Hallo Geartester!
Nach langer Zeit möchte auch ich mal wieder einen Bericht abliefern. Es soll hier um mein seit über einem halben Jahr genutzten Jagdbegleiter gehen: Das Kolibri von DDoptics in 8x42.
Wie komme ich zu diesem Fernglas?
Vor allem wollte ich neben meinem 8x56 von Swarovski ein leichtes Fernglas für Revierrunden und da ich früher oder später auch mal eine Wärmebildkamera mein Eigen nennen möchte und daher wohl auf lange Sicht das Swarovski nicht mehr benötige.
Ich stelle mir persönlich eine zweigeteilte Nutzung aus Fernglas und Wärmebildkamera vor, wobei das Fernglas bis zur späten Dämmerung zum Ansprechen von Trophäenträgern dient (was ich mit der Wärmebildkamera eben nicht leisten kann) und ab der Dunkelheit dann die Wärmebildkamera zum Erkennen und Ansprechen von Schwarz- und Raubwild dienen soll.
Praxisvergleich
Weiterhin hat mich interessiert, welche Leistungen ein solches, verhältnismäßig günstiges Fernglas - wir sprechen hier von einem Preis von 295€ auf der Herstellerseite - auch unter schwierigen Lichtbedingungen erbringen kann. Ich fasse es kurz: seit ich das DDoptics Kolibri 8x42 habe, hängt mein Swarovski mehr oder weniger ständig an der Garderobe und das DDoptics ist mit mir im Revier.
Nun habe ich das Fernglas ja vor allem in der dunklen Jahreszeit, also Herbst und später auch Winter bei allen Jagdarten genutzt. Ich hatte es also beim Morgen- und Abendansitz genauso wie in der Nacht bei Mond dabei.
Fangen wir beim "normalen Ansitz", also sozusagen von 1,5h vor Sonnenuntergang bis zum Ende des Büchsenlichts. Am Anfang habe ich dabei häufig beide Ferngläser bei mir gehabt, um einen direkten Vergleich ziehen zu können und auch das kann ich kurz und knackig in ein paar Worte verpacken: bis auf die letzten paar Minuten konnte ich den Unterschied persönlich nicht wahrnehmen. Man muss aber ehrlich sagen, dass ein 42er Fernglas wohl nie die Leistung eines 56er Fernglases im letzten Licht erreichen wird, schon gar nicht in dieser Preisklasse.
Wie ich aber oben schon erwähnt habe, geht es mir bei dem DDoptics eher um die Zeit vor dem allerletzten Licht, ab dann wird die Wärmebildkamera übernehmen. Und bis zu diesem Zeitpunkt überzeugt es voll und ganz. Es ist mit 615g verdammt leicht und das Bild ist klar bis zum Rand und steht meinem Swarovski kein Stück nach.
Mit der Zeit blieb das Swarovski dann immer öfter zuhause und ich war nur noch mit dem DDoptics unterwegs. Einige Ausnahmen bildeten Nachtansitze bei eher schwierigem Licht, also schwacher Mond und Bewölkung oder ähnliches. Da habe ich mir dann mein Swarovski geschnappt, um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein. Mir war von Anfang an klar, dass das DDoptics für solche "Arbeiten" nicht gebaut wurde.
Sobald es allerdings guter Mond war bzw. auch endlich Schnee lag, war das DDoptics wieder das Fernglas der Wahl und ist es seitdem auch immer geblieben. Ich habe festgestellt, dass man auch mit einem kleinen und günstigen Fernglas so gut wie alle jagdlichen Situationen abdecken kann. Ich kann mich an keine Situation erinnern, in der ich ein Stück Wild ziehen lassen musste, weil ich es nicht ansprechen konnte.
Aber auch Dinge, die noch so gut sind und sich noch so super in der Praxis geschlagen haben, haben ihre kleinen Mankos, die ich hier natürlich auch erwähnen möchte.
