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Nicht nur in der Jungjägerausbildung oder als Hundetrainerin, sondern auch einfach als Hundeführerin werde ich oft gefragt, welche Jagdhunderasse denn die beste sei.
In meinen Augen gibt es nicht die eine perfekte Jagdhunderasse, aber die Rasse, welche am besten oder perfekt zu deinen Vorstellungen passt. Deshalb stelle ich hier immer die Gegenfrage: was möchtest du jagdlich mit deinem Hund machen und welche Möglichkeiten hast du?
Sicherlich haben viele Hundeführer/innen ihre favorisierte Hunderasse. Aber dies entsteht oft aus guten oder schlechten Erfahrungen, verschiedenen Prägungen oder vielleicht bei manchen auch daher, dass sie einer anderen Rasse noch nie eine Chance gegeben haben.
Aber zurück zur Ausgangsfrage, ist für mich das größte Problem, dass viele sich den Jagdhund aussuchen, weil er ja doch so schön ist oder weil der Großvater, Vater, Onkel oder wer auch immer, schon immer diese Rasse geführt hat.
Wie wir im Jagdschein gelernt haben, gibt es verschiedene Kategorien von Jagdhunden.
Die Erdhunde
Die Erdhunde zeichnen sich durch eine geringe Köpergröße aus, dafür haben sie eine gewisse Raubwildschärfe, was die Arbeit an Fuchs- oder auch Dachsbau verlangt wird. Durch das eigenständige Arbeiten im Bau jagen diese Hunde meisten auch bei der Stöberjagd sehr eigenständig. Die Hunde lassen sich aber dennoch gut auf Nachsuchen einsetzen. Zu den Erdhunden zählen alle Arten der Teckel und die Terrier.
Die Stöberhunde
Ein Stöberhund ist ein gründlich und weitjagender Jagdhund. Bei den Stöberhunden ist ein Spurlaut stets unverzichtbar und zeichnet sie dadurch auch als besonders gute Hunde für Gesellschaftsjagden aus. Sie arbeiten das Wild aus den Dickungen. Neben dem weiträumigen Stöbern, können diese Hunde auch zum Apportieren, jagen unter Flinte und am Wasser eingesetzt werden. Sie sind den Vorstehhunden ähnlich von ihren Einsatzgebieten, nur, dass sie eben nicht vorstehen.
Es sind mittelgroße Hunde, welche oft auch als Bestandteil von Meuten eingesetzt werden. Zu den Stöberhunden gehören die Spaniel und der Deutsche Wachtelhund.
Die Apportierhunde
Die Apportierhunde werden in Regel auf Niederwild oder bei der Jagd am Wasser eingesetzt. Sie sind auf ihrem Gebiet, "Arbeit nach dem Schuss", Profis, also Apportier-Spezialisten.
Die verschiedenen Retriever Rassen sind Apportierhund und zeichnen sich durch ein sehr weiches Maul aus, was von diesen Hunden bei dem Apport erwartet wird.
Die Bracken
Die Bracken werden auch als "jagende Hunde" bezeichnet. Sie haben einen enorm ausgeprägten Finderwillen und leisten eine besonders gute Nasenarbeit. Sie sind im Regelfall spur- und fährtenlaut. Die Bracken sind weitjagende Hunde, warum sie oft in weitläufigen Revieren für die Jagd eingesetzt werden. Aber auch auf der Nachsuche sind sie durch ihre feine Nase ein zuverlässiger Begleiter.
Die Schweißhunde
Zu diesen Spezialisten gehört der Bayerische Gebirgsschweißhunde, der Hannoversche Gebirgsschweißhund und die Alpenländische Dachsbracke. Diese Hunde werden auf Nachsuchen eingesetzt, speziell auf denen, bei denen das Wild nicht durch den Schuss verendet ist. Hier sprechen wir dann nicht von den Totsuchen, für die auch unsere anderen Hundegruppen eingesetzt werden können.
Die Vorstehhunde
Die Vorstehhunde zeichnen sich durch ihr Verhalten, dem Vorstehen, aus. Bei Witterung von Wild stehen diese Hunde vor und zeigen dem Hundeführer somit das Wild an, welches er dann im Optimalfall auf Schrotentfernung strecken kann. Sie fallen unter dem Begriff des "Vollgebrauchshundes" und werden in allen Bereichen, außer der Bauarbeit, eingesetzt. Sie arbeiten in der Regel sehr führerbezogen und sind mittelgroße bis große Hunde. Für Jungjäger sind dies meist die bekanntesten Jagdhunderassen.
Solltest du also die meiste Zeit der Jagdsaison als Schütze auf einer Drückjagd sein und ansonsten ab und zu Mal einen Hund für eine Totsuche im eigenen Revier benötigen, brauchst Du keinen Vorstehhund. Sondern vielmehr einen Hund, der selbstständig jagt und das am besten spur- und/ oder sichtlaut, damit du ihn auf einer Drückjagd vom Stand schnallen kannst. Da wäre eine Bracke, ein Stöberhund oder auch ein Erdhund eine gute Wahl.
Wenn Du ein Niederwildrevier hast oder in einem mitjagst, hauptsächlich mit der Flinte unterwegs bist und vielleicht sogar Gewässer im Revier hast, ist ein Vorstehhund vermutlich die richtige Wahl, aber auch ein Apportierhund würde hier sicherlich eine gute Entscheidung sein. Einen kurzjagenden, führerbezogenen Hund ist für die Niederwildjagd natürlich ein absolutes Muss. Auch auf die Gefahr hin, dass ich hiermit eine rege Diskussion entfache, haben weitjagende Vorstehhunde für mich keine Aufgabe auf der Drückjagd. Sie sind schnell, hetzen das Wild, dadurch haben die Schützen oft keine Gelegenheit zum Schuss und viele jagen dabei auch noch stumm.
Für kaum einen Hund ist es möglich sich den verschiedenen Jagdarten und damit entstehenden Erwartungen vollends anzupassen, also sollte sich im Vorfeld gut überlegt werden, welche Möglichkeit für den Hund vorhanden sind.
Warum ich mich für den kleinen Münsterländer entschieden habe?
Ich erfülle hiermit wohl ein Klischee, nämlich das der Prägung. Ich bin mit der Rasse aufgewachsen, aber unabhängig davon, erfüllen Sie meinen Erwartungen.
Der kleine Münsterländer ist ein Allrounder. Er jagt im Regelfall spur- und sichtlaut, ist führerbezogen, kurzjagend, steht vor, ist raubwildscharf, stöbert, apportiert, ist wasserfreudig und ebenso ein Familienhund. Bei mir kommt er auf Niederwild zum Einsatz, wir jagen viel am Wasser und auch für eine Totsuche im eigenen Revier setze ich ihn ein. Bei den Drückjagden bleibt er im Auto, dafür setzen wir bei diesen dann unsere Dackel ein. Für mich die perfekte Wahl.
Jeder Hund hat eine Aufgaben für die er gezüchtet wurde und ich denke, dass wir ihn auch genau dafür einsetzen sollten, um seine Stärken zu nutzen. Das fördert nicht nur die Selbstsicherheit des Hundes, sondern auch Eure Teamarbeit.