Wir Deutschen schießen bekanntlich meistens mit Kanonen auf Spatzen. Lange wurde dem Jungjäger zur 9,3x62 geraten und viele haben dadurch das Mucken angefangen. Mittlerweile geht der Trend zum Glück zu kleineren Kalibern.
Für die Rehwildjagd empfand ich schon immer das Kaliber .223 Rem. als angenehm. Sowohl für die Schulter als auch für den Geldbeutel. Kombiniert mit einem Schalldämpfer schießt sich die .223 extrem angenehm.
Testwaffe Anschütz 1771
Die Testwaffe ist eine Anschütz 1771 mit deutschem Schaft. Das Nussholz besitzt an den Griffstücken eine Fischhaut und gibt der Waffe einen klassischen Look. Die Zweistellungssicherung ist rechts vor dem Kammerstengel angebracht, darüber liegt die Kammersperre. Beim Abzug kommt die Kompetenz von Anschütz im Sportbereich durch, denn dieser lässt sich einstellen und kann zwischen 300g und 800g individualisiert werden (es können auch andere Abzüge ausgewählt werden). Mein bevorzugtes Abzugsgewicht liegt derzeit bei etwa 600g. Die Picatinny-Schiene auf dem System ermöglicht eine einfache und günstige Montage von Zielfernrohren. Für den Test habe ich ein Kite Optics 2-12x50 montiert. Anschütz baut seine Magazine aus Edelstahl. Dadurch gehen sie zwar nicht ganz so locker in die Waffe sind aber unkaputtbar. Im Kaliber .223 fasst das Magazin 4 Patronen und besitzt einen roten Kunststoffboden, wodurch ein leeres Magazin gekennzeichnet wird. Das hat sicherheits- und jagdpraktische Vorteile. Der Lösehebel des Magazins befindet sich vorne am Abzugsbügel. Dadurch ist ein schneller Magazinwechsel kein Problem. Hat mich aber etwas Eingewöhnungszeit gekostet. Die Läufe fertigt Anschütz selbst und legt sowohl bei den Jagdwaffen als auch bei denen für den Schießsport aller höchsten Wert auf Präzision. Der mattglänzende 51cm Lauf besitzt ein M15x1 Gewinde. Darauf geschraubt ein Roedale Hunter 50k+ macht die Waffe zu einem führigen Rehwildrepetierer.
Praxiserfahrungen
Auf dem Schießstand testete ich verschiedene Laborierungen. Letztendlich blieb ich bei der Winchester Super X (Power-Point). Die Schussleistung war gut und die Verfügbarkeit auch. Allerdings ist sie nicht bleifrei. Zeitweise konnte ich eine Packung RWS HIT ergattern, und konnte auch mit dieser jagen.
Im April und Mai nutzte ich die 1771 viel. Ich konnte die Wirkung der .223 und das Handling der Waffe bei der Rehbockjagd ausgiebig testen. Obwohl ich schon mal einen Repetierer in .223 Rem. Besessen hatte, erstaunte mich die Leistung erneut. Präzise und wirkungsvoll waren die Treffer. Kein Rehbock machte eine Fluchtstrecke über 5m. Und dabei war die Wildbretzerstörung gering. Das jagen mit dieser führigen und leisen Waffe macht sehr viel Freude und ich konnte mit ihr meinen wahrscheinlich interessantesten Rehbock dieses Jahres strecken.
Hier das Video dazu.
Wenn es erlaubt wäre, würde ich auch Hochwild mit der .223 bejagen dürfen. Brandenburg hatte die Niederwildkaliber auf Frischlinge freigegeben. Meiner Meinung nach eine gute Sache. Bei gutem Treffer ist die .223 auch bei Hochwild absolut tödlich, wie uns andere Länder zeigen. Ihren nächsten Einsatz wird die 1771 bei der Jagd auf weibliches Rehwild und Kitze finden. Dafür ist das Kaliber wahrscheinlich optimal.