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Knirschende Steinchen bei jedem Schritt? Schmatzende Sohlen auf nassem Grund? Oder barfuß auf Mais- oder Weizenschweine? Oder gar: du willst dein Revier ganz neu kennenlernen?
Zugegeben, ich mag gutes Schuhwerk für draußen. Ich mag robuste Trekkingstiefel, die einen sicher über Stock und Stein tragen. Ich mag wertige Gummistiefel, die einen zuverlässig durch dick und dünn bringen. Ich mag einfache Teva Sandalen, mit denen man entspannt leicht und luftig durch den Sommer schleichen kann.
Gutes Schuhwerk vermittelt ein sicheres Gefühl - Standhaftigkeit im wahrsten Sinne des Wortes.
Der Boden macht die Musik
Wichtig bei Outdoor-Schuhwerk ist eine griffige, verschleißarme Sohle für einen sicheren Gang und Stand - wichtig für die Sicherheit, gerade beim bewaffneten Spaziergang.
Der Nachteil: diese unnachgiebige Sohle ist laut, wenn man es nicht brauchen kann.
Pirscht man auf gewachsenem Boden, der nicht zu trocken und nicht zu nass ist, dann kann man weitestgehend lautlos voran kommen.
Ist der Boden verdichtet, wie auf Feldwegen oder Schneisen, so werden bei jedem Schritt durch losen Sand, lose Steinchen oder ähnliches knirschende Geräusche entstehen. Die unnachgiebige, griffige Sohle versucht diese Steinchen zu verdrängen - sie können aber nirgendwo hin, der Boden ist verdichtet, es knirscht hörbar für Wind und Wild.
No-go Areas im eigenen Revier?
Es gibt Areale in meinem Revier, deren Wege und Pfade ich bei der Trockenheit in den letzten Jahren besohlt gar nicht begehen konnte - es klingt dort bei jedem Schritt als würde ich durch eine Schüssel Cornflakes pirschen.
Hinzu kommt, dass man wenig Gefühl für den Untergrund unter sich hat und kleine, trockene Äste erst dann bemerkt, wenn sie hörbar unter dem Fuß knacken.
Akustische Tarnung oder Cornflakes-Pirsch?
Manch einer zieht deswegen für die letzten Meter zur Schussposition die Schuhe aus und pirscht strumpfsock weiter. Das kam für nicht nicht in Frage. Ich wollte nicht ständig die Schuhe an und ausziehen, oder gar im dunkeln nach ihnen suchen müssen, und ich wollte mir auch nicht die guten Trekking-Socken ruinieren. Komplett barfuss wollte ich aber auch nicht pirschen. Versuche anderer Jäger mit Neoprensocken waren vielversprechend, aber für mich noch nicht optimal.
Nach einer Cornflakes-Pirsch mal wieder auf der Suche nach geeigneten Barfußschuhen oder ähnlichem fielen mir irgendwann Sockenschuhe von Skinners auf. Socken mit einer griffigen, hochgezogenen und umlaufenden 3mm dicken Sohle.
Urban-Family-Lifestyle-Statement-Produkt für den Jäger?
Die Socken an sich sind natürlich im Markt eher als Naturnähe repräsentierendes Urban-Family-Lifestyle-Statement-Produkt positioniert. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen und fröhlich bunten Farben. Die Sockenschuhe an sich sind nicht wasserdicht - es sind tatsächlich Socken.
Für meine jagdlichen Belange wollte ich die Sockenschuhe mit wasserdichten Socken kombinieren - zu Barfuss-Gummistiefeln sozusagen.
Gesagt getan - ich erinnere mich noch an den ersten Einsatz:
Volle Tarnklamotte, praller Pirschgürtel, Büchse mit Schalldämpfer & Vorsatzgerät, Wärmebildgerät zum spotten, Zielstock, Nobäg, Mütze, Stirnlampe und - Socken...
Ohne festes Schuhwerk fühlte ich mich nicht vollständig, fast nackt. Quasi barfuß Auto fahren war auch eine neue Erfahrung.
