.22 lfb (Jagdpraxis, Ansitz)

hunting_philipp
8 Min. Lesezeit
Bericht des Monats Februar 2020
Bericht des Monats Februar 2020

Bericht des Monats Februar 2020

Dieser Bericht wurde vom Geartester-Team für besonders wertvoll befunden und deshalb ausgezeichnet.

„Wildererpatrone oder sinnvoller Begleiter im Niederwildrevier?“

Ein Erfahrungsbericht von hunting_philipp 2020

Horrido Geartestergemeinde,

Ich melde mich nun nach einer Pause mit einem weiteren Bericht zu Randfeuerpatronen zurück. Es soll um das Kaliber .22lfb (.22lr) gehen. Eine Patrone, welche ich seit 5 Jahren, jagdlich einsetze. Der Bericht bezieht sich auf den Ansitz. Die Fangjagd mit diesem Kaliber ist weitreichend etabliert und bedarf denke ich keines erneuten Berichts.

.22lfB RWS HV HP


Grundsätzliches zum Kaliber .22 lfb

Die Patrone .22lfB wurde 1887 durch die Firma J. Stevens Arms & Tool Company im Markt eingeführt. Seit ihrer Entwicklung ist die Patrone für die Jagd auf Kleinwild und zur Fangjagd sehr beliebt.

Die Geschossenergie der auf dem Markt verfügbaren Patronen bewegt sich zwischen 159-200 Joule an der Mündung und 80-112Joule auf 100 Meter. Also erst einmal genug Kraft um Kleinwild wie Hase, Kaninchen und Co. sicher zu erlegen. (Man neigt in DE meiner Meinung nach gerne dazu es mit Kaliber und Energie zu übertreiben).

Die Flugbahn ist, wenn man die Waffe auf 50 Meter eingeschossen hat, im Bereich von 0-50 Meter relativ „gestreckt“ wenn man HV Munition verwendet. Verwendet man zusätzlich ein Mil-Dot absehen und überprüft die Trefferlage seiner Waffe, so kann man zwischen 0 und maximal 100 Metern bedenkenlos den Finger krumm machen. Die Grenzen werden dem Kaliber vor allem durch die gekrümmte Flugbahn, die Windanfälligkeit aufgezeigt.

5er Schussgruppe auf 75 Meter!


Jagen mit der .22 lfB

Anbei findet ihr Tabellen und Grafiken, welche die von mir erlegten Wildarten und die Verwertbarkeit aufzeigt.

Die Tabellen dienen der Übersichtlichkeit und ersparen lange Texte. Erlegt wurden diverse Kleinwildarten innerhalb der gesetzlichen Jagdzeiten in entsprechenden Bundesländern. Die Bewertung Verwertbarkeit ist in einer Staffelung von 0-3 vorgenommen worden und unterliegt meiner subjektiven Wahrnehmung. Über die Jahre sind von mir 174 Stück Kleinwild in meinen beiden Revieren mit der .22lfB erlegt worden. Als Munition habe ich die HV HP von RWS und die Semi-Auto (Blei Rundkopf) von GECO. Diese Anzahl an Wild (Und die Anzahl der einzelnen Wildarten für sich genommen) ist sicher nicht repräsentativ lässt aber eine vorsichtige Einschätzung zur Wirkung dieses Kalibers zu.

Als Waffen wurden über die Zeit eine Savage Mod. 24, sowie eine Repetierbüchse und eine Selbstladebüchse verwendet. 

Bild mit Kaverne in ballistischem Ton (Internetquelle)


Fazit

Mein Fazit nach 5 Jahren Jagd mit der .22lfB ist, dass es sich um ein kleines jedoch sehr wirkungsvolles Kaliber handelt. Das Kaliber existiert meiner Meinung nach nicht ohne Grund so lange. Es ist auf alles Raubwild, Krähen, Elstern,  Tauben, Eichelhähern und Feldhase (Sicher auch Kaninchen) jagdlich anwendbar. Man muss die Grenzen dieses Kalibers jedoch sehr genau kennen und sich an diese Grenzen halten!


