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Liebe Gear Tester Community,
in den letzten Tagen konnte ich GM Splinter Tip Munition im Kaliber 8,5x55 Blaser testen und das vortreffliche Ergebnis möchte ich Euch nicht vorenthalten.
Hintergrund
Zwar bin ich der Meinung, dass man mit dem GM Splinter Tip Geschoss kein größeres Kaliber als eine .308 Win. benötigt (Langzeittest hier: https://www.geartester.de/berichte/gm-splinter-geschosse-ersetzen-lutz-mollers-mjg). Als aber nun GM Splinter Tip Patronen in 8,5x55 Blaser erhältlich waren, wurde es Zeit den 52cm kurzen R8 Wechsellauf aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken.
Als langjähriger .308 Win. Nutzer interessierte mich das Konzept der 8,5x55 Blaser sofort. Die kurze, dicke Hülse mit steiler Schulter und großem Öffnungsverhältnis verspricht vergleichsweise hohe Leistung aus kurzen Läufen bei wenig Nebenwirkung.
Details zum Geschoss
Beim GM Splinter Tip Geschoss handelt es sich um einen Messing Teilzerleger. Das Geschoss zeichnet sich durch eine Hohlspitze mit Sollbruchstellen aus, die sich beim Eintritt in den Wildkörper zuverlässig in vier gleichgroße Splitter und einen Restbolzen zerlegen. Die vier Splitter verteilen sich in einem Winkel von ca. 20 Grad um den Schusskanal und vergrößern so den Wirkungsquerschnitt. Der massive hintere Restbolzen penetriert den Wildkörper in einer geraden Linie und sorgt sicher für Ausschuss. Bei Kammerschüssen hinter das Blatt auf schwaches Wild bis ca. 50kg treten die Splitter ebenfalls aus.
Die Sollbruchstellen des GM Splinter Tip gewährleisten ein immer gleiches Ansprechen des Geschosses bis zu einer Zielgeschwindigkeit von 600m/sec., sodass es über Schussentfernungen von 0 bis > 300m immer gleich und zuverlässig wirkt.
Die GM Geschoss Manufaktur (https://www.geschoss-manufaktur.de/index.php) fertigt das Splinter Tip Geschoss sowie fertig geladene Patronen und Hülsen in höchster Qualität im deutschen Manufakturbetrieb. Die ursprüngliche Geschosskonstruktion stammt vom Physiker Lutz Möller (sog. MJG / Flitzer Geschoss). Nach dessen Tod wird es mit leichten Änderungen von GM weiter gefertigt. Der Vertrieb der Produkte erfolgt über Reimer Johannsen (https://johannsen-shop.de/Jagd/GM-Geschoss-Manufaktur/Messing-Jagdmunition/).
Meine Erfahrungen auf dem Schießstand
Erwartungsvoll ging es auf den Schießstand. Mit den ersten 3 Schuss wurde die Waffe eingeschossen, bzw. der noch ungeschossene Lauf „eingeschmiert“. Danach hängte ich eine neue Scheibe auf und schoss eine 3er Gruppe. Alle Schüsse lagen in einem Loch, der Streukreis maß 11mm (Loch Mitte zu Loch Mitte). Wie schon bei der .308 Win. zeigte die Kombination von GM Patronen und Blaser Lauf höchste Präzision.
Danach setzte ich den Magneto Speed an den Dämpfer und Schoss eine weitere schnelle 5er Gruppe, um die Geschwindigkeit zu ermitteln. Der Geschwindigkeitsdurchschnitt lag bei sagenhaften 1.042m/sec. Aus einem Lauf mit nur 50cm effektiver Länge ist dieser Wert absolut bemerkenswert ist.
Eine Kontrolle der Zündhütchen ergab keinerlei Zeichen von überhöhtem Druck. Die Patronen schossen sich sehr weich und ich empfand den Rückstoß nur minimal stärker als eine .308 Win.
Ebenso erstaunlich war die geringe Varianz der gemessenen Gruppe von lediglich 5 m/sec. Das ist ein Beweis für geringste Fertigungstoleranzen und höchste Qualität der GM Patronen. Nach diesem phänomenalen Testergebnis war klar, dass diese Kombination schnellstmöglich jagdlich getestet werden musste.
Zu Hause gab ich die ermittelten Daten in Strelok ein und es ergab sich eine GEE von 213m. Bei +4cm Hochschuss auf 100m fällt die Kugel erst bei 240m auf -4cm Tiefschuss, so dass bis zu dieser Entfernung ohne Haltepunktverlagerung geschossen werden kann. Der Tiefschuss auf 300m beträgt ebenfalls nur 25cm oder 8,5 Klicks. Zwei Kontrollschüsse auf 300m im Revier nach 8 Klicks Höhenkorrektur ergaben einen leichten Tiefschuss von 1cm und 3cm. Die von Strelok ermittelten Daten stimmten also.
GM Splinter Tip auf der Jagd
Nach den vielen guten Erfahrungen mit dem GM Splinter Tip Geschoss in der .308 Win. auf großes und auch schwaches Schalenwild in Nah und Fern war klar, dass diese Kombination exzellent geeignet ist, um mittleres bis schweres Wild zu erlegen. Mich interessierte einzig, ob diese Laborierung auch auf schwaches Wild sinnvoll eingesetzt werden kann, ohne unnötige Zerstörung zu verursachen.
Also ging es bei nächster Gelegenheit ins Revier, wo ich auf der Morgenpirsch vom Zielstock einen geringen Bock von 15kg auf 145m erlegen konnte. Auch dieses Ergebnis war verblüffend. Trotz nicht ganz idealer Zielwahl lag der Bock keine 10m vom deutlich sichtbaren Anschuss. Es zeigte sich das vom Splinter Tip gewohnte Bild eines kalibergroßen Einschusses. Der Ausschuss war mit ca. 2,5 cm nicht übermäßig groß und war sauber gerahmt von den Ausschüssen der vier Splitter.
Es gab weder großflächige Zerstörung noch übermäßige Hämatome (primär abhängig vom Treffersitz). Diese leistungsstarke Kombination kann also auch problemlos für den Rehwildabschuss eingesetzt werden. Ein Rotspießer von 80kg beschossen auf 190m lag am Anschuss (Treffersitz Blattmitte). Auch hier schossen drei der vier Splitter aus und belegen die große Tiefenwirkung der Splitter.
Fazit
Bei den Patronen von GM mit Splinter Tip Geschoss in der 8,5x55 Blaser handelt es sich um eine hochpotente Laborierung mit deutlichen Kraftreserven, die sich für alle jagdlichen Belange einsetzen lässt. Das Schussverhalten der „kleinen Magnum“ ist absolut angenehm. Die Präzision der GM Splinter Tip Patronen ist überragend und die Ballistik der Laborierung ermöglicht es auch weite Schüsse anzutragen, ohne den Haltepunkt zu verändern. Ein neuer Liebling steht im Schrank!