Aber dann im Revier: wow - deutlich leiser !!!!
Egal ob Gras, befestigter Weg, verdichteter Schneisenweg oder auch Laub - ich hatte wesentlich mehr Kontrolle über die Geräuschentwicklung. Kein Knirschen, Knarzen oder Quietschen. Die wasserdichten Innensocken halten das Wasser draußen. Wie bei Gummistiefeln kommt die Feuchtigkeit irgendwann von innen. Die Sohlensocken und Innensocken isolieren feucht nicht mehr so gut, daher kondensiert die Feuchtigkeit natürlich schneller. Aber: auch wenn die Sockenschuhe patschnass sind machen sie keine schmatzenden Geräusche.
Der Preis, den man zahlt
Woran man sich aber beim Gehen mit Sockenschuhen gewöhnen muss:
- man merkt jedes Steinchen, nur nicht so schlimm, als wäre man komplett barfuß - man gewöhnt sich daran
- man muss bewusster und aktiver abrollen
- es werden Muskeln beansprucht, die sonst durch das Schuhwerk geschont werden - stellt euch auf Muskelkater ein
Wo bekomme ich die Sockenschuhe?
Die Sockenschuhe sind von Skinners. Ich habe die Compression Version mit dem hohen"Schaft", gegen Zecken, Mücken, etc.
Die (optionalen) wasserdichten Sportsocken sind von Sealskinz.
Die Sockenschuhe sind keine Allrounder. Zum Bergen von Wild oder zum durchschreiten von Brombeeren und ähnlichem sollte man wieder festes Schuhwerk an den Füßen haben. Ich habe dafür im Auto immer ein paar Stiefel.
Die Sohlen der Skinners Sockenschuhe sind, wie schon geschrieben, ca. 3mm dick und nicht stichfest. Glasscherben traue ich den Socken ohne weiteres zu, Brombeeren kann ich aus der Praxis heraus nicht empfehlen - vor allem die gut durchgetrockneten aus dem Vorjahr ;-)
Ein paar Tipps aus der Praxis
Bei der Größe der Sockenschuhe ist darauf zu achten, dass man sie eher enger wählen sollte. Ist man in der Größentabelle im Grenzbereich sollte man die kürzere Variante wählen.
Sind die Sohlensocken zu groß, so hat man durch den "luftigen" Raum vor den Zehen nervige Schlupfgeräusche beim Gehen. Ich nehme meine zu großen Sohlensocken jetzt mit dicken Socken für den Herbst ;-)
Die Sockenschuhe werden mit einem Verstausäckchen und einer leichten Mesh-Innensohle geliefert. Die Innensohle habe ich gleich raus genommen, ich wollte es gefühlsecht haben ;-)
Das Anziehen ist etwas mühsamer als einfach in Schuhe zu schlüpfen, dafür liegt dann alles an, wie eine zweite Haut.
Die Skinners Sockenschuhe und die wasserdichten Sportsocken lassen sich einfach bei 30°C in der Waschmaschine waschen.
Fazit: Pirsch - nie mehr ohne Sockenschuhe
Mit Sockenschuhe kommt man deutlich leiser durch das Revier. Man erlebt das Revier damit auch auf der haptischen Ebene viel intensiver - das hält wach ;-D
Und gesund soll gelegentliches barfuß gehen auch sein.
Für das Geld der Skinners Sockenschuhe sollte man drei, vier oder mehr Saisons bei Bedarf indianerleise durch das Revier kommen - die Reichweite der Sohle wird mit 300-Urban-Family-Kilometern angegeben, das sollten jagdlich deutlich mehr sein. Da kann man lange für pirschen.
Also Pirschgänger: probiert die Sockenschuhe aus!
Vielleicht ich bin aber auch nur ein ungeschicktes Trampeltier mit einer Overengieneer-ten Lösung für ein Problem, was andere nicht haben...
Jagawams :-)