Thema Flugwild

Tauben, Elstern,  Krähen und Eichelhäher habe ich meist an der Kirrung mit einem Brustschuss, oder vom Ansitz aus auf einem nahen Weidezaunpfahl oder Misthaufen erlegt.


Thema Raubwild

Raubwild wurde am Luderplatz/Frolicbaum bis 50 Meter erlegt oder mit Lockern in entsprechende Schussdistanz gebracht. Bei Raubwild halte ich mit der .22lfB meist voll aufs Blatt, oder wenn es die Situation zulässt auch frontal auf den Stich (Sitzender Fuchs, „spähender“ Waschbär). Auch wenn der Fuchs bei der Pirsch durchs locken frontal auf mich zugeschnürt kommt, schieße ich mit der .22lfB frontal auf den Stich. Das Raubwild liegt in der Regel im Knall oder macht ein paar Sätze und fällt dann um. Bis auf einen Dachs gab es keine Nachsuche (Der Dachs wurde im Anschluss gefunden).


Thema Hase

Hasen erlege ich gerne mit der kleinen Kugel. Mit der .22lfB hat man häufig das Glück 2 oder 3 Hasen an einer Wiese erlegen zu können, da sie durch den leisen Knall nicht verschreckt werden. Der Haltepunkt ist hier ganz normal auf die Kammer oder auf das Haupt. Mit der RWS HV HP liegen die Hasen im Knall oder machen einen kräftigen Satz nach oben um dann nach einigen Schritten im Sichtbereich zu verenden.


Vorteil der .22 lfB

Man kann Munition in einer 50er und 500er Packung (und viele weitere Packungseinheiten) für ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis eigentlich überall erhalten. 

Die Munition ist außerdem im Vergleich zu anderen Büchsenpatronen sehr leise. Entscheidet man sich beispielsweise dazu die Waschbären an der Kirrung, bei einem gezielten Ansitz, zu erlegen, so wird weniger Unruhe ins Revier gebracht als Beispielsweise durch die Kirrungs-9,3.

Auch bleifreie Munition ist in diesem Kaliber mittlerweile erhältlich (bisher noch nicht von mir ausprobiert worden).

Sofern man Einsatzmöglichkeiten im Revier hat wird man mit der .22lfB seine Freude haben und frisches Wildbret auf den Teller bzw. Pelz zum Kirschner bringen.

Anbei noch einige Bilder von erlegtem Wild mit der .22lfB

In diesem Sinne,

Waidmannsheil wünscht hunting_philipp

Erlegter Jungwaschbär
Feldhasendoublette mit der .22lfB







Jungfuchs mit der .22lfB
Elster mit der .22lfB






Starker Waschbärrüde mit der .22lfB


Find' ich gut!

Kommentare

south-hunter
Greenhorn
vor fast 5 Jahren

moin phillip,

super bericht:-) ich habe diese munition auch mal probiert leider mag meine büchse sie nicht aber man merkt den unterschied zu anderer .22 lfb schon.

waidmannsheil oliver

hunting_philipp
Spezialist
vor fast 5 Jahren

Ja am besten du versuchst ein paar HV Laborierungen durch bis es passt @south-hunter

DJagdterrier97
Novize
vor fast 5 Jahren

bei waschbär hätte ich damit etwas schiss auf 50m. wie sind die erfahrung bei blatt und kammerschuss?

