Würde man eine Kaliberabfrage auf den Drückjagden in Deutschland machen, so würde die 6,5 Creedmoor wahrscheinlich unter 5% landen. Das Universalkaliber .308 Win. hat einfach flächig den Markt erobert. Die 6,5 Creedmoor hat mich schon lange interessiert. Mit der Anschütz 1782 black line hatte ich dann endlich eine Testwaffe im Wunschkaliber.
Die Präzision überzeugte bereits auf dem Schießstand. Vier unterschiedliche Laborierungen später, entschied ich mich für die RWS Evo Green als Geschoss für die kommende Drückjagd Saison. Vorteil des Evo Green Geschosses ist, dass es aus sehr vielen Waffen präzise fliegt und dass es schnell anspricht. Eigentlich bin ich kein großer Freund von Zerlegungsgeschossen, doch bei der heutigen Munitionslage darf man dann auch nicht zu wählerisch sein. Auf dem Schießstand testete ich die Patrone bis 300m und war mit der Performance sehr zufrieden.
Für die Drückjagd erhoffte ich mir von der 6,5 Creedmoor, dass das Vorhaltemaß kleiner ausfallen könnte, da das Geschoss mit 998m/s den Lauf verlässt. Die Drückjagd Saison 2022/23 war mehr als schlecht. Dadurch ist die Datengrundlage auch nicht ganz so umfangreich, wie ich es gerne hätte. Da die Waffe und Kaliber schon auf Ansitz und Pirsch überzeugte, freute ich mich nach einer Runde laufender Keiler auf die erste Drückjagd.
Auf der Drückjagd
Tatsächlich dauerte es etwas, bis das erste Hochwild mit der Waffe in 6,5 Creedmoor auf einer Drückjagd erlegt werden konnte. Insgesamt kamen zur Strecke: 4 Stück Damwild, 18 Stück Rehwild, 2 Stück Rotwild und 11 Sauen.
Damwild
Beim Damwild waren es 2 Kälber, ein Schmaltier und ein Alttier. Die weiteste Flucht hatte das Alttier mit einem tiefen Treffer auf dem Blatt. Es lag nach ca. 60m. Beim Rehwild war es meist so, dass es am Anschuss lag oder innerhalb von 2m verendete. Lag das Reh nicht, so war es kein tödlicher Treffer. Das ist mir tatsächlich zwei Mal passiert.
Rehwild
Beim ersten Reh, lag der Treffer ca. einen Zentimeter zu tief am Blatt, um nicht mehr in die Kammer zu gehen. Das Reh konnte zum Glück mein Nachbarschütze strecken. Das zweite Reh hatte den Treffer vorne am Stich und flüchtete etwa 80m in Deckung, wo ein Hund es stellte und es erlöst werden konnte. Womöglich wäre es wenig später an dem Treffer auch verendet.
Rotwild
Die beiden Stück Rotwild, ein Kalb und ein Schmaltier. Zeichneten mit der gut und gingen mit jeweils einem Treffer kurz hinter dem Blatt keine 50m mehr. In der Fluchtfährte fand sich viel Schweiß und beide hatten Ausschuss.
Schwarzwild
Mit nur 11 Sauen war es die schlechteste Ausbeute seit fast 10 Jahren. Zum Großteil lagen Frischlinge und Überläufer zwischen 25 und 50kg. Die schwerste Sau war ein Überläufer mit 68kg. Dieser lag nach nur 5m mit einem Blattschuss.
Die weiteste Flucht hatte eine 50kg Sau, die vor mir über eine Schneise wechselte und mit dem Kammertreffer noch etwa 120m hangabwärts ging. Auch hier waren die Pirschzeichen so gut, dass man der Schweißfährte mit bloßen Augen folgen konnte. Tatsächlich habe ich mit der 6,5 Creedmoor aber auch zwei Sauen vorne vorbeigeschossen. Diese wechselten mich schnell an und ich habe das falsche Vorhaltemaß gewählt. Möglicherweise hätten sie mit der .308 Win. gelegen.
Bilanz
Insgesamt ziehe ich aber eine sehr positive Bilanz mit der 6,5 Creedmoor auf der Drückjagd. Denn auch die Wildbretentwertung ist gering gewesen. Jeweils ein Stück Rot- und Damwild habe ich selbst verwertet und 2 Sauen sowie 3 Rehe. Beim zu Hämatomen neigendem Damwild war der Blutschwamm auch am Stärksten. Beim Reh- und Schwarzwild gab es aber sehr wenig Hämatome. Einzig der Munitionspreis ist unangenehm. Denn schießen tut sich die Waffe in 6,5 Creedmoor butterweich, besonders in Kombination mit dem Roedale Hybrid 47S+ Schalldämpfer. Mehrfach wurde ich von den Nachbarschützen angesprochen was ich denn für ein Kaliber schießen würde, da sich der Schuss so leise angehört hätte.