf den laufenden Keiler... Und jeder muss wissen, ob in ihm genug Cowboy steckt für so eine Anschaffung.