hunting_philipp
Spezialist
vor fast 5 Jahren

Wenn du das Blatt und somit den Knochen triffst, liegt der Bär i.d.R. im Feuer bzw. schlegelt noch etwas umher und verendet dann. Bei einem sauberen Kammerschuss ohne "Knochenbeteiliegung" kann der Waschbär je nach Größe noch ein paar Meter machen. Falls sich dir nach so einem Schuss, die Chance für einen 2ten Schuss bietet, solltest du die nutzen. Ich Versuche daher immer aufs Blatt oder von Vorne auf den Stich zu schießen damit entweder Knochen oder viel inneres Gewebe (im Idealfall beides) verletzt wird. Die .22lfb verzeiht solche Schüsse ohne das Raubwild unbrauchbar zu machen (Es zerfetzt bei dem Kaliber ja nichts). So kann die Kugel besser wirken und die begrenzte Energie bleibt sicher im Wildkörper. @DJagdterrier97

vor fast 5 Jahren

Vielen Dank für den super Bericht! Sehr interessant und bestätigt mich in meinem neuen Projekt ;) Viele Grüße und Waidmannsheil

hunting_philipp
Spezialist
vor fast 5 Jahren

👍🏻 da bin ich ja ma gespannt was da so kommt @nordic_stonewood

Andreas Hunter
Spezialist
vor fast 4 Jahren

Guter Bericht 👍🏼 Waidmannsheil

SL User
Neuling
vor mehr als 3 Jahren

Hallo Philipp, danke für den Bericht. Das mit den ausprobieren von Mun bis es passt kann ich bestätigen und jede Std Investition wird belohnt. Ich war am überlegen eine.17HMR SL anzuschaffen, was aber den Einsatzbereich sehr einschränkt. Die 22er ist da besser und breiter aufgestellt. Nachdem ich das hier gelesen habe, entscheide ich mich doch für einen 22er SL. Weiterhin viel Anblick und Waidmannsheil

David H.
Neuling
vor etwa 2 Jahren

Waidmanns heil in die Runde!

Inspiriert von deinem Bericht, habe ich nun 2 Winter aktiv mit dem Kaliber 22lr dem Raubwild und Raubzeug nachgestellt. Gejagt habe ich mit einer Anschütz in einem Gebirgsrevier. Ansitze habe ich von meiner Jagdhütte aus auf eine kleine Almwiese gemacht, Luderplatz auf 45m eingerichtet. Munition habe ich wie du die HV/HP von RWS benutzt und damit recht gute Erfolge erzielt. Den ersten Winter habe ich mit 22lr 9 Füchse, 3 Baum und einen Steinmarder erlegt. Aus meiner Erfahrung, hat die RWS HV/HP die beste Einsatzweite bis 35m. Hier lag alles meist im Knall oder machte noch einen oder zwei Sätze. Alles im Bereich von 40 bis 50m ( 3 Füchse ) musste ich jedoch immer nach einer kurzen Nachsuche einsammeln. Fluchtstrecken waren nie weiter als 25 bis 30m.

Den zweiten Winter bin ich dann auf CCI Stinger umgestiegen. Erlegt habe ich damit 11 Füchse, 2 Hasen und 1 Baummarder. Das Geschoss ist wesentlich rasanter und auch wirkungsvoller. Bei diesem Geschoß konnte ich die Füchse auch zwischen 40 und 50m auf der Stelle bannen. Wildbretverwertung bei den Hasen jedoch war nicht so umwerfend. Bei beiden musste ich die Schultern und ein wenig vom vorderen Rücken wegschneiden.

Im gesamten muss ich ehrlich sagen, dass ich vom Kaliber 22lr sehr begeistert bin, was die Jagd auf Raubwild/zeug angeht. Das Kaliber wird zu unrecht unterschätzt und sich viel zu wenig jagdlich damit auseinander gesetzt. Ich werde definitiv weiter meine Füchse von der Jagdhütte damit jagen. Die 22lr tötet schnell und die Bälge sind top zu verwerten.

Danke für deinen Bericht! Ich kann deine Erfahrungen bedenkenlos bestätigen.

Waidmanns heil!

David

hunting_philipp
Spezialist
vor etwa 2 Jahren

Hallo David, Waidmannsheil zu deinen Jagderlebnissen mit der .22lfB. Es freut mich dass du damit so erfolgreich waidwerken konntest. Weiterhin viel Anblick, Gruß Philipp

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