Die Drehaugenmuscheln funktionieren wie bei allen anderen aktuellen Ferngläsern, lassen sich also ganz normal herausdrehen, um das DDoptics Kolibri sowohl mit als auch ohne Brille zu nutzen. Leider sind diese aber ziemlich leichtgängig und verfügen in der äußersten Stellung über keine Fixierung. Das führt dazu, dass diese sich gern mal wieder nach unten bewegen, wenn man sich beispielsweise nach vorn beugt und das Fernglas dabei am Oberkörper reibt. Das kann bei längeren Ansitzen manchmal ganz schön lästig werden, da man es erst merkt, wenn das Fernglas vor den Augen ist und sich kein richtiges Bild ergibt. Dann muss man mit der entsprechenden Hand schnell korrigieren und hat dann wieder alles im Blick.
Das ist leider etwas, bei dem DDoptics dringend nacharbeiten sollte, da sich auf Dauer durchaus Frust einstellen kann, wenn man jedes zweite Mal die Position neu einstellen muss. Ich habe mir mittlerweile aber angewöhnt, regelmäßig die Position zu prüfen bzw. einfach immer wieder mal daran zu drehen und damit zu merken, ob es passt oder nicht.
Weiterhin sind die Drehaugenmuscheln wohl relativ schwach dort montiert, wo sie nach oben und unten laufen. Bei meinem Fernglas ist leider an einer Seite innerlich etwas abgebrochen, was dazu führt, dass eine Drehaugenmuschel locker hängt, aber noch nicht so lose, dass sie verloren gehen würde. Ich bin mir aber sicher, dass DDoptics das mit seinem guten Service schnell in den Griff bekommen würde, allerdings will ich das Fernglas momentan einfach nicht einschicken, weil ich es benutzen will.
Zum DDoptics Kolibri gehören standardmäßig Okular- und Objektivschutzdeckel, eine Tasche (ist bei mir nach dem Auspacken direkt im Schrank verschwunden - brauche ich einfach nicht) und ein Trageriemen von Niggeloh - dazu muss ich wohl nichts mehr sagen.
Die Objektivschutzdeckel werden wie bei vielen Ferngläsern einfach mittels Gummiring über den Tubus der jeweiligen Seite gesteckt und können dann auf die Objektive aufgesteckt werden. Einfach, effektiv und leise, also top! Ich habe allerdings einen verloren und daraufhin den zweiten auch entfernt, da ich die meistens als lästig herumbaumelnd empfinde. Meine Objektivlinsen sehen trotzdem noch aus wie neu.
Zusammenfassung
Ich möchte an dieser Stelle mein Fazit ziehen:
Das DDoptics Kolibri 8x42 hat mich von Anfang an überzeugt. Es hat alle Herausforderungen gemeistert und mich nicht im Stich gelassen. Natürlich hat es durchaus auch einige kleinere Mankos, aber die trüben für mich nicht den Gesamteindruck. Wen die technischen Daten interessieren, kann sich diese bei DDoptics gern noch einmal ansehen.
Zusammenfassend ist das Kolibri ein Fernglas für alle Fälle, sei es nun der Ansitz, Pirsch oder einfach nur als Zweitglas im Auto oder Rucksack.
Ich persönlich zähle mich mit jedem Einsatztag mehr zu der Fraktion, die unabhängig von Wärmebild- und Nachtsichttechnik, keine Notwendigkeit mehr für schwere, große und oftmals auch teure 8x56er Fernläser sehen. Ich will hier aber auch keinem sein meist doch heiß geliebtes 56er absprechen, diese wurden ja nicht umsonst über Jahrzehnte hinweg geschätzt.
Ich hoffe, mein Bericht hat euch gefallen. Vielleicht ist er dem ein oder anderen eine Hilfe, der noch nach einem leichten Fernglas für die bald wieder anstehende Rehwildjagd im Mai sucht, ohne direkt ein Vermögen auszugeben.
Waidmannsheil!